Der Heiltumstuhl war ein von 1483 bis 1485 in Wien am Rande des Stephansplatzes errichtetes Gebäude für die Reliquien und Kirchenschätze, das 1699 als Verkehrshindernis abgetragenen wurde.
Geschichte: Im Hochmittelalter wurde der
Stephansplatz im
Westen von einer einstöckigen Häuserzeile begrenzt, die
zwischen dem heutigen Stock-im-Eisen-Platz und der
Rotenturmstraße verlief. Teil des Baukomplexes waren das
Zinnentor von 1466 zwischen der damaligen Kantorei und dem
Kirchenschließerhaus und das ebenfalls 1466 errichtete
Mesnertor an der heutigen Ecke
Stephansplatz und Rotenturmstraße.
Quer zu dieser Häuserzeile stand der Heiltumstuhl, der unter
dem Kirchenbaumeister Niklas Teschler als Ort der
Reliquienverehrung errichtet wurde. Er bestand aus einem
Bogen mit loggienartigem Obergeschoß, das aus einer
rechteckigen Halle mit 22 (?) Spitzbogenfenstern bestand, je
acht an den Längsseiten und je drei an den Schmalseiten. Die
Reliquien von St. Stephan wurden ab 1486 an jedem ersten
Sonntag nach Ostern, dem so genannten Weißen Sonntag, vom
Heiltumstuhl aus dem Volk gezeigt ("gewiesen"). Aber auch
bei besonderen Festen, z.B. Hochzeiten des Herrscherhauses.
Aus den Fenstern wurden kostbare Stoffe gehängt, auf der
Straße, die vom Heiltumstuhl überspannt wurde, Bänke
aufgestellt und der Domschatz aus der Reliquienschatzkammer
in einer Prozession zum Heiltumstuhl gebracht. Es gab in
vielen großen Städten des Regnum Teutonicum (Königreich der
Deutschen) Heiltumsweisungen (Aachen, Regensburg und viele
andere), aber nur in Wien (vielleicht auch in Prag) gab es
einen gemauerten Heiltumstuhl. Anderswo wurden sie aus Holz
gebaut, geschmückt und nach dem Ende der Heiltumsweisung
wieder abgebaut. Beim Bau der U-Bahn, U 1, in Wien, fand man
die Fundamente des Heiltumstuhls.
Mit der Reformation (ab 1517, Wien war damals zu 60-70 %
protestantisch) und den Türkenkriegen, in denen alles was
Gold und wertvoll war in Waffen investiert wurde, auch die
Reliquiarien (=Behälter des Heiltums, Heiltum ist das
deutsche Wort für Reliquie), erlosch das Interesse an
Heiltumsweisungen. Das Gebäude wurde allmählich zum
Verkehrshindernis und ca. 1699 abgetragen. Aber 200 Jahre
stand es ungefähr dort, wo heute die Apotheke ist auf dem
Stephansplatz. Trotzdem ist es total unbekannt und wird
weder im Wien-Museum oder im Dom-Museum in Ausstellungen erwähnt.
Quelle: Text: Wikipedia, Bilder: gemeinfrei.
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