Person - Gustav von Benda
Gustav Edler von Benda (* 16. August 1846 in Prag; † 7. Februar 1932 in Wien) war ein österreichischer Großindustrieller und Kunstsammler.
Biografie: Gustav Benda war 1869 Mitbegründer und dann Direktor der Maschinen- und Chemikalienfirma Waldek, Wagner & Benda. Als erfolgreicher Inhaber und Industrieller wurde ihm der k.u.k. Hoflieferantentitel verliehen. 1911 wurde Benda als Edler von Benda in den österreichischer Adelsstand erhoben.
Gustav von Benda war Kunstsammler und galt als bedeutender und „feinsinniger“ Wiener Kunstmäzen. 1911 wurde er Mitglied des Denkmalrates der K. u. K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale. Da er weder Ehefrau noch Kinder hatte, vermachte er im März 1930 in seinem Testament seine Sammlung dem
Kunsthistorischen Museum in Wien. Aus dieser Sammlung stammt die sogenannte Bendasche Madonna, ein von ihm erworbenes mittelalterliches Gemälde.
Gustav von Benda gehörte zur jüdischen Glaubensgemeinschaft und konvertierte 1895 zum Katholizismus. 1939 wurde die unter dem Namen Legat Gustav Benda geführte Sammlung durch die Museumsverwaltung aufgelöst und die Bilder, Skulpturen und Bronzen wurden auf verschiedenste Museen verteilt.
Das Grabmal Bendas auf dem
Hietzinger Friedhof (Gruppe 30, Reihe 1, Nr. 3) gestaltete der Bildhauer
Richard Kauffungen.
Weiters im Grab bestattet:
Julius Thiel, * 13.01.1876, † 29.03.1951, Bestattungsdatum: 03.04.1951
Sidonie Thiel, * 11.10.1877, † 08.11.1956, Bestattungsdatum: 12.11.1956
Christine Sidonie Sigl, * 25.08.1942, † 04.08.2013, Bestattungsdatum: 14.08.2013
Wiener Allgemeine Zeitung vom 19.2.1932, Seite 4:
Österreichs wertvollste Schenkung.
Gustav von Bendas Schätze - Angebote aus Amerika - Wert:
zehn Millionen Schilling.
Wie die Wiener Allgemeine Zeitung
vor einigen Tagen bereits meldete, hat
der verstorbene Großindustrielle Gustav
von Benda den Oesterreichischen Museen
seine berühmte Sammlung geschenkt.
Gestern vormittags fand in der Wohnung
Bendas eine Besichtigung der
kostbaren Sammlung statt.
Kennzeichnend für das tiefe Verständnis
Bendas ist es, daß all diese Dinge, an deren
Sammlung er während eines langen Lebens
gearbeitet hat, in möglichst gleicher Anordnung
und Aufstellung bewahrt werden sollen, in
denen sie seine Umgebung bildeten. Im Testament
Bendas, das er schon 1930 verfaßt hatte,
bittet er, den Charakter der jetzigen Ausstellung
zu bewahren. Um den Wunsch des hochherzigen
Verstorbenen zu erfüllen, werden das
Kunsthistorische Museum
und das Kunstgewerbe-Museum zweifellos Geldmittel brauchen; nicht
allzu große Mittel. Aber jetzt schon soll gesagt
sein, daß an der finanziellen Frage keinesfalls
die Erfüllung von Bendas Wunsch scheitern
darf: für die beispiellose Noblesse Bendas ist
diese Erfüllung seines Wunsches der geringste
Dank.
Denn es handelt sich hier um Kostbarkeiten,
Wie sie in solchem Wert noch keinem
europäischen Staat je geschenkt
wurden. Wenn auch dem Louvre oder dem
Kaiser-Friedrich-Museum solche Privatsammlungen
geschenkt wurden, so ist doch keine einzige
dieser Sammlungen so bedeutend wie die
Bendasche. Seit der Schenkung des Grafen
Lambert an die Akademie der bildenden Künste
ist die Bendasche Schenkung die größte
österreichische Stiftung dieser Art.
Der Wert der Sammlung beträgt mindestens zehn Millionen
Schilling. Da für einzelne Hauptstücke sehr
wesentliche Anbote aus Amerika
vorlagen und da bis vor ganz kurzer Zeit noch
Nachrichten von dort einlangten, daß die
Sammlung ganz oder teilweise verkauft würde,
hatten auch die Freunde Bendas, hatten vor
allem die mit ihm eng und herzlich befreundeten
Leiter unserer Museen keine Hoffnung, daß die Sammlung in Oesterreich
bleibe. Um so begeisterter und dankbarer sind
die Verantwortlichen jetzt für die testamentarische
Schenkung, um so sorgfältiger werden
sie die Wünsche des Verstorbenen erfüllen. Um
so sicherer ist zu hoffen, daß eine ausführliche
wissenschaftliche Publikation über die Bedansche
Sammlung angelegt werde. Anfang nächster
Woche werden die Museen die Schätze
übernehmen und der Oeffentlichkeit bald
die Besichtigung freigeben, die bei Lebzeiten
Bendas nur den größten Fachleuten zugänglich waren.
Auf den Möbeln stehen die wundervollsten
Skulpturen, darunter das Hauptstück der
Sammlung: der
„Lachene Knabe"
des Desiderio da Settignano, das
bedeutendste Stück der italienischen Renaissanceplastik
des 15. Jahrhunderts außerhalb
Italiens und im Privatbesitz, dessen Kopie
im Bargello zu Florenz nur gegen Trinkgeld
zu besichtigen ist. Hier ist das unaussprechlich
schöne Original, eine
halbe Million Schilling wert. Der
Kopf ist abgebrochen, die Bruchstellen aber
nicht kaschiert, sondern nur leicht hinter zwei
Reihen von Barockperlen verdeckt.
Wunderbare Stücke, eins wie das andere. Nur eine kleine Auswahl:
Von Desiderio da Settignano noch
ein Spätwerk, eine Büste des Johannes; von
Luca della Robbia, dem Aeltesten der großen
Bildhauerfamilie, eins herrliche Madonna;
von Bartoldo di Giovanni, eines
Schülers des Donatello und Michel Angelos
Lehrer, ei« Bronzerelief, „Madonna"; eine
Madonna des Donatello (ein unaussprechlich
schönes Stuccorelief) und im selben
Zimmer eine große Anzahl von Kleinbronzen,
vollendete Meisterwerke, seltene
Stücke, die Mehrzahl der venezianischen und
Paduanischen Gruppe angehörig.
Im großen Mittelraum der Wohnung ist
eines der Hauptstücke ein großes Gemälde
des Jovis Vanderhagen, hier sind zwei
reiche Tierstudien von Jan Brueghel, eine
Sammlung spätgotischer kunstgewerblicher
Gegenstände, Majoliken, Keramiken,
wertvolle Bronzen, kostbare Möbel der
französischen Renaissance, Bijouterien, astronomische
Instrumente und deutsches Steinzeug.
Im Schlafzimmer ist in einem wertvollen
französischen Schränkchen eine
Sammlung von Miniaturen,
deren Hauptstück zweifellos eine Fügersche
Miniatur der Kaiserin Karoline ist;
Bilder sind hier von Pettenkofen. Amerling,
Waldmüller, Karl Schindler und anderen. Unter dem wertvollen
Porzellan fallen ein frühes Stück der
Wiener Manufaktur und zwei Eichhörnchen
(Meißen) auf.
Den Kern der Sammlung wird das
Kunsthistorische Museum, die zwei
Stilzimmer (Speise- und Vorzimmer) und
eine Reihe erlesener Porzellane wird das
Oesterreichische Museum für Kunst
und Industrie erhalten. In beiden Museen
wird man auf nichts so sehr achten müssen,
als daß der Charakter der Sammlung
bewahrt bleibe, als kleines Stück der Dankbarkeit
gegen den klugen, hochherzigen Mehrer
österreichischen Kunstbesitzes.
Johannes Jlg.
Quelle: Text:
Wikipedia (erweitert), Bilder: www.nikles.net, Wiener Allgemeine Zeitung vom 19.2.1932, Seite 4.