Um die Mitte April 1552 herrschte die freudigste
Aufregung in Wien; die Plätze, Straßen und Gassen zeigten
sich voll schaulustiger Menschen aus allen Schichten der
Bevölkerung, wozu die Stadt selbst, die Vorstädte und
nächste Umgebung ihre buntgemischten Kontingente lieferten.
Es gab da wirklich viel Neues und Schönes zu sehen, das sich
zu einem großen Feste vorbereitete in Neubauten und
Ausschmückung jener Häuserreihen, welche dabei zunächst in
Sicht kommen sollten, was alles bis zum 14. April genannten
Jahres vollendet sein musste und, dank der heiteren
Frühlingsluft und dem herzlichen Eifer der Einwohner und
dazu bestimmten Arbeiter, auch aufs beste zustande gebracht
wurde.
Die Bestimmung dieses Tages aber war der feierliche Einzug
und festliche Empfang des Erzherzogs Maximilian von
Österreich, der nach langjährigem Aufenthalte in Spanien in
sein Geburtsland zurückkehrte.
Prinz Maximilian - wie man ihn gewöhnlich nannte, obwohl er
schon seit 1548 den Titel eines Königs von Böhmen führte -
geb. zu Wien 1527, zur eingangs bezeichneten Zeit also erst
fünfundzwanzig Jahre alt, aber bereits vermählt mit Maria,
der Tochter seines Oheims, des Kaisers Karl V, war von
seinem erlauchten Vater, dem römischen König Ferdinand I.,
nach Wien berufen worden, um daselbst seinen bleibenden
Aufenthalt zu nehmen.
Dieser Prinz - als nachmaliger Kaiser seines Namens der
Zweite, einer der erleuchtetsten und trefflichsten Regenten
- ausgezeichnet durch die herrlichsten Eigenschaften, wie
durch edle Gestalt und wahre Ritterlichkeit, hatte die
allgemeine Aufmerksamkeit und Neugierde durch sein zwei
Jahre vorher im Nachtlager zu Granada glücklich bestandenes,
lebensgefährliches Abenteuer im höchsten Grade erregt. Alles
wollte den ebenso heldenmütigen als schönen Prinzen sehen,
der in jener Räuberhöhle - einer Köhlerhütte - gegen eine
Schar Mordgesellen so lange aufs mannhafteste standgehalten
und die Genugtuung erlangt hatte, die Ruchlosen endlich mit
Hilfe seines herbeigeeilten Gefolges ganz zu bewältigen und
dem Gerichte zu überliefern. Wer auch hätte nicht den Helden
jenes Aufsehen erregenden Abenteuers angestaunt und nicht
auch zugleich gern die junge, schöne Frau gesehen, welcher
der Prinz seine Rettung zu danken hatte, indem sie ihre bei
seinem Eintritt in die Behausung der Räuber die Warnung
zugeflüstert, auf seiner Hut zu sein, und die nun, wie
verlautete, der dankbare Prinz mit sich genommen, um sie in
Wien glänzend zu versorgen.
In der Weinschenke "Zum wilden Mann" in der Kärntner Straße
ging es schon am frühen Morgen des 14. April äußerst lebhaft
her, so zwar, dass der Raum dieser beliebten Gastwirtschaft
nur den geringsten Teil der massenhaft zuströmenden
Bürgersleute zu fassen vermochte. War es ja doch, abgesehen
von dem guten Weine, der dort geschenkt wurde, gerade die
Kärntner Straße, durch welche der festliche Einzug des
Prinzen Maximilian und seiner erhabenen Gemahlin beginnen
sollte, um sich über den "Grünen Markt" (Graben) und
"Kohlenmarkt" (Kohlmarkt) in die kaiserliche Hofburg
fortzusetzen. Dass der Einzug erst am Mittag stattzufinden
hatte, war jenen guten Bürgern kein Grund, nicht schon am
Morgen in der Weinschenke Posto zu fassen; sie mussten doch
diesen hochwichtigen Gegenstand reiflich erwägen und
besprechen, eine Obliegenheit, welcher man zu allen Zeiten
beim Becher am liebsten nachzukommen pflegte.
An einem großen runden Tische, inmitten des
Hauptschankzimmers, saßen ein Dutzend Wiener Bürger,
gemischt mit halb so vielen Bürgern aus Wiener Neustadt,
welch letztere bereits vor einigen Tagen im "Wilden Mann"
eingekehrt waren, um die Vorbereitung zu all den
Herrlichkeiten zu schauen und das Fest gleichsam
vorzugenießen.
Ulrich, der Glockengießer aus Wiener Neustadt, ein
stattlicher Mann in den besten Jahren, wohlhabend und als
Mann von "gutem Ton" auch allgemein beliebt, ließ sich an
dieser Tafelrunde zumeist vernehmen; nicht sosehr aber in
Bemerkungen oder Behauptungen, wie in Fragen über die heute
zu erwartenden Dinge. Als der eigentliche Sprecher des
Hauses wies sich daselbst der Bürstenbinder Konrad Etzelt,
ein Stammgast dieser Schenke, der dem damaligen Rufe der
Bürstenbinder, will sagen, dem bösen Leumund dieser Zunft in
Sachen des Dürstens und Bürstens niemals Eintrag tat und das
Gespräch, von den Tischgenossen kräftiglicht unterstützt,
erhielt sich zwischen diesen zwei markigen Bürgern in
lebhaftester Weise aufrecht.
"Dass Prinz Max kommt und seine erlauchte Hausfrau",
bemerkte der Bürstenbinder nach einem ganz unvergleichlichen
Zuge aus seinem Stammbecher, indem er seine buschigen
Augenbrauen hoch emporzog, "ist schön, aber bei weitem nicht
alles, sondern, was mit dem hohen Paare kommt, das ist das
merkwürdigste."
"Und Ihr wisst das schon?" fragte Meister Ulrich.
Herr Etzelt räusperte sich, wie jeder ordentliche Redner bei
Eröffnung eines großes Vortrags.
"Alberne Frage", sprach er, "würde ich sagen, wenn nicht
Ihr, Herr Ulrich, gefragt hättet! Freilich weiß ich das.
Denn sintemal mein leiblicher Vetter im Stadtrate sitzt,
höre, vernehme und weiß ich, um was es sich bei Haupt- und
Staatsaktionen handeln tut. Und so auch in diesem heutigen
ganz pompösen Fall. Noch einmal, die Ankunft der Hoheiten
ist das erfreulichste; aber mit ihnen kommen auch die
fürtrefflichsten Kostbarkeiten, die unermesslichsten Schätze
und wundersamlichsten Produkte, ja sogar die seltensten
Tiere aus der Neuen Welt, nämlich aus dem fernen Indien oder
Amerika, und alle diese verwunderlichen Herrlichkeiten als
Geschenke, wohl verstanden, als Gratisspende des spanischen
Königs Philipp des Zweiten für den Prinzen Max."
Ein Gemurmel von Staunen und Beifall lohnte diese Mitteilung
des Bürstenbinders, der zur Interpunktion seines Vortrags
einen tüchtigen Schluck tat und dann also fortfuhr: "Wir
werden Dinge zu schauen kriegen, die der Stephansturm noch
nicht geschaut hat; aber nur wenige werden das, was sie ins
Auge fassen, auch kapieren; denn, wie gesagt, die Neue Welt
hat ganz andere Siebensachen als unsere alte, und dort ist
das Gold leichter zu haben als Messing; nur fehlt's, wie ich
höre, dort an Glockengießern und Bürstenbindern."
Lautes, herzliches Lachen folgte dieser Schlußbemerkung, und
das Gespräch erheiterte sich in echt wienerischer Weise.
Dieses bürgerliche Spiel mit Fragen und Antworten dauerte
ein paar Stündchen durch; dann brachen die Neustädter ab und
auf und schickten sich an, mit Herrn Ulrich an der Spitze
und Herrn Etzelt in der Mitte, einen, wie letzterer sich
ausdrückte, observierenden Streifzug durch jene Teile der
Stadt zu machen, die zum Behufe der bevorstehenden
Festlichkeit am auffälligsten verändert und ausgeschmückt
worden waren.
Zuerst bewegte sich der muntere Trupp, so gut es gehen
wollte, auf kürzestem Wege der kaiserlichen Burg zu. Diese
bildete damals ein mäßiges Viereck mit starken Ecktürmen.
Die Hauptfassade daran war der altertümliche, schon von
Herzog Leopold dem Glorreichen aus dem Hause Babenberg
gebaute Trakt, welchen dann König Ferdinand I. erweitert
hatte und der später "Schweizerhof" (von der daselbst Wache
haltenden Schweizergarde) genannt wurde. Die übrigen
Seitengebäude waren der Hofkapelle und der Hofwirtschaft
gewidmet. Von allen den anderen Gebäuden, welche heute die
Burg ausmachen, existierte zu jener Zeit nur der "Cillnerhof"
(später Amalienhof), denn die übrigen entstanden erst unter
den Kaisern Leopold I. und Karl VI. Es bot sonach die
kaiserliche Burg damals nicht die räumliche Gelegenheit, um
zwei glänzende Hofhaltungen gebührend zu umfassen; deshalb
wurden das alte Zeughaus und die Stallgebäude unterhalb
derselben abgebrochen und an ihrer Stelle ein stattlicher
Bau aufgeführt, der noch heute die "Stallburg" heißt.
Dies alles betrachteten und erörterten die Neustädter und
Wiener Bürger vom "Wilden Mann" ganz genau. Besonders gefiel
ihnen die Vorderseite der Burg, die zum Empfange des hohen
Paares aufs prachtvollste geschmückt worden war. Es zeigte
sich da eine große Galerie zu beiden Seiten des schönen
Portals, von deren verschiedenen Abteilungen reichgestickte
Teppiche nieder hingen, über welche sich malerisch
Blumengewinde und grüne Festons hinzogen.
"Zuoberst auf dieser Galerie" - erklärte der durch seinen
stadträtlichen Vetter sehr wohlberatene Bürstenbinder -
"wird die kaiserliche Musikbande platziert werden und sich
da des Schönsten und Lautesten sehen und hören lassen."
Herrn Etzels Erklärung wurde im selben Augenblick lebendig
illustriert, denn es erschien soeben hoch oben einer von
jenen kaiserlichen Musikern, gefolgt von einigen Männern,
welche Instrumente trugen. Derselbe wies sich in heller,
weiter, reich mit Gold gestickter und verbrämter Kleidung.
Nachdem unsere Morgenschwärmer das alles betrachtet hatten,
verließen sie die Burg und traten ihren wohlgeordneten, nur
zeitweilig von Rippenstößen ein wenig belästigten Marsch
durch die für den Einzug bestimmten Stadtteile an.
Groß war da überall das Gedränge, besonders an den drei
herrlichen Triumphpforten. Eine unzählbare Menschenmenge
drängte sich bereits seit Anbruch dieses festlichen Tages
durch die Straßen und Gassen des guten alten Wien, und man
erblickte da die verschiedenartigsten und wunderlichsten
Trachten von der Welt: den Bauer in grober, weiter Jacke und
kurzen Hosen, blauen Stümpfen, plumpen Schuhen und
breitkrempigem Hute; den ehrsamen Bürger und Zunftgenossen
in faltigem Niederkleide, Wams mit schmalem Gürtel und
dunklem kurzen Mantel; Männer aus den höheren Ständen in
gebauschter, geschlitzter Unterkleidung mit Mänteln aus
schwerem Seidenstoffe, Schwungfederbarett mit Silber- oder
Goldborten; auch Raizen, Armenier und viele Ungarn in ihren
prächtigen und kleidsamen Nationalkostümen, dazwischen
endlich schüchtern einherschleichende Juden, mit dem durch
das Gesetz jener Zeit gebotenen Abzeichen eines gelben
Fleckes auf der linken Seite der Brust.
Gegen Mittag waren die schon bezeichneten Straßen und Plätze
wie in einen Zauberhain umgewandelt; wohin man sah grünende
und blühende Zweige, Blumen, bunte Tücher, Teppiche und
Fahnen, nebst herrlichen Prunksachen aus Silber und Gold,
und alles erglänzend in den milden Sonnenstrahlen eines
schönen Lenztages.
Aber - gut Ding, heißt es, braucht Weile, und die
Menschenmenge hatte an jenem Tage die Wahrheit dieses alten
Spruches zu erfahren; denn erst nach vielstündigem,
sehnsuchtsvollem Zuwarten ertönte - um zwei Uhr nachmittags
- vom Kärtnertore her das Ankunftssignal, der erste
Kanonenschuss, dem also gleich mehrere folgten.
Welche Aufregung! Welche stürmische Bewegung! Welche
Erwartungen!
Und all diese so hoch gespannten Erwartungen sollten noch
übertroffen werden!
Der Zug selbst, wie prachtvoll auch an sich, überraschte nur
jene, besonders aus dem Landvolke, die dergleichen noch nie
gesehen hatten; nicht aber die Wiener, deren Augen schon
damals ein bisschen verwöhnt waren, obgleich sie noch keine
Theaterausstattungsstücke oder Ausstellungspaläste zu
Gesicht bekommen hatten. Es wunderte sie nicht einmal der
achtspännige, reichvergoldete Wagen, worin das fürstliche
Paar in köstlichem, blendendem Schmucke saß und die
jubelnden Begrüßungen der Menge mit der huldvollsten,
freundlichsten Miene dankend hinnahm, und auch nicht die
Pracht des folgenden spanischen Adels. Stutzig wurden sie
nur beim Anblicke der offen zur Schau getragenen glänzenden
Gaben aus dem fernen Indien, und mancher Absonderlichkeiten,
zum Beispiel der schönen "indischen Raben" (Papageien) mit
dem bunten Gefieder und dem spaßigen Gekrächze; allein ihre
Verwunderung und Bewunderung, ihre höchste Überraschung und
Aufregung gab sich kund in tausendfachen Ausrufen beim
plötzlichen Anschauen eines zwischen bewaffneten Hütern
langsam einherschreitenden, riesenhaften Ungetümes, eines
kolossalen schwarzen Vierfüßlers, mit langgedehnter,
gewaltiger, immer bewegter Nase und - was daran das
entsetzlichste war - mit weit empor gekrümmten, ungeheuren,
gelbweißen Hauern!
Was war das?
Schon beim Kärntnertore verbreitete der Anblick dieses auf
vier dicken runzeligen Pfeilern so gravitätisch sich
vorschiebenden schwarzen Berges mit dem seltsam geformten
Felsvorsprung, der einen Kopf vorstellen sollte, was die
daran baumelnden Ohrlappen und die pfiffig blickenden Augen
glaubwürdig erscheinen ließen, fast in der ganzen
Zuschauerschaft panischen Schrecken, und die plötzlich
entstandene Unordnung drohte gefährlich zu werden, denn man
stürzte übereinander hin, und jung und alt schrie um Hilfe.
Glücklicherweise befanden sich, teils im Zuge selbst, teils
unter den Zuschauern, mehrere gelehrte Herren, wie zum
Beispiel die kaiserlichen Leibärzte Wilhehn Arragos, Krato
von Kraftheim und Wolfgang Lazius, welche sich eifrigst
bemühten, den Tumult zu hemmen und die allgemeine Angst
durch die laut ausgesprochene Erklärung zu beschwichtigen,
dass dieses Tier kein gefährliches Untier, sondern im
Gegenteil sehr gutmütig und gelehrig sei; dass es, mit Namen
Elephas Elephantis, in seiner Heimat, in den Reichen Afrika
und Asien nämlich, sogar nützliche Dienste verrichte; dass
man aus seinen Zähnen das köstliche "Elfenbein" gewinne, das
dem Golde gleich geachtet werde, und mit dem die Türen am
Tempel Salomons belegt gewesen seien, und dass sonach der
erlauchte Herr, Prinz Maximilian, indem er es aus Hispanien
mitgebracht, der Wissenschaft einen großen Dienst erwiesen
habe.
Diese naturhistorische Erläuterung des Sachverhaltes mit dem
langnasigen Ungeheuer, an sich ganz gut, verschlug nicht
viel, und erst als mehrere Herren aus des Prinzen Gefolge,
und zwar der Kanzler Widmannstadt, der Geheimschreiber
Christobal de Castillejo und der kaiserliche Kammerdiener
Leopold Heyberger sich dem vermeintlichen Untiere genähert
und dasselbe furchtlos betastet hatten, begann die Furcht
des Volkes zu schwinden, ja es entstand allmählich sogar ein
Gedränge um den klug dreinschauenden Elefanten, so dass der
Prinz freundlich den Zug bisweilen halt machen ließ, um den
Leuten Zeit zur Bewunderung zu gönnen.
So ging es glücklich vorwärts bis in die Mitte des "Grünen
Marktes" (Grabens).
Da, bei dem massenhaften Zudrange des Volkes aus allen
Seitengassen, wird der Festzug von selbst gehemmt, und
plötzlich ertönt aus der dichtgedrängten Menge um den
Elefanten ein gellender, markerschütternder Schrei.
Das war die Stimme eines weiblichen Wesens in Todesangst.
Frau Maria Gienger, die Gemahlin des kaiserlichen Raitrates
(Rechnungsrates) Anton Gienger, eines Mannes, der als Gönner
der Wiener Hochschule vom Volke hochgeschätzt wurde und der
ein Haus zu eigen besaß, wollte mit ihrem Töchterlein nach
Hause eilen, um von ihrem Gemache aus den Zug bequem
überschauen zu können, sah sich jedoch, durch den immer
wachsenden Andrang da und dort aufgehalten, genötigt, unter
den Zuschauern am Platze stehen zu bleiben. Mit einemmal von
der zuwogenden Menge unwiderstehlich vorgedrängt, ließ sie
nur einen Augenblick ihr Kind sich entgleiten, und dieses,
fortgestoßen, kollerte vor die Füße des Riesentieres. Dem
Entsetzensschrei der vor Schreck halbtot zurücktaumelnden
Frau folgt im Nu hundertstimmiger Hilferuf, und all der
zunächst Stehenden Blicke starren nach dem Elefanten.
Dieser aber sah ernst um sich, drängte mit seinem Rüssel
alles von sich weg, hob, nachdem Raum um ihm geworden, fein
säuberlich und gemach das weinende Kind auf, hoch über alle
Köpfe empor und reichte es mit dem Anstande eines
diensttuenden Kavaliers unverletzt der schreckensbleichen
Mutter hin.
Jenen Angstrufen folgte nun ein nicht minder betäubendes
Freudengeschrei, ja, es wurden dem edlen Tiere Lebehochs
gebracht, und der Jubel währte noch fort, nachdem dasselbe
bereits den Blicken aller wieder entschwunden war.
Der Vater des so seltsam gefährdeten und zugleich geretteten
Kindes ließ aus Dankbarkeit an der Seitenwand des Eckhauses
vom Graben gegen den Stock-im-Eisen-Platz, wo sich das
Ereignis zugetragen hatte, zu immerwährendem Gedächtnis den
Elefanten abbilden; zuerst aus Sandstein als Basrelief und
darunter in lateinischer und deutscher Sprache folgende
Inschriften anbringen:
Sincera Pictura Elephantis,
quem Serenissimus Rex
Maximilianus Primo
Viennae spectandum
exhibuit
Mense Aprili
Anno MDLII.
Dieses Tier heißt ein Elefant,
Welches ist weit und breit bekannt;
Seine gantze Größ, also Gestallt,
Ist hier gar fleißig abgemallt,
Wie der König Maximilian
Aus Hispanien hat bringen lan
Im Monat Aprilis fürwar
Als man zelt 1552 Jar.
Später wurde darunter beigefügt:
Renovatum do Ao. MDCCXXVII.
In diesem letztgenannten Jahre (1727) war aber das Basrelief
schon so verwittert und so undeutlich geworden, dass man es
ganz wegnahm und an derselben Stelle ein großes Wandgemälde
anbrachte, welches noch in den alten Ansichten Wiens von
Pfeffel, Delsenbach und anderen zu sehen ist. Erst 1789
wurde während eines neuen Baues das Gemälde übertüncht und
dann leider nicht wiederhergestellt. Man verfuhr von jeher
gar barbarisch mit den ehr- und denkwürdigen Wahrzeichen
unserer an reizenden Legenden so reichen Vaterstadt.
Das altertümliche Haus, später "Zur goldenen Krone" genannt,
war auch durch seinen Baustil merkwürdig. Es entstammte mit
seinen zwei scharfen, hohen Giebeldächern dem Anfange des
sechzehnten Jahrhunderts. Die Gemeindevertretung Wiens hatte
es zum Zwecke der Demolierung angekauft, um die enge Passage
der dortigen Gegend frei zu machen, und im Jahre 1865
verschwand das interessante, über 360 Jahre alte Gebäude.
Noch aber erhielten das Haus Nr. 31 (früher 647) der
Rotenturmstraße und Nr. 47 (früher 1018) der Kärntner Straße
das Schild "Zum Elefanten", und am Erker des letzteren
befand sich auch ein Sandsteinbild dieses seltsamen
Ankömmlings in Wien.
Aus unserer Erzählung erhellt übrigens die Unrichtigkeit der
oft wiederholten Meinung, jener Elefant, der Mitte des
siebzehnten Jahrhunderts in Leipzig gezeigt wurde, wäre der
erste in Europa gewesen. Der erste Elefant in Deutschland
war jener, welcher vom Perserkönig Aarun als Gegengeschenk
im Jahre 802 zu Aachen dem Kaiser Karl dem Großen gegeben
wurde.
Leider erwies sich der erste Elefant in Wien noch weniger
widerstandsfähig gegen die Unbilden des Wetters als sein
steinernes Bildnis; er verendete schon am 18. Dezember 1553.
Aus seinen Knochen wurde ein Stuhl angefertigt, welcher sich
jetzt im Besitze des Stifes Kremsmünster befindet.
Quelle: Die schönsten Sagen aus Wien, o. A., o. J., Seite 40.
Siehe auch Soliman auf Wikipedia,
Bilder: gemeinfrei.
Einige Texte sind von der freien Wikipedia kopiert und angepasst worden. Die allermeisten Bild- und Mediendateien sind aus eigener Quelle und können auf Anfrage für eigene Webseiten verwendet werden. Sollten sich dennoch Bild- oder Mediendateien auf dieser Seite finden, welche einen Copyright unterliegen, so bitte ich um Verständigung per Email office@nikles.net, damit ich einen Copyright-Vermerk bzw. Weblink anbringen kann, bzw. auf Wunsch die Bild- oder Mediendateien löschen kann.
Günter Nikles
Josef Reichl-Str. 17a/7
7540 Güssing
Austria
Email:
office@nikles.net
Website:
www.nikles.net
(c) 2024 www.nikles.net