Das Dianabad in Wien Leopoldstadt wurde ursprünglich als Badehaus mit Wannenbädern erbaut. Erweiterungen und Umbauten machten aus ihm ein luxuriöses Hallenbad für die zahlungskräftige Oberschicht. Seine unterdessen 200jährige Existenz machte aus ihm ein Haus mit wechselhafter Geschichte.
Erstes Dianabad (Obere Donaustraße 93−95): Das
erste Dianabad am Donaukanal wurde 1808 bis 1810 vom
in Frankreich geborenen Baumeister Jean Charles de Moreau
auf einem von ihm und dem Wiener Maler Carl Hummel
angekauften Grundstück errichtet und am 1. Juli 1810
eröffnet. Das Badhaus entsprach „feudal-bürgerlichen
Ansprüchen“ und bot Wannenbäder mit erwärmtem Wasser aus dem
Donaukanal.
Nach einem Umbau präsentierte sich das Dianabad 1830 als Bad
mit 68 um einen Gartenhof angelegten Badekabinen mit 78
Badewannen aus Zink, die mit erwärmtem Wasser gefüllt
wurden. Bereits beim Verkauf der Eintrittskarten herrschte
Geschlechtertrennung.
Als 1839 die „Norische Gesellschaft für Filtrierung“ in Wien
eine Agentur errichtete, beschlossen die Besitzer des
Dianabades, ihren Gästen filtriertes Wasser aus dem
Donaukanal anzubieten und gleichzeitig das Bad um ein „Voll-
und Schwimmbad“ zu erweitern. Für die Planungsarbeiten
dieses Zubaus wurden Christian Friedrich Ludwig Förster als
Architekt und Karl Etzel als Stahlbauexperte engagiert.
Der Umbau begann 1841 und wurde 1843 abgeschlossen. In
dieser Zeit wurde die erste überdachte Schwimmhalle auf dem
europäischen Kontinent errichtet. Die Halle war 53 Meter
lang und 20 Meter breit und überspannte ein 36 Meter langes
und 13 Meter breites Becken. Neben den Umkleidekabinen gab
es Ruheräume und einen Raum für einen Friseur. Die Eröffnung
fand am 20. Mai 1843 statt.
Sommersaison: Während das Badewasser auf konstante 31 Grad Celsius erwärmt wurde, beschloss man aus Gründen der Wirtschaftlichkeit, die Raumluft nicht zu erwärmen. Das machte einen Winterbetrieb zwar nicht möglich, verlängerte die Badesaison aber im Frühjahr und im Herbst um jeweils etwa zwei Monate gegenüber dem Baden in Freibädern.
Wintersaison: Während der badefreien Zeit wurde
das Schwimmbecken abgedeckt und die Schwimmhalle als
Konzert- und Ballsaal dekoriert. Dieser neue
Veranstaltungssaal wurde am 12. November 1860 mit der
„Diana-Polka“ von Johann Strauss (Sohn) eröffnet. Eduard
Strauß debütierte hier 1862, Carl Michael Ziehrer 1863; die
berühmte Fiaker-Milli trat auf. Am 15. Februar 1867 erlebte
hier der Strauss-Walzer „An der schönen blauen Donau“ bei
einem Liederabend des Wiener Männergesang-Vereins seine von
enthusiastischem Applaus gefolgte Uraufführung.
1879 erfolgte nach Entwürfen von Otto Wagner ein Umbau des
Innenhofs in eine offene Sommerschwimmhalle und 1889 wurde
eine Dampfheizung installiert. Diese ermöglichte den
ganzjährigen Betrieb des Dianabads als Schwimmbad.
Zweites Dianabad: Nach einem Besitzerwechsel – das
Bad wurde Eigentum der „Dianabad-Actien-Unternehmung“ –
wurde das alte Dianabad abgerissen und 1913–1917 nach den
Plänen des Architekten Peter Paul Brang, der in einem
Architektenwettbewerb ermittelt worden war, durch eine
luxuriöse, fünfstöckige Anlage ersetzt. Brang hatte bereits
um 1900 im Wien des Nordens (Reichenberg) ein nach Kaiser
Franz Joseph I. benanntes Stadtbad projektiert.
Dieses zweite Dianabad besaß zwei Schwimmhallen (für Männer
mit Sportbecken, für Frauen mit Wellenbad), Dampf- und
Wannenbäder, Sonnenbäder und ein Hotel, das die ganze
Vorderfront an der Oberen Donaustraße einnahm. Angeboten
wurden aber auch eine Kuranstalt, Geschäfte, Frisiersalon,
Fußpflege, Restaurant (im Bademantel zu betreten),
Kleiderreinigung, ein Hundebad mit Tierarzt sowie weitere
Attraktionen. 1914 schuf Leopold Forstner Mosaike für die
kreisrunde, mit einem großen Goldfischbecken in der Mitte
versehene Eingangshalle, Georg Leisek 1914 / 1915 den
Skulpturenschmuck des Bades. Der Badbesuch wurde in drei
Klassen mit entsprechend abgestuftem Komfort und Preisen
angeboten. Da man im Gegensatz zum 1914 eröffneten
städtischen Jörgerbad
die Geschlechtertrennung beibehielt, musste das gesamte Bad
praktisch doppelt gebaut werden. Die Eröffnung fand am 15.
August 1917 im schon drei Jahre dauernden Krieg statt.
Das Dianabad wurde 1945 in der Schlacht um Wien erst durch
Bombentreffer und später durch die schweren Kämpfe zwischen
der Wehrmacht und der Roten Armee entlang des
Donaukanals schwer
beschädigt. Das Hotel brannte im April 1945 völlig aus. Im
Bad konnte am 1. August 1946 wieder der provisorische
Betrieb aufgenommen werden. Im Oktober 1947 wurden hier
Länderkämpfe zwischen Österreich und der Schweiz
(Herrenbewerbe) und Österreich und der Tschechoslowakei
(Damenbewerbe) in Schwimmen, Springen und Wasserball
abgehalten.
Da eine Generalsanierung unrentabel erschien und man dem
Denkmalschutz bei diesem Gebäude im Ringstraßenstil keinen
Gedanken widmete, entschloss man sich später zum Abriss. Die
Hotelruine wurde 1963 demoliert, das veraltete, aber noch
funktionsfähige Bad 1965 / 1966; der große Schornstein wurde
am 12. August 1967 gesprengt.
Drittes Dianabad (Lilienbrunngasse 7−9): Die
private Dianabad-Aktiengesellschaft hatte kein Interesse an
einem Neubau; am Donaukanal
(Obere Donaustraße 93–95) wurde ein Bürohaus errichtet, das
so genannte „IBM-Haus“. Den hinteren Teil des Grundstücks
erwarb die Stadt Wien, um hier laut Beschluss vom 2.
Dezember 1968 das dritte Dianabad als nunmehr städtisches
Bad zu errichten.
Die Bauarbeiten begannen 1969 und wurden nach Plänen von
Friedrich Florian Grünberger (der für die Stadtverwaltung
auch andere Bäder entwarf) und Georg Lippert durchgeführt.
Das am 14. Juni 1974 eröffnete Bad umfasste mehrere
Schwimmbecken, zwei Saunaabteilungen mit verschiedenen
Kammern, Kuranstalt, Restaurant und Buffet und zusätzlich
noch Friseur, Parfumerie, Kosmetiksalon, Sportmassage,
Fußpflege und eine Parkgarage. Seit 1991 stand eine
umfassende Renovierung an, wurde aber als unrentabel ad acta
gelegt. Der Gemeinderat beschloss im Juni 1995 einen Neubau.
Beim Abbruch brach im November 1995 ein Brand aus, der die
Demolierung beschleunigte. Sie war 1996 beendet.
Viertes Dianabad: Das aktuelle Dianabad – diesmal unter dem Namen Diana-Erlebnisbad – wurde als Teil eines Bürohauses neu errichtet, allerdings nicht mehr als städtisches Bad, sondern von der Dianabad Errichtungs- und BetriebsGmbH. Deren Gesellschafter sind die Raiffeisen-Holding NÖ-Wien und der UNIQA-Versicherungskonzern; beide haben ihre Zentralen in unmittelbarer Nähe. Baubeginn war 1998, eröffnet wurde das neue Erlebnisbad im Oktober 2000. Die Wandgestaltung im Restaurantbereich stammt von den Künstlern Manfred Kielnhofer, Martina Schettina und Nitram Martin Stockinger.
Quelle: Text: Wikipedia, Bilder: gemeinfrei.
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Günter Nikles
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