Person - Anton Scharff
Anton Karl Rudolf Scharff (* 10. Juni 1845 in Wien; † 5. Juli 1903 in Brunn am Gebirge) war ein österreichischer Medailleur (k.u.k. Kammer-Medailleur).
Leben: Anton Scharff war der Sohn des Medailleurs und Steinschneiders Johann Michael Scharff (* 11. November 1806 in Hüttelsdorf; † 22. Mai 1855 in Wien).
Ab 1860 studierte er an der
Wiener Akademie bei Carl Radnitzky.
1862 war er Schüler an der Graveurakademie im
Hauptmünzamt bei Joseph Daniel Böhm.
1866 war er Graveurgehilfe, zwei Jahre später wurde er zum k.k. Münzgraveur ernannt. Er war ab 1881 Leiter und ab 1896 Direktor der Wiener Graveurakademie,
wobei er sich in dieser Funktion um die Wiener Medailleurkunst besondere Verdienste erwarb,
da diese in jenen Jahren durch Scharffs Wirken eine Blütezeit und Erneuerung erlebte. Die Münzen der Kronenwährung wurden 1892 von ihm geschaffen.
Am 22. September 1884 erstmals durch den Land-, Obst- und Gemüsebau-Verein Berndorf vergebene Medaille (Gold, Silber, Bronze);
Zeichnung: Joseph Anton Bauer (1820–1905); Auftraggeber: Arthur Krupp.
Seine Medaillen belebten die österreichische Medaillenkunst, die bis dahin von der streng akademischen Auffassung seines Lehrers Böhm geprägt war.
Ab 1879 schuf Scharff auch eine hohe Anzahl an Medaillen für München, u. a. jene mit den Bildnissen König Ludwigs II. und Prinzregent Luitpold von Bayern.
1887 erhielt er einen Auftrag der Stadt London für die offizielle Widmungsmedaille anlässlich des 50-jährigen Regierungsjubiläums der Königin Victoria von England.
Sein Hauptaugenmerk lag zeitlebens beim Porträt. „Weniger glücklich waren seine Allegorien [..]
Von besonders sauberer Arbeit sind seine Arbeiten auf dem Gebiete der Münzprägung, darunter die Reihe der Münzen der österreichischen Kronenwährung.“
Auszeichnungen, Ehrungen, Preise (Auszug): 1882 wurde Anton Scharff Kammermedailleur, 1886 erhielt er (neben Gyula Benczúr) die Erzherzog-Carl-Ludwig-Medaille in Gold.
1888 wurde er Ehrenmitglied der
Akademie der bildenden Künste in Wien,
1893 erfolgte die Auszeichnung mit dem Franz-Joseph-Orden. Scharff erhielt zahlreiche weitere in- und ausländische Preise und Auszeichnungen.
1906 wurde die Anton-Scharff-Gasse in
Wien-Meidling nach ihm benannt.
Werke (Auszug):
Frontseite der Festmedaille für das Sängerbundesfest in Wien 1890. Die Vorderseite ziert eine schwebende Muse mit Lyra und Palmwedel sowie ein an ihrer Seite stehenden Engel, der das Wappen von Wien in seinen Händen hält.
Johannes-Brahms-Medaille in Gold zu dessen 60. Geburtstag (1893)
Relief-Plakette 400-Jahrjubiläum der Gründung des
Niederösterreichischen Regiments 1501. 1901, Bronzeguss,
Heeresgeschichtliches Museum, Wien
Neue Freie Presse vom 7.7.1903, Seite 26:
† Kammermedailleur Anton Scharff
Wien, 7. Juli.
Gestern abends ist der Kammermedailleur
Anton Scharff
auf seinem Landsitze in Brunn am Gebirge nach langem
Leiden im 58. Lebensjahre gestorben.
Mit Anton Scharff ist einer der ersten Künstler seines
Faches heimgegangen. Er war ein gebürtiger Wiener uud Schüler
Radnitzkys an der
Akademie der bildenden Künste und kam
schon als Siebzehnjähriger im Jahre 1862 zu Direktor Böhm
als Kunsteleve an das kaiserliche
Münzamt, dem er seither
durch mehr als 40 Jahre seine künstlerische Arbeit
widmete. 1868 wurde er Münzgraveur, 1881 Direktor der
Graveurakademie. Scharff, der sich mit gleicher Meisterschaft
als Porträtist wie im Genrefach und auf dem Gebiete der
allegorischen Komposition betätigte, hat eine große Reihe von
Medaillen, Reliefs und Denkmünzen geschaffen, darunter auch
sehr berühmte Stücke für das Ausland, wie z. B. die Denkmünze
zum fünfzigjährigen Regierungsjubiläum der Königin
Viktoria von England und die Medaille zum siebzigsten Geburtstage
Birchows. Seiner Künstlerhand entstammen die Denkmünzen
an die Enthüllung des
Kaiserin Maria Theresien-Monuments
in Wien, an die Vollendnng des neuen
Rathauses, das Jubilänm
der Befreiung Wiens von den Türken und an das Grazer
Universitäts-Jubiläum, ferner Entwürfe für größere dekorative
Arbeiten, wie Friese und Kaminfüllungen, endlich das Bildnis
des Zars Alexander auf den russischen Gold- und Silbermünzen,
zu dessen Modellierung Scharff nach Petersburg berufen wurde.
Scharff war einer der meistdekorierten Künstler Wiens.
Außer der Ehremnitgliedschaft der
Akademie der bildenden Künste
und einer Reihe österreichischer-, bayrischer, rumänischer nnd serbischer
Auszeichnungen besaß Kammermedailleur Scharff die Karl
Ludwig-Medaille, den Michel-Preis vom Jahre 1890, die großen
goldenen Medaillen von Münchener nnd Berliner Kunstausstellungen,
den Grand prix und goldene Medaillen von Dresden
und Antwerpen.
Die Leiche wird morgen um 1/2 4 Uhr nachmittags vom
Trauerhause in Brunn aus zu Grabe getragen.
Scharff war im
Hauptmünzamte über vierzig Jahre tätig,
und feine Dienstzeit erstreckte sich über die Amtstätigkeit von
sechs Hofräten und einem noch aktiven Bergrate Zn den vielen
Würden und Ehrenämtem die Scharff bekleidete, wäre noch zu
erwähnen, daß er auch Mitglied des Kuratoriums des Oesterreichischen
Museums für Kunst und Industrie war.
Weiters im Grab bestattet:
August Scharff-Krall Ritter von Krallenberg (Sohn von Anton Scharff), akad. Maler, † 11.07.1902 in Brunn am Gebirge, Bestattungsdatum: 08.07.1903, 28 Jahre
Auguste Scharff (Ehefrau), * 1853, † 23.07.1931, Bestattungsdatum: 30.07.1931
Maria Kertesz, * 13.01.1907, † 25.08.1987, Bestattungsdatum: 03.09.1987
Gabriele (Ella) Riedl-Scharff, † 21.08.1876, † 14.11.1959, Bestattungsdatum: 24.11.1959
Die Grabstelle befindet sich am
Hietzinger Friedhof (Gruppe: 18, Nummer: 32)s.
Quelle: Text:
Wikipedia, Bilder: www.nikles.net, Neue Freie Presse vom 7.7.1903, Seite 26, Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe) vom 8.7.1903, Seite 18, Pester Lloyd vom 23.7.1931, Seite 17., Wiener Salonblatt vom 12.7.1902, Seite 17.