Person - Franz Xaver Kriebaum
Franz Xaver Kriebaum, (eigentl. Grünbaum), Volkssänger, Besitzer des
Danzer's Orpheum,
* 09.08.1836 in Unterheiligenstadt (
Nussdorf), † 20.07.1900 in Wien, Bestattungsdatum: 22.07.1900, zuletzt wohnhaft: 9, Wasagasse 33.
Leben: Franz Xaver Kriebaum nahm als Soldat an den beiden Kriegen 1859
(Sardinischer Krieg, auch italienischer Unabhängigkeitskrieg) und 1866 (Deutscher Krieg, auch Deutscher Bruderkrieg) teil,
dort rettete er als Dragoner-Wachtmeister eine in Italien in arge Bedrängnis geratene Abteilung.
Nach seiner Abrüstung bekam er für die Leistungen im Krieg von seinem Gönner Prinz Hohenlohe eine Singspielhallenkonzession.
Er sang zuerst in Wien, dann in
Pest
und Prag, wo er seine spätere Frau Maria, eine Balletttänzerin am Landestheater,
die später als Liedersängerin Marietta auftrat, kennenlernte.
Er trat einige Jahre in
Orpheum in der Wasagasse 33 auf.
1880 gründete er mit dem Musikimitator Anton Nowak die Volkssängerfamilie Kriebaum und Nowak.
Nachdem sich die beiden getrennt hatten, spielte er in den Jahren 1890-1895
im Hotel Zillinger auf der
Wiedner Hauptstraße,
danach wurde er 1895 Direktor des
Orpheums.
Als das Kolosseum eröffnet wurde, wurde die Konkurrenz zu groß und er musste am 3. Mai 1900 Konkurs beantragen.
Noch im gleichen Jahr verstarb Franz Xaver Kriebaum und wurde
auf dem
Zentralfriedhof in einem Ehrengrab beerdigt.
Franz Xaver und Maria Kriebaum hatten vier Kinder, zwei Söhne und zwei Töchter, und zwar Mizzi und Emmi,
welche als Tänzerinnen und Sängerinnen das Publikum verzauberten (Illustrirtes Wiener Extrablatt vom 8.2.1901, Seite 8).
Kinder:
Maria (Mizzi) Kriebaum * 17.11.1889, † 03.01.1965, Bestattungsdatum: 08.01.1965
Emma (Emmi) Kriebaum
Sohn, unbekannt
Sohn, unbekannt
Illustrirtes Wiener Extrablatt vom 20.7.1900, Seite 17:
Franz Kriebaum †.
Recht traurig ist er gestorben, der lustige
Kriebaum. Als zu Grunde gegangener Director
siechte er seit Eröffnung des Concurses hin und der
Tod kam als freundlicher Erlöser an sein Bett und
übernahm den großen Ausgleich, gegen den es keinen
Einspruch hier auf Erden mehr gibt.
Zweiundsechzig Jahre ist Franz Kriebaum
alt geworden, aber man hat es ihm nicht angesehen,
daß er hart an der Schwelle des Greisenalters stehe.
Seine elegante, hohe Gestalt war noch ungebeugt,
sein Gesicht glatt und faltenlos, und das kunstvolle
Toupet, das seit einigen Jahren sein Haupt bedeckte,
trug viel dazu bei, sein Aussehen jugendlich zu
gestalten.
Trotz des vorgeschrittenen Alters Kriebaum's
gehörte er jedoch voll und ganz für Wien
der neuen Periode des Wiener Volkssängerthums
an, der Periode des letzten Aufschwungs des heute
so ziemlich darniederliegenden Volksbardenthums,
für das nach menschlicher Voraussicht kaum mehr
eine Auferstehung zu erhoffen ist. Kampf und
Stöckl, welch' Letzterer noch unter uns lebt, sind
die letzten Ausläufer der alten Moser'schen Zeit.
Nagel und Amon markiren den Beginn der
neuen Periode, zu der das Erscheinen der Mannsfeld
und der Ulke das Uebergangsstadinm
bildete.
Kriebaum war von
Pest nach Wien, seiner
Vaterstadt, gekommen. Er hatte in der Königsgasse,
die ja bis in die letzten Jahre hinein ein Stück
Wien in
Pest war, in den verschiedenen
Spiréehäusern gesungen und auch etwas Geld erworben.
Mit seiner geliebten Marietta, kam er hieher
nach Wien, das er eigentlich gar nicht mehr kannte.
Aber die Liebe zu seiner Heimat erwachte mächtig
und er fand Töne der Begeisterung für die Wiener
Art und die Wiener Manier, so Hell herausjauchzend,
so wahr, ungekünstelt und innig, daß man ihm
glaubte, wenn er sang. Wer konnte es ihm nachmachen,
wenn er, wie eine Säule unbeweglich stehend,
sang:
„Und a weanerischer Tanz,
Und a echt's Weana Lied,
Ja, das es was für'n Weaner,
Für'n Weana sei' G'müath!"
Beim Refrain hob er dann leicht die rechte
Hand, um mit einer kecken Bewegung des
Handrückens die Fürig'jpritzten an den Schläfen
nach vorne zu streichen.
Zu seinen berühmtesten Liedern gehörte auch
das Couplet:
„Ja, das waß nur a Weana,
A weanerisches Bluat,
Was a weanerischer Walzer,
An Weaner All's thuat!"
Er ist auch der Schöpfer des in den
Jahren 1877 und 1878 wohl nur durch die an
sprechende Melodie so populär gewordenen:
„Da d'raußt in Weidlingau,
Da is' der Himmel blau ..."
und des
„Oh, Du Elisabeth,
Du bist so fein und nett..."
Alle diese Lieder creirte er im
Orpheum und
er war es auch, der die Chorlieder einführte, deren
Refrain das Publicum mitsang.
Kriebaum vom
Orpheum gehörte alsbald
zu den bekanntesten und populärsten Wiener
Volkssängern, und als er zu Anfang der
Achtziger-Jahre sein Engagement in der Wasagasse
verließ, gründete er mit Nowak die
Firma Kriebaum und Nowak, die
neben Seidl und Wiesberg eine Zeit lang die
herrschenden Gesellschaften von Wien waren. Der
Einfluß der Variétébühne zeigte sich bei Kriebaum
und Nowak schon ziemlich stark. Nowak verlegte
sich auf die Instrumentalkomik und zum Schlusse
jeder Vorstellung wurde ein kleines Fantochestheater
producirt, bei dem Kriebaum und Marietta als
Sprecher fungirten.
Zu jener Zeit erschien es fast unmöglich, eine
Concession zu einer Singspielhalle von Seite der
Statthalterei zu bekommen. Man war daher nicht
wenig erstaunt in den betreffenden Kreisen, als
Kriebaum Singspielhallen-Director wurde. Kriebaum
erhielt diese Concession als Belohnung für eine
tapfere That, die er als Dragoner-Wachtmeister im
Jahre 1859 in Italien ausgeführt und wobei es
ihm gelang, eine in arge Bedrängnis gerathene
Abtheilung mit der Regimentskasse zu retten.
Als der arme Nowak, der bekanntlich im
Irrenhause endete, erkrankte, wurde Kriebaum's
Singspielhalle stabil und er übersiedelte in das
Hotel Zillinger auf der
Wieden, wo er einige Jahre
mit gutem Erfolge spielte.
Kriebaum und seine Frau hatten das Verdiente
stets zusammenzuhalten gewußt, und nach dem
Abgange der Frau Pertl vom
Orpheum übernahm
er die Direction dieses Vergnügungs-Etablissements.
In den ersten Jahren ging das Geschäft sehr
gut, es zeigte sich, daß das
Orpheum von seiner
Beliebtheit als bürgerlicher Vergnügungsort nichts
verloren hatte, und der treffliche Geschäftsleiter,
Herr Biergstein, bewährte auch hier seine erprobte
Kraft als musterhafter Leiter der Küche und
des Kellers. Man aß gut, man trank gut und unterhielt
sich gut im
Orpheum. Als die Concurrenz des
Colosseums kam, verließ den armen Kriebaum seine
frühere Energie, er begann zu sparen, und zwar in
ungerechtfertigter Weise zu sparen, die Nummern
seines Programmes waren nicht mehr erstclassig, und
unter solchen Umständen war es selbstverständlich,
daß er sich nicht mehr länger halten konnte.
Während erwiesenermaßen das Etablissement
Ronacher dank der Energie und dem Verständnisse
des ausgezeichneten Directors Waldmann, trotz
des Colosseums stets steigende Einnahmen zu verzeichnen
hatte, brach Kriebaum zusammen, er wurde
immer verzagter und das Ende der Unternehmung
ist unseren Lesern bekannt.
Einer von den letzten, guten Wiener Volkssängern
verschwindet mit ihm, ein populärer Name
erlischt, ein braver, ehrlicher Mann ist gestorben, der
leider kein guter Geschäftsmann war.
Wien wird das Andenken seines liederreichen
Sohnes in Ehren halten.
Die letzten Stunden vor seinem Hinscheiden
lag Franz Kriebaum im Zustande der Agonie;
sein Todeskampf war lang und schwer. Kurz vor
Eintritt der Katastrophe erwachte er aus seiner Bewußtlosigkeit
und erkannte die das Sterbelager
umstehenden Familienmitglieder. Er verabschiedete sich
von seinen Kindern und umarmte unter heftigem
Schluchzen seine Gattin; bald darauf verließ ihn
wieder das Bewußtsein. Gegen 4 Uhr Früh rief er:
„Jetzt muß ich geh'n! B'hüt' Euch Gott!"
Er hob die Hände gegen den Himmel und verschied
mit einem schweren Seufzer.
Franz Kriebaum hinterläßt eine Witwe
und vier Kinder, zwei Söhne und zwei Töchter.
Heute Vormittags wurde die Leiche von der
Entreprise des pompes funébres aufgebahrt. Das
Leichenbegängnis findet Sonntag Nachmittags um
drei Uhr vom
Orpheum aus statt. Die Einsegnung
erfolgt in der
Votivkirche,
die Beerdigung auf dem
Zentralfriedhofe.
Illustrirtes Wiener Extrablatt vom 23.7.1900, Seite 4:
(Franz Kriebaum's Leichenbegängniß)
Gestern Nachmittags wurde Franz Kriebaum zu
Grabe getragen. Alle Freunde und Bekannten des
Dahingeschiedenen gaben ihm das letzte Geleite. Noch
in den letzten Stunden kamen zahlreiche Kränze in
das Trauerhaus und der große Salon, in welchem
die Leiche aufgebahrt lag, glich einem Blumengarten;
es sandten noch Kränze der Verein zur Bekleidung
armer Schulkinder von
Lichtenthal und
Himmelpfortgrund, der Militärveteranen-Verein Kronprinz
Rudolph, der
Budapester Artistenverein,
Gesangs-Humorist Haupt, der „Literbund", die Tischgesellschaft
„Sautrog": telegraphisch condolirten noch Guschelbauer,
Hansi Führer, Fritz' Kleber, Karl
Steidler, Franz Steidler und Frau, Frau
Hantschel, Polizeicommissär Dr. Ludwig und viele
Andere. Schon vor 2 Uhr fanden sich die Trauergäste
im
Orpheumgebäude ein. Es war eine Abordnung
des Artistenclubs „Die lustigen Ritter" mit der Fahne,
geführt vom Cafetier Katzer und Schatzmeister
Burger, erschienen; corporativ mit Fahne und
Musik hatte sich auch der Militärveteranen-Verein
weiland Kronprinz Rudolph eingefunden. Nach der
Einsegnung intonirte die Musikkapelle ein Trauerlied,
worauf sich der Zug zur
Votivkirche in Bewegung
setzte. Der ganze Weg war von Menschen dicht besetzt.
An der Spitze des Zuges fuhr der mit Kränzen überladene
Blumenwagen, dem Sarge folgten nächst den
trauernden Familienmitgliedern, die in Wien
weilenden Mitglieder des
Orpheums mit Secretär
Hantschel an der Spitze, dann in großer Zahl die
Wiener Volkssänger. Man sah Director Hirsch sammt
Frau und Tochter, Cassina und Frau, Lorens,
Meitzl, Ullmann, Kirnbauer, Willy Halm,
Director Weber mit Fräulein Mayer, Seidl,
Seidl-Meier, Rosa Bauer, Hauser,
Kwapil, Georg Zwettler, Fischer, Rigowitz,
den Geschäftsleiter der Neuen Wiener Orpheumgellschaft
Böhm, Herrn B. Berger, Musikdirector
Hornischer, C. W. Drescher und Sohn,
Regisseur Sachs, Kunstpfeifer Tramer, Deputationen
der Vereine zur Bekleidung armer Schulkinder
vom
Lichtenthal und
Himmelpfortgrund,
die Hotel- und Gastwirthegehilfen ec. In der
Kirche hätten sich eingefunden: Mitglieder der
Bezirksvertretung, Branddirector Müller und
Feuerwehrinspector Sugg, Bezirksleiter Dr. Klose,
die Polizeicommissäre Dr. Ludwig, Dr. Schmidt
und Dr. Locker, Secretär Anton Wilheim in
Vertretung des Directors Waldmann vom Etablissement
Ronacher, ferner eine Deputation des
Dragoner-Regimentes, bei welchem Kriebaum
gedient hatte. Nach der nochmaligen Einsegnung
wurde der Sarg zur Beerdigung auf den
Centralfriedhof
gebracht. Volkssänger Albert Hirsch hielt
am Grabe Kriebaum's eine ergreifende Ansprache.
Er ehrte denselben als Mensch, Soldat, Volkssänger
und Orpheumdirector!
„Kriebaum", sagte er, „ließ nach einem thatenreichen
Leben keine lachenden Erben zurück. An
seinem Grabe steht die gramgebeugke Witwe und die
Kinder des Verstorbenen, arm und hilflos. Das
Geld, welches Kriebaum als Volkssänger bitter,
schwer und sauer genug verdient, er mußte es als
Orpheumdirector opfern. Als Volkssänger, Kriebaum,
da brauchtest Du Dich wahrhaft nicht zu schämen!
„Des Volkes Sänger!" Welch ein erhabenes Wort!
Du warst es in der vollkommensten Art! Ein
Feind der Zote, der Frivolität und Gemeinheit,
pflegtest Du nur das Wiener Lied, welches
Deine Vaterstadt verherrlichte und das „goldene
Wiener Herz" — es war Dir selbst eigen — Du hast
es tausendfach bewiesen. Eigentlich starbst Du beneidenswerth
im Kreise Deiner Lieben! Deine Töchter
sind aus ihren Engagement hiehergeeilt, um die letzten
Lebensstunden des geliebten Vaters mit ihm verbringen
zu können — die letzten Seufzer zu vernehmen.
Deine treue Gattin konnte Dir die Augen
zudrücken, und Alle waren erschienen, denen Du im
Leben Gutes gethan und die Dich lieb hatten —
nur Einer kam nicht! Einer! den Du in den
letzten Augenblicken noch wiederholt rufen ließest
— der Eine, dem Du Tausende von Gulden
zu verdienen gabst — und dem Du vielleicht in
letzter Stunde das Schicksal Deiner Familie an's
Herz legen wolltest — er kam nicht!!! Möge ihm
Gott verzeihen, was er an Dir — weiter will ich
Nichts sprechen! ... Und nun ein Wort an die
Kinder des verblichenen Volksbarden: „Der Name
Kriebaum ist eine Fahne, auf deren Wappen das
Wort „Ehrlichkeit mit unvergänglichen Lettern festgegraben
ist! Möget Ihr diese Fahne frei und
fleckenlos, so wie es Euer Vater gethan hat, bis an
Euer Lebensende bewahren!"
Sodann sprach noch Willy Halm namens
der „Lustigen Ritter"."
Illustrirtes Wiener Extrablatt vom 5.8.1901, Seite 11:
Der Grabstein für Franz Kriebaum.
Löbliche Redaction! Auf die in der vorigen
Montagsnummer veröffentlichte Anfrage des Herrn
Hirsch jun. betreffs des Grabsteines für meinen
verewigten Gatten Franz Kriebaum erlaube ich
mir folgende Aufklärung zu geben: Nach dem Tode
Kriebaum's blieb mir und meiner Familie nicht so
viel, daß ich selbst für einen Grabstein hätte sorgen
können. Der Verein „Lustige Ritter" ließ zunächst
Nichts von sich hören. Dann wollte der Volkssänger
Herr Armin eine Sammlung einleiten, um das
Geld für einen Grabstein aufzubringen. Dagegen
erhob ich aber Protest mit der Begründung, daß ich
es nicht dulden könne, daß für meinen verstorbenen
Mann Geld zusammengebettelt werde. Daraufhin
erbot sich nun der Verein „Lustige Ritter", für die
Errichtung des Grabsteines zu sorgen. Auf dieses
Anerbieten antwortete Herr Armin in einem Briefe,
dessen Inhalt mir nicht genau bekannt ist. Es scheint
aber, daß er den Herren vom Verein nicht angenehm
war, denn sie erklärten, auf diesen Brief hin mit
dem Grabstein Nichts mehr zu thun haben zu wollen.
Sie wollten nur für je einen Kranz am Sterbetage
und am Allerseelentage alljährlich Sorge tragen. Für
dieses wirklich bescheidene Ausmaß von Pietät, das
der Verein seinem ehemaligen Obmanne entgegenbringt,
bedanke ich mich. Ich werde, so wie es meine
Mittel erlauben, den Grabstein auf eigene
Kosten setzen lassen. Ich sehe jetzt immer deutlicher:
Freunde, die uns beistanden, hatten wir nur in den
Tagen des Glückes, als ich noch die Frau Direktorin
des
Orpheums war und Gefälligkeiten erweisen
konnte. Jetzt, da ich Nichts habe, will Niemand von
mir und meiner Familie wissen. Und selbst meinen
armen Mann beginnt man zu vergessen. Das Sprichwort
behält eben Recht: Freunde in der Noth gehen
hundert auf ein Loth. Hochachtungsvoll Marietta
Kriebaum.
Neues Wiener Journal vom 9.9.1924, Seite 4:
Karl Komzak.
Kein Schlaganfall, sondern Selbstmord durch Vergiftung.
Originalrericht des „Neuen Wiener Journals".
Wie berichtet, wurde der Musikdirektor Karl Komzak am
5. d. M. nachmittags im Hause Pestalozzigasse 4, das er kurz
vorher betreten hatte, bewußtlos aufgefunden. Im Krankenhause
ist er bei der Uebergabe gestorben. Nach den gepflogenen Erhebungen
dürfte sich Karl Komzak wegen materieller Schwierigkeiten
vergiftet haben. Zur völligen Klärung des Sachverhaltes
wurde die sanitätspolizeiliche Oeffnung der Leiche
angeordnet.
Der Sohn des auf so tragische Weise Verschiedenen, Eugen
Komzak, sendet uns ein Schreiben, in dem es unter Hinweis
auf unsere Mitteilung vom Sonntag über den Tod Karl Komzaks
heißt, daß das Strafverfahren sich nicht auf ihn, sondern auf
seinen Vater bezogen habe. Eine Unterredung zwischen Vater und
Sohn hat nicht stattgefunden, da Eugen Komzak seit Monaten
jeden persönlichen Verkehr mit seinem Vater unterbrochen hat.
Illustrirtes Wiener Extrablatt vom 8.2.1901, Seite 8:
(Die Töchter der Directrice Kriebaum
in Verbrennungsgefahr.) In der Wohnung der
Singspielhallen-Directorin Frau Marietta Kriebaum,
IV., Rainergasse Nr. 31, ereignete sich vor
einigen Tagen ein Unfall, der für die beiden Töchter
des Hauses leicht hätte verhängnißvoll werden
können. Während im Zimmer eine Probe der Volkssänger
abgehalten wurde, stand auf dem Tische eine
brennende Spiritusmaschine, die von den jungen
Damen Mizzi und Emmi Kriebaum zum Haarbrennen
benützt wurde. Der Hund der Direktorin
zerrte spielend an der Tischdecke und warf die
Maschine herab. Im nächsten Momente brannten
die Kleider der beiden Schwestern. Zum Glücke waren
die Herren Meier und Fritz Kleber rasch bei der
Hand und es gelang ihnen, die Flammen sofort zu
ersticken. Das Geschwisterpaar erlitt nur unbeträchtliche
Brandwunden. Heute Freitag spielt die Gesellschaft
Kriebaum im Restaurationssaale
„Zum
wilden Mann" in
Währing und die Töchter der
Directrice treten nach dem Unfälle wieder zum ersten
Male auf.
(Danzersis Orpheum.) Gestern debutirte
im
Orpheum Fräulein Ludmilla Gaston in der
Rolle des Premier-Lieutenants in Ziehrer's Operette
„Die Landstreicher". Die Debütantin hatte
seinerzeit bei der ersten Aufführung dieser melodienreichen
Operette in
„Venedig in Wien" diese Rolle
creirt und bei ihrem Wiedererscheinen wurde Fräulein
Gaston mit reichem Beifall ausgezeichnet. Mit
ihrer prächtigen Altstimme entzückte sie die Zuhörer
und holte sich für das Lied
„Das ist der Zander der Montur"
einen Separatapplaus. Director Steiner
hat mit diesem Engagement der erfolgreichen Operette,
die nur mehr bis Sonntag im Repertoire verbleibt
und an diesem Tage zur 125. Ausführung gelangt,
neuen Glanz verliehen. Die übrigen Rollen waren
in der bekannt glänzenden Weise besetzt und die einzelnen
Darsteller theilten sich in den Erfolg des Abends
mit dem Gaste. Die schöne Otero, deren Gastspiel
ein Saisonereigniß bildet und dem
Orpheum
allabendlich volle Häuser bringt, erntete auch gestern
wieder reichsten Beifall. Die brillantenstrahlende
schöne Spanierin wurde förmlich mit Blumen überschüttet.
Montag und Dienstag gelangt im
Orpheum
die Operette
„Orpheus in der Unterwelt"
zur Wiederholung. Für Mittwoch ist eine Reprise von
„Venus auf Erden" in Aussicht genommen.
Illustrirtes Wiener Extrablatt vom 3.11.1901, Seite 13:
(Danksagung.) Fran Marietta Kriebaum
ersucht uns, Allen, die sich an der Grabdenkmal-Enthüllung
für Franz Kriebaum betheiligt haben, in
ihrem Namen und dem Namen ihrer Kinder den
tiefgefühltesten Dank zu sagen. Insbesondere dem
Artistenclub „Lustige Ritter", welcher den Grabstein
gewidmet, dem XIIer-Bund der Wiener Artisten, der
Direction des Colosseums und allen Anderen für
die reizenden Blumenspenden. Gleichzeitig tbeilt uns
Frau Kriebaum mit, daß sie die Einfriedung,
sowie die Candelaber von jenem Gelde beigestellt
hat, welches über Anregung des Herrn Armin
gesammelt und ihr seinerzeit vom „Extrablatt" übergeben wurde.
Die Zeit vom 23.12.1903, Seite 5:
Gerichtssaal.
Das Hannabräu-Kolosseum. Vor dem
Schwurgericht unter Vorsitz der Vizepräsidenten
Dr. Feigl hatten sich gestern die Inhaberin
und der Geschäftsführer des zu geringer Berühmtheit
gelangten Hannabräu-Kolosseum, erstere
wegen Veruntreuung, letzterer wegen Betrug, beide
wegen Krida zu verantworten.
Marie Pawlik,
in weiten Kreisen als Marietta Kriebaum
bekannt, hatte nach dem Tode des früheren
Pächters des
Orpheums, mit dem sie in
gemeinschaftlichem Haushalt gelebt, vertrauend auf ihren
guten Namen in der Volkssängergesellschaft
Wiens, sich überreden lassen, in der Klosterneuburgerstraße
die genannte Kunstanstalt zu begründen,
welche Für die Variétébedürfnisse der
Brigittenau zu sorgen bestimmt war. Sie sowohl
als ihr Geschäftsführer Emil Dörfler waren
vollständig vermögenslos. Da das Geschäft infolge
der Teilnahmslosigkeit des Brigittenauer
Publikums schlecht ging, halfen sich, der Anklage
zufolge, die beiden Angeklagten damit, daß sie
einen Kassier und einen Buchhalter mit Kaution
engagierten und diese Kautionen für sich oder auch
für die Bedürfnisse des Geschäftes verwendeten.
So leistete der ehemalige Kaufmann Anton Hofstätter
eine Kaution von 1200 Kronen, der
Buchhalter, früher Zuckerbäckergehilfe Viktor
Gruber 800 Kronen, die sie dem Dörfler
übergaben. Als die Pächterin kurze Zeit danach
aus dem Pachtverhältnis hinausgedrängt wurde,
wurde die Strafanzeige erstattet, in welcher Marie
Pawlik der Veruntreuung von 100 Kronen
beschuldigt wurde, die von einem gewissen Franz
Zumpf ihr anvertraut waren. Die Verantwortung
der Erstangeklagten geht dahin, daß sie
von dem Geschäft selbst nichts verstand, vielmehr
in der Küche gewirkt habe, so daß ihr Geschäftsführer
die volle Verantwortung trage, während
andererseits der Angeklagte Dörfler nur im
Auftrag gehandelt und die Gelder nur im Interesse
des Geschäftes verwendet haben will. Die Anklage
in diesem Prozeß vertrat Staatsanwaltsubstitut
Dr. Schulz, die Verteidigung der
Marie Pawlik führte Dr. Samuely, die des
Dörflers Dr. Fenichel. Die Angeklagten wurden
von den Geschwornen nach dem Umfang der Anklage
schuldig erkannt und Marie Pawlik zu
sechs Monaten [leichten Kerkers], Emil Dörfler zu achtzehn
Monaten schweren Kerkers verurteilt.
Illustrirtes Wiener Extrablatt vom 20.3.1907, Seite 15:
Mandl's
Variété
Saal, Hernals, Hauptstraße 32.
Direction: J. Maxini.
Die schöne Helena. Operette.
Mizzi und Emmi Kriebaum
aus Danzer's Orpheum
In der Ordination. Posse.
Anfang 8 Uhr.
Weiters im Grab bestattet: (Gruppe: 72 B, Reihe: 15, Nummer: 15)
Maria Kriebaum (Marietta Kriebaum), später Marie Pawlik, Singspielhallen-Direktorin, * 02.01.1855, † 25.10.1938, Bestattungsdatum: 28.10.1938, 4., Rainergasse Nr. 31
Karl Komzak, Dr., Musikdirektor, Dirigent und Komponist, * 20.05.1778 † 05.09.1924, Bestattungsdatum: 11.09.1924, zuletzt wohnhaft: 1., Pestalozzigasse 4
Maria Komzak, Bestattungsdatum: 04.03.1968
Gleich nebenan, auf Gruppe: 72 B, Reihe: 15, Nummer: 16 befinden sich (ebenfalls auf Friedhofsdauer):
(in Erforschung)
Frieda Augusta (Friedl) Kriebaum, * 01.05.1911, † 23.01.2008, Bestattungsdatum: 19.02.2008
Maria Kriebaum, * 17.11.1889, † 03.01.1965, Bestattungsdatum: 08.01.1965
Rudolf Karl Kriebaum, Dr, * 31.01.1908, † 29.12.1988, Bestattungsdatum: 18.01.1989
Die Grabstelle (auf Friedhofsdauer) befindet sich am
Zentralfriedhof (Gruppe: 72 B, Reihe: 15, Nummer: 15).
Der Grabstein wurde von der Firma Ludwig Fleischmann, Steinmetzmeister,
Wien XI., Simmeringer Hauptstraße 381, gestaltet.
Quelle: Text: www.nikles.net, Bilder: www.nikles.net, Josef Mutterer (Fotograf), Franz Xaver Kriebaum (1836-1900), Volkssänger, ab 1873, Wien Museum Inv.-Nr. 27909, CC0 (https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/114760/), A. (Anton Paul) Huber (Fotograf), Franz Xaver Kriebaum (1836-1900), Volkssänger, 1897 (Gebrauch), Wien Museum Inv.-Nr. 78807/28, CC0 (https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/584739/), Illustrirtes Wiener Extrablatt vom 20.7.1900, Seite 17, Illustrirtes Wiener Extrablatt vom 23.7.1900, Seite 4, Neues Wiener Journal vom 9.9.1924, Seite 4, Illustrirtes Wiener Extrablatt vom 8.2.1901, Seite 8, Die Zeit vom 23.12.1903, Seite 5, Illustrirtes Wiener Extrablatt vom 20.3.1907, Seite 15.