Person - Leonhard Bauer
Leonhard Bauer, Bürgermeister von
Atzgersdorf (1905–1909), Ehrenbürger, Stadtbaumeister, Realitätenbesitzer,
Mitglied des Ortsschulrates und des Bezirksstraßenausschusses, Ehrenmitglied
der Freiwilligen Feuerwehr Atzgersdorf, des Atzgersdorfers Männergesangvereines,
des Militärveteranenvereines Hoch- und Deutschmeister in Wien, des Militärveteranenvereines
Generalissimus Erzherzog Karl,
* 10.07.1853, † 25.02.1910, Bestattungsdatum: 27.02.1910.
Weiters im Grab bestattet:
Kajetan (Cajetan, Karl) Ebenführer, Privatier, "Zigeunerbaron", * 1825 in Hof am Leitha Berge, † 24.08.1891, Bestattungsdatum: 28.08.1891
Franziska Bauer, * 16.02.1864, † 28.10.1911, Bestattungsdatum: 31.10.1911
Leopoldine Bauer, * 08.04.1898, † 04.05.1954, Bestattungsdatum: 08.05.1954
Leonhard Bauer, * 28.02.1903, † 01.01.1968, Bestattungsdatum: 20.03.2006
Leonhard Bauer, * 14.12.1944, † 01.01.1968, Bestattungsdatum: 20.03.2006
Barbara Schöndorfer, Bestattungsdatum: 20.03.2006
Heinrich Schöndorfer, Bestattungsdatum: 20.03.2006
Maria Bauer, * 11.01.1916, † 01.01.1959, Bestattungsdatum: 20.03.2006
Die Neue Zeitung vom 26.2.1910, Seite 8:
Der in
Atzgersdorf, Breitenfurterstraße
Nr. 34, wohnhafte Altbürgermeister, Ehrenbürger
von
Atzgersdorf, Stadtbaumeister
Leonhard Bauer
ist heute um halb 6 Uhr nachmittags nach
langem schmerzvollen Leiden im 57. Lebensjahre gestorben.
Das Leichenbegängnis findet Sonntag
am 27. Februar, um 3 Uhr nachmittags,
vom Trauerhause aus statt.
Emil v. Derschatta.
Bürgermeister von
Atzgersdorf.
Deutsches Volksblatt vom 27.2.1910, Seite 21:
Vom tiefsten Schmerze gebeugt, gibt Frau Fanni Bauer im eigenen
sowie im Namen ihrer Kinder Poldi und Leonhard und sämtlicher Verwandten
allen teilnehmenden Freunden und Bekannten die höchst betrübende Nachricht von
dem Hinscheiden ihres innigstgeliebten, unvergeßlichen Gatten, resp. Vaters,
des Herrn
Leonhard Bauer
Stadtbaumeisters und Realitätenbesitzers, Ehrenbürgers und Altbürgermeisters von
Atzgersdorf, Mitgliedes des Ortsschulrates und des Bezirksstraßenausschusses, Ehrenmitgliedes
der Freiw. Feuerwehr Atzgersdorf, des Atzgersdorfers Männergesangvereines,
des Militärveteranenvereines Hoch- und Deutschmeister in Wien, des Militärveteranenvereines
Generalissimus Erzherzog Karl ec. ec.
welcher Freitag den 25. Februar 19lO um 1/2 5 Uhr nachmittags nach langem,
schmerzvollen Leiden, versehen mit den heiligen Sterbesakramenten im 57. Lebensjahre
sanft in dem Herrn entschlafen ist.
Die entseelte Hülle des teuren Verblichenen wird Sonntag den 27. Februar
1910, um 1/2 4 Uhr nachmittags im Trauerhause,
Atzgersdorf, Breitenfurterstraßs
31, feierlich eingesegnet, sodann in die
Pfarrkirche zur heiligen Katharina
getragen und nach abermaliger feierlicher Einsegnung auf dem
Ortsfriedhofe in
der Familiengruft zur ewigen Ruhe bestattet.
Montag den 28. Februar 1910 um 8 Uhr früh wird in obgenannter
Pfarrkirche eine heilige Messe zur Seelenruhe des Verstorbenen gelesen.
Atzgersdorf, am 25. Februar 1910.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Neue Freie Presse vom 25.8.1891, Seite 18:
(Ein Sonderling.) In
Atzgersdorf ist gestern der Privatier
Herr Karl Ebenführer im 67. Lebensjahre gestorben. Er
gehörte zu den bekanntesten Straßenfiguren Wiens, da man ihn fast
täglich bei jedem Wetter auf seinem Phaeton, vor dem meistens zwei
Pferde hinter einander gespannt waren, selbstkutschirend über die
Ringstraße fahren sehen konnte. Gewöhnlich blieb er mit seinem
Wagen stundenlang auf dem
Schwarzenbergplatze stehen. Er war da
selbst der Gegenstand allgemeiner Beobachtung, was ihn aber nicht
im mindesten störte, ihm vielmehr Vergnügen machte. Er pflegte
lächelnd zu sagen: „Die Leut' halten mich für verrückt, aber ich unterhalte
mich dabei ausgezeichnet; nicht ich bin verrückt, sondern die
Leut'!" Auch las er gewöhnlich, auf dem Kutschbock sitzend, eifrig die Zeitung.
Im Winter erschien er immer in einen großen Pelz ghüllt, mit einer
Pelzmütze auf dem Kopfe, im Sommer dagegen stets im schwarzen
Salonrock, mit weißen Beinkleidern, weißer Weste und schwarzem
Cylinder oder weißem Filzhut. Noch vor wenigen Tagen konnte man
ihn in diesem Anzuge auf dem
Schwarzenbergplatze sehen. Er sah
sehr gesund, kräftig und viel jünger aus als er war, und Niemand
hätte vermuthet, daß der Tod ihn so bald und plötzlich hinwegraffen
werde. Im Volksmunde hieß er seines braunen Teints und der
glänzend schwarz gefärbten Haare wegen der „Zigeunerbaron" oder
mit Bezug auf das sonderbare Gespann seines Wagens der „Herr
von Hintereinand", doch nahm er auch diese Spitznamen nicht übel und
lachte nur darüber. Als vor einigen Jahren in der
Rotunde ein großer
Corso der charakteristischen Wiener Localfuhrwerke veranstaltet wurde,
nahm Ebenführer an demselben auf eine Einladung des Comités
theil. Plötzlich erschien aber in der
Rotunde ein täuschend imitirter
Doppelgänger mit dem ganz gleichen Wagen und den ebenso vorgespannten
Pferden. Das schien den so phlegmatischen Mann doch
einigermaßen aus der Fassung zu bringen und er verließ alsbald
mit seinem Wagen die
Rotunde. Ebenführer, der nicht verheiratet
war, bewohnte ganz allein eine Villa in
Atzgersdorf, die ihm durch
Erbschaft von einer reichen Dame, in deren Diensten er früher gestanden,
zugefallen war; es heißt, daß dieser Besitz nach seinem Tode
der Gemeinde
Atzgersdorf zufällt.
Die Grabstelle befindet sich am
Friedhof Atzgersdorf (Nummer: 11).
Quelle: Text: www.nikles.net, Bilder: www.nikles.net, Die Neue Zeitung vom 26.2.1910, Seite 8, Deutsches Volksblatt vom 27.2.1910, Seite 21, Neue Freie Presse vom 25.8.1891, Seite 18.