08. Bezirk - Riedhof
Das Restaurant "Riedhof" befand sich in der
Wickenburggasse 15 bzw. Schlösselgasse 14 im 8. Wiener Gemeindebezirk
Josefstadt.
Der Riedhof war eine Bierwirtschaft mit schönem und großem Gastgarten und wurde vornehmlich von Ärzten, Offizieren und Beamten besucht.
Heute befindet sich an dieser Stelle der in den Jahren 1929-1939 vom Architekten Cesar Poppovits
erbaute
Therese-Schlesinger-Hof mit 84 Wohnungen.
Geschichte: Namensgeber des Riedhofes war sein Erbauer, der Greißler und Gastwirt
Joseph Ried (1817).
1845 übernahm der bürgerliche Gastgeber Johann Zeiler, wobei der Gastgarten neu gestaltet wurde.
Zu dieser Zeit wurden bereits eisgekühlte Biere, wie das Klein-Schwechater und Halleiner Lager-Bier, sowie ein echt Böhmisches Bier angeboten.
Bis 1850 war der Riedhof jedoch ein kleines beschauliches Gasthaus, in dem zu den Klängen einer Drehorgel getanzt wurde.
1850 wurde der Riedhof vom renommierten Restaurateur Johann Benedicter übernommen, dieser gestaltete ihn zu einem vornehmen Betrieb um.
Hier fand beispielsweise 25 Jahre hindurch das Generalstabsdiner anlässlich des Kaiser-Geburtstags statt.
Der Riedhof war auch Schauplatz festlicher Veranstaltungen, unter anderem beim Internationalen land- und forstwirtschaftlichen Kongress 1890
und beim Internationalen Straßen- und Kleinbahnkongress 1894.
Unterem anderem verkehrten hier Mitglieder der Wiener medizinischen Schule,
Ministerialbeamte, Schriftsteller, Diplomaten,
genauso wie der spätere Bürgermeister
Cajetan von Felder.
Weitere Gäste waren Adolf Lorenz ("Ich durfte helfen", Czernin Verlag) und Anton von Eiselsberg ("Lebensweg eines Chirurgen").
Auch Anton Bruckner und Theodor Billroth durften als Gäste begrüßt werden.
Der Restaurator
Josef Pohl übernahm den Riedhof am 24.12.1905 (anderer Quellen berichten vom 1.12.1905) und führte es bis zum September 1910.
Aus den Veranstaltungs-Ankündigungen und Zeitungs-Berichten zu Veranstaltungen ist bekannt,
dass der Riedhof unter der Leitung von
Josef Pohl, für Feiern, auch in größerem Kreis, sowie für Tagungen, ein gern aufgesuchtes Restaurant war.
Pohl's Nachfolger wurde der Oberkellner Adolf Delasch.
Der Riedhof wurde von den vereinigten Brauereien am 16.10.1910 an Adolf Delasch verpachtet,
das Pachtverhältnis jedoch am 30.9.1922 wegen Nichtbezahlug der Pacht wieder gelöst.
Am 31.12.1923 erfolgte die Neueröffnung des Riedhofes unter Otto und Wilhelmine Siegmund.
Otto Siegmund war Restaurateur vom Schloß Miramar(e) in der Paniglgasse,
ihm ist es gelungen, den Riedhof aus seinem Dornröschenschlaf wieder zu erwecken.
Die Lokalität wurde vom Architekten Böhm nach Angaben von Otto Siegmund neu eingerichtet
und der prachtvolle Prunkspeisesaal, der Blaue Saal, die kleineren und größeren Gesellschaftszimmer seiner Benützung übergeben.
Das Ganze endet aber mit einem Konkurs von Otto und Wilhelmine Siegmund.
Im Jahr 1927 verdichten sich die Gerüchte, dass die Stadt Wien den überschuldeten Riedhof ankauft, 1928 ist es dann so weit.
Mit dem Bau des
Therese-Schlesinger-Hofes in den Jahren 1929-1939 mit 83 Wohnungen endet die lange und interessante Geschichtes des Riedhofes.
Wiener Zeitung vom 7.5.1821, Seite 5:
Anzeige.
Unterzeichneter gibt sich die Ehre, einem verehrungswerthen Publikum
hiermit ergebenst anzuzeigen, daß er ein ganz neues Gasthaus
in seinem eigenen Hause eröffnet habe; dieses befindet sich nächst
dem Franzens-Thor nächst dem Glacis in der
Alservorstadt in der
Wickenburggasse Nr. 20, zum Riedhof genannt, und ist mit mehreren
soliden Ertrazimmern, auch mit einem englischen, mit verschiedenen
Gattungen Baumspalieren und Blumen verzierten Garten
versehen, wo auch Harmoniemusik gehalten wird; auch wird
allda um billige Preise gespeist: der unermüdete Eifer und das rastlose
Bestreben für gute und pünctliche Bedienung läßt den Unterzeichneten
einen zahlreichen Zuspruch hoffen.
Ergebenster
Joseph Ried, bürgerl. Gastgeber.
Wiener Zeitung vom 3.6.1845, Seite 17:
Gasthaus-Garten-Eröffnungs-Anzeige.
Unterzeichneter hat die Ehre, einem verehrten Publicum
bekannt zu machen, daß er seinen neu hergestellten
Gasthaus-Garten, zum Riedhof genannt, in der
Alservorstadt,
Wikenburggasse Nr. 20 eröffnet habe. Er verpflichtet
sich daher anzuzeigen, seine verehrten Herren
Gäste nicht nur mit den bestens zubereiteten Speisen zu
bedienen, sondern auch mit den besten Sorten Gebirgs-
und Landweine, und verschiedenes Gattungen Biere, worunter
er auch das so berühmte Klein-Schwechater
und Halleiner Lager-Bier, dann ein
echt Böhmisches in seinem neu erbauten Eiskeller
eingelagert hat, wozu er höflichst seine Einladung macht.
Johann Zeiler, bürgl. Gastgeber.
Kikeriki vom 22.4.1877, Seite 5:
Vom Riedhof.
Wenn man Herrn Benedikter, dem Wirthe im „Riedhof",
einige freundliche Worte sagen will, braucht man nicht erst die Reklamelade
zu öffnen, um einige der vielgtlesensten Lobesphrasen zusammenzuklauben -
die Anerkennung für den eifrigen Restaurateur fließt leicht
aus dem Munde der Wiener, denen er ja doch seit Jahren verschiedene
Genüsse zugeführt.
Ohne durch eine pompöse Außenseite zu überraschen, lockt die treffliche
Wirthschaft Benedikter's allabendlich Hunderte von Gambrinusanbetern
an. Und nicht blos die benachbarten Gründe sind es,
die ihre Feinschmecker und Verehrer eines guten Tropfens in den
"Riedhof" entsenden, auch die entfernten Vorstädte stellen ein reiches
Kontingent. Sind die Theater zu Ende, so rufen die Fremden, statt
ihr Hotel aufzusuchen, den Kutschern zu: »Zum Riedhof!« Zarte
Frauenstimmen, deren Besitzerinnen von dem trefflichen Pilsner Bier
hörten, welches Benedikter kredenzt, lispeln ihren Wunsch, den Rest
des Abends in seinem Lokale verbringen zu dürfen, dem galanten Ehemann
in's Ohr, während das Rendezvous höherer Beamten und der
Offizierswelt längst schon „Riedhof" heißt.
Die besten Kreise der Gesellschasi versammeln sich dort. Mit Geschick
weichen die Freunde eines edlen Bissens gewissen Fütterungsanstalten
der
inneren Stadt aus, in welchen die ältesten Beefsteaks neu bearbeitet
ihre antiquarische Wiedergeburt feiern und wo man zwar sehr
Viel Gasbeleuchtung, aber nur eine schwache Kopie des Pilsner Bieres
zu sehen bekömmt; man scheut die größere Wegesstrccke nicht, um sich
bei Benedikter, der im eigenen Hause wohnt, und daher einen sehr
liebenswürdigen Hausherrn besitzt, von dem er nie gesteigert wird, gründlich
von des Tages Mühen zu erholen.
Seine Gäste sind eine dankbare Gemeinde. Wenn er einmal sein
25jähriges Jubiläum feiert, wird er jedenfalls eine Erweiterung seines
Kellers vornehmen müssen, welch letzterem, nebenbeigesagt, das Pilsner
Brauhaus zu großem Dank verpflichtet ist.
Wiener Allgemeine Zeitung vom 15.10.1905, Seite 3:
(Jubiläum.) Morgen Sonntag begeht der Oberkellner im
weißen Saale beim „Riedhof" Ludwig Reich das Jubiläum
seiner fünfundzwanzigjährigen Tätigkeit. „Der Ludwig" vom
Riedhof ist eine von vielen gekannte Persönlichkeit; er hat die
ganzen fünfundzwanzig Jahre seines Dienstes ununterbrochen in
dem altrenommierten Benedickterschen Gasthofe zugebracht
und ist dort vom Kellnerjungen zum Oberkellner avanciert. In
der letzteren Eigenschaft ist er der Nachfolger seines Bruders
Max, der vor ihm Zahlkellner im weißen Saale war und sich
1896 gleichfalls nach 25jähriger Dienstzeit im Riedhof ins Privatleben
zurückzog. Der Ludwig, ein gebürtiger Oberösterreicher,
zählt zu seinen Stammgästen hervorragende Persönlichkeiten der
Hauptstadt: berühmte Kliniker und Aerzte, hohe richterliche
Funktionäre, Generale und Ministerialbeamte, Schriftsteller,
Diplomaten, Industrielle ec. Alle haben ihm besonderes Vertrauen
entgegengebracht, denn der Ludwig hat es verstanden, sich
durch seine Aufmerksamkeit und Verläßlichkeit, durch sein
unermüdliches Entgegenkommen und angenehme Umgangsformen
allgemein beliebt zu machen. Reich, der auch im Heere gedient
hat und Unteroffizier beim 14. Korps-Artillerie-Regiment war,
gedenkt sich nach seinem Jubeltage, gleich seinem Bruder, auf
seine Besitzung in seiner Heimat zurückzuziehen.
Salzburger Volksblatt vom 20.11.1905, Seite 4:
Geschäftsübernahme. Der langjährige Küchenchef
des Hotels Europe, Herr
Josef Pohl übernimmt
mit 1. Dezember d. Js. das bekannte und
altrenommierte Hotel-Restaurant »Riedhof« im VIII.
Wiener Bezirke.
Jörgel Briefe vom 15.1.1906, Seite 13:
J. Pohl, „Zum Riedhof".
Das Renommee der bekannt vorzüglichen Restauration
„zum Riedhof", ist durch den neuen
Besitzer, Herrn
J. Pohl, zweifellos auf seinen
früheren Höhepunkt zurückgekehrt. Herrn
Pohl
geht ein glänzender Ruf voraus. Er war durch
sieben Jahre Küchenchef in den weltberühmten
Hotel de l'Europe in Salzburg, vorher in Paris
und Cannes in gleicher Eigenschaft tätig und ist
somit als Restaurateur für die vornehme und verwöhnte
Welt bestens qualifiziert. Es ist sehr erfreulich,
daß ein so angesehenes und tief eingewurzeltes
Unternehmen den geeignetesten Repräsentanten
wieder gefunden hat. Auch die Exposition
Herrn Pohl auf der Kochkunstausstellung
verrät distinguierten, kultiviertesten Geschmack.
Zwei vorzüglich modellierte Schimmel ziehen eine
Vitrine, auf der sich Kapauner á la Miß Roosevelt
befinden, in echt amerikanischer Zubereitung.
Erzherzogin Maria Josefa zeichnete auch
Herrn Pohl durch einige huldvolle Worte aus.
Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe) vom 9.5.1906, Seite 10:
(Ein halbes Jahrhundert im „Riedhof".)
Ein seltenes Jubiläum hat gestern die Kassierin im
Restaurant „Riedhof", Fräulein Fanni Plattner, gefeiert.
Sie ist an diesem Tage vor fünfzig Jahren, also
am 8. Mai 1856, bei Michael Benedikter in den
Dienst getreten, als dieser Begründer der Wirtsdynastie
Benedikter noch den sogenannten „kleinen Riedhof" im
Schönbornpark in der
Josefstadt führte. Bis 1870
war sie Wirtschafterin und übersiedelte dann in den jetzigen
„Riedhof", wo sie seither ununterbrochen als Schankkassierin
ihres Amtes waltete. Die „Fräul'n Fanni vom
Riedhof" war ein Inventarstück des Hauses und wegen
ihrer immer guten Laune und Zuvorkommenheit bei den
Gästen stets in hoher Gunst. Ihr Pult strotzte beständig
von Blumen, die sie sehr liebte und die eigentlich den
einzigen Schmuck in ihrem einförmigen, ausschließlich der
Arbeit gewidmeten Leben bildeten. Zu ihrem gestrigen
Jubeltage erhielt sie denn auch von Gönnern, die diese
ihre Leidenschaft kannten, nicht weniger als fünfzig
Blumenbouquets, daneben aber auch noch Hunderte von
Telegrammen und Briefen sowie anderen Zeichen der
Wertschätzung, wie zum Beispiel drei silberne Jardiniéren,
vier Etuis mit Silberbestecken, ferner Lampen, Bilder,
Teppiche u.s.w. Herr Josef Benedikter jun. hielt
eine Ansprache an die nun 65jährige Jubilantin, die unter
drei Generationen der Familie Benedikter gedient hat und
nun dem Hause auch unter dem Nachfolger Herrn
Pohl
treu geblieben ist. Das Personal brachte gleichfalls seine
Glückwünsche dem Fräulein Fanni dar, deren musterhafte
fünfzigjährige Arbeitsleistung wahrscheinlich auch
höherenorts nicht ohne die verdiente Anerkennung bleiben wird.
Salzburger Volksblatt vom 3.7.1909, Seite 6:
Eine Wiener hoteltechnische Leistung. Man schreibt
uns: Das in der Vorwoche in Wien abgehaltene
fünfte schlaraffische Konzil, an welchem 1500 Schlaraffen
mit 700 Damen teilnahmen, bot dem Besitzer
des renommierten Wiener Restaurants „Zum Riedhof",
Herrn
Josef Pohl, Gelegenheit, eine glänzende
Probe organisatorischen Talentes und verständnisvoller,
umsichtiger Leitung abzulegen. Herrn Pohl,
ehemals Küchenchef im Hotel l'Europe in Salzburg,
wurde die Riesenaufgabe gestellt, für die Bewirtung
der Schlaraffen in den Sophiensälen, sowohl am Begrüßungsabende,
wie auch am Tage des Bankettes zu
sorgen, und die Art und Weise, wie Herr
Pohl sich
dieses Auftrages entledigte, fand rückhaltlose Anerkennung.
Wir lassen nachstehend die authentisch erhobenen
Ziffern sprechen, mit welchen Quantitäten und
Mitteln an den beiden Festmahlen gearbeitet werden
mußte, um diese Massenbewirtung zu bewältigen. Es
wurden bei beiden Mahlzeiten im Ganzen verbraucht:
500 Poulards, 550 Kilo Rindfleisch, 460 Kilo Fische,
2000 Portionen Eis, 150 Aufsätze Obst, 150 Aufsätze
Dessert, 100 Hektoliter Bier, 50 Hektoliter Wein, 1200
Flaschen Champagner. In der Küche waren 21 Köche
tätig, darunter 3 aus der Hofküche und 2 vom Hotel
l'Europe in Salzburg. Zur Bedienung waren 200
Kellner in Verwendung. Wenn nun angesichts dieser
Statistik die Bewirtung in rascher und tadelloser
Weise vor sich ging, wenn andererseits die gebotenen
Speisen und Getränke an Güte und Zubereitung
nichts zu wünschen übrig ließen, so glauben wir, auch
öffentlich Herrn
Pohl, der in Salzburg viele
Freunde zählt, die wohlverdiente Anerkennung aussprechen
zu sollen, da er mit dieser Glanzleistung nicht
allein sich selbst, sondern auch dem im Auslande bestbekannten
Wiener Wirtsgewerbe ein erstklassiges
Zeugnis ausgestellt hat.
Neues Wiener Journal vom 26.8.1910, Seite 8:
(Tödlicher Unfall auf dem
Kahlenberg.) Der
17jährige Kellner Anton Kißling, im Restaurant Riedhof,
VIII.,
Wickenburggasse 14, bedienstet, untemahm vorgestern nachmittag
mit seinen Kameraden Karl Kristian und Friedrich
Lackner einen Ausflug auf den
Kahlenberg. Am Nachmittag
stiegen die drei jungen Leute ab und wählten eine recht abschüssige
Stelle an der sogenannten Leopoldsberger Aussicht am östlichen
Abhang des
Kahlenberges. Es war schon 6 Uhr und dämmerte
bereits, als Kißling, der den steilen Abhang hinablief, ins
Rutschen kam und über die Böschung stürzte. Er kollerte weiter,
stieß mit dem Kopfe an einen Baum und blieb, bewußtlos liegen.
Seine Kameraden eilten entsetzt zur Unfallstelle, hoben ihn auf
und brachten ihn in die Wachtstube
Josefsdorf. Dort untersuchte
ihn ein zufällig anwesender Arzt, doch stellte dieser bloß den Eintritt
des Todes fest. Kißling hat einen Bruch der Schädelbasis
und einen Bruch des Unterkiefers erlitten. Die Leiche wurde auf
den
Friedhof Heiligenstädter Friedhof gebracht.
Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe) vom 31.12.1923, Seite 5:
(Größte Silvesterüberraschung Wiens.) In den neu
hergestellten und geschmackvoll ausgestatteten Räumlichkeiten
des altbekannten Hotels und Restaurants Riedhof, 8. Bezirk,
Schlösselgasse Nr. 14 und
Wickenburggasse Nr. 15, wird heute
Montag abend eine fröhliche Auferstehung gefeiert. Durch
die Tatkraft, Opferwilligkeit und besondere Fachkenntnis ist es
Herrn Otto Siegmund, dem in Wien sehr geschätzten ehemaligen
Restaurateur vom Schloß Miramar in der Paniglgasse,
gelungen, den Riedhof aus seinem Dornröschenschlaf
zu erwecken und ihn den alten und jungen Wienern in
lebendigstem Betriebe wiederzugeben. Die heutige Silvesterfeier,
an der zahlreiche Wiener Lieblinge mitwirken, wird denn
auch zugleich eine Art Weihe des Hauses bedeuten, bei welcher
die vom Architekten Böhm nach Angaben des Herrn Siegmund
neu eingerichteten Lokalitäten, wie der prachtvolle
Prunkspeisesaal, der Blaue Saal, die kleineren und grösseren
Gesellschaftszimmer, der Benützung übergeben werden. Küche
und Keller bei Herrn und Frau Siegmnnd, dem „Vorstadt-Sacher"
von Wien, bei billigen Preisen sind von jeder wohlbekannt,
hiezu kommt auch noch das auserlesene Schwechater
Spezialgetränk. Der Riedhof wird auch einen der schönsten
Gasthausgärten Wiens besitzen, der in seiner Vergrößerung
nahezu mehr als 100 Personen wie bisher fassen wird. Um
das Wiedererstehen dieses Altwiener Etablissements hat sich
auch Herr Direktor Krause von der Dreher A. G. sehr
verdient gemacht. Am Neujahrstag findet in dem eben eröffneten
Prunkspeisesaal des Riedhof bei freiem Eintritt
ein großes Neujahrsfestkonzert von 3 bis 6 Uhr nachmittags
und 7 bis 11 Uhr abends statt.
Neues Wiener Journal vom 1.1.1924, Seite 32:
Die Wiederkehr des alten Riedhof:
Hotel und Restaurant Wien, VIII., Schlösselgasse 14
Wickenburggasse 15: Telephon 17-6-19
Zu den bereits eröffneten Schank-, Gast- und Extrazimmer nach
vollständiger Renovierung und Neuausstattung:
Eröffnung des Prunkspeisesaales
des Blauen Saales. — Vereins-, Klub- nnd Gesellschaftsräume
Chambres partikuliers.
Die eleganten Lokalitäten „Riedhof“ eignen sich besonders für
Hochzeiten, Bälle, Kränzchen, u. a. gesellschaftliche Veranstaltungen.
Heute im Prunkspeisesaal bei freiem Entrée
Großes Neujahrs-Fest-Konzert
von 3—6 Uhr nachmittags, von 7—11 Uhr abends
Hochachtungsvoll
Otto Siegmund, Hotelier nnd Restaurateur.
Neues Wiener Journal vom 24.5.1924, Seite 13:
(Die Mieter im Riedhof.) Die vereinigten Brauereien
Schwechat und St. Marx sind Besitzer der Gast- und Hotelgewerberealität
„Riedhof" in der
Wickenburggasse. Das Gast- und Hotelgewerbe
wurde mit Pachtvertrag vom 16. Oktober 1910 dem Herrn Adolf
Delasch verpachtet. Da der Pächter den Pacht nicht aufrechthalten konnte,
wurde das Pachtverhältnis von den vereinigten Brauereien mit
30. September 1922 gelöst, zn welchem Zeitpunkt Delasch räumen sollte.
Nun befinden sich in dem weitläufigen Gebäude mehrere Wohnungen,
welche in länger dauernden Mieten an Parteien abgegeben wurden, und
die Brauerei kündigte nun per 29. September 1922 diesen Parteien als
Hotelgäste. Die Gäste nahmen dieses Zikular nicht zur Kenntnis, worauf
die Brauereigeiellschaft Delasch und alle Mieter auf Räumung belangte
und ein exekutives Urteil auf Räumung erwirkte.. Die acht Parteien
wendeten sich nun an das Wohnungsamt und protestierten
gegen die angedrohte Delogierung und es wurde ihnen auch
ein Aufschub dieser Delogierung bewilligt. Nun hat das Wohnungsamt
und über den Einspruch auch die Mietkommission entschieden. daß
eine Exekution behufs Räumung dieser Wohnungen unzulässig sei, nach
dem kein Gastaufnahmevertrag, sondern ein Mietvertrag vorliege. Im
Wege seiner außerordentlichen Beschwerde hat das Oberlandesgericht
diese Entscheidung der Mietkommission für ungesetzlich erklärt und nunmehr
suchte die Brauereigesellschaft um Fortsetzung der exekutiven
Räumung und Delogierung der Wohnungen an. Dagegen wurden von
den acht Parteien Oppositionsklagen auf Unzulässigkeit der Delogierung
eingebracht, welchen vom Bezirksgericht Josefstadt stattgegeben wurde.
Gestern beschäftigte sich ein Senat des Zivillandesgerichtes unter Vorsitz
des Hofrates Dr. Helmer mit der Berufung der Brauereigesellschaft
und des Herrn Delasch gegen die Urteile des Bezirksgerichtes. Der
Senat wies die Berufung ab und bestätigte die erstrichterlichen Urteile.
Illustrirtes Wiener Extrablatt vom 26.5.1927, Seite 6:
Wird der Riedhof demoliert?
Gerüchtweise verlautet, daß die Gemeinde Wien den „Riedhof" in der
Josefstadt gekauft habe und dort in Kürze
einen großen Wohnhausbau aufführen will.
Wir gingen dem Gerücht das in der
Josefstadt sozusagen das „Tagesgespräch"
bildet, nach und stellten folgendes fest:
Tatsächlich interessiert sich die Gemeinde
Wien für den Riedhof und es besteht die
Absicht das alte Gebäude abzutragen und
an seiner Stelle ein Wohnhaus zu errichten.
Aber derzeit befindet sich das Haus
noch im Besitz der Vereinigten Brauerei
A. G. und im Hause Dreher auf der
Landstraße
trägt man sich mit dem Gedanken,
den Riedhof in der
Wickenburggasse als
modernst eingerichtetes Restaurant wieder
zu eröffnen.
Der Riedhof ist ein großer Gebäudekomplex;
sein Haupttrakt ist gegen die
Schlösselgasse gerichtet, der zweite mit
22 Fenster-Front, zweistöckig, gegen die
Wickenburggasse. Dazwischen dehnt sich ein
weiter Gartenhof mit verschiedenen Nebengebäuden.
Das Restaurant ist gegenwärtig nicht
in Betrieb. Blind und unfreundlich sehen
seine Fenster aus, verwahrlost ist die
Veranda und der alte Gasthausgarten. In
den Stockwerken wohnen mehrere Jahrespsarteien.
Die Wohnungen sind hell und
freundlich und die Parteien würden, wie
sie erklären, nicht gerne von hier fortziehen.
Aber sie hoffen auch, daß es gar
nicht so weit kommt denn bisher haben sie
keine Kündigung erhalten.
Der Riedhof wurde 1817 von der
Familie Ried erbaut und als Gasthof bis
1850 geführt.
In diesem Jahre übernahm Michael
Benedickter das Geschäft das noch zehn
Jahre lang bürgerlicher Gasthof blieb. Im
Jahre 1860 trat Michael Benedickters
Bruder, Josef, dem Geschäfte bei, das nun
zu Wiens größtem und vornehmstem Restaurant
ausgestaltet wurde. 1882 trat
Johann Benedickter, der nunmehrige Besitzer
vom «Goldenen Lamm« und der »Stadt Oedenburg«
als Kompagnon in das Geschäft ein.
Er führte es später allein und
verkaufte es 1905 an
Josef Pohl. Nach
Pohl
übernahm [Adolf] Delasch das Restaurant dann
Otto Siegmund, unter dem es geschlossen wurde.
Die Glanzperiode des Riedhofs fiel in
die Zeit da er im Besitzes der Familie
Benedicktser war. Familie Benedickter ist eine
alte Wiener Wirtsfamilie. Ihr Begründer
war Franz Benedickter, der »Hochzeitswirt«
vom »Auge Gottes« auf der
Landstraße.
In der Glanzzeit des Riedhofes verkehrten
dort viele Professoren und Studenten,
namentlich aber viele Mitglieder der
medizinischen Fakultät. Die Nähe des
»Spitalsviertels« brachte es mit sich, daß
fast alle medizinischen Kapazitäten den
Riedhof besuchten und viele der an den
Kliniken beschäftigten Studenten aßen dort
zu Mittag. Da auch viele prominente Richter
im Riedhof Stammgast waren, führte das
Etablissement in Gerichtskreisen den Namen
»Oberster Riedhof«. Die zahlreichen Studenten
die dort verkehrten und unter denen
viele Freunde waren, haben das Restaurant
auch im Auslande bekannt gemacht, wo man
heute noch davon spricht.
Neue Freie Presse vom 1.3.1928, Seite 7:
Ankauf des Riedhofes durch die Gemeinde.
Die Gemeinde Wien kauft die dem Vereinigteu
Brauereien
Schwechat, St. Marx, Simmering-Dreher,
Mautner, Meichl A.-G. gehörenden Liegenschaften
Wickenburggasse 15 and Schlösselgasse 14
im Gesamtausmaß von 2060 Quadratnietcr am den
Haufchalpreis von 60.000 Schilling. Die Verkäuferin
verpflichtet sich, die Liegenschaften satz- und lastenfrei
zu übergeben, während die Gemeinde sämtliche Rückstände an
Platzzins, Fürsorgeabgabe, Industriewasser, Kehrichtabfuhr,
Stromkosten, Ankündigungs- und Wohnungsabgabe im
Gesamtbetrage von 11.000 S. übernimmt.
Gleichzeitig werden auch die der Firma gehörenden Personalkonzessionen
zum Betriebe des Gastgewerbes und des Fremdenbeherbungssgewerbes
sowie das zum Betriebe dieser Konzessionen
gehörende Inventar um 20.000 S. gekauft. Die Gemeinde
verpflichtet sich, an die Konkursmasse der bisherigen Pächter
des Riedhofes Otto und Wilhelmiiie Siegmund keine
weiteren Forderungen zu stellen und auf die schuldigen Abgaben
und Beträge für Lieferiingen der städtischen Unternehmungen zu
verzichten. Ueberdies zahlt die Gemeinde Wien dem Konkursmasseverwalter
Dr. Ludwig Gelber für seine anderthalbjährigen
Bemühungen in der nunmehr abgeschlossenen
Vertragsangelegenheit als Honorar sämtlicher Vertragsteile 20.000 S.
Dies ist im wesentlichen der Inhalt des Uebereinkommens,
durch das der Riedhof in den Besitz der Gemeinde
Wien übergeht. In welcher Weise dieser nunmehrige
Gemeindebesitz verwendet werden wird, steht noch nicht fest. Die
Disposition geht dahin, an Stelle des einstöckigien Gebäudes ein
großes Haus zu bauen mit Kleinwohnungen und
in diesem Hause auch eine Gastwirtschaft zu betreiben.
Es wurde auch die Anregung gegeben, Einzelwohnungen
für Studierende dort zu schaffen mit einer Gemeinchaftsküche.
Wieder ein anderer Antrag zielt auf die Errichtung
eines großen Arbeiterhotels hin. Offiziell wird
über die Verwendung der Neuerwerbung nichts mitgeteilt, doch
hört man aus Mehrheitskreisen des
Rathauses, daß der Kauf
vollzogen wurde, weil die Gemeinde auf diesem Wege nicht nur
billig zu einer wertvollen Realität, sondern auch zu ihren Guthabungen
an der Konkursmasse des Pächters kommt.
Der Ankauf des Riedhofes durch die Gemeinde Wien
wird am Freitag den Gemeinderat beschäftigen.
Neues Wiener Journal vom 9.5.1929, Seite 6 und 7:
Der Riedhof.
Die Geschichte eines Hauses in der
Josefstadt.
Jedes einzelne Haus hat seine Vergangenheit, in der
Josefstadt wie anderswo. Jedes einzelne war die Geburts- oder
Sterbestätte wertvoller und unbedeutender Menschen. Was ist
es aber, das die
Josefstadt auszeichnet vor vielen anderen Bezirken,
warum blutet das Herz, wenn eines ihrer alten Häuser
fällt, das ein gutes Stück
Josefstädter Geschichte birgt?
Ein eigentümliches, vornehm trautes Gepräge liegt über
diesem Bezirk. Einst als Vorstadt, war er der Sommersitz zahlreicher
Adelsgeschlechter, die ihre Palais inmitten grüner,
prächtiger Gärten erbaut hatten. Als der Adel aus seiner
dominierenden Stellung verdrängt worden war, wurde die
Josefstadt zum Sitz der geistigen Aristokratie. Sie war das
richtige, flotte Studentenviertel, das „Quartier Latin" Wiens.
Heute, wo die Tendenz der Zeit, unterstützt von der Not des
Mittelstandes, nach einer allgemeinen Nivellierung strebt, wird
der geistige Vorrang der
Josefstadt vor ihren Schwesterbezirken
allerdings bedenklich gefährdet. Gleichviel, noch erhält das solide
alte Bürgertum, im Verein mit sorgloser Boheme die vertraute
Eigenart des Bezirkes.
Im ehemaligen „
Alsergrund" ließ der Greisler und Gastwirt
Ried im Jahre 1817 ein kleines, freundliches Haus erbauen,
den nach seinem Gründer getauften „Riedhof", das spätere Durchhaus
Schlösselgasse—
Wickenburggasse. So unscheinbar das Haus
von außen zu sein schien, enthielt es doch einen über 1500
Quadratmeter großen Hof, der bald zum sorgsam behüteten Augapfel
der Mietparteien wurde. Um diesen Hof spann sich das
Familienleben der Hausbewohner, das Gedeihen seiner Bäume,
das Duften seiner Fliedersträuche waren Erlebnisse für jung und
alt des Wiener Vorstadthauses. Es war in den guten, alten
Tagen, wo man sich noch die Zeit nahm, dem Lied einer Amsel
zu lauschen, wo der „grüne Wiesfleckh" und das gemeinsame
„Salettl" ein Paar einfachen Menschen Glück und Zufriedenheit
bedeuteten.
Das war, als der Riedhof noch ein kleines, verstecktes Gasthaus,
seinen Sonntagsgästen ein Stück des Gartens überließ,
damit sie im Freien zu einer Drehorgel tanzen konnten. 1850
übernahm der Restaurateur Michael Benedickter den Riedhof,
den er wenige Jahre darauf seinem Bruder Josef übergab, der
das kleine Gasthaus in kurzer Zeit zu einem der hervorragendsten
Restaurants von Wien umgestaltete, was ihm bald
den Namen Vorstadtsacher eintrug. (Josef Benedickter ist heute
noch Besitzer des Hotels „Zum goldenen Lamm" auf der
Wieden.)
Prächtige Spiegelsäle, unzählige Klubräume entstanden. Nur
drei Mietparteien blieben bis zum heutigen Tage in dem Hause,
das übrige wurde Hotel, das, den Anforderungen einer behäbigeren
Zeit entsprechend, in zehn Wohnungen zu je zwei
Zimmer und Vorzimmer seine Gäste beherbergte. Später hat auch
der beliebte Schauspieler Dr. Rudolf Tyrolt jahrelang dort
gewohnt. Der grüne Hof, dessen mächtige Kastanien längst die
bescheidene Höhe des Stockwerks überragten, hatte sich in einen
vornehmen Gasthaüsgarten verwandelt.
Auch unter den wenigen privaten Mietern in der
Schlösselgasse 14 gab es Berühmtheiten. Der bedeutende Maler
Anton Schaller, Kammermaler des Herzogs von Sachsen-Teschen,
und der Tonkünstler
Franz Lechner [† 12.01.1858] starben im Riedhof.
Von den siebziger bis zu den neunziger Jahren währte
seine Glanzzeit. Im Schönbornschen Palais, das 1862 Gemeindebesitz
geworden war, in dem Teil gegen die Langegasse, den eine
große Glasveranda schmückte, wurde eine Filiale der renommierten
Benedickterschen Restauration errichtet. Die distinguierteste
Gesellschaft der benachbarten Sommerschlösser war
häufig im Riedhof zu Gaste. So kamen, wenn es ihre Laune
befahl — und sie befahl oft — hohe Herrschaften aus den
zunächst gelegensten, dem Palais der Grafen Blümegen in der
heutigen Kochgasse, damals Blümegengasse, und aus dem
Paarschen Lustschloß, Ecke der Daun- und Laudongasse, der
damaligen Herrengasse, aus dem Liechtensteinschen Besitz, der
sich von der Skodagasse bis fast zur Alserstraße erstreckte und dem
benachbarten, reizenden Maria-Theresien-Schlößchen.
Der Riedhof bekam, wie so manche wertvolle Realität in
dieser Zeit, die Maria-Theresien-Konzession, eine Konzession,
die es bis heute jedem unbescholtenen Käufer gestattet, das Gewerbe
auszuüben, ohne den Befähigungsnachweis zu erbringen.
Selbstverständlich wurde der Wert des Hauses dadurch wesentlich erhöht.
Seit sich Josef Benedickter von dem Unternehmen, das
durch ihn berühmt geworden war, zurückgezogen und es an die
Brauerei Dreher verkauft hatte, wurde der Riedhof von verschiedenen
Pächtern geführt. Der bekannteste unter ihnen, heute
noch allgemein in bester Erinnerung, war Adolf Delasch, der
das Unternehmen zu neuer Blüte brachte und auch während
des Krieges aufrechterhielt. Er erzählte mir selbst, nicht ohne
Stolz, von dem glanzvollen Betrieb des immer gut besuchten
Hauses, den zahllosen Tafeln und Festessen, für die ganze Berge
von Silberplatten, Aufsätzen und Servicen bereit lagen. In der
Monarchie belebten die Uniformen der Offiziere aus der nahen
Reiterkaserne das Bild, und wenn den Herren einmal das Geld
ausging, war Max, das Ideal eines Oberkellners, damals eine
bekannte
Josefstädter Figur, ein verschwiegener Helfer in der
Not. Generalstabschef Graf Beck gab im Riedhof durch fünf
undzwanzig Jahre zu Kaisers Geburtstag ein Diner für mehr
als hundert Offiziere seines Stabes. Der Adjutant des Kaisers
Franz Josef, Graf Wenzel Paar, der Herzog von Cumberland,
Fürst Auersperg, Graf Starhemberg und andere Würdenträger
der Monarchie waren oft gesehene Gäste.
Zwei weitere Umstände begünstigten die Lage des Riedhofs.
Die Nähe des Allgemeinen Krankenhauses, dessen berühmte
Aerzte, wie Professor Wagner-Jauregg, Hochenegg, Effelsberg,
Peham und Finger, zu den ständigen Besuchern des
Josefstädter
Eliterestaurants zählten. Und auch die hohen Funktionäre aus
dem nahen Landesgericht erholten sich dort von ihrem oft
unerfreulichen Beruf. Von den vielen bekannten Schauspielern
unter den Gästen des Riedhofs nenne ich nur die josefstadtbekannten
Figuren Jarno und Hansi Niese, Reimers und
Devrient, Hans [Emil] Thimigs junge Frau
Christl Mardayn [Anna Christina Mardayn], die schon
als kleines Mädchen ihren Vater zum Frühschoppen in den
Riedhof begleitete, den Opernsänger Richard Mayr und die
hervorragendsten Klaviervirtuosen Wiens:
[Emil von] Sauer, [Alfred] Grünfeld,
[Theodor] Leschetitzky und Moritz Rosenthal, die Anhänger dieses beliebten
Lokals waren.
Während des schon flaueren Geschäftsganges in der Nachkriegszeit
sorgten die zahlreichen Studentenverbindungen und
Vereine des achten Bezirkes dafür, das Leben im Riedhof nicht
ganz ersterben zu lassen. Der letzte Pächter ging in Konkurs,
was nicht nur das Schicksal des beliebten Restaurants, sondern
auch das des baufällig gewordenen Hauses in der Josesstadt besiegelte.
Nun wird der Riedhof niedergerissen, auch das kleine
Nachbarhaus muß daran glauben, um für einen nüchternen
Riesenbau der Gemeinde Wien Platz zu schaffen. Der schöne
Hof, der „grüne Wiesfleckh" von Anno dazumal, hat sich in ein
Trümmerfeld von Schutt und Ziegeln verwandelt. Die letzten
Mieter, die Freud' und Leid des Hauses geteilt haben, gehen
nur schweren Herzens auf den scheinbar vorteilhaften Tausch
mit der neuen Gemeindewohnung ein. Nie wird ihnen die neue
Wohnkaserne das ersetzen, was ihnen an sonniger Behaglichkeit
und glanzvollen Tagen eines Wiens der Vorkriegszeit in dem
alten Hause beschert war... Rose Poor Lima.
Eigentümer bzw. Pächter des Riedhofes in chronologischer Reihenfolge waren unter anderem:
1817 (1821 lt. Wiener Zeitung)-1845:
Joseph Ried, bürgerlicher Gastgeber
Gasthaus lt. Wiener Zeitung vom 15.6.1844 zur Vermietung ausgeschrieben
1845-1850: Johann Zeiler, bürgerlicher Gastgeber, ehemals "Kaiserkrone in der Josephstadt", Johannesgasse Nr. 45
3 Generationen der Familie Benedicter (auch Benedikter oder Benedickter)
1850-1860 Michael Benedicter
1860-1882 Michael Benedicter, sowie dessen Bruder Josef
1882: Johann Benedicter, der Besitzer vom «Goldenen Lamm« tritt als Kompagnon ein
später Johann Benedicter, alleiniger Besitzer des Riedhofes
1905-1910:
Josef Pohl führte das Restaurant vom 24.12.1905 bis September 1910
1910: Adolf Delasch, der Oberkellner von
Josef Pohl, brachte das Unternehmen zu neuer Blüte und hielt es auch während des Krieges aufrecht
1923: Neueröffnung des Riedhofes unter Otto und Wilhelmine Siegmund am 31.12.1923.
Unter den Pächtern Otto und Wilhelmine Siegmund, Besitzer des "Miramare", 4. Paniglgasse 17, wurde der Riedhof geschlossen (Konkurs).
1927: Gerüchte über die Demolierung des Riedhofes.
1928: Ankauf des Riedhofes durch die Gemeinde.
1929-1939: Bau des
Therese-Schlesinger-Hofes mit 83 Wohnungen.
Quelle: Text: www.nikles.net, Manfred Pohl, Bilder: Wiener Zeitung vom 3.6.1845, Seite 17,
Sperlings Postkartenverlag (M. M. S.) (Producer), Wien Museum Inv.-Nr. 234254, CC0;
Wiener Zeitung vom 7.5.1821, Seite 5,
Wiener Zeitung vom 3.6.1845, Seite 17,
Fremden-Blatt vom 25.1.1872, Seite 10,
Kikeriki vom 22.4.1877, Seite 5,
Dillinger's Reisezeitung vom 1.11.1905, Seite 12,
Salzburger Volksblatt vom 20.11.1905, Seite 4,
Neue Freie Presse vom 24.12.1905, Seite 50,
Wiener Allgemeine Zeitung vom 15.10.1905, Seite 3,
Jörgel Briefe vom 15.1.1906, Seite 13,
Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe) vom 9.5.1906, Seite 10,
Salzburger Volksblatt vom 3.7.1909, Seite 6,
Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe) vom 31.12.1923, Seite 5,
Illustrirtes Wiener Extrablatt vom 26.5.1927, Seite 6,
Neues Wiener Journal vom 1.1.1924, Seite 32,
Neue Freie Presse vom 1.3.1928, Seite 7,
Neues Wiener Journal vom 9.5.1929, Seite 6 und 7,
Wien Bibliothek, https://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/pageview/1115515.