10. Bezirk - Steudeltunnel
Der 1873 eröffnete Steudeltunnel in Wien war ein 283 m langer Eisenbahntunnel im 10. Wiener Gemeindebezirk,
Favoriten.
Er war nach dem ersten Bezirksvorsteher von
Favoriten, Johann Heinrich Steudel, benannt, da dieser Grundbesitzer in dieser Gegend war.
Der Tunnel wurde am 28. März 2010 gesperrt und in der Folge abgetragen.
Lage: Der Steudeltunnel war Teil der Verbindungsbahn von Süd- zu Nordbahn und unterquerte bei der Favoritenstraße bzw.
beim späteren Südtiroler Platz die Südbahn in schrägem Winkel.
Die Strecke verlief dann auf dem Frachtenbahnhofsgelände von Süd- und Ostbahn ähnlich wie heute die in Hochlage
errichtete Zufahrt von der Südbahn zum neuen Hauptbahnhof, jedoch in einem Einschnitt.
Der 1873, im Jahr der Weltausstellung in Wien, eröffnete Tunnel ersetzte die 1857 gebaute oberirdische Streckenführung
der Verbindungsbahn in diesem Bereich (Details zur oberirdischen Strecke siehe hier, letzter Absatz).
Er war ursprünglich zweigleisig.
Westliche Rampe und Tunnelportal: Die später eingleisige Strecke durch den Tunnel zweigte zwischen den heutigen
S-Bahn-Stationen Matzleinsdorfer Platz (Hochlage) und
Wien Hauptbahnhof (Gleise 1 und 2, Tieflage)
mit einer abwärts führenden Rampe Richtung Nordwesten von den Südbahngleisen ab.
Nach dem in den späten 1950er Jahren erfolgten Bau der hier in Tieflage verlaufenden Stammstrecke
der Wiener Schnellbahn beim
Südbahnhof lag das westliche Tunnelportal unmittelbar
neben dem Portal des Tunnels der S-Bahn-Stammstrecke (Höhe Schönburgstraße).
Östliches Tunnelportal: Das östliche Tunnelportal lag unmittelbar nach der Unterquerung der Südbahngleise südlich
der ehemaligen Hinteren Südbahnstraße bei der Ecke Johannitergasse / Sonnwendgasse.
Weitere Streckenführung: Die Verbindungsbahnstrecke verlief dann (wobei dieser Streckenteil schon wesentlich länger
bestand als der Steudeltunnel) ostwärts etwa zwischen dem neuen Hauptbahnhof und der südlich parallel zu
ihm angelegten Gerhard-Bronner-Straße weiter in einem Einschnitt,
in dem sich in offener Tieflage die bis 1945 im Kursbuch geführte Haltestelle Favoriten befand.
Vor dieser Haltestelle zweigte ein Gleis in Fahrtrichtung rechts zu den Frachtengleisen ab.
Nach der Haltestelle schloss am östlichen Ende des Einschnitts der seit der Eröffnung der S-Bahn 1962
stillgelegte Arsenaltunnel unter der Ostbahn zur Verbindungsbahn Richtung Arsenal bzw. Nordosten an.
Nach der Stilllegung dieses Tunnels wurde hier für den durchfahrenden Güterzugsverkehr eine Rampe
Richtung Südosten zu Hauptgleisen der Ostbahn errichtet.
Baudetails: Der Tunnel bestand aus einem Ziegelgewölbe sowie einem Betongewölbe,
das anlässlich der Erneuerung der Bahnbrücke über den Südtiroler Platz nach dem Zweiten Weltkrieg errichtet wurde.
Im Zuge der Elektrifizierung der
Donauländebahn wurde 1971 auch der Tunnel als Umleitungsstrecke elektrifiziert.
Dabei wurde die Neigung der Rampe zur Ostbahn von 25 ‰ auf 12 ‰ reduziert.
Ersatz: Im Zuge der Errichtung des neuen
Wiener Hauptbahnhofs wurde der Steudeltunnel nach der Fertigstellung
einer zweigleisigen Verbindung in Hochlage, die ihn ersetzt, gesperrt und in der Folge abgetragen.
Bei der Situierung der neuen Gleise wurde davon ausgegangen, dass alle von der Südbahn auf die Ostbahn übergehenden Züge,
auch wenn sie im
Hauptbahnhof nicht halten, diesen durchfahren.
Dazu wurde zwischen den Bahnsteiggleisen 8 und 9 und neben Gleis 12 je ein Durchfahrtsgleis errichtet.
Da der Tunnel unterhalb des
Hauptbahnhofs und unter der neuen Eisenbahnbrücke
über die
Laxenburger Straße lag,
für die tragende Stützen auf der Tunneldecke stehen hätten müssen,
wurden Stützmauern in den Tunnel hineingebaut und der übrige Hohlraum mit Ausnahme eines
zuvor noch hineinverlegten Abwasserkanals mit Beton verfüllt.
Quelle: Text: Wikipedia, Bilder: Linie29 unter der Lizenz CC BY-SA 4.0.