Person - Leopold Freiherr von Unterberger
Unterberger: Leopold Freiherr v. U., k. k. Feldzeugmeister, geboren zu Strengberg in Nieder-Oesterreich am 12. October 1734, † zu Wien am 9. Februar 1818. U. besuchte das Gymnasium in der Benedictiner-Abtei Seitenstetten, und beendete seine Humanitäts- und philosophischen Studien in Linz, woselbst er von seinem Mathematik-Lehrer, dem Jesuitenpater Walcher, derart beeinflußt wurde, daß er sich ganz den mathematischen Studien hingab; Walcher war es auch, der den jungen, strebsamen U. als Erzieher in das Haus des Hofrathes Groller nach Wien brachte und dadurch gewissermaßen einen bestimmenden Einfluß auf Unterberger’s fernere Zukunft übte; denn hier lernte er den Feldzeugmeister v. Bohn kennen, welcher sich für den talentvollen jungen Mann derart interessirte, daß er ihn bestimmte beim Ingenieurcorps einzutreten und ihn daselbst am 25. März 1758 als Conducteur (gleichwerthig mit dem Fähnrich bei der Infanterie) anstellte. U. machte im Ingenieurcorps den siebenjährigen Krieg mit, avancirte am 1. September 1760 zum Unterlieutenant, am 1. September 1762 zum Oberlieutenant und bekleidete die Stelle eines Adjutanten beim Feldzeugmeister und Generalprodirector des Geniewesens Graf Harsch. Am 15. März 1770 wurde U. zum Hauptmann befördert und gleichzeitig als Professor der Mathematik zum Artilleriecorps übersetzt. Sein ersprießliches Wirken im Lehramte hatte zur Folge, daß er am 15. October 1775 zum Major befördert und dem Erzherzog Maximilian, Kaiser Joseph’s jüngstem Bruder, als Lehrer der Mathematik zugetheilt wurde; desgleichen vertraute ihm der Kaiser den Unterricht des Erzherzogs Franz, des nachmaligen Kaisers, in seinen Fachgegenständen an. Gelegentlich der Errichtung des Bombardiercorps wurde U. am 6. November 1786 zum Oberstlieutenant und Commandanten dieses Corps ernannt und machte mit demselben die Türkenkriege mit; die Belagerung Belgrads im J. 1789 gab dem unter seinem Commando stehenden Bombardiercorps so vielfache Gelegenheit zur Auszeichnung, daß U. am 19. October desselben Jahres bei gleichzeitiger Uebersetzung zum 2. Feld-Artillerieregimente zum Oberst befördert wurde.
Am 27. Februar 1793 zum Generalmajor befördert, traf U. im April im Hauptquartier des Prinzen von Coburg ein und wurde zum Commandanten der zur Belagerung von Valenciennes bestimmten Artillerie ernannt. Die rasche Eröffnung der drei Parallelen, die Placirung der Geschütze in denselben, die Sprengung der Minen, dies alles geschah unter Unterberger’s Leitung; am 26. Juli ließ er in das große Hornwerk zehnpfündige Bombenböller bringen und den Festungscommandanten zur Uebergabe auffordern; nach 24stündiger Waffenruhe verwarf er die ihm vom Feinde vorgelegten Capitulationsbedingungen und übersendete andere mit dem Bedeuten, daß im Falle sie nicht angenommen würden, der Angriff ohne weitere Verhandlungen fortgesetzt würde. Am 28. Juli früh capitulirte die französische Armee unter General Ferrand und diesem wurde der Abzug mit militärischen Ehren, jedoch mit Zurücklassung sämmtlicher Geschütze und Waffen zugestanden. Zwei Tage nachher übernahm U. das eroberte Artilleriematerial, welches in 175 Geschützen und einem bedeutenden Vorrath an Kugeln, Granaten, Bomben, Patronen, Pulver und Gewehren bestand. Die günstigen Resultate, welche U. durch seine Energie und rastlose Thätigkeit bei der Belagerung von Valenciennes erzielt hatte, wurden auch in vollem Maße gewürdigt und anerkannt; in der 29. Promotion am 19. August 1793 erhielt er das Ritterkreuz des Maria-Theresien-Ordens. Ebenso tüchtig erwies sich U. bei Le Guesnoy 1793, bei Landrecy im folgenden Jahre, und die Eroberung Mannheims im Jahre 1795 ist nebst Generalmajor Lauer besonders den genialen Entwürfen Unterberger’s und der energischen Ausführung derselben zuzuschreiben; am 27. November 1795 wurde er infolge der Eroberung Mannheims mit dem Commandeurkreuz des Maria-Theresien-Ordens decorirt. Am 16. Februar 1797 zum Feldmarschalllieutenant befördert, wurde U. im Jahre 1799 zum Mitglied der Hofcommission, welche die Einführung von Verbesserungen im Kriegswesen berathen sollte, ernannt und ihm die Anfertigung neuer Feuergewehre übertragen. Im Jahre 1803 zum Vorsteher des Hauptzeug-Amtes ernannt, wurde ihm vom Kaiser der Unterricht des Erzherzogs Kronprinzen Ferdinand in den mathematischen Fächern übertragen und im Jahre 1804 das 4. Feld-Artillerieregiment verliehen. Generalissimus Erzherzog Karl veranlaßte U. zur Herausgabe von Artilleriehandbüchern, welche unter dem Titel: „Sämmtliche militärische Schriften des Freiherrn Leopold v. Unterberger zum Gebrauch der k. k. österreichischen Officiere“ in 7 Bänden in Wien im J. 1807 im Verlage von Beck im Druck erschienen sind. Außer diesem Werke verfaßte U. ein „Tagebuch der Belagerung und Bombardierung der Festung Valenciennes“, sowie eine Anzahl anderer Schriften.
Im J. 1813 wurde U. die Feldzeugmeisters-Charge verliehen. Fünf Jahre später am 9. Februar 1818 starb er zu Wien im Alter von 84 Jahren. Der um das Heer und namentlich die Artilleriewaffe so verdiente greise General wurde am
Friedhofe zu St. Marx (Plan 161) bei Wien bestattet und ihm ein Grabstein mit seinem Bildniß und einer ehrenden Inschrift gesetzt.
Acten des k. u. k. Kriegs-Archivs. – Acten der Fachrechnungs-Abth. des k. u. k. Reichs-Kriegs-Ministeriums. – Hirtenfeld, Der Militär-Maria-Theresien-Orden und seine Mitglieder, Band 1. – Wurzbach, Biographisches Lexicon, Band 49.
Quelle: Text:
Wikisource, Bilder: gemeinfrei, www.nikles.net und "Der Friedhof zu St. Marx in Wien. Seine Toten, seine Grabdenkmäler" von Hans PEMMER.