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Die Bundeshauptstadt

12. Bezirk - Meidlinger Friedhof

Der Meidlinger Friedhof ist ein städtischer Friedhof im 12. Wiener Gemeindebezirk Meidling, Haidackergasse 6. Er besteht aus zwei Teilen, die durch die Eibesbrunnergasse getrennt werden, wo sich auch zwei weitere Eingänge befinden. Er erstreckt sich zwischen der Haidackergasse, der Unter-Meidlinger Straße, der Kundratstraße und der Kerschensteinergasse. Das Areal ist dem Meidlinger Bahnhof und der Südbahn benachbart.

Geschichte: Der Meidlinger Friedhof gilt als einer der ältesten Friedhöfe Wiens, die heute noch benutzt werden. Der einstige Wiener Vorort Meidling hatte bereits 1784 einen ersten Friedhof, der an der Stelle der heutigen Vierthalergasse 11 lag und 1806 wieder aufgegeben werden musste, da es zu irreparablen Wassereinbrüchen kam.

In unmittelbarer Nähe dieses ältesten Meidlinger Friedhofs stellte der Bürger Johann Putz ein Grundstück kostenlos zur Verfügung, das sich ungefähr bei den heutigen Straßenzügen Sechtergasse, Pachmüllergasse, Zeleborgasse befand. Dieser zweite Friedhof wurde 1807 eingeweiht. Infolge einer Choleraseuche, die viele Todesopfer forderte, und auf Grund der allgemeinen Bevölkerungszunahme in Meidling musste der Friedhof 1831 und nochmals 1859 vergrößert werden.

Da aber auch diese Erweiterungen schließlich unzureichend waren, verlegte man den Friedhof neuerlich in weiter außerhalb gelegenes unbewohntes Gebiet beim Meidlinger Bahnhof. Die Gemeinden Obermeidling, Untermeidling und Gaudenzdorf beteiligten sich gemeinsam an dem Projekt und teilten sich auch die Kosten auf. Am 6. August 1862 wurde dieser Friedhof, der dem jetzigen Standort entspricht, eingeweiht. Im Laufe von 5 Jahren wurden die Gräber vom alten Friedhof hierher übertragen. Auch der neue Meidlinger Friedhof wurde einige Male erweitert. 1927 erhielt er eine Urnennischenanlage (siehe Foto unten).

Laut einem Gemeinderatsbeschluss vom Jahr 1953 sollte unter anderem der Meidinger Friedhof gesperrt werden, was aber den Weiterbestand bedeutet hätte. Am 30. Mai 1975 fiel jedoch im Gemeinderat der Beschluss, den Meidlinger und 15 andere Friedhöfe ab dem Jahr 1995 aufzulassen, was die Freigabe der Flächen für andere Zwecke bedeutet hätte.

Nach zum Teil heftigen Protesten wurde zwischen dem 16. und 18. März 1980 eine Volksabstimmung über den Weiterbestand der bedrohten Friedhöfe abgehalten. Von 338.715 abgegebenen Stimmen entschieden 63,2 Prozent für die Erhaltung der Friedhöfe.

1984 wurde eine neue Aufbahrungshalle nach Plänen des Architekten Erich Boltenstern errichtet.

In den 1990er Jahren lebte am Meidlinger Friedhof eine relativ große Feldhamster-Population, auf deren besondere Schutzwürdigkeit die Tierschutzorganisation Vier Pfoten mehrere Jahre lang durch eigene Hinweisschilder aufmerksam gemacht hat, die aber in den vergangenen Jahren sukzessive entfernt wurden, da der Meidlinger Friedhof heute wieder verstärkt für Begräbnisse genutzt wird und Teile des Friedhofspersonals, der Grabbesitzer und Friedhofbesucher der vom Aussterben bedrohten, geschützten Tierart nach dem Leben getrachtet hat bzw. trachtet.

Seit 2004 wird der Meidlinger Friedhof regelmäßig von Vandalen heimgesucht. So brachen etwa am 16. Oktober 2004 Vandalen in die Aufbahrungshalle ein, wo sie den Sarg einer Aufgebahrten auf den Boden geworfen haben, die dabei aus dem Sarg fiel. In der Folge kam es laufend zu mehr oder weniger umfangreicheren Grabschändungen: allein Ende November 2009 wurden 55 Gräber demoliert. Im Herbst 2010 kam es zu besonders massiven Zerstörungen: alleine im September und Oktober 2010 wurden an die 250 Gräber demoliert, was einen geschätzten Sachschaden von 300.000 Euro ausmacht. Auch im November 2011 kam es zu Verwüstungen.

Grabstätten bedeutender Persönlichkeiten:
Obwohl der Meidlinger Friedhof über eine große Anzahl an alten Gräbern verfügt, sind hier nur wenige bedeutende Persönlichkeiten begraben, und auch diese sind meist nur lokal relevant.

Ehrenhalber gewidmete Gräber:
Der Meidlinger Friedhof weist 42 ehrenhalber gewidmete Gräber auf. Dazu zählen auch die Grabstellen von 24 Franziskanerinnen und die Gräber von drei der Opfer des Ringtheaterbrandes von 1881. Im weiteren befindet sich bei den Urnengräbern das Denkmal für die Opfer des 12. Februar 1934 am Meidlinger Friedhof.

Name Lebensdaten Tätigkeit Liegeort
Hanna Berger 1910-1962 Choreographin und Tänzerin Meidlinger Friedhof
Hans Weiner-Dillmann 1903-1990 Operettenkomponist Meidlinger Friedhof
Max Fiebiger 1867-1958 Stadtbaudirektor Meidlinger Friedhof
Josef Leopold Gierster 1800-1863 Brauhausbesitzer und erster Bürgermeister von Gaudenzdorf Meidlinger Friedhof
Otto Glöckel 1874-1935 Politiker und Schulreformer Meidlinger Friedhof
Emanuel Herrmann 1839-1902 Nationalökonom, Erfinder der Postkarte Meidlinger Friedhof
Carl Lorens 1851-1909 Komponist von Wienerliedern Meidlinger Friedhof
Sophie von Löwenthal 1810-1889 Schriftstellerin Meidlinger Friedhof
Alois Massak 1922-1984 Polizeioberst und Sprengstoffexperte Meidlinger Friedhof
Franz Palm xxxx-1878 Gründer einer Kindergartenstiftung Meidlinger Friedhof
Karl Richter 1872-1935 Politiker und Redakteur Meidlinger Friedhof
Josef Rucker 1826-1893 Baumeister und Politiker Meidlinger Friedhof
Rudolf Satran 1886-1963 Theater- und Varietedirektor Meidlinger Friedhof
Anton Steinböck 1858-1889 Löschmeister der städtischen Feuerwehr Meidlinger Friedhof
Johann Wollinger 1915-1965 Politiker Meidlinger Friedhof
Ignaz Zelebor 1816-1890 Bürgermeister von Untermeidling Meidlinger Friedhof

Gräber weiterer Persönlichkeiten:
Weitere bedeutende Persönlichkeiten, die am Meidlinger Friedhof begraben wurden bzw. deren Grab sich dort befindet oder befand:

Name Lebensdaten Tätigkeit Liegeort
August Aichhorn 1878-1949 Pädagoge und Psychoanalytiker Meidlinger Friedhof
Christian Awart 1933-2009 Tischtennisspieler Meidlinger Friedhof
Ernst Bokon 1922-1991 Fußballspieler Meidlinger Friedhof
Ignaz Rudolf Bischoff 1784-1850 Arzt Meidlinger Friedhof
Friedrich Chlubna 1946-2005 Schachkomponist Meidlinger Friedhof
Willibald Rudolf Fischer 1901-1958 Pfarrer vom Kahlenbergerdorf und Meidling Meidlinger Friedhof
Leopoldine Glöckel 1871-1937 sozialistische Politikerin Meidlinger Friedhof
Josef Götz 1839-1916 Stadt- und Gemeinderat Meidlinger Friedhof
Josephine Haas von Längenfeld-Pfalzheim 1783-1846 Wohltäterin und Stifterin Meidlinger Friedhof
Josef Hofbauer 1875-1936 Architekt Meidlinger Friedhof
Karl Jestrab 1907-1980 Fußballspieler Meidlinger Friedhof
Franz Korinek 1907-1985 Jurist und Politiker Meidlinger Friedhof
Karl Korinek 1940-2017 Verfassungsjurist Meidlinger Friedhof
Otto Kratky 1902-1995 Physikochemiker Meidlinger Friedhof
Ingrid Kretschmer 1939-2011 Kartographin Meidlinger Friedhof
Wilhelm Liwanec 1915-1968 Politiker Meidlinger Friedhof
Walter Macher 1915-1993 Politiker Meidlinger Friedhof
Familie Miller zu Aichholz - Großindustrielle Meidlinger Friedhof
Heinrich Anton Paletz 1885-1970 Architekt Meidlinger Friedhof
Johannes Perchter 1902-1985 Pfarrer in Neumargareten Meidlinger Friedhof
Franz Pfeffer 1910-1945 Gewerkschaft der Holzarbeiter Meidlinger Friedhof
Karl Pink 1884-1965 Numismatiker Meidlinger Friedhof
Anton Pospischil 1842-1906 Kunstmöbelfabrikant Meidlinger Friedhof
Michael Maria Rabenlechner 1868-1952 Lyriker Meidlinger Friedhof
Franz Schifrer 1925-2002 Bildhauer Meidlinger Friedhof
Eugen Seydel 1879-1958 Polizeipräsident (Grab aufgelassen) Meidlinger Friedhof
Franz Seraph von Sommaruga 1780-1860 Politiker Meidlinger Friedhof
Gerhard Steinacher 1920-1940 Von den Nationalsozialisten hingerichteter Kriegsdienstverweigerer Meidlinger Friedhof
Karl Stojka 1931-2003 Roma-Künstler Meidlinger Friedhof
Fritz Stüber-Gunther 1872-1922 Schriftsteller (wurde in ein Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof verlegt) Meidlinger Friedhof
Josef Vytiska 1905-1986 Architekt Meidlinger Friedhof
Rudolph Philip Waagner 1827-1888 Bauingenieur Meidlinger Friedhof
Hans Wiltschek 1911-1999 Boxer Meidlinger Friedhof
Karl Zlatarits 1877-1970 Bergarbeiter Meidlinger Friedhof

Quelle: Text: Wikipedia, Bilder: HeinzLW unter der Lizenz CC BY-SA 3.0, Buchhändler, gemeinfrei und GuentherZ unter der Lizenz CC BY-SA 3.0.



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