Person - Eduard Uhl
Eduard Uhl (* 12. Dezember 1813 in Wien; † 1. November 1892 ebenda, Bestattungsdatum: 3. November 1892) war ein österreichischer Jurist und Bürgermeister von Wien.
Leben: Eduard Uhl wurde in der Neuschottengasse 131 (heute: 8, Piaristengasse 7) in der damaligen Vorstadt
Josefstadt als Sohn des Arztes Leopold Uhl und der Katharina Uhl, geb. Adler geboren.
Sein Geburtshaus wurde 1944 samt Gedenktafel [enthüllt 11. November 1913] durch Bomben zerstört.
Er war zunächst von 1832 bis 1840 Magistratsbeamter und danach Privatier. 1848 diente er als Hauptmann in der Nationalgarde und wurde 1861 Mitglied des Wiener Gemeinderates.
Im Jahr 1882 stieg Uhl zum Bürgermeister auf, in ein Amt, das er bis 1889 innehatte.
Im Besonderen setzte sich Uhl während seiner Amtszeit für das Feuerwehr- und Rettungswesen sowie die Wiener Märkte ein.
1887 gründete er mit mehreren Gemeinderäten den „Centralverein zur Beköstigung armer Schulkinder“,
um den ärmsten Schülern in den Wintermonaten ein warmes Mittagessen zu bieten.
Nachhaltig für die Stadt war das in seiner Ära gegründete erst öffentliche „Tröpferlbad“ 1887 in der Mondscheingasse im dicht besiedelten Bezirk
Neubau.
Diesem ersten folgten dann ab den 1890er Jahren unter seinen Nachfolgern weitere – 1910 gab es in Wien 17 solche öffentliche Einrichtungen
(denen im Roten Wien der Zwischenkriegszeit zwei weitere folgten).
Politisch stand Uhl als Liberaler in einem starken Gegensatz zu dem christlichsozialen Politiker Karl Lueger und dem deutschnationalen Lager um Georg von Schönerer.
Er war Mitglied der Freimaurerloge Humanitas im (damals
ungarischen)
Neudörfl (heutiges
Burgenland).
Am 14. November 1889 ernannte ihn die Stadt Wien zu ihrem Ehrenbürger.
Er verstarb in der
Wickenburggasse 16 im 8. Wiener Gemeindebezirk
Josefstadt.
Sein Ehrengrab befindet sich auf dem
Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 14 A, Nummer 27).
Im Jahr 1894 wurde in
Wien-Josefstadt (8. Bezirk) der Uhlplatz nach ihm benannt.
Sein Großneffe war der Wienerliedkomponist Ludwig Gruber (siehe auch
Ludwig-Gruber-Gedenkstein).
Auszeichnungen:
1870: Ritterkreuzes des Franz Joseph-Ordens
1879: Ordens der Eisernen Krone III. Kl.
1890: Erhebung in den Ritterstand
Weiters im Grab bestattet:
Thekla Edle von Uhl, * 1827, † 1914, Bestattungsdatum: 04.12.1914
Gisela Uhl, Bestattungsdatum: 04.04.1967
Eduard Ritter von Uhl, * 1861, vermutl. † 17.11.1933, Bestattungsdatum: 22.11.1933
Wiener Vorstadt-Presse vom 9.2.1882, Seite 1:
Der neugewählte Bürgermeister Eduard Uhl ist der
Sohn eines Wiener Arztes und wurde am 12. December 1813
geboren. Nach absolvirten humanistichen Studien widmete
er sich, dem Wunsche seiner Eltern folgend, der Beamtenlaufbahn
und trat in die Praxis des Wiener Magistrates
ein, wo er durch mehrere Jahre in Verwendung stand. Nach
dem Tode seines Vaters entsagte Uhl der Beamtenlaufbahn, suchte
durch Privatstudien seine Kenntnisse zu erweitern und widmete
sich mehreren industriellen Unternehmungen.
An der Bewegung des Jahres 1848 lebhaften Anteil
nehmend, wurde er von den Garden des Bezirkes
Josefstadt zum Hauptmanne der
National-Garde und bei den in September vorgenommen Wahlen
von demselben Bezirke in den Gemeinderath gewählt, wo
er sich der liberalen Partei anschloß und in dieser Versammlung
bis zu deren Auflösung im Herbste 1850 verblieb.
Nachdem Uhl bei den Neuwahlen seinem clericalen Candidaten
unterlegen war, zog er sich vom öffentlichen Leben zurück und
wurde erst im Jahre 1861 neuerdings vom Bezirke
Josefstadt
in den Gemeinderath gewählt.
Seit dieser Zeit war Uhl ununterbrochen in der Gemeinde-Verwaltung
hervorragend thätig.
Er gehörte jenem Kreise von Männern an, welche sich
die Durchführung der Neugestaltung der Hauptstadt und der
damit verbundenen großen Unternehmungen und Reformen im
Gemeindewesen zur Aufgabe gestellt hatten, und zählt zu
einem der wärmsten Förderer der Hochquellenleitung und der
Donau-Regulirung. Durch zehn Jahre bekleidete er das Amt eines Schriftführers
und seit 1875 jenes eines Bürgermeister-Stellvertreters;
er ist bis heute Obmann der 2. Section und der
Wasserversorgungs-Commission
und Mitglied anderer zahlreicher und wichtiger Commissionen.
Das bisherige öffentliche Wirken Uhl's bietet der Wiener Bürgerschaft die Gewähr,
daß der Mann, der heute an die Spitze des Wiener Gemeindewesens gestellt wurde,
dasselbe kräftig leiten und führen werde: Per aspera at astra!
Zur Bürgermeister-Wahl.
Dr. Prix, 1. Vice-Bürgermeister.
Steudel, 2. Vice-Bürgermeister.
Das ist unsere Losung!
So schrieben wir vor acht Tagen; heute
ist Eduard Uhl Bürgermeister von Wien.
Unter den üblichen Formalitäteb wurde
heure Vormittags die Wahl des neuen Bürgermeisters
an Stelle Dr. v. Newald's vorgenommen.
Die Gemeinderäthe hatten sich mit Rücksicht
auf die Bestimmung des Gemeinde-Statutes, wonach
jeder Gemeinderath, der zur Bürgermeisterwahl
nicht erscheint, seines Mandates verlustig
»ird, nahezu vollzählig eingefunden, nur die
Gemeinderäthe Dr. Meißel und Gassenbauer ließen
durch ärztliche Krankgeitszeugnisse nachweisen,
daß ihnen das Erscheinen bei dem Wahlacte
unmöglich sei. Bei diesen Herren tritt selbstverständlich
die erwähnte Bestimmung des Gemeinde-Statutes nicht in Kraft.
Der Wahlact wurde um zehn Uhr Vormittags durch Vice-Bürgermeister Uhl eröffnet,
welcher vorerst die auf die Bürgermeisterwahl
bezüglichen Bestimmungen zur Verlesung brachte
und bekannt gab, daß der Gemeinderath nach
dem Hinscheiden der Mitglieder Dr. von Schrank,
Dr. Weiser und Alois Bauer und nach der
Resignation der Herren Dr. v. Newald, Paltinger,
Scheffer und Vaugoin noch 113 Mitglieder zähle.
Von diesen haben die Gemeinderäthe
Dr. Meißel und Gassenbauer durch Krankheit
ihre Abwesenheit entschuldigt.
Die Versammlung genehmigte diese Entschuldigung.
Bei der ersten Namensverlesung
wurden 103 Stimmen abgegeben. Die Herren
Dr. Drasche, Dr. Gilge, Görlich, Holly, Dr.
Kernecker, Köckeis, Dr. Lederer und Dr. Lerch,
die später erschienen waren, konnten erst bei dem
zweiten Namensaufrufe ihre Stimmen abgeben.
Punkt 11 Uhr begann das Scrutinium.
Im Ganzen waren 111 Stimmen abgegeben
worden, wovon 98 auf den bisherigen ersten
Bürgermeister-Stellvertreter Eduard Uhl
entfielen, 12 Stimmzettel waren leer, eine Stimme
entfiel auf Dr. v. Mauthner. Herr Eduard
Uhl erscheint somit zum Bürgermeister der
Reichshaupt- und Residenzstadt Wien gewählt.
Die Verkündigung dieses Resultates wurde sowol
unter den Gemeinderäthen, als auch im Publicum
mit lebhaftem Beifall begrüßt.
Wiener Zeitung vom 2.11.1892, Seite 3:
Der ehemalige Bürgermeister von Wien Eduard Ritter
von Uhl ist gestern früh nach kurzem Leiden aus dem
Leben geschieden. Die Gemeindevertretung hat seinerzeit in
Würdigung der Verdienste Uhls um die Hauptstadt dessen
Namen in das goldene Ehrenbuch der Wiener eingetragen.
Während seiner Verwaltung wurde das
neue Rathhaus ausgebaut,
er war der Erste, der in demselben als Bürgermeister
fungirte, er begann die Vergrößerung der Hochquellenleitung
und war bei der Gründung der Stiftung zur Beköstigung
von armen Schulkindern mit Erfolg thätig.
Im Monate December 1813 als der Sohn einer angesehenen
Bürgerfamilie in Wien geboren, widmete sich
Eduard Uhl nach Beendigung seiner Studien der Beamtencarriere.
Bei den im September 1848 vorgenommenen
Wahlen wurde er in den Wiener Gemeinderath gewählt.
Als auf Grund der neuem Gemeinde-Ordnung vom 9. März
1850 die Neuwahlen vorgenommen wurden, unterlag er
gegen einen conservativen Candidaten. Im Jahre 1861 wurde
Uhl vom Bezirke
Josephstadt neuerdings in die Gemeindevertretung
berufen, welcher er dann bis 14. November 1889,
also durch 28 Jahre, angehörte. Seine Thätigkeit galt hier
vorwiegend den Arbeiten für die Wasserversorgung, für die
Donau-Regulirung und für die Verbesserung der Communicationen.
Im Jahre 1875 wurde er zum zweiten,
1878 zum ersten Bürgermeister-Stellvertreter und am
9. Februar 1882 - nach Dr. Newalds Rücktritt -
fast einstimmig zum Bürgermeister gewählt. In Würdigung
seiner Verdienste zeichnete Se. Majestät der Kaiser ihn im
Jahre 1879 durch die Verleihung des Ordens der eisernen
Krone dritter Classe und im Jahre 1888 durch Verleihung
des Komthurkreuzes des Frauz-Joseph-Ordens mit dem
Sterne aus. Der Verstorbene war auch Besitzer der doppelt
großen Salvator-Medaille und vieler fremder Orden.
In der Gemeinderathssitzung vom 14. November 1889 gab
Dr.
J. N. Prix als Bürgermeister-Stellvertreter bekannt,
daß Uhl mit Rücksicht aus sein vorgerücktes Alter sein Gemeinderathsmandat
und somit auch das Bürgermeisteramt
niedergelegt habe, und würdigte die Verdienste desselben in
warmen Worten. Aus Antrag des vor Kurzem verstorbenen
Gemeinderathes Dr. Borschke und 92 Genossen wurde hierauf
Eduard Uhl einstimmig das Ehrenbürgerrecht der Stadt Wien
verliehen.
R. von Uhl ist plötzlich an einem Herzschlage gestorben. Er litt
seit langer Zeit an einer Verkalkung der Aorta, welches Leiden
ihm gestern einen jähen Tod bereitete. Der Greis hatte noch
vorgestern eine Spazierfahrt unternommen und Abends im
Familienkreise Karten gespielt. Um 2 Uhr Nachts erlitt er
einen Schlaganfall. Von dieser Zeit an war Uhl bewußtlos
und verschied um 6 1/2 Uhr Morgens, umgeben von seinen
tief erschütterten Angehörigen.
Das Leichenbegängniß wird aus Kosten der Gemeinde Wien
veranstaltet und findet morgen, Donnerstag, um 2 1/4 Uhr
Nachmittags statt. Die Leiche wird von der Wohnung,
8. Bezirk,
Wickenburggasse Nr. 16, in die
Pfarrkirche zu Maria-Treu (Piaristen) gebracht, dort eingesegnet und auf
dem
Centralfriedhofe in einem Ehrengrabe beigesetzt werden.
Gestern Abends wurde die Aufbahrung der sterblichen
Hülle Eduard Ritter von Uhls vollendet. Das Aufbahrungsgemach —
ein Salon im Hochparterre — ist im Capellenstyle
gehalten. Bis zur halben Höhe ist der Saal mit schwarzem
Tuche drapirt, Blumen schmücken das Trauergemach. Der
Katafalk, von einem Baldachin überragt, ist an der Fensterseite
des düsteren Raumes errichtet. Rothe Sammtpolster
tragen die hohen Orden, die der Verblichene besaß.
Zum Zeichen der Trauer um den Dahingeschiedenen wurde
auf dem Rathhause eine schwarze Fahne aufgehißt. Im
Trauergemache wurden heute neben den Orden auch die
Embleme des Ritterstandes, Harnisch und Helm, auf rothem
Sammtpolster exponirt.
Den Angehörigen sind heute aus den Kreisen der Reichs-,
Landes- und Gemeindevertretung, der Bürgerschaft so wie
von patriotischen und humanitären Vereinen Beileidskundgebungen
zugekommen. Herr Bürgermeister
Dr. Prix ließ
gleich nach dem Bekanntwerden des Hinscheidens Eduard Ritter
von Uhls der Familie das Beileid bekanntgeben.
Fremden-Blatt vom 10.12.1914, Seite 9:
Vorige Woche ist in Wien die Witwe nach
dem vormaligen Bürgermeister Eduard Ritter von Uhl,
Frau Thekla Edle von Uhl, im 88. Lebensjahre gestorben.
Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe) vom 19.11.1933, seite 12:
(Todesfall.) Vorgestern ist hier Eduard (Ritter v.) Uhl,
Sohn des früheren Bürgermeisters von Wien Eduard Uhl und
Schwager unsres Kollegen Professor Dr. Decsey, gestorben.
Quelle: Dieser Text basiert auf dem Artikel
Eduard_Uhl aus der freien Enzyklopädie
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Bilder: www.nikles.net und Eduard Uhl, Lithographie von Adolf Dauthage, s. a.,
Wiener Vorstadt-Presse vom 9.2.1882, Seite 1,
Wiener Zeitung vom 2.11.1892, Seite 3,
Fremden-Blatt vom 10.12.1914, Seite 9,
Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe) vom 19.11.1933, seite 12.