Das Flakturmpaar im Wiener Arenbergpark (Bezirk
Landstraße) trägt den Codenamen
"Baldrian". Die Errichtung fand von Dezember 1942 bis
Oktober 1943 statt, wobei beide Türme in der Bauart II mit
neun Stockwerken ausgeführt wurden. Zur Errichtung der Türme
wurden zusätzliche Anschlussgleise im Aspangbahnhof
angelegt. Von dort führte eine Feldbahn (Spurweite 600 mm)
über die Strecke Aspangstraße–Steingasse–Klimschgasse–Eslarngasse–Barmherzigengasse
zur Baustelle. Eine weitere Feldbahn mit einer Spurweite von
900 mm verlief über die Wassergasse und die Neulinggasse
(damals Schredtgasse) zu den Flaktürmen. Dazu war es
notwendig, das Haus Landstraßer Hauptstraße 94 abzureißen,
um einen Durchlass zur Neulinggasse zu ermöglichen. Dieser
wurde auch für ein Anschlussgleis der Straßenbahn, das von
der Landstraßer Hauptstraße abbog, verwendet. Nach dem Krieg
wurde an dieser Stelle ein Gemeindebau errichtet, wobei die
Verbindung zur Neulinggasse aber bestehen blieb. Die
zugehörigen Arbeiterlager befanden sich in der nördlichen
Brigittenau.
Der Gefechtsturm ist der größte aller Wiener Flaktürme.
Seine Mauern sind im allgemeinen zwei Meter dick, in den
obersten drei Stockwerken aber ungefähr sieben Meter. Außen
um das Erdgeschoss befindet sich ein Gang, wodurch die
gesamte Grundfläche 57,0 m × 57,0 m beträgt, während die
eigentliche Seitenlänge des Turms um 10 m geringer ist. Die
Umfassungsmauern der Geschützstände haben eine Dicke von
vier Metern. Die Schutzdecke über dem achten Stockwerk ist
zwischen 3,80 m und 4 m dick. Ursprünglich befanden sich auf
dem Turm 8,8-cm-Zwillingsgeschütze, danach
10,5-cm-Geschütze, die erst später durch die
12,8-cm-Geschütze ersetzt wurden. Bis zum dritten
Obergeschoss wurde der Flakturm als Bunker für Zivilisten
verwendet, im vierten Stock befand sich ein Spital, im
fünften eine Heizungs- und Belüftungsanlage und im sechsten
ein Teil der Flugmotorenwerke Ostmark. Erst der siebente und
der achte Stock wurde vom Militär verwendet, wobei im
siebenten Geschoss auch noch Räumlichkeiten der
Gaupropagandaleitung, der Kreisleitung, des Radiosenders
Wien und von Siemens & Halske untergebracht waren.
Eigentlich war vorgesehen, dass hier der
Reichsverteidigungskommissar und sein Einsatzstab einziehen
sollten, doch die Gauleitung bestand auf einem Bunker im
Außenbereich der Stadt.
Nach dem Krieg wurde der Turm kurzzeitig von einem
Pharmazieunternehmen verwendet und danach als Lager für
Sanitätsmaterial des Bundesheeres benutzt, das ihn auch
lange Zeit verwaltete, am 31. August 1990 ging die
Verwaltung auf die Bundesgebäudeverwaltung über. Heute ist
der Objekteigentümer des Gefechtsturms die Republik
Österreich, obwohl er im Arenbergpark auf Grund der Stadt
Wien steht (Superädifikat), seit dem 11. Dezember 2000 wird
er dementsprechend von der Burghauptmannschaft verwaltet.
Die Mauern des Leitturmes sind zwischen 2 m und 2,50 m
dick, die Decke ist etwa vier Meter dick. Im Keller befanden
sich Anlagen zur Ent- und Versorgung, das Erdgeschoss diente
als Krankenrevier, das aber nur vom Militär und von
Verwundeten aus dem nahe gelegenen Krankenhaus
Rudolfstiftung benutzt werden durfte. Die Stockwerke zwei
bis fünf dienten als Schutzräume für die Zivilbevölkerung,
wobei aber der dritte Stock mit einem Wasserbehälter,
elektrischen Anlagen und der Lüftung belegt war. Im sechsten
Stock gab es Mannschaftsräume, die Fernsprechvermittlung,
das Munitionslager für die leichte Flak und weitere
technische Räumlichkeiten. Der siebente Stock war für
Rechenmaschinen vorgesehen. Außerdem gibt es dort einen
Schacht bis zum Verdeck, der wohl zur Versenkung des
Funkmessgerätes vorgesehen war. Im achten Stock befand sich
die eigentliche Kommandozentrale. Der Leitturm ist heute
vollständig im Besitz der Stadt Wien, für ihn zuständig ist
die MA 34 (Amtsgebäudeverwaltung).
Der Leitturm beherbergt seit 1992 im Erdgeschoss ein
Gerätelager der MA 42 (Stadtgartenamt) und wird seit 2002
für eine Antennenanlage verwendet. Wegen der hohen
Luftfeuchtigkeit musste 1995 ein Ansuchen des
Architekturzentrums Wien beziehungsweise 2000 eines des AKH
abgewiesen werden, ihn als Lagerraum zu verwenden. Der Turm
hat, von Brandschäden in einigen Räumen abgesehen,
vollkommen intakte Innenstrukturen.
In den Jahren 2005 und 2006 wurden vom Verein Faktum
Flakturm organisierte Ausstellungen aktueller Künstler im
Turm gezeigt. Des Weiteren wurde eine Historikergruppe mit
Forschungsarbeiten beauftragt. Die Funde die im Zuge dessen
gemacht wurden, konnten bereits teilweise die eklatanten
Wissenslücken über die Entstehungs- und
Verwendungsgeschichte der Türme schließen, mussten aber jäh
abgebrochen werden: aufgrund des abgelaufenen
Nutzungsvertrags für die Gruppe im März 2007 und mangelnder
sicherheitstechnischer Ausstattung für Ausstellungen wurde
der Turm von der zuständigen Behörde (MA34) geschlossen. Nun
kämpft die Gruppe um den neuerlichen Zugang zum Turm.
Der Gefechtsturm beherbergt zum einen heute ein Depot des
Museums für Angewandte Kunst, zum anderen fungiert der
Flakturm selbst als Kunstprojekt, genannt CAT – Contemporary
Art Tower. Er ist im Rahmen von Ausstellungen und Events
begehbar.
Quelle: Text: Wikipedia, Bilder: Peter Gugerell, gemeinfrei.
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Günter Nikles
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