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Die Bundeshauptstadt

Person - Pauline Metternich-Sándor

Pauline Clementine Marie Walburga Fürstin von Metternich-Winneburg zu Beilstein, geborene Gräfin Sándor von Szlavnicza, (* 25. Februar 1836 in Wien; † 28. September 1921 ebenda) war eine österreichische Salonnière, die vor allem in Paris und Wien wirkte.

Leben: Pauline von Metternich war die einzige Tochter des ungarischen Grafen Móric (Moritz) Sándor von Szlavnicza (1805–1878), der bekannt war für seine verwegenen Reitkunststücke. Ihre Mutter, Prinzessin Leontine von Metternich-Winneburg (1811–1861), war eine Tochter aus der ersten Ehe des Staatskanzlers Klemens Wenzel Lothar von Metternich (1773–1859).

Sie heiratete 1856 ihren Onkel Richard Klemens Fürst Metternich (1829–1895), wodurch ihr noch lebender Großvater, der alte Fürst Klemens, zugleich ihr Schwiegervater wurde. Seit 1856 Gesandter in Dresden mit Zuständigkeit für alle sächsischen Staaten, war Richard von 1859 bis 1871 österreichischer Botschafter in Paris, wo seine Frau jeweils eine führende Rolle im gesellschaftlichen Leben spielte. Besonders berühmt und stilbildend wurde ihr Salon im Paris des Zweiten Kaiserreiches, der eine ganze Generation von Salonnièren und Salons prägen sollte. 1871 kehrte das Paar nach Wien zurück. Pauline übernahm dort bald die Rolle der führenden Salonnière, welche bis dahin die 1873 verstorbene Fürstin Eleonore (Lore) Schwarzenberg, Gemahlin des Fürsten Johann Adolf, jahrzehntelang gespielt hatte. Fürstin Pauline war in ihrem Benehmen, ihren Liebhabereien und in ihrem Auftreten sowie auch in ihrer Gesinnung anders als die meisten anderen Damen der Hofgesellschaft. Sie war originell und schlagfertig, hatte Witz und amüsante Einfälle, ihre Sprache wurde als „offen, oft recht rücksichtslos“ geschildert. Legendär wurde ihr angebliches Duell mit Gräfin Kielmansegg.

Gesellschaftliche Rolle:
Einsatz für Wagner: Als „Botschafterin“ (im sprachlichen Verständnis der Zeit die Ehefrau des Botschafters) in Paris spielte sie eine große Rolle als Salonnière und „grande dame“. Mit Kaiser Napoléon III. und Kaiserin Eugénie war sie eng befreundet. Der Kaiser, den Frauen ebenso körperlich wie intellektuell zugetan, verehrte sie sehr und setzte sich ihr zuliebe für die in der Pariser Gesellschaft am Vorabend des Deutsch-Französischen Krieges hoch umstrittenen Werke Richard Wagners ein; auf ihre Initiative hin befahl er 1861 regelrecht die Aufführung des Tannhäuser an der Pariser Oper. Ihr Engagement für Wagner regte den Komponisten im Rückblick zu dem Bonmot an, zwei Kaiser hätten ihn „aus Courtoisie unterstützt“: Napoléon III. wegen der Fürstin Metternich, Kaiser Wilhelm I. wegen der Gräfin Schleinitz.

Im Sommer 1892 veranstaltete die Fürstin Pauline Metternich im Wiener Prater eine Internationale Musik- und Theaterausstellung. Museen und Privatsammlungen aus aller Welt stellten dazu Objekte mit Bezug auf Musik, Theater und Tanz zur Verfügung, darunter zahlreiche historische Musikinstrumente und Partituren. In einem Ausstellungstheater gab die Comédie-Française die Verkaufte Braut von Smetana als Erstaufführung, Pietro Mascagni dirigierte seine italienischen Opern, das Deutsche Theater Berlin brachte Aufführungen mit Josef Kainz und Else Lehmann, der Baron Othon de Bourgoing, im Wiener Palais Bourgoing lebender französischer Gesandter, inszenierte gemeinsam mit Heinrich Lefler das Ballett Die Donaunixe.

Der Komponist Johann Strauss (Sohn) widmete ihr den Walzer Wiener Bonbons, op. 307, der Komponist Carl Michael Ziehrer widmete ihr ehrenhalber die Metternich-Gavotte, op. 378.

Philanthropisches Engagement: Doch nicht nur auf künstlerischem Gebiet wirkte Pauline innovativ: Sie initiierte auch den Blumenkorso auf der Hauptallee im Prater und unterstützte den Betrieb der Poliklinik in Wien. Wegen ihres sozialen Engagements und ihrer resoluten Art wurde sie beim Volk sehr beliebt und erhielt den Kosenamen „Fürstin Paulin“; für ihre Klatschlust berühmt, erhielt sie außerdem den Spitznamen „Mauline Petternich“. Zeit ihres Lebens war die Fürstin für ihre Intelligenz und Schönheit berühmt und wurde von Künstlern wie Edgar Degas und Eugène Boudin porträtiert. Nach dem Tod der Kaiserin Elisabeth nahm sie eine quasi-offizielle Stellung als „grande dame“ von Wien ein, eine Position, die sie später mit der Tochter ihrer engsten Freundin, Fürstin Nora Fugger, teilte. Auch gesellschaftlich wirkte sie innovativ, indem sie der aus ihrer Pariser Zeit befreundeten Familie Rothschild Zutritt in Kreisen des österreichischen Adels verschaffte, insbesondere ihrem Freund Baron Nathaniel Rothschild.

In Wien bewohnte sie das Palais Metternich-Sándor im 3. Bezirk, wo sie ihren berühmten Cercle hielt. Sie wurde am Hietzinger Friedhof bestattet. Seit 1908 ist das Palais Metternich Sitz der Italienischen Botschaft in Wien.

Im Jahr 2016 wurde in Wien-Leopoldstadt (2. Bezirk) die Pauline-Metternich-Promenade nach ihr benannt.

Pauline von Metternich und Kaiserin Elisabeth: Die regelrechte Feindschaft zwischen Pauline und der Kaiserin Elisabeth war bei Hof kein Geheimnis und wurde geradezu mit Genugtuung verfolgt. Die Hofgesellschaft nützte jede Gelegenheit aus, um die Kaiserin gegen Pauline Metternich bloßzustellen. Denn Elisabeth stammte nur von einem Nebenzweig der königlich bayerischen Familie und war dem Hause Habsburg nicht voll ebenbürtig; da aber gerade am österreichischen Hof, wo standesherrliche Familien den Ton angaben, auf Ebenbürtigkeit besonderer Wert gelegt wurde, nützten die Höflinge diese „Schwäche“ gnadenlos aus. Pauline meinte, Elisabeth passe nicht in die Rolle einer Kaiserin, und übernahm kurzerhand deren Pflichten, unter anderem das Organisieren von großen Wohltätigkeitsfesten, bei denen sie hohe Geldspenden einsammelte, und das Vorführen der aktuellen Mode.

So wie in Frankreich Kaiserin Eugénie den Ton in Fragen Mode angab, war das in Wien Pauline Metternich und nicht die Kaiserin, der das gerade recht war, da sie alle Repräsentationsaufgaben hasste. Pauline führte den Hauptkampf gegen die als immer unbequemer empfundene Krinoline, wurde von der Kaiserin jedoch verhöhnt, weil sie sich überreichlich mit Schminke und „Flitter“ schmückte, was die Monarchin für sich selbst strikt ablehnte. Auch in Gesellschaftsfragen unterschieden sich die beiden Frauen: Während Elisabeth keinen Wert auf gesellschaftlichen Rang legte, umgab sich Pauline Metternich vor allem mit der hohen Aristokratie, öffnete aber ihren Salon auch für die so genannte Zweite Gesellschaft, beispielsweise für Angehörige des Hauses Rothschild, das als Finanzier des Kaiserhauses eine Rolle spielte.

Nachkommen: Pauline und Richard von Metternich hatten drei Töchter:
Sophie Prinzessin von Metternich-Winneburg (1857–1941)
Antoinette Pascalina Prinzessin Metternich-Sándor von Winneburg (1862–1890)
Klementine Marie Prinzessin Metternich-Sándor von Winneburg (1870–1963)

Ehrung: Im Zuge der Erweiterung des Türkenschanzparkes in Währing spendete die Fürstin Pauline Metternich viele exotische Pflanzen und als Zeichen des Dankes erhielt die Aussichtswarte im Jahr 1909 den Namen „Paulinenwarte“. Ebenfalls nach ihr benannt ist die Paulinengasse in Währing.

Im Tafelservice berühmter Frauen von Vanessa Bell und Duncan Grant von 1934 ist ihr ein Teller gewidmet.

Werke:
Feuerwerk. Das Paris Napoleon III. Amalthea Verlag, Wien 1989, ISBN 3-85002-113-0.
Erinnerungen. Ueberreuter, Wien 1988, ISBN 3-8000-3263-5.

Neue Freie Presse vom 29.9.1921, Seite 9: Die letzten Tage Pauline Merternichs. Pauline Metternich-Sandor war bis in die ersten Tage der Vorwoche noch vollkommen gesund und von frischem Geiste. Außer ihrem alten Hauptleiden, Gedärmstauungen, an denen sie zeitweise litt, hatte sie nie über irgendwelche Schmerzen zu klagen und war von jeder Krankheit verschont. Am Dienstag der Vorwoche empfing sie in den Vormittagsstunden einen Beamten ihrer Güterzentrale, mit dem sie sich eingehend über wirtschaftliche Fragen unterhielt. Sie bekundete im Laufe dieser Unterredung für jedes Detail der Bewirtschaftung ihrer Güter das regste Interesse und der Beamte war über die geistige Frische oer Fürstin geradezu erstaunt. Am Nachmittag machte sie einen Besuch bei ihrem Zahnarzt, Professor Weiser, von dem sie im besten Wohlsein in ihr Palais zurückkehrte. Nachdem sie, den Nachmittag in aufgeräümter Stimmung im Kreise ihrer Angehörigen verbracht hatte, legte sie sich zu Bett. Nachts um 3 Uhr erlitt sie plötzlich einen heftigen Anfall von Herzschwäche. Man schickte sofort nach den·beiden in der Abwesenheit ihres Hausarztes Professor Mannaberg sie behandelnden Aerzten, den Professor an der Poliklinik Dr. Rudolf Kaufmann und den in der nächsten Nähe wohnendenn Dr. Rozsas, der seit etwa einem Jahre auf Empfelung Professor Mannabergs in seiner Vertretung die Behandlung Pauline Metternichs übernommen hatte. Da der Anfall ein so heftiger war, daß man das Schlimmste befürchten mußte, wurde gleichzeitig ein Geistlicher an das Krankenlager gerufen, der die Patientin mit den Sterbesakramenten versah. Dr. Rozsas verordnete sofort Kampferinjektionen, nach deren Verabreichung die Patientin sich relativ erholte. Am folgenden Tage fühlte sie sich zeitweilig noch schwach, erlangte aber bald wieder ihre Kräfte, Appetit stelle sich ein und sie verzehrte die ihr vom Arzte verordneten leichten Speisen, gewann auch ihren Humor wieder und überraschte ihre Umgebung durch eine launige Konversation. Am Krankenlager der Patientin weilten ständig ihre beiden Töchter Klementine Metternich und Fürstin Sophie Oettingen-Spielberg sowie eine Klosterschwester, die als Pflegerin zur Wartung der Kranken zugezogeu wurde. Andere Besuche wurden ferne gehalten. Die Aerzte erschienen täglich zweimal zum Besuche der Patientin und mit ihnen unterhielt sich Pauline Metternich in animierter Weise, wobei sie Reminiszenzen aus ihrem früheren Leben zum besten gab, mit besonderer Vorliebe aus ihren Pariser Tagen. Unter anderm erzählte sie Dr. Rozsas, wie bei einer Soiree in den Tuilerien es Napoleon III. aufgefallen war, daß die Für«tin eine der aufgetragenen Speisen mit deutlichen Gesten des Widerwillens von sich wies und sogar den in den Mund geschobenen Bissen höchst unzeremoniell auf den Teller zurücklegte. Der Kaiser winkte dem Diener und ließ sich dieselbe Speise vorsetzen, kostete davon, nahm sie ebenfalls aus dem Munde, und nickte der Fürstin verständnisvoll mit den Worten zu: »Das ist wirklich zu schlecht!«. Pauline Metternich hat sich all die folgenden Tage ihre heitere Laune bewahrt und es hatte den Anschein, als ob sie die Krankheit vollständig überwinden werde. Heute hatte sie ihre Mahlzeiten mit bestem Appetit verzehrt. Nachmittags stellten sich jedoch plötzlich wieder Darmschmerzen ein. Abends um halb 8 Uhr ließ sie sich eine Suppe reichen, die ihr aber nicht zu behagen schien. Sie nahm noch ein Gefrorenes und schlummerte ein. Bald jedoch traten die Schmerzen stärker auf. Die Aerzte erschienen am Krankenlager und suchten ihr Linderung zu verschaffen, aber der Zustand verschlimmerte sich rapid und um. halb 10 Uhr trat infolge einer akuten Herzlähmung der Tod ein. Sanft und ruhig entschlummerte die Patientin.

Im Grab bestattet:
Fürst Géza Odescalchi (Herceg Odescalchi Géza August Imre Gyula Liviusz Pál), Ungarischer Grundbesitzer, Gutsherr, Fürst von Serem (Szerém), * 09.02.1858 in Budapest, † 22.08.1937 in Budapest, Bestattungsdatum: 25.08.1937
Alois Graf von Esterházy-Galantha (Alajos Esterházy de Galántha), * 19.02.1780 in Wien, † 08.08.1868, Bestattungsdatum: 07.08.1868
Johanna von Esterházy (Gräfin Johanna von Esterházy de Galántha), geb. Gräfin Batthyány, * 05.09.1798 in Wien, † 08.06.1880 in Wien, Bestattungsdatum: 10.06.1880
Melanie (Marie Pauline Alexandrine) von Metternich-Zichy, Tochter des Staatskanzlers Fürst Clemens Metternich aus dessen dritter Ehe, * 27.02.1832 in Wien, † 16.11.1919 in Wien, Bestattungsdatum: 19.11.1919
Etelka Odescalchi-Andrássy (Fürstin Géza Odescalchi Gräfin Etelka Andrássy), Gräfin, * 28.08.1860 in Parnó - Parchovany, Zemplén, † 08.11.1927 in Wien, Bestattungsdatum: 11.11.1927
Aloisia (Louise) Odescalchi, geb. Fink ?, * 20.01.1887, † 13.03.1962, Bestattungsdatum: 16.03.1962
Ladislaus Odescalchi (Fürst Ladislaus Odescalchi Herzog von Syrmien), * 07.08.1893, † 30.12.1967, Bestattungsdatum: 08.01.1968
Prinzessin Ilona-Lili (Helena) Odescalchi, * 19.02.1888 in Nyitraszerdahely, † 25.02.1973 in Wien, Bestattungsdatum: 02.03.1973
Anna Zichy de Zich et Vásonkeö, Gräfin Anna von Zichy und Vásonkeö, geb. Gräfin Kornis, (Anna II. Zichy, geb. Kornis; auch Anna Kornis de Gönczruszka), Gutsbesitzerin, * 18.05.1836 in Kolozsvár, † 10.11.1901 in Wien, Bestattungsdatum: 13.11.1901
Pauline Metternich-Sándor (Pauline von Metternich), Fürstin, Philanthropin, Salonière, * 26.02.1836, † 28.09.1921 in Wien
Martha Elisabeth Irmtraud Odescalchi, * 02.10.1920, † 08.11.2003, Bestattungsdatum: 01.12.2003

Die Grabstelle befindet sich am Hietzinger Friedhof (Gruppe: 8, Nummer: MS2).

Quelle: Text: www.nikles.net, Bilder: www.nikles.net, Neue Freie Presse vom 29.9.1921, Seite 9



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