Person - Anton Mauss
Anton Friedrich Mauss (* 1. März 1868 in Köln; † 13. September 1917 in Wien, Bestattungsdatum: 16. September 1917) war ein österreichischer, römisch-katholischer Priester, Religionslehrer und Journalist. Er war Hauptvertreter des Integralismus in Wien.
Leben: Sein Theologiestudium betrieb er in Bonn, Fribourg und Breslau, bis er 1894 in das St. Pöltner Priesterseminar übertrat. Dort wurde er 1895 zum Priester geweiht. Nach seelsorglichen Aufgaben in Tulln, Schrems und Zwettl begann er 1898 mit der Arbeit eines Religionslehrers in Wien. 1901 erlaubte ihm die Diözese St. Pölten einen Übertritt in den Klerus der Erzdiözese Wien, wo er bis zu seinem Tod wirkte.
Österreichs Katholisches Sonntagsblatt: Zusätzlich zu seinen vielfältigen publizistischen Tätigkeiten, etwa als Redakteur des Mariazeller Glöckleins und Verfasser eines geistlichen Gesangbuches, war Mauss Herausgeber von Österreichs Katholischem Sonntagsblatt, das 1910–1915 in Wien erschien. Die Zeitschrift vertrat eine ausgesprochene und selbstbewusste „klerikale“ Position, dabei übte sie scharfe Kritik an liberalen Tendenzen unter österreichischen Katholiken aus. Die Autoren der Zeitschrift förderten eine stärkere Treue zum Papst, vor allem zur Person des Papstes Pius X. und dem von ihm eingeführten Antimodernisteneid. Mauss galt als radikalster Wortführer des Integralismus. Die Zeitung tendierte zu Polemiken gegen Theologen, die von den Herausgebern als Modernisten oder Reformkatholiken verstanden wurden. Typisch für das Feindbild waren Albert Ehrhard und Alfred Loisy sowie liberale Protestanten und Freimaurer. Die Zeitschrift wurde von österreichischen Theologen dafür kritisiert, dass sie eine deutsche bzw. kölnische Perspektive auf das kirchliche Leben in Österreich übertragen wollte, die letztendlich nicht zutraf.
„Mit einer ganz unbegreiflichen Anmaßung“ griff die Zeitschrift auch „die deutschen Katholiken, die Zentrumsfraktion und führende katholische Blätter“ an, klagte die Augsburger Postzeitung unter der Überschrift Die
Wiener Inquisition. Die Augsburger Postzeitung stellte fest: „Glücklicherweise hat auch in Österreich das Wiener Hetzblatt keinen großen Einfluss, da seine unrühmliche Tätigkeit ihm dort jeden Boden unter den Füßen zerstören muss. Wir müssen aber aufs lebhafteste die Leser bedauern, die an der Sonntagsheiligung durch diese hasserfüllten Ergüsse blinder Leidenschaft gestört werden.“
Pastorales Wirken: Mauss war 1900–1917 Kirchenrektor in
St. Ruprecht (Wien I.) und Religionslehrer in einer Mädchenschule. Er gründete ein Knaben- und Mädchenhort in
Wien-Währing (XVIII. Bezirk) und war engagierter Förderer des Wallfahrtsortes Mariazell.
Die Grabstelle befindet sich am
Zentralfriedhof (Gruppe: 10, Reihe: 2, Nummer: 22).
Reichspost vom 14.9.1917, Seite 16:
Kirchendirektor Anton Mauß †.
Völlig unerwartet ist gestern Kirchendirektor Anton
Mauß von
St. Ruprecht, Wien, 1, abends 10 Uhr,
plötzlich am Herzschlag verschieden. Der Verstorbene war
eben mit den Vorbereitungen für die Wallfahrt des
St.-Ruprecht-Mariazellervereines am 16. d. beschäftigt,
als er von Herzkrämpfen befallen wurde, die nach
20 Minuten seinen Tod herbeiführten. Anton Mauß
war 1868 in Köln geboren, hatte in St. Pölten die
Theologie absolviert, war 1901 in den Verband her
Wiener Erzdiözese eingetreten, wurde sodann Kirchendirektor
der uralten
St. Ruprechtskirche und
Bürgerschulkatechet in
Währing, welchen Posten er aber bereits
vor 5 Jahren zurücklegte. Er hinterläßt eine Schwester
und einen Bruder, der in Frankfurt beim Stab eingerückt ist.
Mit Kirchendirektor Mauß ist eine Persönlichkeit
dahingeschieden, die in der kirchenpolitischen Bewegung
Wiens und Oesterreichs der letzten 15 Jahre nicht
den letzten Platz einnimmt. Publizistisch und
organisatorisch zweifellos begabt und von rastlosem
Tätigkeitsdrang beseelt, mußte Mauß in dem mächtig
aufstrebenden christlichen Vereinsleben und Zeitungswesen
Wiens nie ein ergiebiges Feld für eine vielseitige Arbeit
finden und wußte er zugleich eine eigenartige Stellung
einzunnehmen. Zunächst nahm er an den allgemeinen
katholischen Organisationen werktätig teil, um dann mit
eigenen Gründungen hervorzutreten. In den Kampf der
Geister griff dann der Publizist Mauß ein mit seinem
„Sonntagblatt", das ein besonderes Programm
in Anschluß an bestimmte kirchliche Richtungen
in Italien und an praktische und
prinzipielle Gegensätze zwischen den Katholiken Deutschlands
verfocht. Mochte seine Stellungnahme in den
kirchenpolitischen Fragen auch nicht die Zustimmung
weiter besonnener Krerse im Klerus und in der christlich
denkenden Laienwelt gefunden haben, so soll doch jetzt,
wo der Gegensatz im katholischen Lager längst
ausgeglichen ist und da Mauß selvst das Kampfschwert
seit geraumer Zeit in Achtung vor der kirchlichen
Autorität in die Scheide gesteckt hatte,
gern anerkannt werden, daß der Kirchendirektor von
St. Ruprecht als überzeugungstreuer und pflichtbewußter
Priester, selbstlos und geschickt sein „Sonntagblatt"
geleitet hat. Nachdem die volle Klärung im christlichen
Läger nach dem Regierungsantritt Benedikts XV. eingetreten
war, ließ er sein Blatt nicht weiter erscheinen.
Dasselbe hatte beinahe ein Dezennium wirkungsvoll beigetragen,
religiöse Fragen der Klärung zuzuführen, und
das Verschwinden des Blattes selbst bildete das lehrreiche
und mathematisch unanfechtbare Beispiel dafür, daß auch
bei tüchtigster Fähigkeit und Arbeitsleistung für Eigenbrödelei
und Sonderunternehmungen abseits vom Weg
im einheitlich mächtig entwickelten christlichen Zeitungswesen
Wiens kein Platz mehr vorhanden ist. Die
letzten Jahre lebte der ehemalige Redakteur des „Sonntagblattes"
wieder völlig seiner liebgewonnenen Arbeit
in der Organisation von Pilgerfahrten nach Mariazell
u. dgl., und diese seine organisatorische Seelsorgtätigkeit
fand auch die schriftliche oberhirtliche Anerkennung. Mit
Bedauern sehen wir diese starke Persönlichkeit, diese noch
ungebrochene Manneskraft und Arbeitsnatur von uns
scheiden. Der letzte Brief des Verewigten war an den
Chefredakteur unseres Blattes gerichtet, dem er in herzlich
freundschaftlicher Weise anläßlich der Verehelichung seine
Glückwünsche aussprach und ein Gebetbuch übersandte.
Weiters im Grab bestattet:
Katharina Mauss (Schwester), * 06.10.1875 in Köln, † 12.03.1925, Bestattungsdatum: 16.03.1925
Johanna Prinz, * 1884, † 1964, Bestattungsdatum: 03.04.1964
Käthe Maria Wallner, * 23.08.1915, † 05.03.1996, Bestattungsdatum: 22.03.1996
Walter Wallner, * 02.11.1920, † 03.02.2012, Bestattungsdatum: 22.02.2012
Wolfgang Wallner, * 22.01.1948, † 30.03.2020, Bestattungsdatum: 10.07.2020
Quelle: Text:
Wikipedia (erweitert), Bilder: www.nikles.net, Reichspost vom 14.9.1917, Seite 16.