Die volkstümlich Paulanerkirche genannte katholische
Wiedener Pfarrkirche zu den heiligen Schutzengeln liegt am
Irene-Harand-Platz bei der Abzweigung der
Favoritenstraße
von der Wiedner Hauptstraße im 4. Wiener Gemeindebezirk
Wieden.
Geschichte: Eine erste Kirche in Wieden wird bereits
1211 erwähnt und war dem Heiligen Antonius geweiht. Sie
gelangte als Schenkung in den Besitz der Ritter des Ordens
des heiligen Geistes. Während der Ersten Wiener
Türkenbelagerung 1529 wurde sie vollkommen zerstört. Da der
Ritterorden inzwischen aufgehört hatte zu bestehen, wurden
deren Güter vom Landesfürsten dem Wiener Bistum verliehen.
Im Zuge der Gegenreformation berief Kaiser Ferdinand II.
1626 den Orden des Heiligen Franz von Paola nach Wien. 1627
begann der Paulanerorden mit der Errichtung der Kirche an
der Wiedner Hauptstraße, die allgemein Paulanerkirche
genannt wurde. Nach deren Fertigstellung 1651 weihte Bischof
Philipp Friedrich von Breuner die Klosterkirche den heiligen
Schutzengeln. Doch schon während der Zweiten Wiener
Türkenbelagerung 1683 erlitt die Kirche schwere Schäden, die
bis 1686 wieder beseitigt werden konnten. 1717 wurde der
heutige Kirchenturm hinzugefügt, um 1730 die Fassade durch
den Einbau der beiden Seitenportale leicht verändert. Nach
der Aufhebung des Paulanerordens 1784 wurden die östlich
anschließenden Klosterbauten nicht mehr benötigt und
abgerissen. Ein letzter Teil davon ist noch an der
Paulanergasse erhalten, in denen sich heute das Pfarramt
befindet. Renovierungen fanden 1860 innen, 1907, 1957/58 und
1984 außen statt. 1963 musste aus verkehrstechnischen
Gründen der Kirchenvorplatz verkleinert werden. Der 1846 an
dieser Stelle errichtete
Schutzengelbrunnen wurde auf den
Rilkeplatz versetzt.
Seit April 2016 finden in der Paulanerkirche, neben den gewöhnlichen Pfarrgottesdiensten, die täglichen Gottesdienste der Priesterbruderschaft St. Petrus im tridentinischen Ritus statt.
Im Rahmen der laufenden Diözesanreform in der Erzdiözese Wien wurden per 1. Jänner 2017 die Pfarrgemeinden Wieden, St. Elisabeth, St. Florian, St. Thekla und St. Karl Borromäus unter dem Namen Pfarre zur Frohen Botschaft zusammen gelegt. Als Pfarrkirche wurde die Kirche St. Elisabeth bestimmt. Die Paulanerkirche ist seither als Kirche der Teilgemeinde Wieden-Paulaner eine Filialkirche der Pfarre zur Frohen Botschaft.
Bauwerk: Architekt und Baumeister der Paulanerkirche
sind nicht bekannt. Es handelt sich bei dem Bau um eine
frühbarocke Klosterkirche nach italienischem Vorbild mit
einer schlichten Nordfassade, die durch toskanische Pilaster
gegliedert und mit einem Dreiecksgiebel bekrönt ist. In zwei
Nischen stehen die qualitätvollen Statuen des Heiligen Franz
von Paola und des Heiligen Franz von Assisi. Der Turm steht
östlich des Chores und besitzt einen Zwiebelhelm. Das
Kircheninnere besteht aus einem Saalraum, der dreijochig und
tonnengewölbt ist. Zu beiden Seiten öffnen sich je drei
Seitenkapellen. Im Norden befindet sich vom Schiff getrennt
eine kreuzgratgewölbte Vorhalle mit der Orgelempore.
Einrichtung und Ausstattung: Im Chorraum befinden sich an der Decke Wandmalereien mit der Verherrlichung der Heiligen Dreifaltigkeit und Engeln aus der Zeit um 1720–30, die Carlo Carlone zugeschrieben werden. Der Hochaltar füllt die gesamte Rückwand des Chores und wurde 1718 fertiggestellt. Er war eine Spende der Lakaien- und Hofbruderschaft Wiens. Auf dem Aufsatz des Altares sind eine Inschrift und eine mehrfigurige Figurengruppe zu sehen, an den Seiten ein Engelssturz und Schutzengel. Die Altarfiguren zeigen den heiligen Bonifatius und den heiligen Vitalis. Aus späterer Zeit stammt das Hochaltarbild mit der Darstellung der Schutzengel, es wurde 1844 von Josef von Hempel geschaffen. Davor befindet sich ein Vorsatzbild eines niederländischen Malers aus dem 16. Jahrhundert, das die Madonna mit Kind darstellt.
Der nschließende rechte Seitenaltar ist dem heiligen Franz von Sales geweiht. Es handelt sich um den ersten Altar in Wien, der ihm geweiht wurde und war eine Spende der Savoy’schen Landsmannschaft. Die kleinen Bilder stellen die Namenspatrone des Kaiserpaares dar, den heiligen Franz von Assisi für Franz Stephan von Lothringen und die heilige Teresa von Ávila für Maria Theresia.
Ihm gegenüber der linke Seitenaltar ist dem heiligen Franz von Paola geweiht. Das Altarbild stellt ein Wunder des Heiligen dar und stammt von Ignaz Joseph Bendl um 1700. Die Altarfiguren hingegen sind aus dem 19. Jahrhundert und stellen die Heiligen Stephanus, Barbara, Katharina und Laurentius dar.
Der mittlere rechte Seitenaltar ist ein Kreuzaltar, dessen Bild die Kopie eines italienischen Meisters ist. Die Altarfiguren stellen die Apostel Petrus und Paulus dar, zwei kleine Bilder den heiligen Wenzel und den heiligen Leopold. Bedeutend sind hier aber vor allem zwei ovale Bilder über den Türstürzen von Paul Troger mit den Frauen am Grabe und der heiligen Maria Magdalena vor dem Auferstandenen.
Der gegenüberliegende linke Seitenaltar stellt die Kreuzaufrichtung dar und wurde von Johann Michael Rottmayr geschaffen. Die Altarfiguren zeigen Josef von Arimathäa und Nikodemus, die zwei kleinen Bilder den heiligen Petrus und die heilige Maria Magdalena.
Der nächste rechte Seitenaltar zeigt die Anbetung der Hirten von einem unbekannten Meister sowie kleine Bilder des heiligen Josef und des heiligen Joachim in Rokokorahmen. Die Altarfiguren stellen die heilige Anna und den heiligen Josef dar.
Der gegenüberliegende linke Seitenaltar zeigt die heilige Mutter Anna, die Maria das Lesen lehrt. Zwei kleine Bilder stellen den heiligen Aloisius von Gonzaga und den heiligen Stanislaus Kostka dar. An der Wand befindet sich ein Bild von Leopold Kupelwieser mit der Immaculata.
Die Kanzel stammt von 1690. In der Verkündigungskapelle links vom Chor befindet sich ein barockes Verkündigungsbild, das aus der Kartause Gaming stammt. Rechts vom Chor liegt die Loretokapelle. Unter der Kirche liegt eine Krypta mit einer dreischiffigen Pfeilerhalle.
Die Orgel der Paulanerkirche – ein Neubau in das historische Gehäuse – wurde von Adolf Donabaum errichtet und verfügt über 2 Manuale und Pedal.
Sonstiges: Im Jahr 1862 wurde in der Wieden die Paulanergasse nach dem Orden bzw. dessen Kirche benannt.
Am Vorplatz der Paulanerkriche, am Irene-Harand-Platz, befindet sich eine Maria-Immaculata-Statue.
Quelle: Text: Wikipedia, Bilder: Thomas Ledl unter der Lizenz CC BY-SA 3.0 at und Andreas Faessler unter der Lizenz CC BY-SA 3.0.
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Günter Nikles
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