Der Vermählungsbrunnen (auch: Josefsbrunnen) ist ein Brunnen auf dem Hohen Markt im 1. Wiener Gemeindebezirk Innere Stadt.
Geschichte: Der Brunnen geht auf ein Gelübde
zurück, das Kaiser Leopold I. im Jahre 1702 in der Sorge um
die Wiederkehr seines Sohnes Joseph von der Belagerung der
pfälzischen Festung Landau ablegte, das aber erst nach des
Kaisers Tod (5. Mai 1705) von seinen Söhnen eingelöst wurde.
Unter Joseph I. wurde nach einem Entwurf des Hofarchitekten
Johann Bernhard Fischer von Erlach, vorerst ein hölzernes
Monument angefertigt und am 19. März 1706 am Hohen Markt
aufgestellt. Das Aussehen dieser Josefssäule, die kein
Brunnen war, ist in einem Kupferstich von 1706 und in der
Ansicht des Hohen Marktes von 1715 überliefert; sie war, wie
der heutige Brunnen, der Vermählung der Eltern Jesu
gewidmet. Ein nach vier Seiten ausschwingender Sockel
enthielt an der Vorderseite unter einem Relief die
Inschrift: „Viro Mariae de qva natvs est / Iesus / Austria
Tvtelari / Leopoldo magno vovente / Iosephus I. Roman.
Imperator / Semper Avgvstvs Erexit / M. DCC. VI.“ (zu
deutsch: „Dem Gatten Mariens, aus der Jesus geboren ist, dem
Schutzherrn Österreichs, gelobt von Leopold dem Großen,
errichtet von Joseph I., Römischer Kaiser, allzeit Mehrer
des Reiches, 1706“).
Zwei weibliche Statuen beiderseits des Sockels stellten die
Demut und die Reinheit dar; unter der „Demut“ war zu lesen:
„Hvmilitas / erexit evm / ab / hvmilitate / ipsivs“ (zu
deutsch: „Die Demut erhob ihn aus der Niedrigkeit“), unter
der „Reinheit“ standen die Worte: „Pvritas / flores / mei /
frvctvs / honoris / et honestiatis“ („Reinheit, du blühst
als Frucht meiner Ehre und Ehrbarkeit“).
Der Sockel trug die Statuen Marias, Josephs und des
Hohenpriesters sowie sechs Säulen korinthischer Ordnung, die
ihrerseits von einem hohen Wolkenaufsatz mit dem Symbol der
Dreifaltigkeit bekrönt waren.
Küchelbecker berichtete 1732 über die Entstehung dieses
hölzernen Denkmals: „Diese höltzerne Modell ist durch seine
Länge der Zeit, Wind und Wetter verfaulet, und in einen
solchen Stand gesetzt worden, dass man es biß auf die drey
Haupt-Statuen hat abtragen müssen. Vor kurttzen aber haben
ietzige glorwürdigst regierende Kayserliche Majestät den
Entschluß gefasset, diese Säule von Ertzt und Marmor
aufzurichten, und zu dem Ende den 14. Aug. 1729 darzu, mit
vielen Solennitäten, den ersten Stein geleget, wie denn
dieselbe aus Ertzt gegossen den 12. Mart. 1732 würcklich
aufgerichtet worden.“
Der von vier Brunnenbecken umgebene Sockel zeigt auf drei
Seiten Reliefs: Anbetung der Hirten, Anbetung der Könige und
Darstellung im Tempel. Auf der vierten findet sich die
Inschrift: „Divo Josepho e Davidica stirpe / Deiparae
virginis viro / Christi servatoris nutritio / praesentissimo
Austriae patrono / nuncupatum Leopuoldo & Josepho Augg. /
votum / Carolus VI. Rom. Imp. et Hispan. Rex / A patre ac
fratre adumbratum opus / Aere ac marmore de Integro extruens
/ M. L. / Cura suprema aedif. caes. praef. Gundac. com. ab
Althann Ano 1732“ (deutsch: „Dieses dem heiligen Josef aus
Davids Stamm, dem Gatten der gottähnlichen Jungfrau, dem
Ernährer Christi des Erlösers, dem allgegenwärtigen
Schutzherrn Österreichs zugedachte, von den Kaisern Leopold
und Joseph gelobte Denkmal hat Karl VI., römischer Kaiser
und König von Spanien, von Vater und Bruder umschattet,
durch Errichtung als Werk in festem Erz und Marmor
ausgeführt. Unter der Aufsicht des obersten kaiserlichen
Baupräfekten Gundaker Graf von Althann im Jahre 1732.“).
Auf dem Sockel stehen wie zuvor die Statuen Marias, Josefs
und des Hohenpriesters. Die von vier Engelstatuen besetzten
Sockelvorsprünge tragen vier korinthische Säulen, auf denen
ein Bronzebaldachin aufsitzt. Die Marmorfiguren hat der
venezianische Bildhauer Antonio Corradini geschaffen: am 30.
November 1728 wurde ein Freipass „für die auf dem Hohen
Markt neu erbauende St. Josephi Vermählungssäulen zu Venedig
bestellte und herzubringende sieben weißmarmorne Statuen“
ausgestellt. Der Baldachin ist das Werk eines gewissen
Johann Baptist Divall. Hofsteinmetzmeister Elias Hügel aus
Kaisersteinbruch wurde beauftragt den monumentalen Sockel
und die Säulen aus Untersberger Forellenmarmor, einem
dichten Kalkstein, die Brunnenbecken und die Kettenträger
aus härtestem Kaiserstein zu gestalten. Allerdings stellte
sich bei einer im Oktober 2008 abgeschlossenen
Gesamtrestaurierung durch die Magistratsabteilung 31 (Wiener
Wasserwerke) unter der Leitung des Restaurators Klaus
Wedenig und dem Bundesdenkmalamt Wien heraus, dass lediglich
die „Außenhaut“ des Sockels aus Unterberger Marmor besteht,
während darunter als tragendes Element Kaiserstein dient.
Am 12. März 1732 war der Brunnen fertig, und am 14. April
wurde er eingeweiht. Die Hernalser Wasserleitung, die ihn
speiste, wurde durch Einbeziehung der Hauptquelle der Als
verstärkt. Durch den höheren Wasserdruck konnten nun auch
andere Brunnen der Stadt versorgt werden, allerdings hatte
dies einen weitgehenden Rückgang des Wasserstandes beim Alserbach zur Folge.
Im Kriegsjahr 1944 durch Bomben beschädigt, ist der
Josefsbrunnen in den Jahren 1950 bis 1955 wiederhergestellt
worden, der zerstörte Kopf der Marienstatue musste durch
eine Kopie ersetzt werden.
Quelle: Text: Wikipedia, Bilder: Gryffindor unter der Lizenz CC BY-SA 3.0, Helmuth Furch, gemeinfrei und www.nikles.net.
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Günter Nikles
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