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Die Bundeshauptstadt

Person - Eduard Herbst

Eduard Herbst (* 09.12.1820 in Wien; † 25.06.1892 ebenda, Bestattungsdatum: 10.11.1894) war ein österreichischer Rechtsgelehrter und Politiker. Er war von 1861 bis 1892 Abgeordneter zum Reichsrat und dort einer der führenden Vertreter der Deutschliberalen. Von 1867 bis 1870 war er Justizminister Cisleithaniens (der österreichischen Reichshälfte Österreich-Ungarns).

Leben und Wirken: Sein Vater war der Hof- u. Gerichtsadvokat Dr. iur. Karl Herbst, sein Großvater kam aus Saaz im nördlichen Böhmen. Nach Besuch des Gymnasiums in Wien studierte Eduard Herbst von 1838 bis 1841 Rechtswissenschaft an der Universität Wien und wurde dort 1843 zum Dr. iur. promoviert. Er arbeitete zunächst als Konzeptspraktikant an der Hofkammerprokuratur in Wien und unterrichtete ab 1843 an der Universität Wien als Supplent für Anton Hye von Gluneck Vernunftsrecht und österreichisches Kriminalrecht. Im Jahr 1847 erhielt er eine Professur für Naturrecht und österreichisches Kriminalrecht an der Universität Lemberg (deren Rektor er 1853/54 war) und wechselte 1858 an die Karls-Universität Prag, wo er eine Lehrkanzel für Strafrecht und Rechtsphilosophie hatte. Eduard Herbst war ab 1846 mit Amalie Sortschan verheiratet, mit der er zwei Söhne und zwei Töchter bekam. Sein Sohn Ernst Herbst (1820–1892) wurde ebenfalls Abgeordneter.

Nach dem Ende des Neoabsolutismus und der Wiedereinführung gewählter Volksvertretungen 1861 wurde Herbst Mitglied des böhmischen Landtags und Abgeordneter der nordböhmischen (mehrheitlich deutschsprachigen) Landgemeinden um Aussig, Teplitz, Tetschen, Leitmeritz u. a. im österreichischen Reichsrat. Dort profilierte er sich während der folgenden drei Jahrzehnte als Wortführer der deutschen Liberalen. Er gehörte in der Zeit nach dem Februarpatent 1861 zu den führenden Vertretern der „Unionisten“, die das Kaisertum Österreich als zentralistischen Einheitsstaat erhalten wollten und sowohl einen Ausgleich mit Ungarn als auch eine Föderalisierung zugunsten der Kronländer ablehnten. Jedoch kam 1867 der Österreichisch-Ungarische Ausgleich mit der Bildung der Doppelmonarchie aus einer im Reichsrat vertretenen österreichischen („cisleithanischen“) und einer ungarischen Reichshälfte mit jeweils eigenem Parlament und Regierung zustande. Danach gelang es Herbst gemeinsam mit Moriz Blagatinschegg von Kaiserfeld, die verschiedenen deutschliberalen Gruppierungen vorübergehend im „Herbst-Kaiserfeld’schen Klub“ zu einen.

Vom 30. Dezember 1867 bis zum 12. April 1870 war Herbst im „Bürgerministerium“ k.k. Justizminister Cisleithaniens. Er war maßgeblich an den Maigesetzen beteiligt, die das Verhältnis von Staat und Kirche neu regelten (in Fragen von Eherecht, Schulwesen und Religionsfreiheit) und damit das österreichische Konkordat mit dem Heiligen Stuhl von 1855 aushöhlten. Innerhalb der von Wien regierten Reichshälfte setzte er sich weiterhin für eine zentralistische Verwaltung unter Vorherrschaft der deutschen Volksgruppe und gegen autonome Rechte für die anderen, vor allem slawischen Nationalitäten wie Tschechen und Polen ein. Aufgrund seines Tuns wurde Herbst auch – nach einem Ausspruch des tschechischen Abgeordneten Heinrich Jaroslaw Graf Clam-Martinic – als ungekrönter „König Eduard von Deutschböhmen“ bezeichnet.

Nach der Ablösung des indirekten Klassenwahlrechts durch eine Direktwahl (an der aber nur wohlhabende männliche Bürger teilnehmen durften) vertrat Herbst ab 1873 den 10. böhmischen Wahlbezirk der Landgemeinden (Gerichtsbezirke Tetschen, Warnsdorf, Rumburg u. a.). 1875 erwarb Herbst das Gut Kundratitz im Böhmerwald, das er vier Jahre später an seinen Sohn Ernst übergab. Im Sommer 1878 betraute der Kaiser auf Herbsts Vorschlag den cisleithanischen Finanzminister Sisinio von Pretis-Cagnodo mit der Bildung einer neuen Regierung. In dieser Zeit begann Österreich-Ungarn jedoch einen Okkupationsfeldzug in Bosnien, den Pretis befürwortete, während ihn Herbst scharf ablehnte. Da dieser folglich an der Regierungsbildung nicht mehr mitwirken wollte, legte Pretis den Auftrag zurück, was den Kaiser nachhaltig verärgerte und das Ende der liberalen Ära in Österreich besiegelte. Der deutsche Reichskanzler Otto von Bismarck verspottete Herbst und seine Anhänger als „die Herbstzeitlosen [...] weil sie nie etwas zur rechten Zeit gethan“.

Ab 1879 stand Herbst in Opposition zur Regierung von Eduard Taaffe, die sich auf einen gegen die Deutschliberalen gebildeten „Eisernen Ring“ aus Konservativen, polnischen und tschechischen Autonomisten stützte. Nachdem er 24 Jahre lang böhmische Wahlbezirke vertreten hatte, wurde Herbst bei der Reichsratswahl 1885 zum Abgeordneten des Bezirks Wien Innere Stadt gewählt. Nach der Spaltung des Parlamentsklubs der Vereinigten Linken war er Vorstandsmitglied im Deutsch-österreichischen Klub, der 1888 wiederum in der Vereinigten deutschen Linken aufging. Er gehörte dem Parlament bis zu seinem Tod an. Auf die bei verdienten Politikern und Staatsdienern übliche Erhebung in den Ritter- oder Freiherrenstand verzichtete Herbst.

Das Ehrengrab (auf Friedhofsdauer) für Herbst befindet sich auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 14 A, Nummer 22). Im Jahr 1883 wurde in Wien-Ottakring (16. Bezirk) die Herbststraße nach ihm benannt.

Wiener Zeitung vom 27.6.1892, Seite 6: Dr. Eduard Herbst †. Anläßlich des Ablebens des Reichsraths-Abgeordneten Sr. Excellenz Dr. Herbst erschien gestern im Auftrage Sr. Majestät des Kaisers Se. Excellenz Staatsrath Frei­herr von Braun im Trauerhause und drückte der Wittwe in warmen Worten Namens Sr. Majestät das Beileid aus." Se. Excellenz der Herr Justizministcr Dr. Graf Schönborn richtete an den ältesten Sohn des Verstorbenen, Herrn Oberlandesgerichtsrath Dr Eduard Herbst, folgende Zeilen: „Eu. Hochwohlgeboren! Wollen Sie, geehrter Herr Ober­landesgerichtsrath, den Ausdruck aufrichtiger Theilnahme an­läßlich des unerwartet raschen Hinscheidens Ihres Vaters, meines hochverehrten Amtsvorgängers, entgegennehmen." Se. Excellenz der Herr Minister Dr. Graf Kuenburg telegraphirte: „Gestatten Sie mir anläßlich des schweren Verlustes, welchen Sie, Ihre Familie und das ganze Vaterland durch das Hinscheiden Ihres hochgefeierten Schwieger­vaters erlitten, meine herzlichste und aufrichtigste Theilnahme auszusprechen." In warmen Worten condolirten auch Ihre Excellenzen die Herren" Minister Marquis Bacquehem, Dr. Stein­bach und Ritter von Zaleski. Se. Durchlaucht Fürst Schwarzenberg überschickte seine Karte. Landtags-Abgeordneter Dr. Schmeykal telegraphirte aus Prag: „Voll tiefster Trauer über das Hinscheiden Ihres hoch­verehrten Gemahls, melden die deutschen Landtags-Abgeord­neten Ihnen und Ihrer Familie die innigste Theilnahme an dem für uns alle so schmerzlichen Verluste. Unschätzbar und unvergeßlich sind die Verdienste des Verblichenen um Oesterreich und insbesondere um das deutsche Volk in Böhmen, und unvergänglich ist die Dankbarkeit und Verehrung, die wir ihm bewahren." Se. Excellenz Freiherr von Chlumecky (Brünn) schließt seine herzliche Beileidsdepesche mit den Worten: „Ich bin tief erschüttert." Der Bürgermeister von Brünn Reichsraths-Abgeordneter Winterholler condolirte im eigenen und im Namen der Stadt Brünn und sagt, „daß die Trauer bei der Bedeutung des Mannes, der aus dem Leben geschie­den, weit über die Grenzen der Familie hinausgeht und überall gefühlt wird, wo man noch die politischen Tugenden und den persönlichen Charakter, der Herbst ausgezeichnet, schätzt." Der Bürgermeister von Wien Dr. Prix, der sich nach Brünn begeben hat, telegraphirt von dort: „Das Hin­scheiden Ihres Gatten erfüllt ganz Oesterreich mit tiefster Trauer. Erschüttert von der soeben erhaltenen Nachricht, bitte ich das Beileid der Stadt Wien entgegenzunehmen, welche einen unersetzlichen Verlust erlitten hat." Ferner condolirten telegraphisch: Nikolaus Dumba (Tattendorf), die Bürgermeister von Marienbad, Steyr und Karls­bad und zahlreiche Reichsraths-Abgeordneten; persönlich; Se. Excellenz Dr. Freiherr von Banhans, die Abgeordneten Dr. von Plener und Hosrath Dr. Beer. * In der heutigen Sitzung des Valuta-Ausschusses widmete der Obmann desselben Ritter von Jaworski dem Verstorbenen folgenden Nachruf: „Wir betrauern alle das Hinscheiden eines Mitgliedes unseres Ausschusses (die Versammlung erhebt sich), des Herrn Abgeordneten Dr. Eduard Herbst, der bis zum letzten Augenblicke seines Lebens an der Arbeit dieses Ausschusses regen Antheil nahm. Noch vor einigen Tagen sahen wir ihn in unserer Mitte, zwar gebrochen am Körper, jedoch frisch und ungebrochen am Geiste, ein Muster des Pflichteifers und der Pflichterfüllung. Dem Hin­geschiedenen wird im Hause der geziemende Nachruf gewidmet werden; ich erachte es jedoch meinerseits als meine Pflicht, Ausdruck zu geben dem Gefühle des innigsten Beileides im Namen des Ausschusses, in welchem des Verstorbenen letzte parlamentarische Thätigkeit stattgesunden hat. Der Altmeister des österreichischen Parlamentarismus ist gestorben, hoch­geschätzt von Allen ohne Ausnahme wegen seiner hervorragen­ den Geisteseigenschaften, seines edlen, reinen Charakters. Ehre seinem Angedenken!" Die Leiche Herbsts wurde heute Vormittags conservirt und im Sterbegemache aufgebahrt. Der Körper trägt schwarzen Salonanzug, die Hände halten ein weißes Elfenbeinkreuz und ein Bouquet weißer Rosen. Das Gemach zeigt reichen Trauer­schmuck. Lorbeer und Palmen bilden einen Hain um den Sarg. Die Flaggen vor dem Reichsrathsgebäude sind auf Halb­mast gezogen. Der erste Kranz, welcher heute am Sarge des verewigten Dr. Herbst niedergelegt wurde, kam von der Commune Wien. Derselbe ist aus weißen und rothen Rosen, aus Lilien so wie aus Lorbeer- und Cicaspalmen zusammengesetzt. Die weiß­rothen breiten Atlaßschleifen zeigen in Goldlettern die Inschrift: „Von der k. k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien."

Neue Freie Presse vom 27.12.1899, Seite 5: Am 24. d. ist hier die Witwe des einstigen Ministers Eduard Herbst, Frau Amalia Herbst, im 85. Lebensjahre gestorben. Die Leiche wird am 27. d. um 1/4 3 Uhr Nachmittags in der Stephanskirche eingesegnet und von der Entreprise des pompes funébros zur Be­erdigung auf dem Central-Friedhof gebracht. Die Verblichene hinter­läßt zwei Söhne, Hofrath Dr. Eduard Herbst und Reichs­raths- und Landtags-Abgeordneten Ernst Herbst, und zwei Töchter, Amalia Edle v. Gunz und Sophie Huttera.

Weiters im Grab bestattet:
Amalia (Amalie) Herbst, geb. Sortschan, * 1815, † 24.12.1899, Bestattungsdatum: 27.12.1899

Quelle: Dieser Text basiert auf dem Artikel Eduard_Herbst aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons CC-BY-SA 4.0 (Text erweitert). In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. Bilder: www.nikles.net, Eduard Herbst, Lithographie von Adolf Dauthage, 1862, gemeinfrei, Wiener Zeitung vom 27.6.1892, Seite 6, Montags-Revue aus Böhmen vom 27.6.1892, Seite 1, Neue Freie Presse vom 27.12.1899, Seite 5.



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