Person - Adolph Lehmann
Adolph Lehmann (* 2. März 1828 in Breslau; † 16. Februar 1904 in Wien) war ein österreichischer Journalist, Gründer und Herausgeber des 1859 bis 1942 erschienenen allgemeinen «Wiener Adreßbuchs – Lehmanns Wohnungsanzeiger». Dieses ist heute im Web allgemein zugänglich.
Leben: Adolph Lehmann kam als junger Mann nach Wien, um hier als Journalist zu arbeiten. 1850 wurden die so genannten Vorstädte (heute die Bezirke 2 bis 9 und 20 sowie Teile des 10. Bezirks) in die bis Anfang der 1860er Jahre noch ummauerte Stadt Wien eingemeindet, wodurch das Interesse an Informationen über die Auffindbarkeit von in Wien lebenden und wirkenden Personen, Institutionen und Unternehmen anstieg. 1859 begann Lehmann mit der Herausgabe eines Adressbuchs, das unter dem Titel Lehmann's Allgemeiner Wohnungs-Anzeiger nebst Handels- und Gewerbe-Adreßbuch für die k.k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien und Umgebung erschien. Es war dies das erste allgemeine Adressverzeichnis für Wien, in dem Hauseigentümer und Hauptmieter von Wohnungen erfasst wurden, anfangs nach den Wohnorten, bald nach dem Alphabet geordnet.
Nach Erweiterungen und Verbesserungen, die Lehmann ab 1860 selbst durchführte, erschien dieses als Lehmann bekannte Nachschlagewerk ab 1870 Jahrzehnte lang fast jedes Jahr. Als Leiter eines großen Mitarbeiterstabes arbeitete Adolph Lehmann bis kurz vor seinem Tod an den Neuauflagen mit.
Adolph Lehmann wurde zum kaiserlichen Rat ernannt und wurde mehrfach ausgezeichnet. 1892 wurden auch die so genannten Vororte am rechten Donauufer (heute Teile des 10. Bezirks und die Bezirke 11 bis 19) eingemeindet, wodurch der Lehmann enorme zusätzliche Datenmengen zu verarbeiten und im neuen Stadtgebiet mehrfach auftretende Straßennamen verwechslungsfrei anzuführen hatte. In diesem Jahr wurde Adolph Lehmann von Kaiser Franz Joseph I. zum Ritter des Franz-Joseph-Ordens ernannt.
Im Nachruf in der Wiener Arbeiter-Zeitung vom 17. Februar 1904 wird Lehmanns Lebenswerk wie folgt gewürdigt:
„Er war populär in dem Sinne, daß sein Name längst ein Begriff geworden. Man spricht in Wien nicht vom Adreßbuch oder vom Wohnungsanzeiger, sondern vom «Lehmann», worunter jeder erwachsene Wiener, der nur ein wenig ins geschäftliche Leben geguckt hat, den einst dünnen, später immer dicker werdenden Band und seit einigen Jahren die zwei Adreßbände verstand, versteht und noch lange verstehen wird.“
Zur Bekanntheit des Adressbuchs trug bei, dass die Bände in wichtigen Wiener Kaffeehäusern zum Nachschlagen bereitstanden wie später das Amtliche Telefonbuch. Der im Nachruf erfolgte Hinweis auf die Zukunft sollte sich als richtig erweisen. Der Lehmann erschien, später dreibändig, bis 1942 und ist bis heute lokalhistorisches Nachschlagewerk. Die Suche in den Bänden wird seit 2012 durch die von der Wienbibliothek im
Rathaus im Web zur Verfügung gestellte digitale Kopie aller Bände wesentlich erleichtert.
Grabstelle: Adolph Lehmann ist auf dem
Wiener Zentralfriedhof, Gruppe 31B, Reihe G1, Nr. 16, begraben;
das Grab befindet sich nahe dem 2. Tor des Friedhofs an der Hauptzufahrt zur
Karl-Borromäus-Kirche.
Das Grabdenkmal, eine Frauengestalt, die stille Trauer symbolisiert, hat
Carl Kundmann gestaltet.
Das Grab ist auf Friedhofsdauer gewidmet, in ihm ist auch Lehmanns Witwe Wilhelmine bestattet.
Weiters im Grab bestattet:
Lehmann Wilhelmine, geb. Fischer, 1842-5.2.1922, Bestattungsdatum: 08.02.1922
Fischer Maria, geb. Böhm, 1816-1872, Bestattungsdatum: 22.10.1904
Fischer Johann Michael, k.k. Hofzuschrotter, Gemeinderat, 1814-1872, Bestattungsdatum: 22.10.1904
Nachlass: Lehmanns Witwe Wilhelmine überließ im April 1920 den Städtischen Sammlungen Korrespondenzen und Gegenstände aus Lehmanns Nachlass; ein Teil befindet sich heute in der Wienbibliothek im
Rathaus, ein Teil im
Wien Museum.
Wiener Allgemeine Zeitung vom 18.2.1904, Seite 2: Kaiserlicher Rath Adolph Lehmann.
Der populäre Herausgeber des Wiener Adreßbuches, kaiserlicher Rath Adolph Lehmann, ist gestern nach längerem schweren Leiden in seiner Wohnung,
Windmühlgasse Nr. 30, im 76. Lebensjahre gestorben. Ein gebürtiger Breslauer, geboren 2. März 1828,
kam er als junger Mann hieher und begründete 1859 das seither regelmäßig unter seinem Namen erscheinende Allgemeine Adreßbuch von Wien,
das heuer im 46. Jahrgange herausgegeben wurde.
Der bis in sein hohes Alter noch agile Greis hat die letzten Bände mit einem Stab von Mitarbeitern selbst besorgt.
Was der „Lehmann" für die Wiener Bevölkerung, für Aemter. Behörden, Geschäftsleute ec. bedeutet,
braucht nicht erst gesagt zu werden. Kaiserlicher Rath Lehmann lebte stets in zurückgezogener Stille.
In Würdigung seiner Verdienste wurde er Ritter des Franz Joseph-Ordens,
Besitzer des goldenen Verdienstkreuzes mit der Krone und der Medaille für Kunst und Wissenschaft.
Wiener Zeitung vom 19.2.1904, Seite 8: Adolf Lehmann.
In der evangelischen Kirche A. B. in der Dorotheergasse hat heute nachmittag in Anwesenheit
zahlreicher Trauergäsie die Einsegnung der Leiche des kaiserlichen Rates Adolf Lehmann stattgefunden.
Derselben wohnten auch Se. Exzellenz Sektionschef Dr. Theodor von Inama-Sternegg [* 20. Januar 1843 in Augsburg; † 28. November 1908 in Innsbruck] und Polizeiprästdent
Johann Ritter von Habrda [* 27. Dezember 1846 in Wien; † 1. Mai 1916 ebenda] mit mehreren höheren Beamten der k. k. Polizei-Direktion an.
Pfarrer Dr. Johanny hielt dem Verblichenen einen ehrenden Nachruf und segnete dann die Leiche ein,
woraus der Sarg zur Beisetzung in der Familiengruft auf den
Wiener Zentralfriedhof gebracht wurde.
Quelle: Text:
Wikipedia (erweitert), Bilder: Fritz Luckhardt (1833-1894), ÖNB, Bildarchiv Austria, gemeinfrei; www.nikles.net, Wiener Allgemeine Zeitung vom 18.2.1904, Seite 2, Wiener Zeitung vom 19.2.1904, Seite 8, Neues Wiener Tagblatt vom 9.2.1922, Seite 6, Salzburger Wacht vom 10.2.1922, Seite 5.