Das Burgtheater am
Universitätsring
(bis 5. Juni 2012: Dr. Karl-Lueger-Ring) in Wien ist ein
österreichisches Bundestheater. Es gilt als eine der
bedeutendsten Bühnen Europas und ist nach der
Comédie-Française das zweitälteste europäische, sowie das
größte deutschsprachige Sprechtheater. Das ursprüngliche
„alte“ Burgtheater am Michaelerplatz wurde von 1748 bis zur
Eröffnung des neuen Hauses am
Ring im Oktober 1888
bespielt. Das neue Haus brannte 1945 infolge von
Bombenangriffen vollständig aus, bis zur Wiedereröffnung am
14. Oktober 1955 diente das
Ronacher als Ausweichquartier.
Im Laufe seiner Geschichte trug das Theater verschiedene
Namen, zuerst k.k. Theater nächst der Burg, dann bis 1918
k.k. Hof-Burgtheater und seither Burgtheater. Vor allem in
Wien wird es häufig kurz „Die Burg“ genannt, die
Ensemblemitglieder kennt man als Burgschauspieler. Direktor
des Hauses ist seit 2009 Matthias Hartmann.
Geschichte: Das ursprüngliche Burgtheater
wurde in einem Ballhaus eingerichtet, das der
römisch-deutsche König und spätere Kaiser Ferdinand I. 1540
im unteren Lustgarten der Hofburg erbauen ließ, nachdem das
alte Ballhaus 1525 einem Brand zum Opfer gefallen war. Bis
zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde dort das Jeu de Paume
gespielt, ein Vorläufer des Tennis. Am 14. März 1741
erteilte schließlich Kaiserin Maria Theresia, die nach dem
Tod ihres Vater eine allgemeine Theatersperre anordnete, dem
„Entrepreneur der königlichen Hofopern“ und Pächter des 1708
errichteten Theaters am Kärntnertor, Joseph Karl Selliers,
die Erlaubnis, das Ballhaus in ein Theater umzuwandeln.
Gleichzeitig wurde ein neues Ballhaus in unmittelbarer Nähe
errichtet, das dem heutigen
Ballhausplatz
seinen Namen gab.
Im Jahre 1748 wurde das neu gestaltete „Theater nächst der
Burg“ eröffnet. 1756 erfolgten größere Umbauarbeiten, wobei
unter anderem eine neue Rückwand errichtet wurde. Der
Zuschauerraum des alten Burgtheaters war noch eine reine
Holzkonstruktion und fasste etwa 1200 Gäste. Die kaiserliche
Familie konnte ihre Hofloge direkt von den kaiserlichen
Gemächern aus erreichen, mit denen das Burgtheater baulich
verbunden war. An der alten Spielstätte am Michaelerplatz
wurden unter anderem mehrere Werke von Christoph Willibald
Gluck, Ludwig van Beethoven, Wolfgang Amadeus Mozart sowie
Franz Grillparzer uraufgeführt.
Am 17. Februar 1776 erklärte Kaiser Joseph II. das Theater
zum Teutschen Nationaltheater. Er war es auch, der per
Dekret anordnete, dass die Stücke keine traurigen Ereignisse
behandeln sollten, um die kaiserlichen Zuschauer in keine
schlechte Stimmung zu bringen. Viele Stücke mussten deswegen
geändert und mit einem Wiener Schluss (Happy End) versehen
werden, beispielsweise Romeo und Julia oder Hamlet. Ab 1794
trug das Theater den Namen k.k. Hoftheater nächst der Burg.
1798 wurde der Dichter August von Kotzebue zum Leiter des
Burgtheaters ernannt, aber nach Auseinandersetzungen mit den
Schauspielern verließ er 1799 Wien. Unter Direktor Joseph
Schreyvogel wurde Deutsch statt Französisch und Italienisch
als neue Bühnensprache eingeführt.
Am 12. Oktober 1888 fand die letzte Vorstellung im alten
Haus statt. Das Burgtheaterensemble übersiedelte in die neue
Spielstätte am Ring. Das alte Burgtheater musste der
Komplettierung des Michaelertrakts der Hofburg weichen. Die
Pläne dazu hatte Joseph Emanuel Fischer von Erlach bereits
knapp 200 Jahre vor dem Abriss des alten Burgtheaters
gezeichnet.
Das neue Gebäude am Ring: Das „neue“ k.k.
Hofburgtheater (wie die Aufschrift bis heute lautet) am Ring
gegenüber dem Rathaus, am 14. Oktober 1888 mit Grillparzers
Esther und Schillers Wallensteins Lager eröffnet, wurde im
neubarocken Stil von Gottfried Semper (Grundriss) und Karl
Freiherr von Hasenauer (Fassade) entworfen, die bereits das
Kaiserforum in Wien gemeinsam geplant hatten. Die
Bauarbeiten begannen am 16. Dezember 1874 und zogen sich 14
Jahre hin, in denen sich das Architektenduo zerstritt.
Bereits 1876 zog sich Semper auf Grund gesundheitlicher
Probleme nach Rom zurück und ließ Hasenauer seine Ideen
alleine realisieren, der sich im Streit der Architekten vor
allem für ein prachtvoll ausgestaltetes Logentheater
eingesetzt hatte.
Indes schuf der bekannte Wiener Maler Gustav Klimt gemeinsam
mit seinem Bruder Ernst Klimt und mit Franz Matsch 1886–1888
die Deckengemälde in den beiden Stiegenhäusern des neuen
Theaters. Die drei übernahmen diese Aufgabe nach ähnlichen
Auftragsarbeiten in den Stadttheatern von Fiume und Karlsbad
sowie im Bukarester Nationaltheater. In der Feststiege auf
der dem Café Landtmann zugewandten Seite des Burgtheaters
(Erzherzogstiege) bildete Gustav Klimt die Künstler des
antiken Theaters in Taormina auf Sizilien, im Stiegenhaus
auf der „Volksgarten“-Seite (Kaiserstiege, weil sie dem
Kaiser vorbehalten war) das Londoner Globe Theatre und die
Schlussszene aus William Shakespeares „Romeo und Julia“
nach. Über dem Eingang zum Zuschauerraum ist Der
Eingebildete Kranke Molières zu entdecken. Im Hintergrund
verewigte sich der Maler in Gesellschaft seiner beiden
Kollegen. Kaiser Franz Joseph I. gefielen die Deckengemälde
so sehr, dass er den Mitgliedern der Künstlerkompanie von
Klimt das Goldene Verdienstkreuz verlieh.
Das neue Gebäude ähnelt äußerlich der Dresdner Semperoper,
mehr noch aber, aufgrund der beiden für Theaterbauten
absolut untypischen Querflügel mit den Prunkstiegen, Sempers
Münchner Projekt aus den Jahren 1865 / 1866 für ein
Richard-Wagner-Festspielhaus über der Isar. Über dem
Mitteltrakt befindet sich eine Loggia, die von zwei
Seitenflügeln eingerahmt wird, und aus einem Bühnenhaus mit
Giebeldach und einem Zuschauerhaus mit Zeltdach geteilt
wird. Über dem Mittelhaus schmückt eine Statue von Apollon
die Fassade, der zwischen den Musen für Drama und Tragödie
thront. Über den Haupteingängen befinden sich Friese mit
Bacchus und Ariadne. An der Außenfassade rundum sind
Portraitbüsten der Dichter Calderon, Shakespeare, Molière,
Schiller, Goethe, Lessing, Halm, Grillparzer, und Hebbel zu
sehen. Die Masken, die ebenfalls hier zu sehen sind, weisen
auf das antike Theater hin, außerdem schmücken allegorische
Darstellungen die Seitentrakte: Liebe, Hass, Demut,
Herrschsucht, Egoismus und Heroismus. Obwohl das Theater
seit 1919 den Namen Burgtheater trägt, ist die alte
Aufschrift K.K. Hofburgtheater über dem Haupteingang immer
noch vorhanden. Einige Bilder der alten Porträtgalerie
wurden im neuen Gebäude aufgehängt und sind heute noch zu
sehen - allerdings waren diese Bilder ursprünglich kleiner,
man musste sie „verlängern“, damit sie im hohen Raum besser
wirken. Die Stellen dieser „Ergänzungen“ sind als feine
Linien auf der Leinwand sichtbar.
Das Burgtheater wurde zunächst auf Grund seines prachtvollen
Aussehens und der technischen Neuerungen wie elektrischer
Beleuchtung von den Wienern gut aufgenommen, doch bald wurde
Kritik an der schlechten Akustik laut. 1897 erfolgte
schließlich ein Umbau des Zuschauerraums, um die
Akustikprobleme zu mindern. Das neue Theater wurde zu einem
wichtigen Treffpunkt des Gesellschaftslebens und zählte
schon bald zu den „Heiligtümern“ der Wiener. Im November
1918 ging die Aufsicht über das Theater vom Obersthofmeister
des Kaisers auf den neuen Staat Deutschösterreich über.
1922/1923 wurde das Akademietheater als Kammerspielbühne des
Burgtheaters eröffnet. Am 8. Mai 1925 ging das Burgtheater
in die österreichische Kriminalchronik ein, als hier
Mentscha Karnitschewa ein Revolverattentat auf Todor Panitza
verübte.
Vor dem Burgtheater befindet sich die Skulptur "Wächterin" von Ulrike Truger.
Quelle: Text: Wikipedia, Bilder: Thomas Ledl unter der Lizenz CC BY-SA 4.0, © Bwag/Wikimedia, www.nikles.net und gemeinfrei.
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Günter Nikles
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