Der Praterstern ist ein Platz in der österreichischen Hauptstadt Wien, der heute die Form eines Kreisverkehrs hat. Er befindet sich im 2. Wiener Bezirk Leopoldstadt und wird durch den Zusammenlauf von sieben Straßen gebildet. Neben dem regionalen Bahnhof Wien Praterstern dominiert ein Denkmal für den österreichischen Admiral Tegetthoff den Platz. Vor dem Verteilerkreis Favoriten ist er der größte Kreisverkehr in Wien.
Geschichte, bis 1945: Im späten 18. Jh. gab es
hier bereits einen Platz, in den sieben Alleen mündeten; die
städtische Bebauung, vom
Donaukanal nordöstlich vordringend, war aber hier bis
ins 19. Jh. zu Ende, weil Auen der unregulierten Donau
angrenzten; nicht nur der Prater, sondern Auen auch dort, wo
sich heute das Nordbahnhofgelände und das
Stuwerviertel
befinden.
Nach der Errichtung des ersten Nordbahnhofes (1838)
entwickelte sich die benachbarte Kreuzung sukzessive zu
einem Verkehrsknotenpunkt, da der Bahnhof bald der
wichtigste Wiens war. 1859 wurde das Viadukt der
Verbindungsbahn in Form eines Kreissegments um den Platz
geführt; zwischen Ausstellungsstraße und Hauptallee befand
sich die Haltestelle Praterstern. 1865 wurde das bis 1945
benützte Aufnahmsgebäude des Nordbahnhofs eröffnet.
1868 wurde die erste Pferdebahnlinie des 2. Bezirks über den
Praterstern (Schottentor–Ringstraße–Praterstraße-Praterstern–Schwimmschulallee,
heute Lassallestraße) eröffnet. Nach der
Donauregulierung
1870–1875 konnte das Gelände „stadtauswärts“ des
Pratersterns mit dem heute bestehenden Straßennetz verbaut
werden.
1879 erhielt der schon früher so bezeichnete Platz amtlich
den Namen Praterstern. Seit 1897 verbindet die erste
elektrisch betriebene Straßenbahnlinie Wiens, die spätere
(und heutige) Linie 5, Praterstern und Westbahnhof. Da ihre
Schleife nahe dem Prater lag, wurde sie lang mit dem
Fahrtziel „Volksprater“ betafelt.
Die sieben Straßen, deren Zusammenlauf den Praterstern
bildet, trugen im Lauf der Jahrhunderte verschiedene Namen.
Heute tragen sie die Namen
* Praterstraße (Verbindung vom Stadtzentrum zum Prater),
* Heinestraße (Verbindung vom Augarten zum Prater),
* Nordbahnstraße (entlang des Nordbahnhofgeländes, vor der
Regulierung Zufahrt zur Donaubrücke),
* Lassallestraße (Verbindung zum Hauptstrom der Donau nach
dessen Regulierung, zum 22. Bezirk und ins Marchfeld),
* Ausstellungsstraße (Verbindung zur Messe Wien, früher zum
Gelände der Weltausstellung 1873, und zum
Prater als
Vergnügungspark),
* Hauptallee (mit der Heinestraße Verbindung vom Augarten
durch den „grünen Prater“ zum kaiserlichen Lusthaus) und
* Franzensbrückenstraße (Verbindung zum
Donaukanal und zum
3. Bezirk).
Stand das 1886 enthüllte Tegetthoff-Denkmal, eine Columna
rostrata, ursprünglich genau in der Mitte des Platzes, so
liegt es, spätestens seit 1955, bedingt durch die
Erweiterung des Pratersterns, an seinem westlichen Rand,
ohne verschoben worden zu sein.
Rund um das Denkmal wurde im Kreisverkehr gefahren; auch
Straßenbahngleise führten zweigleisig fast komplett um das
Denkmal. Im Herbst 1938 wurde auf Rechtsverkehr umgestellt.
Seit 1945: 1945 wurde der Nordbahnhof durch
Bombardierung und Artillerieduelle schwer beschädigt; das
historische Aufnahmsgebäude blieb bis Mitte der sechziger
Jahre als Ruine stehen. 1954 / 1955 wurde der Kreisverkehr
stark vergrößert, die ursprüngliche Sternform des Platzes
ist seither nicht mehr erkennbar. Dabei wurde das
Bahnviadukt ins neue Zentrum der Verkehrsfläche verlegt und
bis 1959 ein neues Stationsgebäude mit vier Gleisen
errichtet. Der Praterstern (vorher der Nordbahnhof) war
(ausgenommen den Zeitraum 1945–1959) seit Jahrzehnten
Knotenpunkt intensiven Regionalverkehrs mit Dampfbetrieb
(Nordbahn, 1924–1943 und von 1959 an auch Nordwestbahn).
Seit 1962 verläuft die „Schnellbahn“-Stammstrecke
(Floridsdorf–Meidling, elektrischer Betrieb) über den
Praterstern.
Beim Umbau 1954 / 1955 wurden Fußgängertunnel errichtet, um
die Anzahl der Kreuzungen des Fußgängerverkehrs mit dem
Autoverkehr zu reduzieren. In den achtziger Jahren wurden
wieder oberirdische Fußgängerübergänge angelegt. 1981 wurde
die U-Bahn-Station Praterstern als nördliche Endstation der
Linie U1 eröffnet; 1982 wurde die U1 bis Kagran verlängert
(seit 2006 führt sie bis Leopoldau). Bis dahin war der Platz
von zahlreichen Straßenbahnlinien bedient worden (vor 1960:
A, Ak, B, Bk, C, 25R, 25K; Endstation von E2, G2, 5 und 25).
In den neunziger Jahren verwahrlosten die Verkehrsanlagen
auf dem Platz beträchtlich, er wurde zum Treffpunkt von
Menschen mit viel Tagesfreizeit und alternativem Lebensstil.
Während der neuerliche Umbau des Pratersterns und der Neubau
des Bahnhofs geplant und durchgeführt wurden, entstand die
Verlängerung der U-Bahn-Linie U2 vom Schottenring zum
Stadion; seit 2008 kreuzt sie die U1 auf dem Praterstern
unterirdisch und hat hier eine Station.
Gebäude mit Hausnummern am Praterstern bestehen nur zwischen
Heinestraße, Nordbahnstraße und Bahnviadukt, da in den
anderen einmündenden Straßen die Häuser bis zur Einmündung
unter den Straßennamen aufscheinen (z. B. ist das Haus
Heinestraße 42 Eckhaus zur Praterstraße) oder an den
Kreisverkehr Grünflächen anschließen:
* Praterstern 1 / Heinestraße 41-43: „Hochhaus am
Praterstern“, 1953–1955 vom Verband Wiener Arbeiterheime und
einer Wohnbaugenossenschaft errichtet, Eckrisalit
14-stöckig; mit Volkshochschule Leopoldstadt und „Festsaal
am Praterstern“, einem Mehrzwecksaal
* Praterstern 3: Bibliothek der Österreichischen
Bundesbahnen
Darstellung auf Stadtplänen:
* 1773: Der Praterstern ist zu erkennen, der Halbkreis
in der nördlichen Hälfte scheint keine Funktion zu haben.
* Ca. 1830: Der Straßenkreuzungspunkt ist zu zwei Drittel
von einer kreisförmigen Grünfläche umgeben und ansonsten
unverbaut.
* 1856: Der Platz ist, obwohl offiziell noch nicht so
benannt, als Praterstern ersichtlich. Gegenüber dem
Nordbahnhof steht das k.k. Forsthaus, statt des
Stuwerviertels
besteht Aulandschaft mit dem Feuerwerksplatz.
* Kurz vor 1900: Das Nordbahnviertel ist bereits vorhanden,
das Stuwerviertel noch nicht.
* 1912: Auch das
Stuwerviertel ist nun verbaut. Auf dem heutigen
Parkgelände Venediger Au hat sich ein Teil des Volkspraters
mit dem Zirkus Busch ausgebreitet. Der Westteil des
Pratersterns ist von Häuserblöcken umgeben, der Ostteil von
Grünflächen, an deren Außenseite das Viadukt der
Verbindungsbahn verläuft.
* Rotes Wien: wie zuvor. Zwischen Heine- und Nordbahnstraße
sowie zwischen Hauptallee und Franzensbrückenstraße bestehen
Straßenbahnschleifen. Seehöhe des Denkmals: 161 m.
* 1936: Die Lassallestraße heißt nun Reichsbrückenstraße.
* Ca. 1954: Der Nordbahnhof scheint wie andere Bahnhöfe auf.
(Tatsächlich war das Bahnhofsgebäude seit 1945 außer
Betrieb.) In der Venediger Au bestehen keine Praterbetriebe
mehr (sie wurden hier nach den Kriegsschäden nicht wieder
errichtet).
* 1959: Außer mit der Straßenbahn kann man den Praterstern
mit der Autobuslinie 4 (Westbahnhof–Stephansplatz–Praterstern)
und der Autobus-Nachtlinie A (Keplerplatz–Stephansplatz–Praterstern)
erreichen. Der Nordbahnhof scheint als „ehem.“ (ehemaliger)
auf.
* 1972: Das Nordbahnhofgebäude ist mittlerweile abgerissen.
Das große Bahnhofsgelände scheint als Frachtenbahnhof Praterstern auf.
* 1976: Die in Bau befindliche U-Bahn-Linie U1 ist bereits
ersichtlich. Diese Linie sollte für längere Zeit auf dem
Praterstern ihre nördliche Endstation haben. Der Einsturz
der Reichsbrücke im gleichen Jahr beschleunigte den Bau der
Verlängerung nach Kagran
stark.
Gegenwart, Funktionen des Platzes: Der Praterstern
ist heute mit folgenden Funktionen einer der wichtigsten
Verkehrsknoten der Stadt:
* Bahnhof Wien Praterstern: Der aktuelle Nachfolger des
historischen Nordbahnhofs wurde 2008 fertiggestellt. In der
viergleisigen Hochbahnstation reichen die Bahnsteiglängen
auch für Fernzüge aus. Der Bahnhof ist Haltepunkt mehrerer
S-Bahn-Linien und der Regionalzüge in das nördliche und
südliche Niederösterreich.
* U-Bahn-Station Praterstern: Linien U1 und U2.
* Straßenbahnendstation der Linien O und 5
* Autobushaltestellen der Linien 80A und 82A, der
Nachtlinien N25 und N29 sowie vier regionaler
ÖBB-Postbus-Linien in das nördliche Niederösterreich
* Achse vom Stadtzentrum in den 22. Bezirk (mit UNO-City)
und ins Marchfeld: der Straßenzug
Praterstraße–Praterstern–Lassallestraße–Reichsbrücke–Wagramer
Straße
* Zufahrt zu den Schiffsstationen an der Donau, zur Neuen
Donau, zum Wiener Prater, zur Messe Wien (mit
Kongresszentrum), zur Trabrennbahn Krieau, zum
Ernst-Happel-Stadion, zum Stadionbad und zum
Ferry-Dusika-Radstadion
Umbau bzw. Neugestaltung: Die Wiener Stadtplanung und
die Österreichischen Bundesbahnen befassen sich etwa seit
1995 mit Neugestaltung bzw. Umbau des Pratersterns. 50 Jahre
nach dem letzten Umbau, der 1955 fertig gestellt wurde, ist
der Platz neuerlich Großbaustelle. Ziel der Maßnahmen ist
es, den Komfort für die Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel
durch übersichtlichere Anordnung der Haltestellen und
Verbesserung der Umsteigerelationen zu steigern, lang
aufgeschobene Erneuerungsarbeiten am Verkehrsbauwerk
durchzuführen und die architektonische Gesamterscheinung des
Platzes deutlich zu verbessern.
* Der Umbau bzw. Neubau des Bahnhofs Wien Praterstern (zuvor
Wien Nord) wurde 2004–2008 im Auftrag der ÖBB von Albert
Wimmer gestaltet. Abgesehen von der Nutzung der tragenden
Struktur des Viadukts wurde der Bahnhof komplett neu
errichtet und umfasst nun erstmals eine glasüberdachte Halle
auf Bahnsteigebene (vorher waren nur die einzelnen
Bahnsteige überdacht) mit zwei Mittelbahnsteigen und vier
Gleisen. Die Bahnsteiglängen sind auch für Fernzüge
geeignet.
* Boris Podrecca, der mehrere prominente Plätze in
europäischen Städten gestaltet hat, legte 2002 gemeinsam mit
B. Edelmüller und Werner Sobek seinen Entwurf für die
Planung des zentrumsnäheren, westlichen Teils des Platzes
vor. 2009 ist dieser Entwurf größtenteils realisiert: Die
Haltestellen für Straßenbahn und Autobus auf dem
Bahnhofsvorplatz sind mit einem 3.000 m² großen Glasdach
geschützt, das die Weite des Platzes unterstreicht und sich
optisch auf das Tegetthoff-Denkmal bezieht. Im Halbkreis um
das Denkmal nimmt eine große Pergola (deren Begrünung bzw.
Dekoration noch offen ist) die ursprüngliche Platzform auf.
2010 soll ein Brunnen mit Wasserspielen fertig gestellt
sein.
* Der zentrumsfernere Platzteil zwischen Bahnhof,
Lassallestraße, Venediger Au und Prater wird nach dem
Entwurf von Gerhard Mossburger umgebaut und ist derzeit noch
in Arbeit. Hier sind vor allem die Fußgängerströme Richtung
Prater und Hauptallee zu bewältigen, die den mehrspurigen
Kreisverkehr kreuzen. Außerdem verläuft auf dieser
Platzseite der Lieferverkehr zum Bahnhof und zu den darunter
eingerichteten Geschäftslokalen.
Um das Jahr 2010 wurde der Praterstern häufig mit Gewalt und Suchtgiften in Verbindung gebracht.
Stadtverwaltung und Polizei haben entsprechende Sicherheitsmaßnahmen ergriffen.
Unter anderem gilt seit dem 27. April 2018 ein generelles Alkoholverbot auf dem Praterstern und in der Parkanlage Venediger Au;
ausgenommen vom Verbot sind nur gastronomische Betriebe.
Zudem gilt ab dem 1. Februar 2019 auf dem Praterstern sowie der näheren Umgebung ein Waffenverbot, das das Mitführen sämtlicher Waffen verbietet.
Der Praterstern ist Startpunkt und Zielpunkt des Stadtwanderweges 9.
Neben dem Denkmal für den österreichischen Admiral Tegetthoff befindet sich das Veggie-Lokal habs/GUT.
Quelle: Text: Wikipedia, Bild: © Bwag/Wikimedia, gemeinfrei, Peter Gugerell, gemeinfrei und www.nikles.net.
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Günter Nikles
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