Wulzendorf war bis zum 16. Jahrhundert eine Ortschaft in der Nähe von Aspern im nunmehrigen 22. Wiener Gemeindebezirk Donaustadt. Heute bezeichnet Wulzendorf einen südwestlich von Aspern gelegenen Stadtteil, der ab den 1920er Jahren in mehreren Stadterweiterungs-Etappen besiedelt wurde.
Geschichte: Die Ortschaft Wulzendorf wurde bereits
im Jahre 1150 schriftlich erwähnt, im Stadlauer Urfahrrecht
wird für die „drew dorffer Asparn, Wulzendorf und Prietenle“
(drei Dörfer Aspern,
Wulzendorf und Breitenlee)
die Maut beim Gütertransport über die
Donau geregelt. Der Name
Wulzendorf dürfte auf die adelige Familie von Wulzendorf
zurückzuführen sein, nach denen vermutlich auch das
niederösterreichischen Wultendorf einst Wulzendorf genannt
wurde. Von Wolfgang von Wulzendorfer ist bekannt, dass
dieser 1434 einen Handel über ein Gebiet bei
Aspern („einen
Theil der Aue zu Aspern an der Donau, der Neubruch und
Aichshutt genannt“) abschloss.
1455 galt das Dorf bereits als nicht mehr bewohnt, Anfang
des 16. Jahrhunderts verwischen sich die Spuren Wulzendorfs
endgültig. Da es vor der im 19. Jahrhundert erfolgten
Wiener
Donauregulierung immer wieder zum Teil verheerende
Überschwemmungen und Eisstöße auf dem Gebiet der heutigen
Donaustadt gab, ist nicht auszuschließen, dass Wulzendorf
von einer solchen Naturkatastrophe verwüstet und schließlich
von seinen Bewohnern verlassen wurde.
Als 1568 das nahe gelegene
Aspern von Hochwasser und einem Brand heimgesucht wurde,
überlegte die verzweifelte Bevölkerung, in das mittlerweile
verödete Wulzendorf zu übersiedeln. Dieses Vorhaben wurde
jedoch nie in die Tat umgesetzt.
Die genaue Lage der Ortschaft ist nicht bekannt, eine alte
Ortsangabe beschreibt Wulzendorf als „ein Dorf mit einem
Edelsitz in der Flur Aspern
und Breitenlee“. Eine
ungefähre Lage südlich von Aspern und nördlich des
Mühlwassers, im Bereich der heutigen Kreuzung
Wulzendorfstraße/Biberhaufenweg gilt als ebenso möglich wie
eine Lage nördlich von Aspern
und südlich von Breitenlee.
1910 wurde der ehemalige Mittlere Feldweg in Erinnerung an
das „verschwundene Dorf“ in Wulzendorfstraße umbenannt.
Im Zuge der Siedlerbewegung der 1920er Jahre entstand
1921/22 südlich der Wulzendorfstraße nach Entwürfen des
Architekten Wilhelm Baumgarten die 29 Wohneinheiten
umfassende genossenschaftliche Reihenhaussiedlung Neues
Leben. 1924 wurde südlich davon die ebenfalls von Wilhelm
Baumgarten geplante Siedlung Am Müllnermais mit 50
Wohneinheiten errichtet, diese wurde 1927/28 nach Entwürfen
von Wilhelm Peterle um weitere 54 Wohneinheiten ergänzt. Die
Müllnermais-Siedlungen stehen heute unter Denkmalschutz.
Auch nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in dieser Gegend
zahlreiche Einfamilien- und Reihenhäuser errichtet, unter
anderem in den späten 1970er Jahren die 178 Wohneinheiten
umfassende Reihenhausanlage am Biberhaufenweg 100. Im
Nordosten des Siedlungsgebiets wurde das kleine
Einkaufszentrum Biberhaufen errichtet, das unter anderem
über einen Supermarkt, eine Trafik und einen Friseur
verfügte. Die Räumlichkeiten des Supermarktes (Klein Kauf,
zuletzt bis 2007 ADEG) werden heute vom Seniorentreff
Biberhaufenweg genutzt.
Spätestens seit 1967 verkehrte eine Buslinie zwischen
Kaisermühlen und Wulzendorf. Bis 1974 fuhr hier die Linie
24, danach der 22B und seit 1982 verbindet die Linie 92A die
Siedlung Wulzendorf mit der U-Bahnlinie U1 (U-Bahn-Station
Kaisermühlen, bis 1999 auch U-Bahn-Station Kagran).
Heute wird der Name Wulzendorf im allgemeinen Sprachgebrauch
für die Wohngegenden im Bereich der östlichen
Wulzendorfstraße verwendet und findet sich auch in den Namen
von Wohnhausanlagen, Gemeindezentren, Wohngemeinschaften,
Spielplätzen und Vereinen wieder. Außerdem bezeichnet
Wulzendorf einen zwischen der Wulzendorfstraße und dem
Mühlwasser gelegenen, zwei Zählsprengel umfassenden
Zählbezirk der amtlichen Statistik.
Langobardenviertel: Im Zuge der Wiener
Stadterweiterungen entstand in den 1990er Jahren auf einem
davor landwirtschaftlich genutzten Grundstück zwischen
Langobardenstraße und Wulzendorfstraße das sogenannte
Langobardenviertel. Aufgrund der Benennung der neu
entstandenen Verkehrsflächen nach norwegischen Städten hat
sich auch der Name Norwegerviertel bzw. Norwegenviertel
etabliert. Das Grätzl wird im Norden von der
Langobardenstaße, im Westen vom Kapellenweg (siehe auch Markus-Kapelle am Kapellenweg), im Süden von
der Wulzendorfstraße und im Osten von der Stavangergasse und
dem Asperner Friedhof
begrenzt. Im Zuge der Erschließung des Gebiets bekam die
östliche Wulzendorfstraße einen neuen, geraden Verlauf.
In einer ersten Bauphase wurde eine von Boris Podrecca
entworfene, schmale Wohnhausanlage entlang des Kapellenweges
errichtet. Die meisten Bauvorhaben wurden Mitte der 1990er
Jahre fertig gestellt, 1995 waren es etwa 2.700
Wohneinheiten. Es wurden sowohl Miet- Genossenschafts- und
Eigentumswohnungen geschaffen, also auch Reihenhäuser sowie
ein Gemeindebau. Archtitekten waren unter anderem Roland
Rainer und Harry Glück. Am Hammerfestweg entstand eine von
Hannes Lintl geplante Volks- und Sonderschule. Die
Seelsorgestation St. Katharina von Siena der Pfarre Aspern,
die auch als Veranstaltungsraum genutzt wird, wurde am 19.
Oktober 1996 geweiht.
Das Viertel verfügt über vier Kindergärten, einige
Spielplätze sowie zahlreiche Grünflächen. Ein Grünzug mit
Salettl und Sportplatz erstreckt sich in der Mitte des
Areals zwischen Wulzendorfstraße und Langobardenstraße. Im
Osten des Viertels befindet sich seit 1997 der von den
Landschaftsarchitekten Jakob Fina und Barbara Bacher
gestaltete, 4.000 m² große Trygve-Lie-Park. Von 2008 bis
2010 wurde auf einem brach liegenden Grundstück östlich des
Trygve-Lie-Parks der Jugendplatz Asperner Wies'n mit Salettl
und Freiluftmöbel errichtet, um für die Jugendlichen der
Umgebung einen Treffpunkt abseits der Parks und Spiel- und
Sportplätze zu schaffen. Die Nahversorgungs-Infrastruktur
wird durch Geschäftszeilen in der Langobardenstraße und
Bergengasse gewährleistet und umfasst unter anderem einen
Supermarkt, eine Trafik, eine Apotheke und einige
gastronomische Betriebe.
Quelle: Text: Wikipedia, Bilder: Invisigoth67 unter der Lizenz CC BY-SA 3.0.
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Günter Nikles
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