Person - Eduard Ritter von Haas
Eduard Ritter von Haas, auch Eduard Ritter Haas von Teppichen (Teichen), * 15. September 1827 in
Gumpendorf bei Wien,
† 13. November 1880 Nizza, Bestattungsdatum: 23. September 1882, war ein österreichischer Großindustrieller.
Leben: Eduard Haas, der zur Zeit des österreichischen Biedermeier anno 1827 zur Welt kam,
entstammte aus einer Weberfamilie im damaligen Wiener Vorort
Gumpendorf.
Schon sein Großvater betrieb eine Weberei, in der dann sein Vater Philipp Haas (1791-1870) mitarbeitete und auch das Manufakturzeichnen erlernte.
Als im Jahre 1810 der junge Philipp Haas in der Manufaktur-Zeichenschule einen Preis von 60 Gulden zuerkannt wurde,
machte dieser sich selbständig und richtete eine eigene Werkstatt ein, in der er anfänglich weiße Kattunen, einem glatten Baumwollstoff, produzierte.
Nach und nach kam die Produktion von Organdinen, Musselinen und Linons hinzu.
Es gelang ihm, Baumwollstoffe in der gleichen Qualität wie die der damals vorherrschenden Engländer herzustellen.
Sein Textilunternehmen wuchs in wenigen Jahrzehnten dermaßen, dass der inländische Markt vollständig bedient werden konnte
und er sich auch im Ausland etablierte. Auf allen bedeutenden Industrie-Ausstellungen, 1845 in Wien,
1850 in Leipzig und 1851 in London belegten seine Stoffe den Spitzenplatz.
Die Expansion brachte es mit sich, dass für die vermehrte Herstellung der Stoffe mehrere Produktionsfabriken gebaut wurden.
1845 erfolgte der Bau einer Fabrik in Mitterndorf bei Wien mit 30 mechanischen Webstühlen für Möbeldamaste,
in der auch eine Garn- und Stofffärberei eingerichtet wurde.
Anno 1850 folgte die Fabrik im böhmischen Hlinsko mit 50 Webstühlen für Damast und 50 Stühlen für Utrechter Sammet,
einem Möbelplüsch und 1852 die Errichtung einer Baumwollspinnerei im
niederösterreichischen Ebergassing,
in der die ersten mechanischen Teppichwebstühle Österreichs aufgestellt wurden.
Diese Teppichweberei erlangte Weltruf durch Webmuster nach orientalischen Stilvorlagen.
Um 1851 wurden die Söhne von Philipp Haas, Eduard und sein älterer Bruder Robert Teilhaber des väterlichen Unternehmens,
welches ab diesem Zeitpunkt als „Philipp Haas & Söhne“ firmierte.
Wegen der Kränklichkeit seines Bruders Robert oblag ihm wenig später die alleinige Leitung.
Er versah seine Produktionsstandorte nicht nur mit den neuesten technisch notwendigen Maschinen,
sondern errichtete weitere Fabriken im englischen Bradford, im italienischen Lissone bei Mailand sowie im ungarischen Aranyosmaróth.
Ebenso entstanden auf allen Hauptplätzen des Weltmarktes Niederlagen,
so in Wien,
Budapest, Prag, Brünn,
Graz, Triest, Mailand, Neapel, Berlin, London, Bukarest und New York.
Privat war Eduard Haas mit der Bürgerstochter Maria Wurda aus
Raab (Győr) in
Ungarn verheiratet, welche er am 23. März 1856 in der dortigen Pfarrkirche geehelicht und mit der er mehrere Kinder hatte: Maria Sophia Haas (*1857), Philippina Rosa Haas, später verehelichte Gräfin zu Castell-Rüdenhausen und Eugenia Haas, später verehelichte Freiin von Alesani (*1858) Zwillinge und Philipp Eduard Franz Haas (1859-1926), der sein Nachfolger werden sollte.
In den Jahren 1866/67 ließ Eduard Haas nach den Plänen von
Eduard van der Nüll
nd
August Sicard von Sicardsburg das Warenhaus „Philipp Haas & Söhne“
am Wiener Stock im Eisen-Platz erbauen,
in welchem er die Firmenzentrale unterbrachte und welches das erste Gebäude in Wien war,
was ausschließlich dem Warenverkauf diente.
Dieses Haus und seine Nachfolgebauten sind bis heute in Wien besser unter dem Namen
Haas-Haus bekannt.
Auch stellte Eduard Haas seinen Arbeitern freie Wohnungen zur Verfügung und ließ für die Angestellten einen eigenen Pensionsfonds einrichten,
was ihm bei der Weltausstellung, welche 1867 in Paris abgehalten wurde, besondere Anerkennung einbrachte.
Bei der Wiener Weltausstellung im Jahre 1873 war Eduard Haas kaiserlicher Kommissär der Leitung.
Am 13. November 1880 verstarb Eduard Ritter von Haas nach langer schwerer Krankheit im 54. Lebensjahr im französischen Nizza.
Sein Leichnam wurde nach Wien überführt, am 25. November 1880 im
Stephansdom eingesegnet
und hernach in der Familiengruft am
Wiener Zentralfriedhof (Gruppe: AAR, Nummer: 18) im Beisein
zahlreicher hochgestellter Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Adel zur letzten Ruhe bestattet.
Ehrungen und Auszeichnungen:
In Anerkennung seiner Verdienste erhob Kaiser Franz Joseph I. im Jahre 1868 den öffentlichen Gesellschafter der Firma „Philipp Haas & Söhne“ Eduard Haas zum Ritter des Ordens der eisernen Krone dritter Klasse und somit in den Ritterstand des österreichischen Kaiserstaates.
Ein Jahr nach dem Ableben von Eduard Ritter von Haas enthüllte die Direktion des k. k. Österreichischen Museums für Kunst und Industrie am 14. November 1882 in ihrem Museum im Beisein eines Erzherzogs und vieler bedeutender Honoratioren ein Denkmal in Form seiner Büste. Im Zuge dessen wurde auch eine Gedenkschrift vom Museum herausgegeben.
Komturkreuz des Franz-Joseph-Ordens.
Wiener Zeitung vom 24.11.1880, Seite 10:
Marie Edle von Haas, geb. Wurda, Philipp von Haas, Philippine Gräfin
zu Castell-Rüdenhausen, geb. von Haas, Eugenie Freiin von Alesani, geb. von
Haas, Hieronymus Freiherr von Alesani, k. k. Landes-Präsident, und Dr. Wilhelm
Graf zu Castell-Rüdenhausen, k. k. Kämmerer und Ministerial-Vice-Secretär, geben
geziemende Nachricht von dem höchst betrübenden Ableben ihres Gatten, beziehungsweise
Vaters und Schwiegervaters, des Herrn
Eduard Ritter von Haas.
Chefs der Firma „Philipp Haas & Söhne", Inhabers des Comthur-Kreuzes des Franz Joseph-Ordens
mit dem Sterne, Ritters der Eisernen Krone III. Classe, Ritters des königlich sächsischen Albrechts-Ordens,
Besitzers der königlich baierischen Ludwigs-Medaille für Kunst und Industrie ec. ec. ec.,
welcher zu Nizza Samstag, den 13. November 1880, Nachmittags halb 2 Uhr nach langer
Krankheit und Empfang der heil. Sterbesakramente im 54. Lebensjahre selig in dem
Herrn entschlafen ist.
Die irdischen Ueberreste des theueren Verblichenen wurden nach erfolgter kirchlicher
Einsegnung von Nizza nach Wien gebracht und wird die neuerliche Einsegnung in der
Dom- nnd Metropotitankirche zu St. Stephan am Donnerstag, den 25. d. M., um
3/4 2 Uhr Nachmittags stattfinden und sodann die Beisetzung in der Familiengruft unter
den Arkaden des
Wiener Central-Friedhofes erfolgen.
Die heil. Seelenmessen werden in der
Dom- nnd Metropotitankirche zu St. Stephan
am Freitag, den 26. d. M., um 10 Uhr Vormittags, sowie zu
St. Egydi (in
Gumpendorf),
am Montag, den 29. d. M., um 9 Uhr Vormittags gelesen.
Wien, am 22. November 1880.
Die Presse vom 1.6.1870, Seite 9:
Philipp Haas †. Heute Nachmittags halb 4 Uhr
ist der Chef der bekannten Firma Philipp Haas und Söhne
in Vöslau gestorben. Der greise Herr verbrachte die letzten
Tage seines Lebens in der Vöslauer Villa seines Sohnes
Eduard, der den Vater von der Fabrik des Geschäfts Ebergassing,
wo der rastlose Mann trotz seiner zunehmenden
Schwäche sich noch immer an den Arbeiten betheiligte, vor
Kurzem herübergeholt hatte. Philipp Haas ist am 7. Juni
im Jahre 1791 geboren und hat somit ein Alter von 79
Jahren erreicht. Haas ist ein geborener Wiener und besuchte
zuerst die
Gumpendorfer, dann die Manufactur-Zeichnenschule.
bei St. Anna. Mit dem 16. Jahre saß er schon am Webstuhle,
und ein rühriger Sinn für die Fortschritte in der
Industrie brachte den jungen unbemittelten Mann bald so
weit, sich eine eigene Fabrik, die mit 60 Stuhlen begann,
einzurichten. Durch fleißiges Studium der neuesten Erfindungen
und unermüdetes Vorwärtsschreiten hob er sein Geschäft
bald so weit, daß es zn den ausgedehntesten seiner
Art wurde und jetzt aus fünf Etablissements (wovon eines
in Bradford in England) besteht. Seine Expositionen in Teppichstoffen,
Damastarbeiten, Tapeten u.s.w. fehlten bei keiner
bedeutenden Ausstellung. Seit dem Jahre 1850 waren
seine Söhne Eduard und Robert Mitleiter des Geschäfts und
seitdem führte die Firma den Namen «Philipp Haas und
Söhne". Der alte Haas, der sich vom kleinen Arbeiter ohne
jede social-demokratische Agitation, zu einem der ersten österreichischen
Industriellen emporgeschwungen, mag in diesem
eisernen Fleiße Allen, die unter uns im geschäftlichen Leben
mühsam vorwärtsstreben, ein anspornendes Beispiel sein, wie kluge
Ausdauer und tüchtiges Erfassen des Zeitbedürfnisses noch
immer zu sicherem Ziele geführt haben.
Wiener Zeitung vom 2.6.1870, Seite 7:
Die Unterzeichneten geben hiemit Nachricht von dem sie tief betrübenden Hinscheiden
ihres innigstgeliebten Vaters, respective Bruders, Schwieger- und Großvaters, des Herrn
Philipp Haas,
Fabriksbesitzers,
welcher Dienstag den 31. Mai 1870 um 1/2 5 Uhr Nachmittags, nach kurzem Leiden und
Empfang der heiligen Sterbe-Sacramente, im 80. Lebensjahre selig in dem Herrn entschlafen ist.
Die irdische Hülle des theuern Verblichenen wird Mittwoch den 1. Juni d. J. im
Trauerhause: Vöslau, Villa Haas (Bahnstraße Nr. 27), feierlich eingesegnet, sodann nach
Wien (VI. Bezirk, Stumpergasse Nr. 5) überführt, daselbst aufgebahrt, von dort Freitag
den 3. Juni d. J. um 5 Uhr Nachmittags in die
Pfarrkirche zu St. Egyd in
Gumpendorf
übertragen, allda abermals feierlichst eingesegnet und sodann auf dem
Hundsthurmer Friedhofe in der Familiengruft beigesetzt werden.
Die heiligen Seelenmessen werden Montag den 13. Juni d. J. um 9 Uhr Früh in
obgenannter Pfarrkirche gelesen werden.
Marie von Haas, geb. Wurda, als Schwiegertochter,
Philippine, Eugenie und Philipp Haas, als Enkel.
Robert Haas, Eduard Ritter von Haas, als Söhne.
Ignaz Haas, als Bruder.
Fremden-Blatt vom 30.11.1876, Seite 12:
Eduard Ritter von Haas gibt hiermit im eigenen und im Namen seiner Familie
Nachricht von dem ihn höchst betrübenden Hinscheiden seines innigstgeliebten
Bruders des Herrn
Robert Haas,
Mitgesellschafters der Firmas „Philipp Haas & Söhne",
welcher Dinstag, den 28. November 1876,
Nachts, nach langem schweren Leiden und
Empfang der heiligen Sterbesakramente
selig in den Herrn entschlafen ist.
Die irdische Hülle des theuren Verblichenen wird Mittwoch, den 29. d. M., im
Trauerhause zu Ebergassing feierlichst eingesegnet, sodann nach Wien, 6. Bezirk,
Stumpergasse Nr. 5 überführt, daselb?t aufgebahrt und am Freitag, den 1. Dezember
d. J., um 3 Uhr Nachmittags, in der
Pfarrkirche zu St. Aegyd (
Gumpendorf) abermals
feierlichst eingesegnet und dann auf dem
Hundsthurmer Friedhofe in der
Familiengruft zur ewigen Ruhe beige?etzt.
Die heil. Seelenmessen werden am
2. Dezember d. J., um 10 Uhr Vormittags
in obiger Pfarrkirche gelesen werden.
Wien, den 29. November 1876.
Wiener Salonblatt vom 10.4.1909, Seite 14:
Hier starb am 2. d. M. im 74. Lebensjahre Frau Marie
v. Haas geb. Wurda. Sie hinterläßt einen Sohn, den mit Hedwig
Freiin v. Waechter vermählten Freiherrn Philipp Haas v. Teichen
und zwei Töchter, Philippine Gräfin zu Castell-Rüdenhausen und
Eugenie Freifrau v. Alesani.
Weiters im Grab bestattet:
Moriz Haas, * 1830, † 1851, Bestattungsdatum: 23.09.1882
Sabine Haas, Bestattungsdatum: 23.09.1882
Marie Haas, Bestattungsdatum: 23.09.1882
Filipp (Philipp) Haas (Vater), Fabriksbesitzer, * 07.06.1791 in Wien, † 31.05.1870 in Vöslau, Bestattungsdatum: 23.09.1882
Robert Haas (Bruder), Gesellschafter der Firma Philipp Haas und Söhne, * 1825, † 28.11.1876 in Ebergassing, Bestattungsdatum: 23.09.1882
Filipp (Ed.) Ritter von Haas, † 08.01.1889, † 08.01.1889, Bestattungsdatum: 08.01.1889
Marie Edle von Haas, geb. Wurda (Ehefrau), * 14.12.1835 in
Raab, † 02.04.1909 in Wien, Bestattungsdatum: 04.04.1909
Philipp Freiherr von Haas-Teichen (Sohn), verh. mit Hedwig Freiin von Waechter, * 18.11.1859, † 26.02.1926, Bestattungsdatum: 01.03.1926
Eugenie Freiin von Alesani, geb. von Haas (Tochter), * 1858, † 13.03.1926, Bestattungsdatum: 17.03.1926
Quelle: Dieser Text basiert auf dem Artikel
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Austrian journal Wiener Residenzblatt, 23 January 1873, p. 42, gemeinfrei,
Wiener Zeitung vom 24.11.1880, Seite 10,
Die Presse vom 1.6.1870, Seite 9,
Wiener Zeitung vom 2.6.1870, Seite 7,
Fremden-Blatt vom 30.11.1876, Seite 12,
Wiener Salonblatt vom 10.4.1909, Seite 14.