11. Bezirk - Evangelischer Friedhof Simmering
Vorgeschichte: Die evangelische Gemeinde Wien hatte durch die 1856 neu aufgekommene konfessionelle Gräbertrennung,
die eine Folge des österreichischen Konkordats von 1855 war, bereits seit 1858, vor Errichtung des
Zentralfriedhofs, einen eigenen evangelischen Friedhof im damaligen Wiener Stadtteil
Matzleinsdorf gegründet und betrieben (heutiger Bezirk
Favoriten). Ab 1876 war der Friedhof deswegen von der behördlichen Schließung bedroht. Ein weiterer flächenmäßiger Ausbau an diesem Ort wurde letztlich von der Stadt Wien abgelehnt. Der einzige Ausweg war somit die Anlage eines neuen, eigenständigen Friedhofs an anderer Stelle. Ende des 19. Jahrhunderts war es so weit, die Wiener evangelischen Gemeinden A. B. und H. B. erwarben – mehrere Kilometer entfernt – gemeinsam ein 11 Joch großes Areal an der Ostseite des
Zentralfriedhofes, das zum evangelischen Friedhof Simmering wurde.
Das Friedhofsgelände: Der evangelische Friedhof, der über das 3. Tor zu erreichen ist (früher 4. Tor direkt neben dem 3. Tor; diese Tornummer wurde spätestens ab 4. Dezember 1996 für die Neue israelitische Abteilung verwendet), wurde im Jahr 1904 eröffnet und eingeweiht. Er ist nach wie vor in evangelischem Besitz und wird nicht von der Stadtverwaltung, sondern von einem eigenen Friedhofsausschuss der evangelischen Gemeinden A. B. und H. B. örtlich verwaltet.
Die Ruhestätte hat eine Friedhofskirche, die Heilandskirche, und eine eigene Aufbahrungshalle, beide sind bereits seit der Eröffnung vorhanden. Für die Gestaltung der Anlagen seinerzeit verantwortlich war Karl Friedrich Wolschner in Kooperation mit Rupert Diedtel, die sich im Wettbewerb mit ihrem gemäßigten Konzept durchsetzen konnten. Das Gelände und dessen Kirche wirken durch den auf das Wesentliche reduzierten, gotischen Charakter, unaufdringlich und damit einem Friedhof angemessen. Die Friedhofshalle wurde bereits einmal in den Jahren 1977 bis 1978 umgebaut.
Das Grundstück selbst ist schmal und länglich und nimmt mit rund 6,3 Hektar eine bescheidene Fläche im 250 Hektar großen Gesamtareal ein. Von der Simmeringer Hauptstraße aus gesehen, grenzt an seine rechte Längsseite der Hauptfriedhof, während sich an seiner linken Längsseite der 1917 entstandene, neue jüdische Friedhof befindet. An der schmalen Hinterseite stößt der evangelische Friedhof an einen erweiterten Teil des
Zentralfriedhofs. Flächenmäßig gibt es somit keine unmittelbaren Ausweichmöglichkeiten mehr. Der Friedhof ist allerdings ohnehin erst zu 40 % ausgelastet, insgesamt bietet er 8448 Grabstellen, 380 Urnengräber und 85 Urnennischen (Stand: Oktober 2006). Aufgrund der Schmalheit des Geländes gibt es nur einen einzelnen, mittigen Hauptweg, der beiderseitig von Gräbern und Urnennischen flankiert wird. Bis 1985 durfte dieser noch täglich mit dem Auto befahren werden, mittlerweile nur mehr mittwochs mit ärztlichem Attest (im Gegensatz zum Hauptfriedhof). Vereinzelt bestehen für Fußgänger auch Durchgangsmöglichkeiten zu den umliegenden Abteilungen.
Quelle: Text:
Wikipedia (erweitert), Bilder: www.nikles.net