Als Warenhäuser in Wien um 1900 gelten die
Großunternehmen der
Mariahilfer Straße
(Herzmansky, Gerngross,
Warenhaus
Stephan Esders und ab 1911
das Kollektivkaufhaus Zentralpalast, später Warenhaus Stafa.
Eine weitere Gruppe großer Einzelhandelsunternehmen befand
sich im Bereich
Kärntner Straße und
Stephansplatz.
Um 1900 fand, mit einiger Verspätung gegenüber Metropolen
wie Paris, London und kurz nach Berlin die Entwicklung
moderner Großwarenhäuser in Wien statt. Neben die langsam in
diese Unternehmensdimension hineingewachsenen Unternehmen
Herzmansky und Gerngross trat 1895 das Warenhaus des
Belgiers Stefan Esders. Die jahrelangen intensiven Proteste
seitens des Kleingewerbes und der christlichsozialen Partei
verliefen im Sande, und auch der 1911 gestartete Versuch
eines genossenschaftlichen Gemeinschaftswarenhauses
scheiterte.
Gehemmte Entwicklung und politischer Widerstand:
Bis 1890 war die Warenverteilung in Wien weitgehend
kleingewerblich strukturiert. Als erstes Warenhaus entstand
aber schon 1866/67 das
Haas-Haus des Unternehmens Philipp Haas & Söhne, dem
andere folgten, wie das Konfektionshaus Rothberger am
Stephansplatz oder in anderen Bereichen das 1878/79
errichtete Porzellanhaus Wahliss in der Kärntner Straße 17.
1895 folgten das Teppichhaus von Samuel Schein am
Bauernmarkt 12, ein Bau der Architekten Fellner & Helmer,
und das von Friedrich Schön entworfene Damenkonfektionshaus
für Ludwig Zwieback in der Kärntner Straße 11, das 1910 von
Friedrich Ohmann umgestaltet wurde.
Das Ansuchen einer französischen Gesellschaft um die
Konzession einer Warenhaus-AG war 1890 von den Behörden
abgelehnt worden. Um 1895 kam es allerdings zu einem
Aufschwung der heimischen Großbetriebe des Einzelhandels,
und 1897 erfolgte ein großer Neubau bei Herzmansky. Diese
Entwicklung fand zwar ein überwiegend freundliches
Presseecho, beunruhigte aber das Wiener Kleingewerbe und
dessen Repräsentanten, die zum Teil mit massiver
antikapitalistischer und antisemitischere Rhetorik
reagierten. Als der Unternehmer Stefan Esders, der bereits
Kaufhäuser in Brüssel, Rotterdam, Paris, München und Hamburg
besaß, am 3. und 4. April 1895 sein neu erbautes Kaufhaus
„Zur großen Fabrik“ in der Mariahilfer Straße 18. eröffnete,
gab es auch empörte Reaktionen. Der katholische Esders gab
zwar keinen Anlass zu antisemitischen Anpöbelungen, wurde
aber als typischer Repräsentant des internationalen Kapitals
bekämpft.
Der Kampf um die Warenhaussteuer: Die Firma Gerngross beschritt mit ihrem 1904 abgeschlossenen Ausbau am konsequentesten den Weg zum Großwarenhaus. Gegen diese Tendenz erhob sich der Ruf nach einer speziellen Warenhaussteuer, wie sie bereits in Frankreich und einigen Ländern des Deutschen Reichs eingeführt war. Eine Versammlung von 3000 unabhängigen Wiener Kaufleuten verlangte am 13. März 1905 eine Sonderumsatzsteuer von 10 Prozent, und entsprechende Forderungen konkretisierten sich im niederösterreichischen Landtag ab 1907. Die bis 1910 stattfindende Agitation blieb aber letztlich erfolglos und eine „neue Kampfesart gegen Konsumvereine und gegen Großwarenhäuser“, der Versuch, diese Großvertriebsformen mit ihren eigenen Waffen zu schlagen, wurde mit dem von Jakob Wohlschläger initiierten Projektes des Mariahilfer Zentralpalastes unternommen. Das Kaufhaus ging allerdings schon 1913 in Konkurs und wurde von der Centralbank der deutschen Sparkassen übernommen. Später wurde daraus das Warenhaus Stafa.
Quelle: Text: Wikipedia, Bilder: gemeinfrei.
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