Der Graben ist eine der berühmtesten Straßen in der
Wiener Innenstadt. Er hat seinen
Anfang am Stock-im-Eisen-Platz beim Palais Equitable und
endet an der Verzweigung zum Kohlmarkt und zur Tuchlauben.
Der Graben ist eine der exklusivsten Prunkzeilen der Stadt.
Die Entstehung des Grabens: Der Graben geht schon auf
das alte Römerlager Vindobona zurück, wo eine Mauer entlang
des heutigen Straßenzugs und der heutigen Naglergasse die
südwestliche Umwallung des Kastells bildete, wobei sich
davor ein Graben befand. Auch vor der mittelalterlichen,
zwei bis drei Meter dicken und sechs Meter hohen Burgmauer
war dieser Graben noch immer vorhanden. Am Ende des 12.
Jahrhunderts kam es zur babenbergischen Stadterweiterung,
die durch das Lösegeld für Richard Löwenherz finanziert
wurde. Dabei wurde der Graben – wahrscheinlich mit den
Resten der Mauer – zugeschüttet und planiert. Der Graben
wurde somit zu einem der ersten Straßenzüge in der
Stadterweiterungszone. In diesem Bereich der Stadt waren
noch größere unbebaute Gebiete vorhanden, was wohl dazu
beigetragen hat, dass der Name Graben bis heute überlebt
hat.
Der Graben im Mittelalter: Die planmäßige Anlage
der Stadterweiterung ist auch an den unterschiedlichen
Bebauungen nördlich und südlich des Grabens zu erkennen. Die
Bebauung an der Nordseite ist bis heute unregelmäßig und es
gab nur einen einzigen schmalen Durchgang zur Peterskirche,
das so genannte Jungferngässchen. Dagegen wurden im 13.
Jahrhundert an der Südseite fünf Gassen regelmäßig angelegt,
und zwar die Obere Bräunerstraße (heutige Habsburgergasse),
die Untere Bräunerstraße (Bräunerstraße), die Färberstraße (Dorotheergasse),
die Laderstraße (Spiegelgasse) und die Reifstraße
(Seilergasse). Zwar war hier noch recht viel unverbaut, doch
änderte sich das rasch.
Laut dem Historiker Karl Oettinger löste die Anlage des
Grabens den Straßenzug Hoher Markt–Wipplingerstraße als Hauptverkehrsader ab.
Die neue Verbindung führte angeblich von Am Hof über die
Bognergasse und den Graben zum Stock-im-Eisen-Platz und bog
dort in Richtung
Stephansdom ein, um über die Rotenturmstraße die
Wollzeile zu erreichen. Der Verkehr musste daher nicht mehr
über den Hauptmarkt am Hohen Markt verlaufen.
Da aber praktisch alle Wege in der Stadt ihr Ende fanden und es damals kaum einen Grund gab,
in Richtung Schottentor zu fahren, ist diese Theorie umstritten.
Am Graben befanden sich damals hauptsächlich Holzhäuser, was
am 23. März 1327 zu einer Katastrophe führte. Im Haus des
Pfarrers von St. Stephan, Heinrich von Luzern in der
Wallnerstraße brach ein Feuer aus, das in kurzer Zeit über
den Kohlmarkt den ganzen Graben erfasste und das ganze
Gebiet vernichtete. Bei den Rettungsarbeiten war auch König
Friedrich der Schöne anwesend. Zwar zählte der Graben damals
noch nicht zu einer bevorzugten Lage des Adels, doch wohnten
dort offenbar schwäbische Geschlechter, die mit Rudolf I.
nach Wien gekommen waren.
Das einzige Gebäude, das aus dieser Zeit bekannt ist, ist
der Freisingerhof.
Um die Wende vom 13. ins 14. Jahrhundert wurde der Graben an
beiden Enden mit Häusergruppen verbaut. Dadurch entstand am
Nordwestende das Paternostergässchen, eine Verlängerung der
Naglergasse und am Südostende die Grabengasse und das
berüchtigte schmale Schlossergässchen, wo die Schlosser ihre
Werkstätten einrichteten. Auch verwandte Handwerker, wie
Schmiede, befanden sich dort. Die Enge des Schlossergässchen
gab immer wieder Anlass zu Kritik als Verkehrshindernis. Der
Graben wurde durch diese Anlage mehr als Platzanlage als
Straße gesehen. Zu dieser Zeit galt er aber noch nicht als
exklusive Adresse, insbesondere, weil in seinem Bereich die
so genannte Mörung
entsprang, ein offener Bach, der zur Abwasserentsorgung
genutzt wurde und einen dementsprechenden Gestank
verursachte. Mit der Zeit nahm die Ansiedlung verschiedener
Honoratioren jedoch zu, anfänglich vor allem begüterte
Bürger der Stadt.
Der Graben zur Barockzeit: Obwohl die Struktur des
Grabens mehr oder weniger gleich blieb, begann sich der
Charakter zu wandeln. Geprägt wurde er vor allem durch den
Arkadenhof, ein markantes Renaissancegebäude, das erst 1873
dem heutigen Grabenhof weichen musste. Der Graben wurde zum
Schauplatz verschiedenster Festivitäten, darunter auch
Erbhuldigungsfeiern. Dies veranlasste die ansässigen
Hausbesitzer, ihre Gebäude umzubauen und die Fassaden mit
reichem Dekor auszustatten. 1701 wurde die alte Peterskirche
abgerissen und bis 1708 neu errichtet.
Im Verlauf des 18. Jahrhunderts wurde die Marktnutzung
zurückgedrängt, 1753 wurden die Grünwarenhändler entfernt
und 1772 musste auch der Christkindlmarkt weichen. Der
Graben wurde zum Hauptschauplatz des städtischen Lebens und
zum bevorzugten Promenadeplatz. Dies beschränkte sich nicht
nur auf den Adel, auch der Aufstieg der Unternehmer war zu
erkennen, wobei das deutlichste Kennzeichen die Errichtung
des
Trattnerhofes durch den Buchdrucker Thomas Edler von
Trattnern war. Allerdings tauchten auch Prostituierte, die
berühmten Graben-Fräule auf.
Die Regulierung des Grabens: Der Aufschwung des Grabens setzte sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts fort. Es siedelten sich immer mehr Luxusgeschäfte an, wobei die Läden mit künstlerisch wertvollen Schildern versehen waren. Durch diese Ansiedlungen und den zunehmenden Verkehr wurden die beiden Häuserblocks an den Enden des Grabens immer mehr zu einem Hindernis. Die Erste österreichische Sparkasse ließ 1835 die Eckhäuser zur Tuchlauben abreißen und ihr heute noch bestehendes Hauptgebäude errichten. 1840 folgten dann die Gebäude am Nordwestende des Grabens. Zwischen 1860 und 1866 wurden die Häuser am östlichen Ende zwischen Grabengasse und Schlossergassl entfernt, wodurch der Graben nun direkt in den Stock-im-Eisen-Platz beziehungsweise den Stephansplatz überging und er wieder zu einer Straße wurde. Tatsächlich wurden im 19. Jahrhundert auch so gut wie alle anderen alten Häuser am Graben mit Ausnahme des Palais Bartolotti-Partenfeld abgerissen. Auch das Jungferngässchen wurde verbreitert und ein offener Zugang zur Peterskirche geschaffen. Sogar der Trattnerhof wurde 1911 durch einen Neubau ersetzt, wodurch erstmals auch ein zweiter Zugang von der alten Stadt entstand.
Der Graben im 20. Jahrhundert: Mit der Zunahme des
Autoverkehrs wurde auch der Graben zu einer stark befahrenen
Straße. Allerdings blieb der Verkehr nach wie vor auf die
südliche Hälfte beschränkt. Am 4. Dezember 1950 wurde hier
die erste Neonbeleuchtung Wiens in Betrieb genommen.
Es gab mehrere Vorschläge zur Ausgestaltung, darunter zwei
zur Überwachung des Grabens. Am 22. November 1974 wurde hier
versuchsweise die erste Fußgängerzone Wiens eingerichtet. Im
Zuge des U-Bahn-Baus wurde der Graben in mehreren Phasen
umgebaut und die Fußgängerzone etappenweise erweitert. In
diesem Zusammenhang wurden fünf Architekten beziehungsweise
Architektenteams mit Vorschlägen zur Ausgestaltung
beauftragt. Besonders umstritten war die Idee der Gruppe M
zur Überdachung des Grabens.
Heute ist der Graben wieder eine der wichtigsten Promenade-
und Geschäftsstraßen Wiens. Gemeinsam mit dem Kohlmarkt und
der Kärntner Straße bildet er das so genannte „Goldene U“ an
traditionsreichen innerstädtischen Einkaufsstraßen, die über
ein gehobenes Angebot verfügen und als Fußgängerzonen
gestaltet sind.
Gebäude am Graben:
Anker-Haus von Otto Wagner
Freisingerhof und Trattnerhof
Erste österreichische Sparkasse
Generalihof
Grabenhof (Thienemannhof)
Palais
Bartolotti-Partenfeld
Andere Bauwerke:
Pestsäule
Grabenbrunnen
Quelle: Text: Wikipedia, Bilder: © Bwag/Wikimedia, Peter Gugerell, gemeinfrei, www.nikles.net und gemeinfreie.
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Günter Nikles
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