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Die Bundeshauptstadt

Person - Ludowika Zang

Ludowika (Ludovica) Zang, geb. Edle von Hreglianovic, Präsidentin der Lankowitzer Kohlenkompagnie, einstige Besitzerin der Kohlengruben im Zangtal bei Voitsberg, 2. Ehefrau von August Zang, * 1822, wahrscheinlich aber 1844 in Wilna (Vilnius), † 13.09.1910 in Semmering, bestattet am Zentralfriedhof (lt. Grazer Tagblatt vom 15.9.1910, Seite 2). Sie stammte aus dem uralten Adelsgeschlecht der Burggrafen von Zengg und Herzögen von Livno.

Ludowika (Ludovica) Zang war die Tochter von Anna von Hreglianovic, einer Offizierswitwe.

Tod: Ludovica Zang, geb. Edle von Hreglianovic, verstarb am 13. September 1910 in der Gemeinde Semmering in Niederösterreich. Ihr Leichnam wurde in Maria Schutz aufgebahrt und anschließend nach Gotha gebracht um dort verbrannt zu werden. Möglicherweise wurde sie dann in der Gruft ihres Mannes August Zang am Wiener Zentralfriedhof bestattet.

Neues Fremden-Blatt vom 7.7.1870, Seite 3: Herr August Zang, Vize-Präsident der Vereinsbank, und Fräulein Ludovika Hreglianovic haben, wie der „Urw." berichtet, ihre Auswanderung nach Gotha und ihren Uebertritt von der katholischen zur evangelischen Kirche Augs­burger Konfession angemeldet. — Wie uns mitgetheilt wird, hat die Heirat des Herrn Zang mit Fräulein Hreglianovic vorgestern in Gotha stattgefunden.

Das Vaterland vom 8.7.1870, Seite 6: Herr August Zang, Präsident der Vereinsbank, und Fräulein Ludovika Hreglianovic haben, wie der „Urw." berichtet, ihre Auswanderung nach Gotha nnd ihren Uebertritt von der katholi­schen zur evangelichen Kirche Augsburger Confession angemeldet. Wie dem „Frdbl." mitgetheilt wird, hat die Heirat des Herrn Zang mit Fräulein Hreglianovic vorgestern in Gotha stattgefunden. (Die erste Frau Zang's lebt unseres Wissens noch, daher die Auswanderung und der Glaubenswechsel.)

Neue Freie Presse vom 15.9.1910, Seite 33: Ludowika Zang. Die gestern verstorbene Witwe des Publizisten August Zang war eine Frau von ungewöhn­lichen Eigenschaften. Als August Zang, damals schon ein hoher Fünfziger, die schöne und interessante junge Dalma­tinerin heiratete, war sie nur mit der herkömmlichen ober­flächlichen Klosterbildung ausgestattet. Aber im Verkehr mit ihm und dem Kreise von Schriftstellern, der ihn umgab, er­warb sie sich genügend historische und sogar politische Kennt­nisse, um den Zeitereignissen mit einem Interesse folgen zu können, das oft zu leidenschaftlicher Teilnahme anwuchs. Nach dem Tode ihres Mannes übernahm sie die Leitung des Berg­werkes, das er ihr hinterlassen hatte. Sie war geschäftlich unerfahren. Aber in das technische Getriebe fand sie sich bald hinein, wußte sich energisch geltend zu machen und ent­faltete zugleich eine rührende Fürsorge für ihre Arbeiter. Sie hatte ein starkes Verlangen, tätig zu sein und nützlich zu wirken, dabei eine lebhafte Neigung zu effektvoller Eleganz und delikatestem Luxus. In ihrem Palais in der Johannes­gasse, jetzt Schoeller, lebte sie als große Dame. In pietät­voller Erinnerung an ihren verstorbenen Gatten blieb sie immer voll Hochachtung für den journalistischen Beruf und fühlte sich selbst halb und halb als zur Journalistik gehörig. In den allerletzten Jahren wollte der Körper dem festen Willen nicht mehr recht gehorchen, und ihr Hinscheiden ist nach langem schmerzlichen Leiden erfolgt.— Die Leiche der Verstorbenen ist heute früh in Maria-Schutz eingesegnet worden und wird, von dort direkt nach Gotha zur Verbrennung geführt.

Arbeiter Zeitung vom 17.9.1910, Seite 4: Frau Ludovika Zang gestorben. Am 13. d. starb auf dem Semmering Frau Ludovika Zang, die Witwe nach dem Wiener Zeitungsherausgeber und Gründer der alten „Presse" August Zang. Der Verstorbenen, die einst die Kohlengruben im Zangtal bei Voitsberg besaß, widmet der „Arbeiterwille" folgenden Nachruf: „Eine seltene Frau von besonderer Eigenart ist dahingegangen. Obwohl stets im Reichtum lebend, hatte sie sich ein warmes Herz bewahrt und Erkenntnis der sozialen Zustände geholt. Eine energische und gebildete Frau, die auf allen Gebieten des menschlichen Geistes wohlbewandert war. Sie war die erste Gewerke in ganz Oesterreich, die, als sich die Bergarbeiter in den Neunzigerjahren zu rühren begannen, den Achtstundentag bewilligte und so bahnbrechend für diese Errungenschaft wurde. AlS beim Bergarbeiterstreik im Voitsberg-Köflacher Revier die k. k. Satrapen des barbarischen Herrn Rochlitzer unter den Vertrauensmännern der Bergarbeiter mit Delogierungen, Verhaftungen und Abschiebungen in der grausamsten wie ungesetzlichsten Weise hausten, war es zum Teil ihr zu verdanken, daß dem Wüten Einhalt geboten wurde, und so manchem Opfer Rochlitzers, das nirgends mehr Arbeit gefunden hätte, wurde von ihr die Existenz gerettet. Dadurch zog sie sich denn auch den Haß Rochlitzers und der Graz-Köflacher Bergbaugesellschaft zu. Sie mußte schließlich dem Drucke weichen und die Kohlengruben ver­kaufen. In den letzten Jahren war sie nur noch in der Lankowitzer Kohlenkompagnie als Präsidentin tätig, die aber auch die Kohlenproduktion einstellte und sich nur noch auf den Transport der fremden Kohlen durch ihre Stollen beschränkte. Frau Zang war stramm antiklerikal, ebenso verachtete sie die streberischen Deutschnationalen, die Derschatta und Konsorten waren ihr ein Greuel. Ohne Sozialistin zu sein, erkannte sie, daß die Zukunft der Sozial­demokratie gehöre. Wiederholt gab sie unter dem Motto 'Gleiches Recht für alle' bei den Grazer Gemeinderatswahlen einige hundert Kronen für den sozialdemokratischen Wahlfonds, da sie die deutschnationale Cliquenwirtschaft im Gemeinderat verdammte und die Wahl von Sozialdemokraten begrüßte. Besonderes Interesse zeigte sie für die Abstinenz­bewegung, die sie geistig und materiell unterstützte. Verschiedene Wohlfahrtseinrichtungen, die sie in den Neunzigerjahren in Voitsberg für die Bergarbeiterkinder stiftete, die Einführung des Achtstundentages und die tapfere Haltung beim Streik haben ihr ein gutes Andenken bei den Arbeitern gesichert. Auch wer sie persönlich kannte, wird ihr Andenken in Ehren halten. Der Leichnam der Toten wurde nach Gotha zur Einäscherung ge­bracht.

Tagespost (Graz) vom 18.9.1910, Seite 3: Testamentseröffnung. In Gegenwart der Erben nach Frau Gewerke Ludowika August Zang wurden gestern vormittag beim hiesigen Bezirksgericht deren letztwillige Anordnungen öffentlich kundgemacht. Die Verstorbene, die zwei Testamente hinterlassen hatte, widerrief im zweiten die im ersten Testament ausgesetzten Legate für gemeinnützige Zwecke. Im zweiten Testament verfügt sie über Legate privaten Charakters. Die Uni­versalerbin ist die in Wien lebende Nichte der Verstorbenen, im Falle des Todes dieser Nichte fällt das Vermögen an einen Vetter der Verstorbenen oder dessen Kinder. Das Barvermögen war in der hiesigen Eskomptebank, der Schmuck in Wien in Verwahrung.

Weiters im Grab bestattet:
August Zang Unternehmer, Erfinder, Zeitungsherausgeber und Politiker, * 2. August 1807 in Wien; † 4. März 1888 ebenda, Bestattungsdatum: 06. März 1888.
Christoph Bonifacius Zang, Dr., Lehrer der Chirurgie am Josephinum, * 1772 in Frickenhausen am Main; † 10. September 1835 in Wien, Bestattungsdatum: 24.04.1888, wohnhaft Schotten­gasse 136, Seine mehrfach aufgelegte Darstellung blutiger heilkünstlerischer Operationen galt als wertvolles Handbuch. Christoph Bonifacius Zang wurde am Währinger Friedhof bestattet. Nach dem Tod seines Sohnes August Zang wurden seine sterblichen Überreste am 24.4.1888 in die Familiengruft (Gruppe AAL, Nummer 23) am Zentralfriedhof überführt.

Quelle: Dieser Text: -, Bilder: www.nikles.net, Neue Freie Presse vom 15.9.1910, Seite 33, Grazer Tagblatt vom 16.9.1910, Seite 10, Arbeiter Zeitung vom 17.9.1910, Seite 4.



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