Das (Garten-)Palais Harrach befand sich in der Ungargasse, heutige Ordnungsnummern 67a−69, in der Wiener Vorstadt Landstraße, seit 1850 Teil des 3. Bezirks, auf dem Areal, auf dem heute das Schulzentrum Ungargasse (SZU) besteht. Das sehr große Grundstück reichte bis zu Juchgasse, Boerhaavegasse und Barmherzigengasse.
Geschichte: Ernestine (1683–1744), geborene Gräfin
Dietrichstein, verwitwete Gräfin Gallas, seit 1721 mit dem
zweimal verwitweten Diplomaten, Landmarschall und späteren
Vizekönig Aloys Thomas Raimund Graf Harrach verheiratet,
kaufte 1727 hier ein Landhaus mit Garten und arrondierte es
mit Nachbargrundstücken zu einem ausgedehnten Areal. Auf
diesem ließ ihr Gatte von 1727 bis 1735 vom prominenten
Baumeister Johann Lucas von Hildebrandt das prächtige
Gartenpalais mit zwei Ehrenhöfen und einer dem heiligen
Januarius geweihten
Kapelle errichten. Das Hochaltarbild „Apotheose des hl.
Januarius“ stammt von Martino Altomonte. Hinter dem Palais
wurde ein riesiger Garten angelegt.
Bei vielen seiner Bauten in der Region Wien beauftragte
Hildebrandt die Meister aus dem Kaisersteinbruch mit den
Steinmetzarbeiten. Hofsteinmetz Elias Hügel und sein
Stiefsohn Franz Trumler lieferten das kunstvolle
Hauptportal, die Stufen der Hauptstiege sowie sämtliche
Architektursteine, auch in der Gartenanlage.
Aloys Thomas Harrach hinterließ den Besitz 1742 seinem Sohn
Friedrich August, Gouverneur der Österreichischen
Niederlande, dessen Nachkommen Palais und Garten 1791 an
Kaiser Leopold II. verkauften. Kaiser Franz I. kaufte Anfang
des 19. Jahrhunderts weitere Grundstücke dazu.
Unter den Kaisern Ferdinand I. und Franz Joseph I. wurde die
Anlage aufgeteilt und umgewidmet. Der Garten ging 1841 an
die Gartenbaugesellschaft. Einen anderen, an der
Boerhaavegasse liegenden Teil der Anlage widmete Franz
Joseph 1858 für die Krankenanstalt Rudolfstiftung und die
benachbarte Landwehr-Kadettenschule. Im Gartenpalais selbst
war 1839–1849 die Lombardo-venezianische Garde
untergebracht, 1850–1918 das k.k.
Militär-Reitlehrer-Institut; auf der anderen Straßenseite
der Ungargasse wurde 1850 die dazu gehörige Reithalle mit
Stallungen errichtet, deren Vorderteil als Teil eines Hotels
bis heute besteht.
1912 wurde die prachtvolle Hauptstiege des Palais entfernt;
Erzherzog Thronfolger Franz Ferdinand ließ die Bauteile nach
Schloss Eckartsau (siehe Eckartsau) bringen und dort als neue Hauptstiege
einbauen. Im November 1918 ging das Palais an den neuen
Staat Deutschösterreich (seit Herbst 1919 Republik
Österreich) über.
Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Palais Harrach
durch einen Bombenangriff schwer beschädigt. 1968 trug man
die Ruinen ab, ausgenommen die
Januariuskapelle
und ein Ecke Juchgasse erhaltenes Nebengebäude, ein
Wohnhaus. 1985–1987 wurde auf dem Gelände das heutige
Schulzentrum Ungargasse errichtet und die Kapelle wieder
hergestellt.
Quelle: Text: Wikipedia, Bilder: gemeinfrei und © Bwag/Wikimedia.
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Günter Nikles
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