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Die Bundeshauptstadt

01. Bezirk - Schottentor

Das Schottentor war eines der Tore der Stadtmauer in Wien und wurde um 1860 endgültig abgetragen. Die Bezeichnung Schottentor, die vom nahegelegenen Schottenstift herrührt, ist allerdings heute noch für diesen Bereich der Wiener Ringstraße gebräuchlich.

Im Lauf der Jahrhunderte sind unter dem Namen Schottentor drei historische Bauwerke zu unterscheiden: das Tor der mittelalterlichen Stadtmauer, später das Tor der nach der ersten Türkenbelagerung verstärkten Renaissancemauer und schließlich das um 1840 errichtete Stadttor.

Geschichte:
Das mittelalterliche Schottentor (13. Jahrhundert bis 1656):
Das mittelalterliche Schottentor bestand ungefähr 400 Jahre lang. Bis zu dessen Bau im Zuge der Errichtung der mittelalterlichen Stadtmauer, ins 13. Jahrhundert hinein, umgab die teilweise über 1000 Jahre alte Umwallung des römischen Legionslagers Vindobona die Stadt Wien und diente ihrem Schutz.

Im 12. Jahrhundert beschloss Herzog Leopold V. aus dem Geschlecht der Babenberger, ein neues Festungswerk zu errichten. Daraufhin entstand ein Bauwerk, das für beinahe 700 Jahre den Umfang der inneren Stadt bestimmen sollte, die Wiener Stadtmauer. Mit dem Bau dieses Befestigungsbauwerks begann auch die Geschichte des Schottentores. Mitte des 13. Jahrhunderts dürfte die Mauer mit ihren Türmen und Toren fertiggestellt worden sein.

Zutritt zur Stadt Wien hatte man seither über eines der sieben Tore der Stadtmauer.

Die mittelalterliche Stadtmauer war eine mehr als 4,5 Kilometer lange Ringmauer mit 19 in die Mauer integrierten Türmen. Sie dürfte ungefähr sechs Meter hoch gewesen sein und etwa ein bis zwei Meter breit. Nur die Haupttore, das Kärntnertor und das Rotenturmtor, waren sozusagen eigenständige massige Torbauten. Sämtliche anderen Tore, so auch das Schottentor, befanden sich in einem der bis zu 22 Meter hohen Türme, die denselben Namen wie die Tore trugen, die sie beherbergten. Bei den Toren befanden sich die sogenannten Zwinger, Vorbauten mit Zinnen. Eine hölzerne Brücke führte vom Schottentor ausgehend über den Stadtgraben vor die Mauern der Stadt Wien.

Die beiden Haupttore zur Stadt befanden sich mit dem Kärntnertor (dem eigentlichen Haupttor der Stadt) im Süden bzw. mit dem Rotenturmtor im Norden. Von Westen kommend betrat man die Stadt durch das Schottentor oder das Widmertor, von Südosten her durch das Stubentor. An der Donau (heute Donaukanal) konnte man neben dem Rotenturmtor auch das Werdertor und das Salztor benützen, um in die Stadt zu gelangen. Die Zufahrt für Last- und Kaufmannswagen war aufgrund der Maut nur durch das Rotenturmtor gestattet, wo sich das „Mauthäusel“ befand.

Die Tore waren nur bei Tageslicht geöffnet, bei Einbruch der Dämmerung wurden sie geschlossen und die Torschlüssel von den Torwächtern der Stadtguardia dem Bürgermeister übergeben.

Im 15. Jahrhundert fand in unmittelbarer Nähe des Schottentores ein historisches Ereignis statt. Während der Belagerung der Stadt Wien durch die von ihrem König Matthias Corvinus geführten Ungarn lagerte Mathias’ Kerntruppe vor dem Schottentor.

Den Bewohnern oder Besuchern der Stadt Wien sind diese mehr als 700 Jahre alten Namen der mittelalterlichen Tore und Türme der alten Stadtmauer auch heute noch gegenwärtig. Sie existieren immer noch: in Straßenbezeichnungen, Bezeichnungen von U-Bahn-Stationen und so fort. Auch „Schottentor“ ist heute ein sehr bekannter Begriff in Wien.

Das „ältere Schottentor der Renaissancemauer“ (1656 bis 1840): Dem ältesten Stadteingang mit dem Namen Schottentor folgte für 184 Jahre das „ältere Schottentor der Renaissancemauer“.

Nach der ersten Türkenbelagerung Wiens (1529) erkannte man, dass die Stadtmauer aus dem Mittelalter keine ausreichende Sicherheit mehr bot, und begann mit umfangreichen Umbauten der Mauer. Man ersetzte das alte Mauerwerk durch neuartige Wälle (Kurtinen) und die alten Türme durch Bastionen. So wurde mit dem Schottenturm aus dem Mittelalter auch das Schottentor abgebrochen und im Zuge der Errichtung der Kurtinen neu erbaut. Fertiggestellt wurde dieses ältere Schottentor der Renaissancemauer ungefähr 1656.

In der Regierungszeit Ferdinands III. wurde die Mauer erweitert. Unter anderem wurden zwischen den Bastionen sog. Ravelins errichtet. Vor dem Schottentor befand sich nun zu dessen besseren Schutz das Schottenravelin, das so wie das Tor um 1656 fertig errichtet war.

Von der Vorstadt im Westen kommend war das Schottentor über eine den Graben überspannende Brücke hin zum Schottenravelin und von dort weiter über eine weitere Brücke bis zum Tor selbst zu erreichen.

Vor der Mauer und den Toren Wiens sahen die Menschen damals den Stadtgraben mit einer Breite von ungefähr 20 Metern und einer Tiefe von etwa sieben bis acht Metern, der vermutlich nur in Donaunähe ständig unter Wasser stand. Aus Gründen der militärischen Sicherheit befand sich zudem angrenzend an die Mauer ein ca. 300 Meter breiter und unbebauter Bereich, das Glacis.

Die Torbauten waren mit großen schwarzen Quadersteinen verkleidet. Unter dem Schottentor befand sich eine wichtige Einrichtung: eine Wasserleitung in die Stadt zur Versorgung der Menschen in Wien.

Das „jüngere Schottentor der Renaissancemauer“ (1840 bis ca. 1860): 1840 wurde das „alte Schottentor der Renaissancemauer“ abgebrochen und man errichtete ein Tor, das in seinen architektonischen Formen dem neuen, noch heute bestehenden äußeren Burgtor ähnelte. Es war in zwei Gehtore und drei relativ schmale Fahrtore gegliedert. Außerdem wurde die Brücke über den Stadtgraben verbreitert. Betrat man die Stadt durch das Tor, gelangte man geradewegs zum Schottenstift und zur Freyung. „Die fünf Torheiten“, wie der Volksmund deshalb das Schottentor damals bezeichnete, wurde allerdings nur 20 Jahre alt. Sein Ende fand das Schottentor durch die Anordnung von Kaiser Franz Josef, die Stadtmauern schleifen und an ihrer Stelle eine Prachtstraße, die Wiener Ringstraße, entstehen zu lassen. Im März 1858 begann man beim Rotenturmtor in der Nähe der heutigen Rotenturmstraße mit der Schleifung der Mauern, die Jahrhunderte überdauert, die Stadt beschützt, aber letztlich auch eingeengt hatten. Das Schottentor wurde um 1860 abgetragen. Auch heute kann man den Platz - den der Votivkirche Wien vorgelagerten ehemaligen Maximilianplatz (heute Rooseveltplatz) - , an dem einst das Schottentor stand, erahnen, wenn man von Währinger Straße oder Alser Straße kommend stadteinwärts Richtung Schottengasse blickt, eingebettet in die einst mächtigen Wälle der Stadtmauer. Unweit vom Schottentor zur rechten Hand stand eine mächtige Bastion, mit ihrer Spitze vorspringend bis zur Fassade der heutigen Universität.

Verkehrsbauwerk: Das Schottentor ist Ausgangspunkt der stadtauswärts führenden Alser Straße und Währinger Straße. Schon die erste städtische „Pferdetramway“ fuhr ab dem 4. Oktober 1865 von hier über die Alserstraße nach Hernals. Seit 1980 befindet sich hier auch die U2-Station Schottentor. Heute treffen sich hier neben der U-Bahnlinie U2 neun Straßenbahnlinien (D, 1, 37, 38, 40, 41, 42, 43, 44) und zwei Autobuslinien (1A, 40A). Somit ist das Schottentor einer der größten Knoten des öffentlichen Verkehrsnetzes in Wien.

Am 29. April 1961 wurde für die Straßenbahnlinien eine ober- und am 16. September 1961 eine unterirdische Schleifenanlage eröffnet, die eine Auflassung der verschiedenen oberirdischen Schleifen (die teilweise innerhalb der Ringstraße lagen) erlaubte. Wegen der ovalen Form, die von oben gesehen zusammen mit der Straßenbahnrampe zur Währinger Straße an eine Pfanne oder Kasserolle (auf Wienerisch: „Reindl“) erinnert, sowie in Anlehnung an den damaligen Bürgermeister Franz Jonas wird diese Schleifenanlage im Volksmund „Jonas-Reindl“ genannt. Über die oberirdische Schleife wenden die aus der Alser Straße kommenden Züge der Linien 43 und 44, während die Schleife im ersten Untergeschoß von den aus der Währinger Straße kommenden Linien 37, 38, 40, 41 und 42 benützt wird. Baulich berücksichtigt wurde eine Verlängerung der unterirdischen Straßenbahn entlang der Herrengasse zur Oper.

Verbunden damit ist eine unterirdische Fußgängerpassage, die über feste Stiegen und Rolltreppen erreichbar ist und die unterirdische Querung der Ringstraße erlaubt. In der Passage bzw. an der unterirdischen Schleife befinden sich Schnellimbisse, diverse Geschäfte sowie eine Toilettenanlage.

Als die U-Bahnlinie U2 errichtet wurde, wurde auch eine Verbindung zum „Jonas-Reindl“ geschaffen. Nachträglich wurden neben den Rolltreppen auch Personenaufzüge eingebaut. In der Passage zur U-Bahn befinden sich Schaufenster von Geschäften sowie eine Vorverkaufs- und Informationsstelle der Wiener Linien.

Quelle: Text: Wikipedia, Bilder: Peter Gugerell, gemeinfrei, Tokfo unter der Lizenz CC BY-SA 3.0 at und gemeinfrei.



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