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Die Bundeshauptstadt

Person - Joseph von Weilen

Joseph Weil, ab 1874 Weil Ritter von Weilen, (häufig auch Josef; * 28. Dezember 1828 in Tetin bei Prag; † 3. Juli 1889 in Wien) war ein österreichischer Schriftsteller.

Leben: Weilen stammte aus ärmlichen Verhältnissen, aus einer jüdischen Familie. Durch die Unterstützung von wohlhabenden Verwandten konnte er das Prager Gymnasium besuchen. Dort brachte er allerdings nicht die gewünschten Leistungen. Anstatt in seine Heimat zurückzukehren, floh er mit einer Schauspielergruppe und durchlebte mehrere Wanderjahre. 1848 taucht er in Laibach wieder auf. Dort kommt sein Stück Die Revolution des 24. Februar in Paris oder Ludwig Philipp König von Frankreich zur Aufführung. Er geriet in den Unruhen von 1848 in Haft, wurde allerdings in die Armee übernommen. Dort durchlief er schnell die unteren Ränge und wurde bereits im Dezember 1849 zum Offizier befördert. Der junge Offizier stand in der Gunst der Vorgesetzten. 1852 wurde er im Rang eines Oberleutnants Lehrer für Geschichte und Geographie an der Kadettenschule Hainburg. 1854 folgte er einem Ruf als Professor der Geschichte an die Genie-Akademie Znaim.

Weilen wurde 1861 Skriptor an der Hofbibliothek in Wien und verließ damit den militärischen Dienst. In dieser Zeit baute er auch sein schriftstellerisches Wirken aus. Er war an der Bibliothek bis 1873 tätig. 1862 erhielt er zusätzlich eine Professur an der k.u.k. Kriegsschule. Daneben wurde er Lehrer am Wiener Konservatorium. An dieser Einrichtung gründete er mit Salomon Hermann Mosenthal eine Schauspielschule, deren Direktor er ab 1873 war. 1883 wurde er Präsident des Journalisten- und Schriftstellervereins Concordia und 1884 wurde er Redaktionsleiter der deutschen Redaktion des sogenannten Kronprinzenwerks, einer Enzyklopädie in 24 Bänden. In dieser Zeit erhielt er auch den Titel eines Hofrats.

Er heiratete 1861 1862 in Wien Marie Eyermann, Tochter eines Brünner Lederermeisters, (* 13. August 1842). Das Paar hatte zwei Söhne:
Alexander von Weilen, Universitätsprofessor, Literaturhistoriker, * 04.01.1863; † 23.07.1918 (Absturz in den Bergen), begraben in Böckstein.
Karl von Weilen, * 05.02.1866, † 18.07.1920, Bestattungsdatum: 22.07.1920

Ehrungen (Auswahl):
19. Oktober 1865: Ritterkreuz des Franz-Joseph-Ordens
11. Juni 1874: Ritter III. Klasse des Ordens der Eisernen Krone
20. September 1874: Nobilitierung, erblicher österreichischer Ritterstand
Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof (Ehrengrab, Grab 14A, Nummer 3; Grabdenkmal von Johannes Benk)

Werke (Auswahl):
Uraufführungen:
Die Revolution des 24. Februar in Paris oder Ludwig Philipp König von Frankreich, Uraufführung Laibach 1848.
Am Tage von Oudenaarde, Uraufführung am 15. Oktober 1865 im Burgtheater.
Drahomira, Uraufführung am 30. Dezember 1867 im Burgtheater.
Dolores, Uraufführung am 17. Oktober 1874 im Burgtheater (weitere Aufführungen in Berlin, Frankfurt am Main, Darmstadt, Budapest und Moskau).
An der Grenze, Uraufführung 1. Februar 1876 im Wiener Stadttheater.

Drucke:
Heinrich von der Aue. Schauspiel in vier Aufzügen, Philipp Reclam’s jun. Universal-Bibliothek, Nr. 570, Stuttgart 1860.
Tristan. Romantische Tragödie in fünf Aufzügen, Breslau 1860.
Dramatische Dichtungen von Jos. Weilen, 2 Bände, Wien und Pest 1865–1868.
König Erich. Trauerspiel in 4 Aufzügen, Ph. Reclam’s jun. Universal-Bibliothek, Nr. 1480, Stuttgart 1880.

Weiters im Grab bestattet:
Karl Weilen, Dr., (Sohn) * 05.02.1866, † 18.07.1920, Bestattungsdatum: 22.07.1920
Helene Mandl-Weilen (Enkelin), * 28.02.1898, † 24.08.1987, Bestattungsdatum: 01.09.1987

Mährisches Tagblatt vom 8.7.1889, Seite 6: (Hofrath Ritter v. Weilen in Znaim.) Aus Znaim wird gemeldet: Aus Anlaß des Hinscheidens des Schriftstellers Weilen dürften fol­gende Mittheilungen interessiren: Weilen kam im Jahre 1856 als Professor der Geschichte an die Genieacademie in Klosterbruck. Ein Jahr darauf wurde hier anläßlich der Catastrophe, welche in Mainz durch das Auffliegen eines Pulverthurmes entstand (ein österreichischer Feuer­werker hatte denselben in die Luft gesprengt), eine Akademie veranstaltet, deren Reinerträgniß den Verunglückten in dieser Stadt zukam. Wei­len schrieb den Prolog dazu, welcher von dem damaligen Frl. Rucs, jetzt Notarsgattin Zeit­heim in Frain, gesprochen wurde. Ein zweites Festgedicht widmete Weilen im Jahre 1872 der hiesigen freiw. Feuerwehr zur Begrüßung der Festgäste am Delegirtentage des mähr.-schles. Feuerwehrverbandes, welcher im September die­ses Jahres in Znaim abgehalten wurde. Weilen verheiratete sich im Jahre 1862 mit einer Znaimerin, dem Frl. Marie Eyermann, der Tochter eines Brünner Lederermeisters. Weilen hatte für die Stadt Znaim immer eine besondere Vorliebe und weilte oft wochenlange in den Ferien hier. Sein erstes Drama, welches er als Oberlieutenant in Klosterbruck schrieb: „Tristan*, wurde mit seiner besonderen Erlaubniß auch auf dem Znaimer Stadttheater aufgeführt, kurz nachdem es in Breslau über die Bretter gegangen war.

Neue Illustrirte Zeitung vom 14.7.1889, Seite 4: Josef Ritter v. Weilen †. Der unerbitterliche Tod räumt auf unter der österreichischen Schriftstellerwelt. Am 2. Juli schloß Eduard Mautner die Augen für immer, und Tags darauf folgte ihm Josef von Weilen auf die Reise in das unbe­kannte Land. Alle Gesellschaftsschichten Wiens, ja ganz Oesterreichs sind durch die Nachricht von dem plötzlichen Hinscheiden Josef Weilen's am 3. Juli tief bewegt und mit aufrichtiger Theilnahme erfüllt worden. Der treffliche Mann hatte, auf so vielen Gebieten er auch thätig war, doch keinen Feind. Sein wohlwollendes Wesen und seine Herzensgute machten Alle, die ihn kannten, zu seinen Freunden und aufrichtigen Verehrern. Weilen, dessen Familienname ursprünglich, Weil lautete, war als Sohn armer Eltern in dem czechischen Torfe Jetin bei Prag am 28. December 1830 geboren worden, absolvirte mit Mühe und unter Entbehrungen in Prag das Gymnnasium und kam im Winter von 1847 auf 1848 nach Wien, um sich hier entweder zum Dichter oder zum Schauspieler auszubilden. Aber die Bewegung des Jahres 1848 sollte für ihn verhängnißvoll werden. In Folge seiner Betheiligung an der Studenten-Legion wurde er im November zwangsweise als gemeiner Soldat zu dem Regiment Hoch- und Deutschmeister abgestellt und machte den Feldzug in Ungarn mit. Aber er wußte sich in diesen jähen Schicksalswechsel mit so festen Muthe zu finden und den Anforderungen des militärischen Dienstes so vollkommen zu entsprechen, daß er bald die Anerken­nung und das Vertrauen seiner Vorgesetzten gewann und nach wenig mehr als einem Jahre (im December 1849) zum Officier befördert wurde. Als Offfcier bildete er sich nun nicht blos militärisch aus, sondern legte durch seine eifrigen Studien auch den Grund zu seiner späteren literarischen Thätigkeit. Seine Bestrebungen wurden befördert und unterstützt, indem er 1852 zum Professor der Geschichte am Cadetten-Institut in Hainburg ernannt und in gleicher Eigenschaft 1854 an die Genie-Akademie in Znaim versetzt wurde, wo er sieben Jahre lang wirkte. In dieser Zeit schrieb er seine ersten dramatischen Dichtungen »Tristan« und »Heinrich von der Aue«, von denen »Tristan« mit günstigem Erfolge zuerst in Breslau und am 19. September 1859 im Wiener Burgtheater auf­geführt wurde. Am 27. November 1860 folgte die erste Ausführung des »Heinrich von der Aue« im Burgtheater. Um in Wien selbst sich literarisch weiter aus­bilden zu können, bewarb sich Weilen in einer Audienz beim Kaiser um eine seinen Fähigkeiten und Bestrebungen entsprechende Stelle; er wurde zum Scriptor au der Hofbiblioihck ernannt, welchen Posten er im Sep­tember 1861 antrat. Seit jener Zeit, also nahezu achtundzwanzig Jahre lang hat Weilen — wie er sich als dramatischer Schriftsteller nannte — eine ange­sehene und hervorragende Stellung in den literarischen Kreisen Wiens eingenommen. Im Jahre 1862 wurde er auch zum Professor der deutschen Literatur an der Kriegsschule ernannt. Groß war die Anzahl der drama­tischen Dichtungen, die Weilen in den nächsten Jahren geschaffen hat, und die — allerdings mit wechselndem Erfolg — vom Burgtheater aus über die deutschen Bühnen gegangen sind. Besonders erwähnt zz werden verdienen unter diesen Dichtungen »Edda» (1864), das Festspiel »Der Tag von Oudenaarde« zur Enthüllung des Prinz Eugen-Denkmals (1865), »Drahomira« (1867), »Rosamunde« (1869),> »Graf Horn« (1870), »Der neue Achilles» (1871), »Dolores« (1874), »König Erich« (1880), wozu sich noch mehrere dramatische Arbeiten kleineren Umfanges gesellten. Ausserdem veröffentlichte Weilen zwei Romane, und zwar »Unersetzlich« (1879) und »Daniela« (1884). Im Jahre 1873 wurde er zum Director der Schauspielschule des Conservatoriums ernannt, deren Leitung er mit dem besten Erfolge geführt hat, und im Jahre 1883 erwählte ihn der Wiener Journalisten- und Schriftstellerverein »Concordia« zum ersten Male zu seinem Präsidenten, aus welchen Ehrenposten er seitdem wiederholt berufen worden ist und den er bis zu seinem Tode inne hatte. Als Kronprinz Rudolf den Plan der Herausgabe seines großen Volksbuchcs über Oesterreich-Ungarn fasste, übertrug er Weilen die redactionelle Leitung des Werkes, und derselbe hat das in ihn gesetzte Vertrauen des Kronprinzen auch in voll­stem Maße gerechtfertigt. Nach dem Ableben des Kronprinzen betraute die Kronprinzessin Weilen mit der Fortsetzung des Werkes, und sein Tod bedeutet für dasselbe einen schwer zu ersetzenden Verlust. Im Jahre 1874 wurde Weilen, der schon früher den Franz Josef-Orden erhalten hatte, von Sr. Majestät dem Kaiser durch Verleihung des Ordens der Eisernen Krone dritter Classe ausgezeichnet und nach den Ordensstatuten in den Ritterstand erhoben. 1886 erhielt Weilen den Titel eines Hofraths. Weilen hat sich einen ehrenvollen Platz in der Literatur errungen und gehört zu ben begabtesten Vertretern der Halm'schen Schule. Verdienst erwarb er sich auch durch die gemeinsame mit Heinrich Laube veranstaltete Herausgabe der gesammten Werke Grillparzer's in zehn Bänden und der Schriften [Salomon Hermann] Mosenthal's in sechs Bänden nach dessen im Jahre 1877 erfolgtem Tode. Ueber die letzten Lebenslage des Hofraths v. Weilen werden folgende Einzelheiten bekannt: Hofrath v. Weilen war an Zungenkrebs erkrankt. Am 7. Februar wurde an dem Patienten eine Operation vorgenonnncn, welche sehr günstig verlief, und es schien, als wenn ein Recidive nicht zu befürchten wäre. Leider aber war diese Annahme, wie sich später herausstellte, unbegründet. Die Krankheit zog sich gegen die Halsdrüsen, welche stark anschwollen. Am 28. Juni mußte Hofrath v. Weilen das Bett aufsuchen, das er nicht mehr ver­lassen sollte. An diesem Tage wurde eine Operation vorgenommen, welche dem Kranken zwar wesentliche Erleichterung brachte, die behandelnden Aerzte aber, die Herren Dr. Mandl, Vorstand der chirurgische» Abtheilung der Poliklinik, Dr. Kunn und Dr. Porges, machten der Familie schon damals die Mittheilung, daß man sich auf das Aeußerste gefaßt machen müsse, denn der carcinomatöse Zustand des Patienten sei geeignet, die schlimmsten Besorgnisse einzuflößen. Das Allgemeinbefinden des Hofraths war in den letzten Tagen kein schlechtes zn nennen. Am 3. Juli Vormittags trat plötzlich ein heftiger Erstickungsanfall ein; rasch wurden die Aerzte her­beigeholt, und um halb 12 Uhr wurde an dem Pa­tienten der Luftröhrenschnitt vorgenommen. Eine Viertelstunde später hatte Hofrath v. Weilen ausgerungen. An seinem Sterbebette trauern die tiefgebeugte Witwe und zwei Söhne, von denen der ältere, Dr. Alexander von Weilen. Privatdocent an der Wiener Universität und Amanuensis [Sekretär] der Hofbibliolhek ist, während der zweite, Dr. Karl von Weilen, erst vor Kurzem seine juridischen Studien absolvirt hat. In dem Verstorbenen verliert unser Blatt einen treuen Freund und Berather, und einen edlen Mitarbeiter. Möge dem allseits geliebten und verehrten Manne die Erde leicht sein.

Quelle: Dieser Text basiert auf dem Artikel Joseph_von_Weilen aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons CC-BY-SA 4.0 (Text erweitert). In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. Bilder: www.nikles.net, Illustrirte Zeitung 2402 vom 13. Juli 1889, S. 50, gemeinfrei, Mährisches Tagblatt vom 8.7.1889, Seite 6, Neue Illustrirte Zeitung vom 14.7.1889, Seite 4.



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