Das Palais Liechtenstein ist ein barockes Palais an der Fürstengasse im 9. Wiener Gemeindebezirk Alsergrund. Zwischen dem Gartenpalais, in dem sich heute das Liechtenstein Museum befindet, und dem als Belvedere ausgeführten Sommerpalais liegt eine Parkanlage.
Gebäude: 1687 erwarb Fürst Johann Adam Andreas von
Liechtenstein einen Garten mit benachbarten Wiesen des
Grafen Weikhard von Auersperg in der
Roßau. Im südlichen Teil
des Grundstücks ließ der Fürst ein Palais errichten, im
Norden gründete er eine Brauerei und eine Grundherrschaft,
aus der sich die Vorstadt
Lichtental entwickelte. Für den Bau des Palais lobte von
Liechtenstein 1688 einen Wettbewerb aus, an dem unter
anderem auch der junge Johann Bernhard Fischer von Erlach
teilnahm. Dessen wenig funktionales „durchlässiges“ Projekt
wurde vom Fürsten aber verworfen, stattdessen durfte er
jedoch immerhin ein Garten-Belvedere in der der
Alserbachstraße 14 bauen, das allerdings 1872 abgebrochen
wurde.
Den Wettbewerb gewann Domenico Egidio Rossi, der aber schon
1692 durch Domenico Martinelli ersetzt wurde. Die Ausführung
der Steinmetzarbeiten war dem fürstlichen
Hofsteinmetzmeister Martin Mitschke aufgedingt worden. Ihm
lieferten die Kaisersteinbrucher Meister Ambrosius Ferrethi,
Giovanni Battista Passerini und Martin Trumler große
Pfeiler, Säulen und Sockel aus Kaiserstein. Auftragsbeginn
war der 4. Juli 1689, die Gesamtkosten betrugen rund 50.000
Gulden.
Nach Kontrakten aus den Jahren 1693 und 1701 verpflichteten
sich die Salzburger Steinmetzmeister Johann Pernegger und
Joseph Eigner für 4.060 Gulden die Stufen der großen
Prunktreppe aus Lienbacher (= Adneter Rot) Marmor-Monolithen
von 4,65 Meter Länge zu liefern. Von Meister Nicolaus
Wendlinger aus Hallein kamen die Treppenbalustraden um 1.000
Gulden.
Gebaut wurde eine Mischung aus Stadt- und Landhaus im
römischen Stil, ein Palazzo in villa. Die Gliederung ist
klar und die Bauweise sehr blockhaft mit einem betonten
Mittelrisaliten, wie es dem konservativen Geschmack des
Fürsten entgegenkam. Nach der Vorschrift des
Architekturtraktates von Johann Adam Andreas' Vater, Karl
Eusebius wurde das Palais dreistöckig und mit 13
Fensterachsen an der Haupt- bzw. sieben Fensterachsen an der
Seitenfront ausgeführt. Zusammen mit den Vorbauten bildet es
einen Ehrenhof.
1700 war der Rohbau vollendet. Im Jahre 1702 übernahmen die
Salzburger Steinmetzmeister Andreas und Georg Doppler für
7.005 Gulden die Herstellung der Türrahmen aus weißem
Salzburger Marmor, 1708 erfolgte die Lieferung der beiden
Kamine im Marmorsaal für 1.577 Gulden. Für die malerische
Ausstattung wurde ursprünglich der Bologneser Marcantonio
Franceschini engagiert, von dem einige Deckenmalereien im
ersten Stock stammen. Da er dem Fürsten zu langsam war,
wurde Antonio Belucci aus Venedig engagiert, der den Rest
des Stockwerkes ausmalte. Das Deckengemälde im Großen
Festsaal (dem Herkulessaal) besorgte allerdings Andrea Pozzo.
1708 bestätigte Pozzo die Summe von 7.500 Gulden, die er
seit dem Jahre 1704 für das Deckenfresko im Marmorsaal in
Raten erhalten hatte. Da diese Künstler aber starben (Pozzo)
oder nach Italien zurückgingen, hatte der Fürst nun keinen
Maler für das Erdgeschoss.
Nach längerer Suche wurde schließlich Johann Michael
Rottmayr für die Ausmalung des Erdgeschosses engagiert –
ursprünglich eine Notlösung, da der Fürst der Ansicht war,
dass nur italienische Künstler buon gusto d'invenzione
hätten. Da Rottmayr in die ursprüngliche Planung nicht
involviert gewesen war, passen seine Malereien nicht ganz
mit der Stuckatur zusammen. Rottmayr bestätigte 1708 den
Empfang von 7.500 Gulden für seine Freskenarbeit.
Giovanni Giuliani, der den plastischen Schmuck in den
Fensterverdachungen der Hauptfassade gestaltete,
verpflichtete sich 1705, sechzehn Steinvasen aus
Zogelsdorfer Stein zu liefern. Vom September 1704 bis zum
August 1705 stuckierte Santino Bussi die Gewölbe der
Erdgeschoßhalle und erhielt ein Honorar von 1.000 Gulden und
zwanzig Eimer Wein. 1706 schmückte Bussi die beiden
Treppenhäuser, den Marmorsaal, den Galeriesaal und die
übrigen sechs Säle des Hauptgeschosses mit seiner
Stuckarbeit für 2.200 Gulden und zwanzig Eimer Wein. 1709
erhielt Giuliani für seine Kaminbekrönungen des großen
Saales und die Vasen 1.128 Gulden.
Garten: Der Garten wurde im Sinn eines klassischen
Barockgartens angelegt. Die Vasen und Statuen wurden nach
Plänen von Giuseppe Mazza von dem ortsansässigen Giovanni
Giuliani ausgeführt. Um 1820 wurde er nach Plänen von Joseph Kornhäusel im klassizistischen Sinn umgestaltet. In der
Fürstengasse gegenüber dem Palais befand sich die 1700
erbaute Orangerie. Weiters befindet sich im Garten ein Brunnen.
Nutzung als Museum: Bereits von 1805 bis 1938 beherbergte das Palais die
Familiensammlung des Hauses Liechtenstein, welche auch
öffentlich besichtigt werden konnte. Ab dem 26. April 1979
mietete das seit 1962 im so genannten 20er Haus
untergebrachte Museum des 20. Jahrhunderts das Palais als
zweites Ausstellungshaus. 2001 übersiedelte das mittlerweile
MUMOK (Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien) genannte
Museum in das neu errichtete MuseumsQuartier.
Seit dem 29. März 2004 befindet sich im Palais das
Liechtenstein-Museum, dessen Sammlung Gemälde und Plastiken
aus vier Jahrhunderten umfasst. Bei der Sammlung handelt es
sich um eine der größten und wertvollsten privaten
Kunstsammlungen der Welt, deren Hauptstützpunkt in Vaduz
(Liechtenstein) ist. Wie das Palais, so ist auch die
Sammlung im Besitz der Stiftung Fürst Liechtenstein.
Quelle: Text: Wikipedia, Bilder: www.nikles.net und Gryffindor unter der Lizenz CC BY-SA 3.0.
Einige Texte sind von der freien Wikipedia kopiert und angepasst worden. Die allermeisten Bild- und Mediendateien sind aus eigener Quelle und können auf Anfrage für eigene Webseiten verwendet werden. Sollten sich dennoch Bild- oder Mediendateien auf dieser Seite finden, welche einen Copyright unterliegen, so bitte ich um Verständigung per Email office@nikles.net, damit ich einen Copyright-Vermerk bzw. Weblink anbringen kann, bzw. auf Wunsch die Bild- oder Mediendateien löschen kann.
Günter Nikles
Josef Reichl-Str. 17a/7
7540 Güssing
Austria
Email:
office@nikles.net
Website:
www.nikles.net
(c) 2024 www.nikles.net