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Die Bundeshauptstadt

Person - Heinrich von Haymerle

Freiherr Heinrich Karl von Haymerle (* 7. Dezember 1828 in Wien; † 10. Oktober 1881 ebenda) war ein österreichischer Staatsmann und Diplomat.

Heinrich von Haymerle ist der Sohn von Johann Nepomuk Ritter von Haymerle, * 1793 in Wien, † 19. August 1833 und Wilhelmine Mina Maria Anna von Haymerle Obersteiner, 4. August 1804 in Wien, † 23. Oktober 1867.

Leben: Heinrich Karl von Haymerle, aus einer alten deutsch-böhmischen Adelsfamilie stammend, absolvierte seine Studien an der k.k. Orientalischen Akademie in Wien, wurde im Oktober 1848, dem Aufruf der Wiener Studentenschaft zu den Waffen folgend, bei der Einnahme der Hauptstadt durch die Truppen gefangen genommen und entging nur durch die Fürsprache des Barons Alexander von Hübner bei Feldmarschall Windischgrätz der kriegsrechtlichen Erschießung.

1850 wurde er zum Dolmetschadjunkten bei der Internunziatur (Botschaft) in Konstantinopel ernannt und 1854 zum dritten Dolmetsch befördert. 1857 wurde er als Legationssekretär nach Athen, 1861 nach Dresden und 1862 nach Frankfurt am Main versetzt, wo er den deutschen Fürstenkongress miterlebte.

Nach dem Wiener Frieden 1864 wurde er als Geschäftsträger nach Kopenhagen geschickt, um die diplomatischen Beziehungen mit Dänemark wieder anzuknüpfen, und nahm 1866 an den österreichisch-preußischen Friedensverhandlungen in Prag teil.

Hierauf ging er als interimistischer Geschäftsträger nach Berlin, arbeitete 1868 einige Zeit unter Friedrich Ferdinand von Beust im auswärtigen Ministerium in Wien, dann bei der Internunziatur in Konstantinopel und erhielt im Dezember 1869 den Gesandtschaftsposten in Athen, 1872 den in Den Haag, wo er 1876 auch in den Freiherrenstand erhoben wurde.

Nachdem er wiederum einige Zeit im auswärtigen Ministerium unter Gyula Andrássy beschäftigt gewesen, ward er im Januar 1877 zum Botschafter in Rom ernannt. 1878 war er dritter österreichischer Bevollmächtigter auf dem Berliner Kongress und wurde am 8. Oktober 1879 zum Nachfolger Andrássys ernannt, dessen auswärtige Politik er fortführte.

Namentlich pflegte er das Bündnis mit Deutschland und bemühte sich, den Frieden im Orient aufrechtzuerhalten.

Der am 19. Dezember 1867 mit Therese, geborene Freiin von Bernus geschlossenen Ehe Haymerles entstammen zwei Kinder: Maria Karoline Wilhelmine (* 25. Oktober 1868) und Franz Alexander (* 15. September 1874). Franz Alexander war mit der Schauspielerin Liane Haid verheiratet.

Im Jahr 1894 wurde in Wien-Ottakring (16. Bezirk) die Haymerlegasse nach ihm benannt.

Weiters im Grab bestattet:
Therese Freifrau von Haymerle, geb. Freiin von Bernus, Dame des Elisabeth-Ordens 1. Klasse, * 1843 in Frank­furt am Main, † 18.05.1900 in Heidelberg im 57. LJ., Bestattungsdatum: 22.05.1900
Franz Baron von Haymerle, Dr. (Sohn), * 05.09.1874 in Den Haag, † 01.03.1917 im 48. LJ., Bestattungsdatum: 05.03.1917

Weiteres Kind:
Maria Karoline Wilhelmine Gräfin von Ledochowsky, geb. Baronin von Haymerle, * 25.10.1868 in Istanbul, 14.05.1896 in Salzburg im 27. LJ., bestattet in Salzburg

Die Grabstelle befindet sich am Zentralfriedhof (Gruppe: 12 E, Reihe: 1, Nummer: G1).

Wiener Zeitung vom 13.10.1881, Seite 11 und 12: Heinrich Freiherr von Haymerle. Das Grab hat sich über den irdischen Resten des am 10. October dahingeschiedenen Ministers des kaiserlichen Hauses und des Aeußern Heinrich Freiherrn von Haymerle geschlossen. Wir aber wenden weh müthigen Blickes noch ein Mal das Auge zurück auf den Schollenhügel, der nun den verehrten Todten birgt, und lassen das Leben des Verklärten an uns vorüberziehen in seinem makellosen Laufe, seiner ungetrübten Reinheit, ein Leben, erfüllt von rastloser, ernster, in dem Bewußtsein redlich erfüllter Pflicht ihren Lohn findender Arbeit, gesegnet mit den edlen Freuden eines sorgsam gepflegten Familienheimes und reich an den höchsten Ehren, aber, auf dem Gipfelpunkte angelangt, plötzlich geknickt und zerstört von dem unerbittlich Halt gebietenden Geschicke. Einer alten, um die Mitte des 16. Jahrhunderts nach Böhmen gekommenen, unter Kaiser Karl VI. in den erbländischen Adels- und von der Kaiserin Maria Theresia in den Ritterstand erhobenen Adelsfamilie entstammend, am 7. December 1828 in Wien ge­boren, wurde schon vom Knabenalter an die Erziehung des jungen Heinrich von Haymerle in einer seine Ausbildung für die Beamtenlaufbahn vorbereitenden Weise geleitet und später in der orientalischen Aka­demie, an welcher er auch seine Studien vollendete, der Grundstein für seine diplomatische Carriére gelegt. Dieses ihm schon in früher Jugend gegebene Gepräge seines Strebens blieb auch dasjenige seiner Lebens­aufgabe, seines Wirkens und Schaffens. Der für diese Laufbahn erzogene Jüngling wurde ein Beamter in dem besten Sinne des Wortes, ein Mann, dem Ernst und Pflichttreue stets die Leitsterne seines Handelns und seiner Arbeit gewesen, dessen Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit in dem Erfassen und Durchfüh­ren der ihm übertragenen Aufgaben ihn von Vertrauensstellung zu Vertrauensstellung hoben. Die Studien an der orientalischen Akademie bildeten die Unterlage für den Kenntnißreichthum, den er, in das praktische diplomatische Wirken selbst eintretend, in solcher Weise erweiterte, daß er in all den verschie­denen Stellungen, die er einnahm, stets des umfassenden Wissens und der Gewandtheit halber, die er sich fast in allen Sprachen des Occidents und Orients erwor­ben, als Derjenige gesucht war, bei dem man immer gründlicher Auskunft sicher sein konnte. Ein solcher Mann war aber bald da, bald dort erwünscht, und so sehen wir ihn auch in seinen diplomatischen Lehr- und Wanderjahren, wäh­rend welcher er von den bescheidensten Ausgängen immer höher und höher emporstieg, nein, sich empor­arbeitete - denn jede neue Stufe war nur wohlver­dienter Lohn für eben so gute als treue, dem Mon­archen und dem Staate auf der früheren Stufe ge­leistete Dienste - so sehen wir ihn in seinen Wanderjahren buchstäblich wandern und sich überall an Ort und Stelle zu den Früchten seiner emsigsten Studien Erfahrungen sammeln, welche dem Staatsmanne in seinem späteren Wirken zugutekamen, wo es, was er stets gethan, galt, nach sorgsamstem Prüfen ernst und sicher aufzutreten, sei es, um Gegnerschaften zu bekämpfen, sei es, um Gegensätze zu versöhnen. Wir begegnen ihm auf praktischem diplomatischen Gebiete zuerst im Jahre 1850 als Dolmetsch-Adjuncten - welch ein weiter Weg von diesem kleinen Amte bis zum Ministerportefeuille! - bei der Internuntiatur in in Constantinopel, und schon bald darauf- ein Zeichen, wie rasch er sich das Vertrauen der Regierung zu erwerben gewußt - während des Krim-Krieges mit einer Mission an Omer Pascha betraut, der er sich mit persönlichem Muthe - denn es galt, durch die Linien der türkischen Detachements zu kommen - in der erfolgreichsten Weise entledigte. Wir begegnen ihm dann 1857 und in den folgenden Jahren als Legations-Secretär und zeitweilig Geschäftsträger in Athen, 1861 bei der Gesandtschaft in Dresden und später bis 1865 bei der Bundesgesandtschaft in Frankfurt, wo ihm während des Fürstencongresses Gelegenheit wurde, sich als der richtige Mann für schwierige Aufgaben zu bewähren. Für solche wurde er auch in den nächstfolgenden Jahren ausersehen. In Kopenhagen wurde ihm die Aufgabe zu Theil, das wiederherzustellende freundschaftliche Verhältniß zu pflegen. In Berlin war er — unterdessen zum Legationsrathe befördert — 1866 damit betraut, die diplomatischen Beziehungen nach Abschluß der Prager Friedensverhandlungen wieder anzuknüpfen, an welch letzteren er lebhaften Antheil hatte. Der hier wie in Berlin anerkannte seltene Tact, mit welchem er diese schwierige Aufgabe löste, ließen dem damaligen Minister des Aeußern Grafen Beust seine Verwendung im internen Dienste des Ministeriums wünschenswerth erscheinen, welche Thätigkeit er während des griechisch-türkischen Conflictes mit den Functionen eines ersten Botschaftsrathes in Constantinopel und letztere 1869 mit dem Gesandtschaftsposten in Athen vertauschte. Diesen Posten bekleidete er auch während des Besuches Sr. Majestät des Kaisers in Athen. Seitdem sehen wir ihn in immer bedeutenderen Stellungen. Nachdem er von Athen als Gesandter nach dem Haag versetzt worden, wurde er 1876, in welchem Jahre auch seine Erhebung in den Freiherrnstand erfolgte, neuerlich, diesmal von dem Grafen Andrássy, zur internen Dienstleistung im Ministerium des Aeußern berufen, aus welcher er jedoch 1877 schied, um den Posten eines Botschafters bei dem italienischen Hofe zu übernehmen. Wie er diesen Posten ausgefüllt, welcher Art sein Wirken in Rom gewesen, wo sein Haus bald, wie dies auch in Athen während seiner dortigen Wirksamkeit der Fall gewesen, der Sammelpunkt der höchsten politischen und gesellschaftlichen Kreise Italiens geworden, dafür geben die Stimmen wohl das beredteste Zeugniß, die jetzt aus der italienischen Hauptstadt zu uns dringen, dem in ganz Italien so beliebt gewesenen Manne aber nicht mehr wie ehedem Zu-, sondern nur Nachrufe zu widmen vermögen, so daß es nur mehr noch Grab­gesänge sind, in welche ihre Lobeshymnen ausklingen. In die Zeit seiner Botschasterwirksamkeit in Rom fiel der Berliner Congreß, an welchem er als dritter Bevoll­mächtigter Oesterreich-Ungarns mitzuwirken berufen worden. Obgleich in der ihm auch auf dem Gipfel­punkte seiner Laufbahn eigen gebliebenen liebenswürdigen Bescheidenheit sich in zurücktretender Stellung haltend, wie uns ihn auch das Werner'sche Bild zeigt, trat sein Wirken auf dem Congresse bald hervor und lenkte die Aufmerksamkeit Aller besonders dann auf sich, wenn es galt, durch die aus dem reichen Schatze seines Wissens geschöpften Aufklärungen auch klärend zu wirken. Am 8. October 1879 ward ihm, der mit diesem Tage die höchste Sprosse - von der untersten emporsteigend - erreicht, die Ernennung zum Minister des kaiserlichen Hauses und des Aeußern. Wenn die treuesten Diener des kaiserlichen Hauses aufgezählt werden, wird man gewiß den Namen Haymerle in ihren vordersten Reihen nennen. Darüber, wie er als Minister des Aeußern während der leider nur zu kurzen Zeit gewirkt, wird die ruhiger als die Tagesgeschichte urtheilende Zeitgeschichte auf dem ihm gesicherten ehrenvollen Blatte, das sie seiner staatsmännischen Wirksamkeit zu widmen haben wird und in welche so hochwichtige Epochen fallen, berichten, und mit kräftigem Griffel die bleibenden Verdienste dauernd verzeichnen, die sich der Verewigte um das Wohl und den Frieden des Staates und um dessen Beziehungen erworben hat durch das Festhalten an der Basis, auf der er sein schwieriges Amt übernommen, durch die Ueberführung und Gewinnung ehemaliger Gegner, die aus solchen zu Bewerbern um unsere Freundschaft bekehrt worden, und durch die Eroberungen von Sympathien, wo es der Verbreitung besserer Ueberzeugungen und richtigerer Anschauungen bedurfte, um diese Sympathien zu gewinnen und den Trägern derselben den erwünschten Einfluß zu sichern. Damit all das gelinge, bedurfte es eines Mannes, wie es Freiherr von Haymerle gewesen, eines Mannes, der das allseitige Vertrauen seinem tadellosen Charakter, das hohe Ansehen seinem imponirenden Wissen, die ungetheilten Sympathien seiner persönlichen Liebenswürdigkeit, seiner mit der strengsten Gerechtigkeit gepaarten Offenheit verdankte. Selbstlos, und ohne anderen Ehrgeiz, als dem Staate Ehren zu bringen und mit Ehren zu dienen, erkannte er selbst Andere gern an, wo er ein wirkliches Verdienst erkannt! — Das Leben dieses wackeren Mannes, dessen Wirken wir hier in kurzen Strichen zu skizziren versucht, es hat am 10. October seinen Lauf beendet. Freiherr von Haymerle ruht in kühler Erde. Seine Lebensfackel ist erloschen; sein Beispiel aber wird ein leuchtendes bleiben, unauslöschlich wie die Erinnerung. Heute Mittags wurde der Metallsarg, in welchem Leiche Sr. Excellenz des Ministers Freiherrn von Haymerle liegt, geschlossen und verlöthet. Im Laufe des Vormittags waren im Palais des auswärtigen Amtes noch zahlreiche Kränze und Blumenspenden für den Sarg des verblichenen Ministers abgegeben worden. Ihre Hoheit die Gemahlin des deutschen Botschafters Prinzessin Reuß ließ ein prachtvolles großes Kreuz aus Veilchen am Sarge niederlegen. Außerdem wurden neuerdings zahlreiche Kränze übersendet, deren Schleifen u. A. folgende Inschriften trugen: „Die k. k. orientalische Akademie ihrem ehemaligen Zöglinge"; „Die Mitglieder der k. und k. Botschaft in St.-Petersburg"; „Fürst Raoul Wrede"; „Im Namen der k. k. Polizeidirection in Wien der Prä­sident"; „Gewidmet von den Amtsdienern des k. und k. Ministeriums des Aeußern" rc. rc. Das Leichenbegängniß hat heute Nach­mittags um 2 Uhr in der feierlichsten Weise statt­gefunden. Schon lange vor der hiefür festgesetzten Stunde füllten sich der Michaelerplatz und die anstoßen­den Straßen, dann die nächsten Zugänge zum Ball­platze mit einer immer mehr anwachsenden Menschenmenge. Starke Abtheilungen der Sicherheitswache waren ausgerückt, um Spalier zu bilden und die Wege zur Hofpfarrkirche zu St.-Michael und zu dem Ministerpalais auf dem Ballplatze freizuhalten, Die genannte Hofpfarrkirche war schwarz drapirt, an den Ecken der Betstühle brannten Wachskerzen, an welchen Wappenschilder des Verblichenen angebracht waren. Auf der Evangelienseite des Hochaltares war ein schwarzverhängter Betschämel für Se. Majestät den Kaiser und auf der Epistelseite mehrere solche für Mitglieder des Allerhöchsten Kaiserhauses aufgestellt. In den beiden Oratorien waren links die Plätze für die Damen des diplomatischen Corps, rechts diejenigen für die Hofämter und Hofchargen so wie für die Angehörigen des hingeschiedenen Ministers bereitet. Die mit schwarzem Tuche belegten Betstühle waren im linken Schiffe der Kirche für das diplomatische Corps, im rechten für die geheimen Räthe, die Generalität und hohen Staatsbeamten freigehalten. Die Trauergäste begannen bereits um 1 Uhr sich in der Kirche einzufinden und füllten die Räume der­ selben mehr und mehr bis auf den Gang des Mittel­schiffes, in welchem Hoffouriere die Passage offen hielten. Kurz vor 2 Uhr verfügte sich der hochw. Hofburgpfarrer Prälat Dr. Laurenz Mayer mit zahlreicher geistlicher Assistenz zum Hauptthore der Kirche, wo sich gleichzeitig Ihre k. und k. Hoheiten die durch­ lauchtigsten Herren Erzherzoge Albrecht, Friedrich und Wilhelm einfanden. Unmittelbar darauf fuhren Se. Majestät der Kaiser vor dem Kirchenthore vor und wurden von den durch­ lauchtigsten Herren Erzherzogen und der Geistlichkeit ehrfurchtsvollst empfangen. Im Geleite Sr. Majestät befanden sich der Erste Obersthofmeister Prinz zu Hohenlohe, Oberstkämmerer FZM. Graf Crenneville und Generaladjutant FML. Freiherr von Mondel. Unter Vorantritt der Geistlichkeit schritten Se. Majestät dem Presbyterium zu, gefolgt von den durchlauchtigsten Herren Erzherzogen, die von ihren Obersthofmeistern, respective Kammervorstehern begleitet waren, so wie von der Generalität mit dem Landes-Commandirenden FZM. Baron Philippovic an der Spitze. Unter den Trauergästen in der Kirche befanden sich die Herren: Ministerpräsident Graf Taaffe, Reichs-Kriegsminister FML. Graf Bylandt-Rheidt, Reichs-Finanzminister von Szlävy, die Minister: Dr. Frei­herr von Ziemiakkowski, Graf Falkenhayn, Dr. Prazäk, Graf Welsersheimb, Baron Conrad, Dr. R. v. Dunajewski, Freiherr v. Pino, Freiherr v. Orczy, v. Szende, v. Bedekovich, Präsident Ritter von Schmerling, die Bot­schafter Grafen Paar, Károlyi und von Wimpffen, Ge­sandte Grafen Chotek und Dubsky, die Chefs der hiesigen Botschaften und Gesandtschaften mit ihrem ganzen Personale, die Spitzen der Hofämter, die gesammte Beamtenschaft des Ministeriums des Aeußern mit Herrn Sectionschef von Kállay an der Spitze, zahlreiche Hof- und Staatsbeamte, Mitglieder des Herren- und Abgeordnetenhauses, der Polizeipräsident, der Bürgermeister u. s. w. Die hohe Geistlichkeit war vertreten durch den apostolischen Nuntius, den Car­dinal Haynald, Fürst-Erzbischof Ganglbauer und Abt Hauswirth. Punkt 2 Uhr begann das Glockengeläute, gleichzeitig setzte sich der Leichenzug vom Trauerhause aus durch die Schauflergasse nach der Kirche in Bewegung. Den Zug eröffneten Laternen-, Fackel- und Wappenträger in spanischer Tracht, dann folgte der achtspännige Leichenwagen, hinter ihm ein großes aus Veilchen und Lorbeerblättern gebildetes Kreuz, die Gabe Ihrer Hoheit der Prinzessin von Reuß, dann auf Kissen getragen die Insignien der Orden und die Freiherrn­krone, zwei Wagen mit Kränzen; dann kamen die Angehörigen des Verstorbenen. Der Sarg wurde am Kirchenthore von der Geistlichkeit empfangen und in die Kirche getragen, wo die Einsegnung in feierlichster Weise erfolgte. Nach der Einsegnung folgten dem Sarge, der zur Ueberführung nach dem Die Grabstelle befindet sich am Centralfriedhofe auf den prächtigen Trauerwagen gebracht wurde, Se. Majestät der Kaiser und die durchlauchtigsten Herren Erzherzoge, die Wittwe des Verstorbenen Freifrau von Haymerle am Arme seines Bruders GM. Ritter von Haymerle, ihr Vater Freiherr von Bernus mit den übrigen Angehörigen des Dahingeschiedenen. Der Leichenzug bewegte sich, begleitet von einer un­absehbaren Wagenreihe, vom Michaelerplatze durch die Augustinerstraße über den Ring, Schwarzenbergplatz, Rennweg nach dem Friedhofe.

Das Vaterland vom 22.5.1900, Seite 5: [Therese Freifrau v. Haymerle †.] Am 18. d. M. ist in Heidelberg Ihre Excellenz Therese Freifrau v. Haymerle, geborene Freiin v. Bernus, Dame des Elisabeth-Ordens erster Classe, Witwe nach dem am 10. October 1881 verblichenen Minister des k. und k. Hauses und des Aeußern, Heinrich Frhrn. v. Haymerle, im 57. Lebensjahre gestorben. Die Verblichene war zu Frank­furt am Main geboren. Sie lebte auf Stift Nauburg am Neckar bei Heidelberg. Die Leiche wird nach Wien gebracht und am 22. d. M. um halb 4 Uhr Nachmittags in der Familiengruft auf dem Centralfriedhofe beerdigt. Der einzige Sohn der Verblichenen der Botschafts-Attache Franz Frhr. v. Haymerle traf zur Leichenfeier heute aus Rom hier ein.

Neue Freie Presse vom 1.3.1917, Seite 28: Franz Freiherr v. Haymerle. Wien, 1. März. Im kräftigsten Mannesalter ist heute Gesandter Franz Freiherr v. Haymerle, der einzige Sohn des ehemaligen Ministers des Äüßern Heinrich Freiherrn v. Haymerle, gestorben. Auch Minister Freiherr v. Haymerle ist in verhältnis­mäßig jungen Jahren, kaum 53 Jahre alt, im, Jahre 1881 ans dem Leben geschieden. Aus der Ehe des Barons Heinrich Haymerle mir Therese v. Bernus, einer Tochter des bekannten Frankfurter Senators, waren zwei Kinder entsprossen, eine Tochter, die bereits in jungen Jahren verblichen ist, und Franz Freiherr v. Haymerle, der am 5. September 1874 im Haag zur Welt kam. Franz Freiherr v. Haymerle war nach Absolvierung seiner Studien als Konzeptspraktikant bei der Landesregierung in Salzburg tätig und wurde dann zur provisorischen Praxis als Konzeptsaspirant im Ministerium des Aeußern zugelassen. Seine diplomatische Laufbahn führte ihn zunächst nach Rom an die Botschaft am päpstlichen Stuhle, nach Lissabon und nach Belgrad, nach dem Haag, nach Washington und nach Mexiko. Im Jahre 1909 wurde Freiherr v. Haymerle neuer­lich zur Gesandtschaft nach Belgrad versetzt, um zwei Jahre später längere Zeit hindurch in zeitweiliger Verwendung im Ministerium des Aeußern zu stehen. Dann wurde er im Jahre 1912 der Gesandtschaft in Bukarest und ein Jahr später als Legationsrat erster Kategorie der Botschaft in Berlin zugeteilt. Bei Ausbruch des Krieges mit Italien meldete sich Frei­herr v. Haymerle freiwillig zur Kriegsdienstleistung. Er war Oberleutnant der Reserve in einem Dragonerregiment. Frei­herr v. Haymerle kämpfte auf dem südwestlichen Kriegsschau­platz und machte die Offensive im Abschnitte von Arsiero und Asiägo mit. Dann kam er auf den rumänischen Kriegsschau­platz und wurde in Anerkennung seines tapferen Verhaltens vor dem Feinde mit dem Militärverdienstkrenz dritter Klasse mit der Kriegsdekoration ausgezeichnet. Vor ganz kurzer Zeit wurde Baron Haymerle neuerlich zur Dienstleistung in das Ministerium des Aeußern einberufen und zum außerordent­lichen Gesandten und bevollmächtigten Minister ernannt. Die Todeskrankheit Baron Haymerles war eine Influenza, zu der sich eine Lungen- und Rippenfellentzündung gesellt hatte. Der Tod trat, heute morgens infolge einer Herzlähmung ein. Baron Haymerle ist unverehelicht gestorben.

Quelle: Text: Wikipedia (erweitert), Bilder: www.nikles.net, Wiener Zeitung vom 13.10.1881, Seite 11, 12, Das Vaterland vom 22.5.1900, Seite 5, Neue Freie Presse vom 1.3.1917, Seite 28 und gemeinfrei.



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