In der Innern Stadt zu Wien bestand Jahrhunderte hindurch
das Kloster der Himmelspförtnerinnen, und es geht davon
folgende Sage: Eine junge Klosterschwester, die dort
Pförtnerin war, bekam einmal große Sehnsucht, in die Welt zu
gehen, und legte beim Marienbild nächst dem Eingange den
Torschlüssel nieder, betete zu der Gnadenmutter um ihren
Schutz und verließ heimlich das Kloster.
Auf der Triester Reichsstraße wanderte sie gegen Süden, denn
sie wollte nach Rom. Als sie aber durch die Steiermark zog,
lernte sie einen Schmied kennen, dem gefiel sie gut und er
nahm sie zum Weibe. Sie führten ein glückliches Leben, und
auch ihre Kinder machten ihnen große Freude.
Nach langen Jahren brach aber eine schreckliche Seuche aus,
und die Schmiedmeisterin verlor die Ihrigen, keines blieb
übrig, und sie stand allein in der Welt. Wie sie jetzt so
einsam war, dachte sie oft daran, wie schlecht es ihr
vielleicht ihr Lebtag draußen in der Welt gegangen wäre,
wenn sie den braven Schmied nicht gefunden hätte, und sie
glaubte fest, nur der Jungfrau Maria verdanke sie ihr ganzes
Glück, das sie so lange genossen hatte.
Jetzt bereute sie oft bitter, dass sie gegen die
Gottesmutter damals so treulos und undankbar war, und sie
nahm sich fest vor, sie um Verzeihung zu bitten, am liebsten
dort, wo sie in ihrer Jugend so schwer gesündigt hatte. So
zog sie unter den größten Mühen und Beschwerden durch das
steirische Land und über den Semmering hinüber gegen Wien.
Ganz erschöpft kam sie endlich bei dem Kloster an, wo sie
vor vielen Jahren Pförtnerin war, und klopfte voll Angst ans
Tor.
Als dieses aufgemacht wurde, erblickte sie eine lichte
Gestalt, die im Himmelsglanze vor ihr stand, und da wusste
sie gleich, dass es die Jungfrau Maria selber war. "Geh nur
hinein", sagte diese liebreich zu ihr, "es weiß niemand,
dass du fort warst, ich habe für dich das Tor behütet."
Und als das Mütterchen auf die Knie sank, Maria um
Verzeihung zu bitten, da sagte diese voll Milde: "Ich habe
dir längst verziehen, denn du warst immer gut, und darum
sollst du auch eingehen ins Paradies."
Bald darauf fand man die alte Pförtnerin nahe dem Eingang
vor dem Gnadenbild der Jungfrau Maria. Sie konnte noch ihr
Erlebnis erzählen, aber bald danach starb sie.
Noch heutzutage erinnert die Himmelpfortgasse in der Innern Stadt
an das einstige Kloster und an seine himmlische Pförtnerin.
Quelle: Die schönsten Sagen aus Wien, o. A., o. J., Seite 152.
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