Der Karl-Seitz-Hof ist eine städtische Wohnhausanlage in Jedlesee im 21. Wiener Gemeindebezirk Floridsdorf an der Jedleseer Straße 66–94.
Architektur: Die nach Plänen von Hubert Gessner
1926 begonnene und 1933 vollendete Wohnhausanlage der
Gemeinde Wien, welche 1173 Wohnungen umfasst, entspricht
architektonisch – mit ihrer Betonung des Horizontalen, den
gestaffelt aufgebauten Türmen und mit der markanten
halbkreisförmigen, zurückspringenden Mittelfront, in deren
Achse sich der Eingang in die Höfe befindet – dem
Repräsentationsempfinden der 1. Republik, das sich in so
manchem der damals entstandenen „Superblocks“ dokumentiert.
Zugleich gilt sie wegen ihrer Gliederung durch geschickt
gestaltete Innenhöfe und ihrer geringen Flächenverbauung als
Typus der Gartenstadt. Die Anlage die auch allgemein als
„Gartenstadt“ bezeichnet wird, zählt zu den interessantesten
Planungen der ausgehenden 1920er Jahre und leitet über zum
Typus des „aufgelockerten Superblocks“, wie er etwa im
George-Washington-Hof auf dem Wienerberg im
10. Wiener Gemeindebezirk
ausgeprägt vor uns steht; Randverbauungen, bei denen für die
Häuser oftmals kaum ein Viertel der zur Verfügung stehenden
Grünfläche tatsächlich in Anspruch genommen wurde, waren in
den beginnenden 1930er Jahren keine Seltenheit.
Eine von Gustinus Ambrosi geschaffene, Seitz darstellende
Büste wurde am 16. Juni 1951 anlässlich der Benennung der
Anlage enthüllt und befindet sich auf einem Vierkantsockel
auf dem Vorplatz der Wohnhausanlage. In der Achse der
Edisongasse steht die 1951 von Wilhelm Frass geschaffene und
durch den Haupteingang sichtbare Skulptur Schreitender.
Seit 1964 gehört der 40 Meter hohe, frei stehende
pyramidenförmige Kirchturm der Pfarrkirche Gartenstadt zur
Silhouette des Karl-Seitz-Hofs.
2006 wurde ein Teil der Grünanlage saniert und eine
Tiefgarage errichtet.
Geschichte: Während des Februaraufstands von 1934
gehörte die Gartenstadt zu den Widerstandszentren des
Republikanischen Schutzbundes und fiel den Regierungstruppen
erst am 14. Februar 1934 nach vorangegangener Beschießung
durch einen auf dem Nordwestbahngleis aufgefahrenen
Panzerzug des Bundesheeres in die Hände.
Karl Seitz: Die Anlage ist nach Karl Seitz, dem 1901 gewählten ersten sozialdemokratischen Reichsratsabgeordneten des Bezirks Floridsdorf, benannt.
Seitz war 1918–1920 erstes republikanisches Staatsoberhaupt Deutschösterreichs und 1923–1934 Bürgermeister und Landeshauptmann von Wien,
bis er von der Dollfuß-Diktatur seines Amtes enthoben wurde.
Er realisierte während seiner Amtszeit unter anderem große soziale Wohnbauprogramme (über 63.000 Wohnungen innerhalb eines Jahrzehnts).
Franz Jonas: Die Mutter des Wiener Bürgermeisters 1951–1965 und Bundespräsidenten 1965–1974, Franz Jonas,
wohnte viele Jahre lang in einer Wohnung im Karl-Seitz-Hof.
Der Bellgassensteg verbindet die in der Nähe befindlichen Kleingartenvereine "Im Äugel", "Kleiner Damm", "Gartenfreunde Jedlesee"
sowie den Karl-Seitz-Hof mit der Neuen Donau.
Im Rathauspark in der Inneren Stadt befindet das Karl-Seitz-Denkmal.
Quelle: Text: Wikipedia, Bilder: © Bwag/Wikimedia, Peter Gugerell, gemeinfrei und Anton-kurt, gemeinfrei (siehe jeweiliges Bild).
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Günter Nikles
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