Person - Carl Kundmann
Carl Kundmann (* 15. Juni 1838 in Wien; † 9. Juni 1919 ebenda) war ein österreichischer Bildhauer. Er gilt als einer der Hauptmeister der Ringstraßenepoche, wo er zahlreiche Dekorationsarbeiten übernahm.
Leben und Werk: Kundmann studierte an der Wiener
Akademie der bildenden Künste und war Schüler von Franz Bauer und im Atelier Josef Cesars. Nach sechs Jahren ging Kundmann zu Ernst Julius Hähnel nach Dresden, der ihn stilistisch beeinflusste. Von 1865 bis 1867 lebte er während eines Studienaufenthaltes in Rom, wo er auch an den Entwürfen für das
Franz Schubert Denkmal im Wiener Stadtpark arbeitete. Auftraggeber war der Wiener Männergesang-Verein, dessen Mitglieder 1862 beschlossen hatten dem Komponisten ein Denkmal zu errichten. 1864 fiel die Entscheidung, dass es im
Stadtpark stehen sollte, nach den Vorstellungen des Gesangsvereines auf dem, später auf Grund der dort aufgestellten Büste des Wiener Bürgermeisters
Andreas Zelinka als Zelinkahügel bekannten, einzigen erhöhten Punkt des Parks. Der künstlerische Beirat des Stadterweiterungskomitees entschied jedoch, dass ein nicht so hervorgehobener, „intimerer“ Ort geeigneter wäre. Der Grundstein wurde 1868, in Gegenwart Bürgermeister Zelinkas und einiger Verwandter Schuberts, gelegt. Das Denkmal des Komponisten, der sitzend, mit einem Notenheft im Schoß und einem Bleistift in der Rechten dargestellt wird, wurde zwischen Bäumen im Rasen errichtet. Drei Reliefs am von Theophil Hansen gestalteten Sockel stellen in Allegorien rechts die Vokalmusik, links die Instrumentalmusik und an der Vorderseite die Phantasie dar. Die Inschrift lautet: Franz Schubert. Seinem Andenken, der Wiener Männergesangsverein. Das am 15. Mai 1872 enthüllte Werk war ein solcher Erfolg, dass Kundmann daraufhin als Professor an die Allgemeine Bildhauerschule der
Akademie der bildenden Künste in Wien berufen wurde, wo er bis 1909 unterrichtete.
Zu Kundmanns Frühwerk zählen auch die vier lebensgroßen Porträtstatuen aus weißem Carraramarmor, die er für die Feldherrenhalle des 1856 fertiggestellten k.u.k. Waffenmuseum (heute
Heeresgeschichtliches Museum) anfertigte. Es handelt sich hierbei um Darstellungen von Markgraf Leopold I., König Rudolf I., Charles Bonaventure de Longueval, Comte de Bucquoy und Prinz Eugen von Savoyen. Den Auftrag dazu erhielt er von der Mutter Kaiser Franz Josephs, Erzherzogin Sophie.
1872 nahm Kundmann am Wettbewerb für das
Denkmal der Erzherzogin Maria Theresia am Platz zwischen dem
Naturhistorischen und dem
Kunsthistorischen Museum teil, das jedoch von Kaspar von Zumbusch ausgeführt wurde. Kundmann erhielt Aufträge für eine Reihe von Skulpturen an den beiden Museen. Weiters schuf er unter anderem das
Grillparzer-Denkmal im
Volksgarten, Bauplastiken für das
Wiener Rathaus, die Neue Hofburg, die Arkaden der
Universität Wien und mehrere Grabdenkmäler. Sein Atelier befand sich am Landstraßer Gürtel Nr. 3.
Als Kundmanns Hauptwerke gelten der monumentale
Pallas-Athene-Brunnen vor dem
Parlamentsgebäude und das Denkmal des Admirals der österreich-ungarischen Kriegsmarine Wilhelm von Tegetthoff am
Praterstern.
Der Wettbewerb zum
Tegetthoff-Denkmal, das ursprünglich vor der Votivkirche aufgestellt werden sollte, wurde 1872 ausgeschrieben. Daran beteiligten sich insgesamt 24 Bildhauer, von denen der in Rom tätige Schweizer Ferdinand Schlöth mit seinem Entwurf als Sieger hervorging. Carl Kundmann konnte keinen Entwurf einreichen, da er als Vertreter der Wiener Akademie selbst der Jury angehörte. Er intrigierte aber so lange gegen den Sieger, bis man auch bei ihm einen Entwurf bestellte, der letztlich zur Ausführung bestimmt wurde. Nach Diskussionen fand das
Tegetthoff-Denkmal schließlich seinen Platz am
Praterstern, wo es am 21. September 1886 enthüllt wurde.
Kundmanns ehrenhalber gewidmetes Grab befindet sich auf dem
Wiener Zentralfriedhof (10-1-56).
Wenige Wochen nach dem Tod des Künstlers wurde die Kundmanngasse im 3. Bezirk
Landstraße nach ihm benannt.
Zu seinen Schülern zählten u. a. die Bildhauer Alfonso Canciani aus dem österreichisch-ungarischen Friaul, der Wiener Franz Haag, der Niederösterreicher Heinrich Fuss und der Thüringer Christian Behrens.
Werke (Auswahl):
Attikafigur Nr. 4 des Aristoteles, Europa, Amerika und Australien zu beiden Seiten des Haupteingangs des
Naturhistorischen Museums Wien
1867: Statue des Kaisers Rudolf I., Feldherrenhalle des
Heeresgeschichtlichen Museums im
Wiener Arsenal.
1868–1872:
Franz Schubert Denkmal im Wiener Stadtpark.
1868: Statue des Markgrafen Leopold I., Feldherrenhalle des
Heeresgeschichtlichen Museums im Wiener
Arsenal.
1869: Statue des Prinzen Eugen von Savoyen, Feldherrenhalle des
Heeresgeschichtlichen Museums im Wiener
Arsenal.
1873: Statue des Charles Bonaventure de Longueval, Comte de Bucquoy, Feldherrenhalle des
Heeresgeschichtlichen Museums im Wiener
Arsenal.
um 1875: Attikafigur auf dem
Burgtheater: Apollon mit Harfe.
1877: Wettbewerb um das
Grillparzer-Denkmal im
Wiener Volksgarten: Kundmann schuf die Figur des Dichters, Rudolf Weyr das Relief mit den Dramen. Das Denkmal wurde erst 1889 enthüllt.
1878–1880: Mitarbeit an Kaspar von Zumbuschs Beethoven-Denkmal am
Beethovenplatz in Wien.
1879: Denkmal für Karl Prokop Reitenberger in Marienbad (Kurort im Westböhmischen Bäderdreieck).
1886:
Tegetthoff-Denkmal am
Praterstern in Wien.
1889: Bildnisbüste Kaiser Franz Joseph I., Marmor, 88 × 62 × 42 cm,
Heeresgeschichtliches Museum Wien.
1898–1902
Pallas-Athene-Brunnen vor dem
Parlamentsgebäude in Wien. Diese riesige Skulptur wurde zum Symbol des Gebäudes.
1907: Statuette Kaiser Franz Joseph I., grüner Marmor, 20 × 20 × 69 cm,
Heeresgeschichtliches Museum Wien.
Die Zeit vom 10.6.1919, Seite 2:
(Karl Kundmann gestorben.) Der bekannte Bildhauer Karl Kundmann ist gestern vormittags gestorben.
Kundmann war zu Wien am 15. Juni 1838 geboren und Schüler der Akademien in Wien und Dresden.
In den Jahren 1865 bis 1867 hat er in Rom geweilt und dort die Marmorstatuen „Eugen von Savoyen"
und „Leopold von Babenberg" für das Arsenal ausgeführt.
Er entwarf auch die Skizze zum
Schubert-Denkmal, das er, nach Wien zurückgekehrt, 1872 ausführte.
Aus der großen Zahl seiner Schöpfungen seien angeführt: das
Tegetthoff-Denkmal auf dem
Praterstern in Wien und das in Pola, die Statuen „Kaiser Rudolf", „Prinz Eugen" und
„Graf Buquoy" im
Wiener Arsenal und die Statue des
Grillparzer im
Volksgarten.
Hervorragenden Anteil nahm er auch an der Ausführung des
Brunnens vor dem
Parlament.
Zu seinen Schülern zählen: Seib, Edmund Koltz, Scherpe, Kassin, Lewandowski,
Brandstetter, Stolba, Saf Mauer,
Karl Schwerzek, u. a.
Für das Basrelief „Chiron und Achilles" erhielt er den Rom- und den Hofpreis.
Wiederholt war er Rektor der
Wiener Akademie.
An der Akademie hatte er nach dem Tode seines Lehrers Bauer seit 1872 gewirkt.
An seinem 80. Geburtstag im Vorjahre war Kundmann Gegenstand großer Ehrungen.
Quelle: Text:
Wikipedia, Bilder: Lithographie von Josef Bauer, 1880, gemeinfrei, Die Zeit vom 10.6.1919, Seite 2 und www.nikles.net.