Person - Johann August Freiherr von Turszky
Turszky, Johann August Freiherr von (k. k. Feldzeugmeister und Präsident des allgemeinen Militär-Appellationsgerichts, geb. zu Teschen in Schlesien 1778, gest. zu Wien am 23. Jänner 1856). Bei der Mittellosigkeit seines mit neun Kindern gesegneten Vaters, welcher als Kreiscommissär in Teschen lebte, sah sich Turszky nur durch die Verleihung eines Teuffenbach’schen Stipendiums in den Stand gesetzt, sich den Wissenschaften zu widmen. An den Hochschulen Wien und Prag studirte er mit Auszeichnung und betrat Ende 1768 als beeideter Auditoriatspracticant bei dem Hofkriegsrathe in Wien seine militärische Laufbahn. Am 1. Jänner 1801 wurde er Auditor bei dem neu errichteten 63. Infanterie-Regimente Erzherzog Joseph (zur Zeit Nr. 55). Nachdem er bis zum 25. August 1805 in dieser Eigenschaft, mittlerweile zum Oberlieutenantauditor vorrückend, gedient hatte, vertauschte er das militärische Richteramt mit dem Degen und wurde 1808 als Hauptmann in den Generalstab eingereiht und bei der Armee in Italien verwendet. Im März 1806 in gleicher Eigenschaft zu Jordis-Infanterie Nr. 59 versetzt, leistete er in der Friedensepoche die ersprießlichsten Dienste bei der militärischen Vermessung von Croatien und kam dann im April 1809 wieder zum Generalstabe und zur Armee des Erzherzogs Johann in Italien. Am 1. Jänner 1810 zu Franz Karl-Infanterie zurückversetzt, wurde er in diesem Jahre bei der Grenzregulirung an der Save, im nächstfolgenden bei der militärischen Aufnahme im Banat und in Siebenbürgen, und 1813 und 1814, zum dritten Male dem Generalstabe zugetheilt, bei dem Armeecorps des Generals Tomassich [Bd. XLVI, S. 76], welches zur Wiedereroberung von Dalmatien bestimmt war, verwendet. Hier versah er die Dienste eines Chefs des Generalstabes. Vom October 1813 bis Ende 1814 war Dalmatien vollständig in den Händen der Kaiserlichen. Zara, Ragusa, Klissa, die Forts St. Nicolo bei Sebenico und Lessina, dann Knin, erstere drei nach bedeutendem Widerstande, wurden mit sehr ansehnlicher Artillerie und sonstigen Vorräthen erobert. Das Verdienst, dem österreichischen Scepter in so kurzer Zeit ein Land unterworfen zu haben, in dem nicht nur die in die festen Plätze verlegten französischen Truppen zu bekämpfen, sondern auch die kriegslustigen Bewohner zu gewinnen und endlich die in der Bocche di Cattaro eingenisteten Montenegriner zu vertreiben waren, gebührt Turszky nicht weniger, als seinem Chef, und Kaiser Franz anerkannte die Leistungen des Ersteren durch die Verleihung des Ritterkreuzes vom Leopoldorden und durch die Ernennung zum Major (22. September 1814). Nach dem Friedensschluße 1814 wurde Turszky beauftragt, die Inseln Lissa, Curzola, Calamatta, Mezzo und Giuppana von den Engländern zu übernehmen. Kaum war diese Mission 1816 beendet, als er die Zutheilung bei der Militär-Justiznormaliencommission in Wien erhielt. Hier verblieb er bis zum Jahre 1824. In der Zeit seiner Commandirung zu Wien zum Likkaner- und Gradiskaner-Grenzregimente transferirt, kam er unter Beförderung zum Oberstlieutenant am 24. Mai 1824 wieder in das St. Georger-Regiment zurück, wo er im September 1829 zum Obersten und Regimentscommandanten ernannt wurde. Im Juli 1830 an die Spitze des Oguliner-Regiments gestellt, rückte er im December 1834 zum Generalmajor auf und erhielt die Brigade und das Festungscommando in Ragusa, bald darauf die Brigade in Zara, wo er sehr oft die Stelle des commandirenden Generals vertrat. Als im Jahre 1838 die Montenegriner ihren räuberischen Gelüsten durch Einfälle in das Gebiet von Cattaro folgten, wurde Turszky Commandant der Streitkräfte, welche diese Frevler züchtigen sollten. Er entledigte sich seiner Aufgabe mit bestem Erfolge und blieb berathend und einflußnehmend zur Seite des Gouverneurs Feldzeugmeisters Grafen Lilienberg. Als dieser am 6. Februar 1840 starb, sah sich Generalmajor Turszky zum Verweser des Civil- und Militärguberniums in Dalmatien erhoben. Sein erster Erfolg war 1841 die Beilegung der Grenzstreitigkeit mit den ruhelosen, räuberischen Montenegrinern, wodurch ihren plündernden Einfällen für lange Zeit Einhalt gethan wurde. Turszky[WS 1] ward in Anerkennung dessen am 10. Jänner 1842 außer der Tour zum Feldmarschall-Lieutenant und geheimen Rath, dann auch zum wirklichen Civil- und Militär-Gouverneur jener Provinz ernannt, welcher Ernennung bald darauf (22. Mai 1844) die Verleihung der Inhaberstelle des 62. Infanterie-Regiments folgte. Durch die Art und Weise der Leitung dieser Provinz sicherte er sich eine bleibende Erinnerung in dem bis dahin von widrigen Geschicken heimgesuchten Lande. Als im Jahre 1847 bei der herrschenden Theuerung die Noth aufs Höchste stieg, leuchtete er mit seiner Gemalin in der Mildthätigkeit als Muster voran; sie gaben den Leidenden viel und mehr als sie geben konnten; er fragte nicht, ob seine Mittel mit dem Drange nach Wohlthun im Verhältniß standen, geholfen sollte der heimgesuchten Bevölkerung werden, und das geschah, wenngleich mit eigener Aufopferung. Der bloße Gedanke, das Elend zu mildem, Verzweifelnde zu trösten, Bedrängten beizustehen, beseelte Turszky, der hier an seines Monarchen Statt zu handeln sich berufen sah. Kaiser Ferdinand anerkannte dieses opferwillige Verhalten am 20. Jänner 1848 durch Verleihung des Ordens der eisernen Krone erster Classe. In der schweren Epoche des Jahres 1848 verstand es Turszky, durch Klugheit und Mäßigung die revolutionäre Brandfackel von seiner Provinz ferne zu halten; die Ordnung wurde keinen Augenblick gestört. Aber unter der Wucht der Ereignisse hatte auch die körperliche Kraft des Generals gelitten, und er bat aus dieser Veranlassung um Enthebung von dem Gouverneursposten. Am 7. December 1848 verließ er das Land, um in Graz in stiller Zurückgezogenheit seine Tage zu beschließen; aber kaum dort angelangt, erhielt er den Ruf nach Wien, den erledigten Posten des Präsidenten beim allgemeinen Militär-Appellationsgericht provisorisch zu versehen. Zwei Jahre danach wurde er wirklicher Präsident und im April 1854 Feldzeugmeister. Bis an sein Lebensende waltete er seines hohen Richteramtes. Nach längerer Krankheit starb er im hohen Alter von 78 Jahren. Schon mit Diplom vom 29. October 1818 war Turszky den Statuten des Leopoldordens gemäß in den erbländischen Ritterstand erhoben und mit ah. Entschließung vom 18. März 1819 dieser Adelsgrad auf seinen Neffen und Adoptivsohn Joseph Turszky, jetzigen Obersten a. D., übertragen worden. Im Jahre 1848 hatte er gleichzeitig mit der Verleihung des Ordens der eisernen Krone erster Classe den Freiherrenstand erlangt. Als Mensch, Soldat und Staatsmann steht Freiherr von Turszky als wahres Musterbild da, das Nachahmung verdient.
Militärische Zeitung (Wien, gr. 4°.) 1856, Nr. 10: „Trauerklänge an der Gruft... des Feldzeugmeisters Barons Turszky u. s. w.“. Von Louise Baronin Rechenberg. – Dieselbe, 1856, Nr. 12, S. 95: „Nekrolog“. – Oesterreichischer Militär-Kalender für das Jahr 1857. Herausgegeben von J. Hirtenfeld (Wien 1837, kl. 8°.) S. 233.
Die Grabstelle befindet sich am
St. Marxer Friedhof.
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