Person - Jeanette Eitelberger
Jeanette Eitelberger Edle von Edelberg (* 1838; † 17. Februar 1909 in Wien) war eine österreichische Frauenrechtlerin.
Leben: Jeanette Eitelberger war an frauenpolitischen Fragen interessiert und arbeitete von Anbeginn bis zu ihrem Tod beim Wiener Frauen-Erwerbs-Verein mit. Dieser war der erste Frauenverein mit wirtschaftlichen Zielsetzungen in Österreich. Sie führte den Verein von 1873 bis 1897 als Präsidentin. Im Jahr 1891 gründete der Verein ein Mädchenlyzeum mit Öffentlichkeitsrecht und sechs Klassen.
Ziel des Verein war die Bildungs- und Erwerbsmöglichkeiten von Frauen zu verbessern. Er gab auch Soforthilfen bei Notsituationen. Bald nach der Gründung wurde eine Nähstube geschaffen und 1868 eröffnete der Verein die „Handelsschule 1“ in der Walfischgasse 4. Bis 1872 folgten zehn weitere Schulen mit mehreren Tausend Schülerinnen und bis 1880 hatte der Verein 22 Schulen und Kurse eingerichtet. Der Verein in Wien wurde Vorbild für weitere Gründungen von Frauenerwerbsvereinen in Brünn, Prag, Salzburg, Klagenfurt und anderen Orten.
Eitelberger förderte die Kunststickerei und erwarb sich Verdienste um Gründung und Förderung gewerblicher Fortbildungsschulen für die weibliche Jugend ihrer Heimatstadt. Sie wurde 1879 mit dem Goldenen Verdienstkreuz mit der Krone, der höchsten Stufe des Zivil-Verdienstkreuzes, ausgezeichnet.
Jeanette Eitelberger war eine Tochter des Philosophieprofessors Franz Carl Lott (1807–1874). Sie heiratete 1864 den Universitätsprofessor für Kunstgeschichte
Rudolf Eitelberger, Ritter von Edelberg (1817–1885). Der Eisenbahnpionier Julius Lott (1836–1883) war ihr Bruder.
Sie ruht in einem Ehrengrab auf dem
Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 14 A, Nummer 31).
Weiters im Grab bestattet:
Rudolf Eitelberger von Edelberg, Kunsthistoriker und erster Ordinarius für Kunstgeschichte an der Universität Wien, * 17. April 1817 in Olmütz; † 18. April 1885 in Wien.
Morgen-Post vom 19.4.1885, Seite 4:
Hofrath Eitelberger †.
Gestern Morgens 9 Uhr ist der Director des österreichischen
Museums, Hofrath Rudolf Eitelberger von
Edelberg nach siebenwöchentlichem schwerem Krankenlager
an einer Herzlähmung gestorben.
Rudolf Eitelberger wurde am 14. April 1817 in
Olmütz geboren, er studirte in Wien und wurde zuerst unter
Ficker Assistent der philologischen Studien, dann 1847 der
erste Docent für Kunstgeschichte der an den österreichischen
Hochschulen wirkte, begründete das Studium der Kunstgeschichte
an der Wiener Hochschule und wurde 1852 außerordentlicher,
und 1863 ordentlicher Professor dieses Faches an der Wiener Universität.
Das Hauptverdienst Eitelberger's beruht auf der Gründung
und Leitung des seit 1861 nach Vorbild des Kensington-Museums
bestehenden und mit einer Kunstgewerbe-Schule
verbundenen Oesterreichischen Museums für Kunst
und Industrie, dessen wohlthätige Einflüsse auf das Kunstgewerbe
des Landes insbesondere die Wiener Weltausstellung
1873 an's Licht gestellt hat. Auch an der Reorganisation
der
Akademie der bildenden Künste
in Wien und an der Reform des Zeichnen-Unterrichtes nahm
er hervorragenden Antheil.
In den letzten Jahren war Hofrath Eitelberger
kränklich, blieb aber trotzdem soweit es ihm seine Kräfte nur
gestatteten, unermüdlich thätig. Vor einigen Monaten jedoch
wurde sein Zustand ein derartiger, daß er genöthigt war, um
einen längeren Urlaub anzusuchen. Es war für seine Freunde
schon damals außer Zweifel, daß Hofrath Eitelberger
kaum mehr im Stande sein werde, seine so segensreiche
Thätigkeit wieder aufzunehmen. Mit Eitelberger verliert unser
österreichisches Vaterland einen seiner verdienstvollsten und
wackersten Patrioten.
Die Leiche. des hochverdienten Directors des österreichischen
Museums wurde gestern Abends im Trauerhause
aufgebahrt. In einem schwarzdrapirten Gemache des zweiten
Stockwerkes, welches an die Vorbereitungsschule grenzt, ruht
in einem prachtvollen Metallsarge die Hülle des Entschlafenen.
Der Sarg, den bereits mehrere von den trauernden Familienmitgliedern
gespendete Kränze schmücken, steht auf einem Katafalk,
über welchem sich ein schwarzer Baldachin wölbt. Eine
zweifache Reihe von Girandolen mit brennenden Wachskerzen
und exotische Gewächse umgeben das Trauergerüste.
Aus den besten Kreisen der Residenz sind in den Nachmittagsstunden
Condolenzschreiben an die Witwe gerichtet
worden. Vom Dachgiebel des Museums am Stubenring weht
als Zeichen der Trauer eine mächtige schwarze Fahne.
Das Leichenbegängniß findet Montag, den 20. d. M.,
um halb 4 Uhr Nachmittags vom Trauerhause,
1. Bezirk,
Stubenring Nr. 5, statt. Die Leiche wird. zuvörderst in die
Pfarrkirche zu Maria Rotunda (PP. Dominicaner), überführt,
daselbst feierlich eingesegnet und sodann auf dem
Central-Friedhofe im eigenen Grabe zur Ruhe bestattet. Die
heilige Seelenmesse wird Dienstag, den 21. d. M., um 9 Uhr
Vormittags in obgenannter Pfarrkirche gelesen werden.
In Folge des Ablebens des Directors von Eitelberger
bleibt das Museum am Sonntag, den 19., und Montag, den
20. d. M., geschlossen.
Prager Abendblatt vom 20.4.1885, Seite 4:
Sterbefälle. Ein um die Entwicklung der
Kunstthätigkeit in Oesterreich hochverdienter Mann, der
Direktor des österreichischen Museums für Kunst und
Industrie, Hofrath Prof. Dr. Rudolf Eitelberger von
Edelberg, Ritter des Leopold- und des Franz Josef-Ordens,
ist in Wien vorgestern im 63. Lebensjahre
gestorben. Der Verblichene war lebenslängliches Mitglied
des
Herrenhauses, Ehrenmitglied der
Akademie der bildenden Künste
und korrespondirendes Mitglied
der Akademie der Wissenschaften, Vorsitzender des Aufsichtsrathes
der Kunstgewerbeschule und Professor an
der
Wiener Universität.
Die Neue Zeitung vom 18.2.1909, Seite 5:
Jeanette v. Eitelberger †. Heute verschied hier
Frau Jeanette v. Eitelberger, die Witwe nach dem am
18. April 1885 verstorbenen Begründer und Direktor des
österreichischen Museums für Kunst und Industrie Hofrat
Rudolf Eitelberger v. Edelberg, dem Wiedererwecker des
österreichischen Kunstgewerbes und Ehrenbürger der Stadt
Wien. Sie war eine Tochter des Professors der Philosophie
der Wiener Universität Lott und Schwester des Erbauers
der Arlbergbahn, Oberbaurates Julius Lott, des
Regierungsrates Theodor Lott und des Universitätsprofessor
Dr. Gustav Lott, Schwägerin des Historikers Ottokar
Lorenz.
Quelle: Text:
Wikipedia (erweitert), Bilder: www.nikles.net, © Bwag/Wikimedia, Morgen-Post vom 19.4.1885, Seite 4, Prager Abendblatt vom 20.4.1885, Seite 4, Die Neue Zeitung vom 18.2.1909, Seite 5, Österreichische Nationalbibliothek, Bildarchiv und Grafiksammlung, Pf 28614 B1, Ludwig Angerer unter der Lizenz CC BY-NC-ND 4.0 und gemeinfrei.