Die Alt-Ottakringer Pfarrkirche zur Erhöhung des heiligen
Kreuzes ist eine römisch-katholische Kirche im 16. Wiener
Gemeindebezirk Ottakring in der
Johannes-Krawarik-Gasse 1. Die ursprüngliche Kirche war die
zweitälteste Kirche Ottakrings, der Neubau stammt aus dem
Jahr 1912.
Geschichte: Die erste Urkundliche Erwähnung des
Ortsnamens Otachringen geht auf das Jahr 1147 zurück. Zu
diesem Zeitpunkt existierten auf dem betreffenden Gebiet
bereits zwei Siedlungskerne: Einer befand sich auf dem
Höhenrücken zwischen
Ameisbach und
Ottakringer Bach, was etwa dem Gebiet des heutigen
Ottakringer
Friedhofes entspricht, ein jüngerer Ortskern lag östlich
davon entlang des
Ottakringer Baches. Die im älteren Ortskern Ottakrings
gelegene Kirche wurde bereits im Jahr 1230 zum ersten Mal
urkundlich erwähnt. Sie befand sich am Ende der heutigen
Thaliastraße an ihrer Gabelung in Gallizinstraße und Johann
Staud-Straße und war dem heiligen Lambert (Lainprecht)
geweiht. Im jüngeren Ortskern wurde die am Ufer des
Ottakringer Bachs gelegene Wolfgangskapelle erbaut und im
Jahr 1416 geweiht.
1484 wurde die Lambertkirche durch die Ungarn unter Matthias
Corvinus teilweise zerstört. 1529 wurde sie im Zuge der
Ersten Türkenbelagerung erneut beschädigt, anschließend aber
durch Bischof Johann Fabri erneut aufgebaut. Durch die
Zweite Türkenbelagerung 1683 wurde die Lambertkirche
abermals schwer beschädigt, während die Wolfgangskapelle
diese Zeit relativ unbeschadet überstand. Die wenigen
Überlebenden der von Kriegshandlungen, Missernten und zwei
Pestepidemien (1679 und 1713) gezeichneten Ottakringer
Bevölkerung bauten weder ihr zerstörtes altes Dorf, noch die
Lambertkirche wieder auf und ließen sich stattdessen im
neuen Ortsteil nieder. Im Jahr 1714 wurde die Lambertkirche
durch die Gemeinde wiederhergestellt, jedoch später dem
Verfall preisgegeben und 1790 endgültig abgetragen.
In den Jahren 1788 und 1789 wurde auf Initiative des
Ottakringer Pfarrers Karl Wöß die Wolfgangskapelle durch
Baumeister Lorenz Lechner umgebaut und gleichzeitig
vergrößert. Der schlichte josephinische Bau wurde am 17.
Juli 1790 durch den Wiener Erzbischof Kardinal Christoph
Anton von Migazzi zu Ehren des Heiligen Kreuzes sowie der
Heiligen Lambrecht und Wolfgang neuerlich geweiht und zur
Pfarrkirche erhoben.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verzeichnete die
Ottakringer Bevölkerung ein rasches Wachstum, sodass Anfang
des 20. Jahrhunderts aufgrund des großen Andrangs an
Gottesdienstbesuchern, den die alte Kirche nicht mehr
aufnehmen konnte, der Neubau einer größerern Kirche
notwendig wurde. Dazu erteilte am 24. Juni 1909 der
Gemeinderat sein Einverständnis. Mit den Bauarbeiten wurde
zuerst an der Chorseite begonnen, die Grundsteinlegung
hierfür erfolgte am 18. Juli 1909. Mit der Arbeit am Turm
beeilte man sich besonders und konnte ihn bereits 1910 zum
80. Geburtstag von Kaiser Franz Joseph fertigstellen. An
dieses Ereignis erinnert auch eine am Turm angebrachte
Gedenktafel. Am 15. Oktober wurde die Apsis im Beisein des
Kaisers geweiht. Erst danach widmete man sich den Arbeiten
an den zwischen Turm und dem künftigen Hauptportal gelegenen
Teilen des Kirchenschiffes. Dabei wurde die alte Kirche
vollständig überbaut und erst nach dem Ende der Bauarbeiten
abgetragen. 1912 war der Neubau komplett abgeschlossen, am
7. September erfolgte die Weihe des neuen Kirchenhauses.
1937 bis 1939 wurde aufgrund zahlreicher Baumängel die erste
große Generalsanierung der Kirche durchgeführt. In den
Jahren 1993 bis 1995 erfolgte abermals eine
Generalrenovierung der Pfarrkirche. Dabei wurden sowohl
Fassade, Dach und Kirchenturm als auch Innenräume saniert.
Architektur und Ausstattung: Die Alt-Ottakringer
Pfarrkirche wurde nach den Plänen von Rudolf Wiszkoczil
unter der Bauleitung von Guido Gröger errichtet. Das kurze
Lang- und Querhaus liegt unter einem steilen Satteldach, die
drei Giebelfronten haben ähnliche Proportionen und
Gliederungen und einen schlichten secessionistischen Dekor.
Das zur Thaliastraße ansteigende Terrain wird durch einen
rund um die Kirche laufenden Haustein-Sockel ausgeglichen.
Der Haupteingang befindet sich an der Nordseite des
Gebäudes, der Chorraum an der Südseite. Die Alt-Ottakringer
Pfarrkirche weist somit dieselbe Ausrichtung wie die alte
Wolfgangskirche auf. Das Hauptportal zeigt sich als reich
dekoriertes Trichterportal im neoromanischen Stil. Im
Tympanon ist Christus in der Mandorla mit flankierenden
Engeln in einer Darstellung von Rudolf Ruß zu sehen. Darüber
befinden sich drei durch einen profilierten Rahmen
zusammengefasste Rundbogenfenster sowie unter der
Giebelspitze ein Rundfenster. Seitlich zurückversetzt sind
zwei kleine Treppentürme platziert. An der links des
Hauptportals gelegenen Ecke wurde ein Kriegerdenkmal in Form
eines Reliefs errichtet, das Christus mit einem Verwundeten
zeigt.
An der Ostseite der Kirche befindet sich im Winkel von Lang-
und Querhaus der 74 m hohe Turm, in dem die ursprünglich
sechs Glocken der Kirche untergebracht waren, jedoch im
Verlauf des Zweiten Weltkriegs zu Rüstungszwecken abgegeben
werden mussten. Die gegenwärtigen fünf Glocken wurden am 4.
April 1954 durch Kardinal Theodor Innitzer geweiht. Die
Fassade auf Höhe des Glockengeschoßes ist durch dreiteilige
Rundbogen-Arkaden gestaltet, darüber liegen die Uhrengiebel
zwischen Türmchenaufsätzen unterhalb des spitzen
Turmhelms. Der Chor wird von der Tauf- und Traukapelle
zur Linken und der Sakristei zur Rechten flankiert, die
beide von außen zugänglich sind. An der Westseite des
Langhauses zwischen Querhaus und Treppenturm befindet sich
ein dreibogiger kreuzgratgewölbter Arkadengang mit
neoromanischen Säulen. Hier befindet sich auch der
Seiteneingang der Kirche. Ein weiterer Turm ruht auf dem
Dach über der Apsis, er ist aus Kupferblech gefertigt und
trägt auf seiner Spitze einen Wetterhahn.
Der Eingangsbereich der Kirche liegt unterhalb der
Orgelempore und wird durch drei große Glastüren unterteilt.
Die Empore selbst ruht auf zwei mächtigen Säulen. Der
Innenraum der Kirche zeigt sich in Form eines einzigen
Gewölbes, im Schnittpunkt von Lang- und Querhaus befindet
sich eine Kuppel mit großem Durchmesser, aber
vergleichsweise geringer Höhe. Die beiden Enden des
Querhauses weisen jeweils drei farbenprächtige
Rundbogenfenster auf, wo sich links Darstellungen des Hl.
Antonius von Padua, der hl. Maria und des Hl. Johannes
finden, rechts sind der Hl. Johann Nepomuk, Christus und der
Hl. Leopold zu sehen.
Der Hochaltar wird ausschließlich durch eine große
Kreuzigungsgruppe geziert und beherbergt den Tabernakel. Der
gesamte Chorbereich ist durch mehrere Stufen erhöht, hier
befinden sich in der Mitte der Volksaltar und links davon
Ambo und Kanzel. Unterhalb dieser Stufen befinden sich links
der Josefs-Altar und rechts der Herz-Jesu-Altar, im linken
Teil des Querschiffs auch der Marienaltar, der durch eine
große, auf einem Halbmond stehende Marienstatue
charakterisiert ist. Auf den Türen dieses Flügelaltares sind
Szenen aus dem Leben der Hl. Maria als Reliefs dargestellt:
links unten die Geburt Jesu und darüber deren Verkündigung
durch den Engel, rechts die Weissagung des Simeon, dass
Maria ein Schwert durch die Seele dringen werde, was
darunter durch den Tod Jesu dargestellt wird. Die
entsprechenden Bibelverse sind in lateinischer Sprache unter
den Bildern angebracht. Genau gegenüber dem Marienaltar sind
das Taufbecken und eine Statue des Wiener Stadtpatrons, des
Hl. Clemens Maria Hofbauer platziert. Hier ist außerdem eine
aus dem Jahr 1753 und daher vermutlich aus der
Vorgängerkirche stammende Glocke auf einem Holzgerüst
ausgestellt; sie war zuvor im kleinen Turm über der Apsis
aufgehängt.
Im Turm befindet sich auch die Wochentagskapelle, die durch
eine Glas- und Holzkonstruktion vom übrigen Kirchenraum
abgetrennt ist. Ihr gegenüber hängt ein Bild der heiligen
Theresia von Lisieux, das Teil eines 1926 geweihten, aber
inzwischen nicht mehr vorhandenen Altares war.
Die Krypta der Kirche erstreckt sich lediglich bis zum
Querhaus. Sie ist über die Seiteneingänge links und rechts
des Langhauses erreichbar und wird aufgrund großer
Feuchtigkeitsprobleme nicht genutzt.
Name der Kirche: Die Alt-Ottakringer Kirche trägt
ihren Namen, zur Erhöhung des heiligen Kreuzes aufgrund
ihres Altars, der sehr schlicht gehalten ist und nur von
einem großen Kreuz geziert wird. Der Name geht historisch
auf die Kreuzerhöhung im Jahr 629 zurück, als der
byzantinische Kaiser Heraklios das Kreuz, auf dem Jesus
Christus gekreuzigt wurde, in Jerusalem wiedererrichten
(erhöhen) ließ. Es war zuvor durch die Perser bei der
Eroberung Jerusalems im Jahr 614 als Kriegsbeute entwendet,
aber durch Kaiser Heraklios zurückerobert worden.
Die Orgel der Pfarrkirche Alt-Ottakring: Spieltisch
der Orgel der Pfarrkirche Alt-OttakringNach der
Fertigstellung des gegenwärtigen Kirchenbaus im Jahr 1912
wurde die von Franz Ullmann 1860 errichtete Orgel aus der
alten Kirche in die neue übernommen. Das acht Register
zählende Instrument erwies sich bald als unzureichend, da es
für die räumlichen Ausmaße des neuen Gotteshauses zu klein
war. Aus diesem Grund wurde 1931 durch die Orgelbaufirma
Panhuber ein neues Instrument errichtet, ein mit
pneumatischer Traktur ausgestattetes, 40 Register großes
Werk, das - zur Weihe noch als eine der schönsten und
modernsten Orgeln Wiens gepriesen - nach nur
eineinhalbjährigem Dienst als abbruchreif bezeichnet werden
musste. Der Orgelbauer Panhuber hatte inzwischen Konkurs
anmelden müssen und konnte seinen Garantieverpflichtungen
nicht mehr nachkommen - die Orgel war somit unbrauchbar und
das für ihre Errichtung aufgewendete Geld verloren.
Trotz dieser Umstände regte der damalige Chorleiter der
Pfarre Josef Mertin den abermaligen Neubau einer Orgel an,
für den der während dieser Zeit amtierende Pfarrer Karl
Schwarz die Bedingung stellte, dass selbige an Wochentagen
bei geringem Messbesuch genauso wie an Sonntagen bei einem
Andrang von 2000 Gottesdienstbesuchern einsetzbar sein
müsse. Dies führte dazu, dass Mertin, der die Planung der
neuen Orgel selbst durchführte und sich damals bereits
intensiv mit der Erforschung der Alten Musik beschäftigte,
die einzelnen Werke der Orgel stilistisch unterschiedlich
ausgeprägt gestaltete. So schuf er das erste Manual im Stil
der italienischen Renaissance, das zweite im Sinne des
norddeutschen Barock und das dritte als süddeutsches bzw.
österreichisches Rückpositiv.
Der Gedanke, eine für mehrere Stilrichtungen verwendbare
Orgel zu schaffen, war damals neu und bis heute die die
Alt-Ottakringer Orgel in ihrer Konzeption einzigartig. Auch
die Ideen Johann Nepomuk Davids, welcher mit Mertin in
Kontakt stand, fanden Eingang in die Disposition.
Im Jahr 1935 waren die Planungsarbeiten schließlich zu Ende;
die Brüstung wurde aufgebrochen und die Errichtung des
Rückpositivs begann. Der ausführende Orgelbauer war Wilhelm
Zika, der einzige, der mit der Bedingung, die Orgel mit
Schleifladen auszustatten - damals auch ein absolutes Novum
- einverstanden war. Bis 1938 wurden die übrigen Teile der
Orgel erbaut, aufgrund von Geldmangel wurden das geplante
Bombardwerk sowie ein Pedalregister nie realisiert.
In dieser Gestalt präsentiert sich die Orgel heute noch: 47
der geplanten 58 Register sind auf drei Manualen und Pedal
vorhanden, sowohl Spiel- als auch Registertraktur sind
elektropneumatisch konzipiert. Das mittlere Pfeifenfeld ist
als Freipfeifenprospekt gestaltet, die Pfeifenfelder links
und rechts davon befinden sich in einem Gehäuse ohne
Schleierbretter. Das Positiv, dessen Prospekt ebenfalls ohne
Schleierbretter gestaltet ist, befindet sich in einem
massiven Holzgehäuse in der Mitte der Emporenbrüstung. Eine
Besonderheit stellt die beidseitige Bemalung der Flügeltüren
dar, die der Maler Karl Engel ausführte; den Freiraum über
den Diskantpfeifen ziert auf einer Strahlenscheibe eine
Darstellung der Dreifaltigkeit.
Während der folgenden Jahre erlebte die Orgel einen
beträchtlichen Verfall, sodass 1973 Adolf Donabaum
umfangreiche Renovierungsarbeiten durchführte und teils auch
Umbauten vornahm. Doch auch nach diesen
Instandsetzungsmaßnahmen war die Orgel erneut gravierendem
Verfall ausgesetzt. Daher wurde im Jahr 2000 das Rückpositiv
und von 2002 bis 2003 die gesamte Orgel durch Peter-Maria
Kraus einer umfassenden Restaurierung unterzogen.
Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich das Heurigenlokal "Zur 10er Marie" und der Brunnen Ottakringer Straße.
Quelle: Text: Wikipedia, Bilder: www.nikles.net, Martin Wadsack, gemeinfrei und DerHHO unter der Lizenz CC BY-SA 3.0.
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Günter Nikles
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