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Die Bundeshauptstadt

Person - Heinrich Drasche

Heinrich Drasche, ab 21. März 1870: Heinrich Drasche Ritter von Wartinberg (* 19. April 1811 in Brünn; † 24. Juli 1880 in Inzersdorf bei Wien), war ein österreichischer Großindustrieller und Ziegelfabrikant.

Biografie: Seine Eltern waren der Tuchfabrikant in Brünn Josef Drasche und dessen Ehefrau Anna Miesbach, die Tochter des Ziegeleibesitzers. Drasche übernahm nach dem Tod seines Onkels Alois Miesbach 1857 dessen Ziegelfirma im Süden Wiens. Während der Gründerzeit entwickelte er das Unternehmen zum führenden Konzern seiner Art in Österreich-Ungarn und baute es zur heute noch existierenden Wienerberger AG aus. Während Drasche beträchtlichen Einfluss auf die Bauindustrie in Österreich-Ungarn erlangte und – wie andere führende Industrielle seiner Zeit – schließlich von Kaiser Franz Joseph I. geadelt wurde, waren die Arbeitsbedingungen in den Ziegelgruben branchenüblich schlecht.

Diese Zustände, die sich nach dem Börsengang des Unternehmens 1869 weiter verschlechterten (Heinrich Drasche, der seine Ziegeleien an die Franco-Oesterreichische Bank verkauft hatte, war in der Wienerberger AG nur mehr Ehrenadministrator auf Lebensdauer), wurden von dem Arzt und Journalisten Victor Adler in sozialkritischen Reportagen einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht.

Im Jahre 1866 kaufte er die böhmische Grundherrschaft Pardubitz mit Kunburg von der k. k. privilegierten Österreichischen Credit-Anstalt für Handel und Gewerbe. Nach dem Tod Heinrich Drasches 1880 übernahm sein Sohn Richard die Leitung der Unternehmen, betätigte sich daneben aber auch als Asienforscher und Maler.

Drasche heiratete Josephine von Freudenthal (1827–1862), die Tochter von Joseph Gottfried Pargfrieder. Das Paar hatte zwei Kinder:
Richard von Drasche-Wartinberg (1850–1923)
Luise (* 13. Januar 1857)
∞ Graf Arthur Karl Christoph von Schlippenbach (* 9. Oktober 1837; † 31. März 1881), Leutnant a. D., Herr auf Marussent in Kroatien
∞ 1881 Graf Rudolf Erdödy

Erhaltene Spuren in Wien: Nach Heinrich Drasche von Wartinberg und seiner Familie wurden eine Reihe von Örtlichkeiten im Süden Wiens benannt, die an seinen großen Einfluss in der damaligen Zeit erinnern. So etwa die Draschestraße und der Draschepark im 23. Wiener Gemeindebezirk (Liesing). Im Bereich des heutigen Drascheparks lagen zwei Schlösser (das Alte und das Neue Schloss Inzersdorf), die nach 1857 in den Besitz der Familie Drasche übergingen. Sie wurden im Verlauf des Zweiten Weltkriegs schwer durch Bombentreffer beschädigt und schließlich 1965 im Zuge der Errichtung der Wiener Südosttangente ganz abgerissen. In der Pfarrkirche Inzersdorf ließ Heinrich Drasche von Wartinberg eine bis heute bestehende Grabkapelle für sich und seine Familie errichten. Oberhalb von Inzersdorf, am Wienerberg, sind heute, als Erholungsgebiete, noch etliche Abbauteiche und Seen als stumme Zeugen der Industrialisierung zu erkennen.

Ehrungen: Drasche wurde bei der Weltausstellung in Paris 1867 mit dem Franz-Josef-Orden dekoriert, ab 1870 durfte er sich Edler von Wartinberg nennen, 1871 wurde er Ehrenbürger von Brünn.

Laut Hans Pemmer befand sich die Grabstelle der Familie Drasche ursprünglich am St. Marxer Friedhof (Gruppe 1, Plan 16). Diese Gruftkapelle wurde im Zuge der Regulierungsarbeiten im Jahr 1958 demoliert. Die Angehörigen der Familie Drasche wurden enterdigt und im Drasche-Mausoleum am Inzersdorfer Friedhof (Gruppe: 1, Reihe: MW, Nummer: G41) beigesetzt.

Text der Wiener Zeitung vom 27.7.1880, Seite 2: (Heinrich Ritter von Drasche †) In Heinrich Ritter von Drasche, welcher, wie bereits­ gemeldet, vorgestern Abends in Reichenau aus dem Leben schied, hat die österreichische Industrie einen ihrer hervorragendsten Vertreter verloren. Drasche war in Brünn 1811 geboren und wurde im Jahre 1829 von seinem Onkel Alois Miesbach, dem Besitzer der Wienerberger Ziegelei in Inzersdorf, bei diesem groß­artigen Etablissement als technischer und commercieller Director angestellt. Nach dem Tode Miesbachs 1857 übernahm Drasche die neun Ziegeleien, deren tech­nischer Leiter er bis dahin war, und die dreißig Kohlenwerke seines Onkels in sein Eigenthum. Zwei Drittheile der neuen Wiener Häuser sind aus Drasche­schen Ziegeln erbaut und mit Terracotten aus seiner Fabrik geziert. Einer der ersten Ringstraßenpaläste war der Heinrichs-Hof Drasche's, der nicht ohne Ein­fluß auf den reicheren architektonischen Schmuck der Wiener Neubauten blieb. Drasche zeichnete sich durch sein industrielles Talent und seine Arbeitskraft ebenso aus wie durch seine humane Vorsorge für seine Arbeiter, für welche er Schulen, Spitäler, Unterstützungs- und Penfionssonds ins Leben rief. Drasche hinterläßt zwei Kinder, Dr. Richard Drasche, einen bedeutenden Geologen, der auch in weiteren Kreisen durch seine großen Reisen in Asien bekannt ist, und eine Tochter, die Gräfin Louise Schlippach. Einen anderen Sohn verlor Drasche vor einigen Jahren. Der junge Mann war in den Schacht eines Berg­werkes gestürzt und auf der Stelle todt geblieben. Die Einsegnung der Leiche Heinrich von Drasche's findet Mittwoch, den 28. d. M., um 5 l/ 2 Uhr Abends in der Pfarrkirche zu Payerbach statt, worauf die Leiche auf dem Ortsfriedhofe zur Ruhe bestattet wird. Der Schwiegersohn des Verstorbenen Graf Schlippen­bach ist heute hier eingetroffen.

Quelle: Text: Wikipedia (erweitert), Bilder: Wiener Zeitung vom 27.7.1880, Seite 2 und Seite 14, Der Friedhof zu St. Marx in Wien. Seine Toten, seine Grabdenkmäler. Von Hans PEMMER.



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