Person - Ignaz von Würth
Ignaz Edler von Würth, Hofjuwelier, Wohltäter und eifriger Patriot, 1746-1834 (Grab 30-16).
Würth, Ignaz Edler von (Bürger von Wien, geb. daselbst 1746, gest. ebenda 18. Jänner 1834).
Der Sohn eines ausgezeichneten Silber- und Goldarbeiters, der als Verfertiger von Silberwaaren und des bekannten goldenen Tafelservices für Kaiserin Maria Theresia
unter den Kunstgewerbegenossen Wiens einen hervorragenden Ruf genoß und sein Geschäft bis Ende des Jahres 1809 betrieb.
Als Ignaz zwanzig Jahre zählte, bezog er die k. k. Akademie der bildenden Künste, und mit seinen eigenen künstlerischen Anlagen,
wie mit Unterstützung seiner beiden auf dem classischen Boden Italiens gebildeten Brüder gelang es ihm,
in seinen Arbeiten die schwerfälligen mittelalterlichen Verzierungen zu verdrängen und jene geläuterte aus den Formen der Antike hervorgegangene Richtung zu verbreiten,
die seinen Erzeugnissen einen allgemein anerkannten Ruf erwarb.
Als ein besonderes Denkmal seiner Kunstfertigkeit nennt man den 1769 von ihrer Majestät der Kaiserin Maria Theresia als Antipendium für den Hauptaltar der Kirche
des Wallfahrtsortes Maria Zell bestimmten in Silber ausgeführten kaiserlichen Stammbaum mit den Bildnissen der kaiserlichen Familie,
welcher später im Auftrage der Königin Karoline von Neapel von ihm noch einmal gearbeitet wurde.
Hand in Hand mit dieser verdienstlichen Thätigkeit auf kunstgewerblichem Gebiete geht sein nicht minder erfolgreiches Wirken als Bürger der Reichshauptstadt.
Unter Mitwirkung des Grafen Bouquoi und anderer Menschenfreunde gründete er das Armen-Institut bei
St. Stephan,
an dem er durch 49 Jahre als Armenbezirksdirector die ersprießlichsten Dienste leistete.
Im Kriegsjahre 1793 war er bei Errichtung des in Oesterreichs Kriegsgeschichte ruhmreichen Graf Wurmser’schen österreichisch-steierischen Freicorps in so hervorragender Weise thätig,
daß ihm in Anerkennung seiner Verdienste vom Kaiser die große goldene Civil-Verdienstmedaille an der Kette verliehen wurde.
Nicht minder verdienstlich erwies er sich in Beischaffung der Bekleidungs- und Subsistenzmittel für das Wiener Aufgebot 1797,
dann 1813 zur Bildung des Unterstützungsfondes für die Familien der in diesem Jahre in das Feld gezogenen Krieger,
ungerechnet seine den öffentlichen Wohlthätigkeitsanstalten, den Militärerziehungshäusern und den Invalidenhäusern dargebrachten Beiträge und die sonst der Armut gespendeten Unterstützungen.
Dabei blieb seine segensreiche Thätigkeit nicht auf das Gebiet der Reichshauptstadt beschränkt, wie es die Verleihung des Diploms eines Ehrenbürgers der Stadt Krakau bekundet.
Bezüglich seiner weiteren Dienste erwähnen wir, daß, als 1800 die Verwaltung der großartigen Stiftung des Bürgerspitals einer Commission
von äußeren Räthen unter dem Vorsitze eines Rathes des Wiener Magistrates anvertraut worden, er als solcher dieser Verwaltung durch 31 Jahre vorstand,
daß er als Mitglied des Bürgermilitärs in bewegter Zeit als Officier 64 Jahre diente, und daß er, 1769 zum Fähnrich des bürgerlichen Scharfschützen-Corps ernannt,
zuletzt von Sr. Majestät zum Oberst-Wachtmeister und Commandanten dieses Corps befördert wurde.
In Würdigung aller dieser Verdienst erhob ihn der Kaiser am 19. Mai 1827 in den erbländischen Adelstand.
Als Würth im Alter von 88 Jahren starb, hinterließ er 9 Kinder und 16 Enkel.
Ignaz von Würth wurde am
St. Marxer Friedhof in Wien beerdigt (Plan 45a).
Quelle: Text:
Wikisource, Bilder: www.nikles.net und Wiener Zeitung vom 22.1.1834, Seite 3.