Die Gudrunstraße befindet sich größtenteils im 10. Wiener Gemeindebezirk, Favoriten, und verläuft in Ost-West-Richtung. Sie wurde 1900 nach der Sagengestalt Gudrun benannt. Am östlichen Ende der Straße liegen die Häuser Nr. 1, 3, 5, 7 und 9 im 11. Bezirk, Simmering.
Geschichte: An Stelle der heutigen Straße befand
sich schon seit dem Mittelalter ein Feldweg, der von
Matzleinsdorf im Westen nach
Simmering im Osten führte. Der Weg führte außerhalb des
Linienwalls von der
Matzleinsdorfer Linie (einem Tor im
Linienwall) ein kleines
Stück in südöstlicher Richtung und dann geradlinig durch
unverbautes Gebiet gegen Simmering
zu. Nach Errichtung des Gloggnitzer Bahnhofes der Südbahn
1840 entstanden Mitte des 19. Jahrhunderts zwischen der
Bahntrasse und der heutigen Gudrunstraße die ersten
Ansiedlungen in Favoriten, die bald zu einem ausgedehnten
„Arbeiterbezirk“ anwuchsen. Bis 1873 zu den 1850
eingemeindeten Vorstädten
Wieden und
Margareten (ab 1850 4.,
ab 1861 4. und 5. Bezirk) gehörig, wurde dieser Teil des
heutigen Bezirks Favoriten 1874 zum neuen 10. Bezirk
erhoben.
Die Gudrunstraße trug bis zum Jahr 1900, in dem sie
einheitlich benannt wurde, in ihren einzelnen Teilen
verschiedene Namen, wie Geißelberger Weg, Kroatengasse,
Berthagasse und
Simmeringer Straße.
Der Bau der Straßenbahn erfolgte in Etappen. 1873 wurde eine
vom Schwarzenbergplatz im Stadtzentrum durch die
Favoritenstraße
kommende Pferdebahnlinie vom Keplerplatz westwärts durch die
Gudrunstraße bis zur Jagdgasse (beim heutigen
Straßenbahn-Betriebsbahnhof) geführt. 1891 wurde eine
Pferdetramway von der
Reinprechtsdorfer Straße über den Matzleinsdorfer Platz
bis zur Jagdgasse eingerichtet, wo sie mit der früher
gebauten Linie verbunden wurde. 1899 wurde diese Strecke bis
zum Keplerplatz elektrifiziert. Von der Favoritenstraße bis
zur Absberggasse wurde die Strecke dann drei Häuserblöcke
weiter südlich durch die parallele Quellenstraße geführt (wo
es mehr Anrainer gab als beim Frachtenbahnhof): 1900 bis zum
Gellertplatz, 1906 von dort zur Absberggasse. Der
Streckenteil Absberggasse–Gudrunstraße–Geiselbergstraße
wurde 1905 fertig gestellt. 1907 wurden die heute üblichen
Linienbezeichnungen eingeführt.
Der Straßenteil von der
Favoritenstraße westwärts wurde bis
Jänner 1969 von den Straßenbahnlinien 6 und 7 befahren; dann
wurde die Strecke hier in die Quellenstraße verlegt. Seit
damals verkehrt die Autobuslinie 14A auf dem westlichen Teil
der Gudrunstraße, die Linie 6 nur mehr auf dem östlichsten
von der Absberggasse bis zur Bezirksgrenze.
Lage, Charakteristik, Gebäude: An der Gudrunstraße
liegen der Keplerplatz mit der „Keplerkirche“, der
U-Bahn-Station und dem Magistratischen Bezirksamt, das
Bezirkspolizeikommissariat (Ecke Van-der-Nüll-Gasse) und der
Erlachplatz (einst mit „Tröpferlbad“, wie das städtische
Brausebad genannt wurde) mit ihren kleinen Grünanlagen. Die
Straße ist sonst dicht mit Wohnhäusern verbaut, mit Ausnahme
ihres östlichsten Teils, wo die nördliche Straßenseite an
das Bahngelände von Süd- und Ostbahnhof grenzt, ein Areal,
das im Zuge des Baues des neuen Hauptbahnhofs beim
Südtiroler Platz, der Ende 2012 teilweise in Betrieb
genommen werden soll, komplett verändert und sukzessive mit
einem neuen Stadtteil bebaut wird.
Von der ursprünglichen späthistoristischen Verbauung des
späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts sind nur mehr wenige
Fassaden erhalten, wenn auch die meisten Bauten noch
bestehen. Im Abschnitt zwischen Sonnwend- und Neilreichgasse
finden sich zahlreiche kleine Geschäfte, oft von türkischen
Ladenbesitzern.
Die Gudrunstraße wird stark von Autoverkehr frequentiert;
sie ist im westlichen Teil vierspurig (die beiden
Außenspuren zum Parken), im östlichen Teil oft fünfspurig
(südliche Außenspur zum Parken). Öffentliche Verkehrsmittel
sind die U-Bahn-Linie U1 (Station Keplerplatz), die
Autobuslinie 14A, die zwischen
Favoritenstraße und
Triester
Straße fünf Haltestellen hat, sowie die Straßenbahnlinie 6
ein kurzes Stück vom östlichen Beginn der Gudrunstraße bis
zur Absberggasse (keine Haltestelle in der Gudrunstraße).
Die künftige Endstation der U-Bahnlinie U2 soll sich ab 2019
am südlichen Rand des geplanten neuen Stadtteils an der
Gudrunstraße befinden.
Östlicher Teil: Gräßlplatz–Favoritenstraße:
Die Gudrunstraße beginnt in Verlängerung der
Geiselbergstraße in Simmering beim Gräßlplatz bzw. beim
Werkstättenweg einen Häuserblock östlich der Bezirksgrenze
zwischen Simmering und
Favoriten, die an der östlichen Seite
der Bahntrasse der Ostbahn verläuft, kreuzt die Bahn in
einer Unterführung und führt geradlinig gegen Westen.
Zwischen Ostbahn und Sonnwendgasse breitet sich nördlich der
Straße das große, 2009 / 2010 frei gemachte ehemalige
Bahnhofsareal aus. Westlich der Sonnwendgasse wird die
Gudrunstraße zu beiden Seiten großteils von „Rastervierteln“
eingefasst, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
entstanden sind.
Nr. 55–103: Emil-Fucik-Hof:
Diese schmucklose, ausgedehnte städtische Wohnhausanlage
entstand 1950–1952 nach Plänen von Franz Schuster gegenüber
dem Frachtenbahnhof. Die Anlage mit 671 Wohnungen umfasst 19
Wohnhäuser, die sowohl in Blockrandverbauung als auch
freistehend errichtet sind. Benannt wurde sie 1992 nach dem
Favoritner Bezirksvorsteher Emil Fucik.
Nr. 125: Kepler-Gedenktafel:
Am Gebäude (gegenüber Sonnwendgasse) befindet sich eine
Gedenktafel mit Porträtrelief für den Astronomen Johannes
Kepler aus dem Jahr 1955.
Westlicher Teil: Favoritenstraße–Triester Straße:
Die Straße quert hierauf beim Keplerplatz die seit 1974 als
zentrale Favoritner Fußgängerzone fungierende
Favoritenstraße, unter der seit 1978 die U-Bahn-Linie U1
verläuft, und drei Häuserblöcke weiter die bis zur südlichen
Stadtgrenze führende Laxenburger Straße (Straßenbahnlinie
O). Nach weiteren zehn Häuserblöcken grenzt südlich der
Evangelische Matzleinsdorfer Friedhof an. Dort macht die
Straße eine flache Kurve nach Nordwesten und endet beim
Beginn der Triester Straße und den Gleisen der Südbahn beim Matzleinsdorfer Platz (S-Bahn, Straßenbahnlinien 1, 6, 62
und Badner Bahn). Die höchsten im offiziellen elektronischen
Stadtplan auffindbaren Hausnummern sind Nr. 189 (vor dem
Friedhof) und Nr. 198 (bei der Südbahnbrücke).
Vor Nr. 128: Pfarrkirche St. Johann Evangelist:
Von der Gudrunstraße durch eine kleine Parkanlage etwas
abgerückt, steht hier auf dem Keplerplatz die große,
zweitürmige Pfarrkirche, im Volksmund „Keplerkirche“
genannt.
Nr. 128, 130: Bezirksamt:
Das Magistratische Bezirksamt für den 10. Bezirk bildet mit
dem Pfarrhof der Keplerkirche (Keplerplatz 6), der seit 1871
bestehenden Schule Keplerplatz 7 und einem ehemaligen
Waisenhaus den Häuserblock
Laxenburger Straße 43–47 /
Keplergasse / Keplerplatz / Gudrunstraße 128–130. Es wurde
1881–1882 von der Hochbauabteilung des Stadtbauamts unter
der Leitung von Friedrich Paul und Josef Pürzl in
gotisierender Bauweise aus Sichtziegeln errichtet. Auf der
Seite an der Gudrunstraße besitzt die symmetrische Fassade
einen reich dekorierten Mittelrisalit, hinter dessen
Spitzbogenfenstern im 1. Stock der Festsaal
(Standesamtssaal) liegt. Der Mittelrisalit wird von
niedrigeren Seitenflügeln flankiert.
Nr. 157, 159, 159A: Straßenbahn-Betriebsbahnhof
Favoriten:
Zwischen Gudrunstraße, Erlachgasse und Leebgasse liegt das
ausgedehnte Gelände des Straßenbahn-Betriebsbahnhofes
Favoriten der Wiener Linien mit seinen Remisen. Der Bahnhof
wurde 1914–1915 von der Hochbauabteilung der städtischen
Straßenbahnen errichtet. Vom Bahnhof bis zur Laxenburger
Straße führen Gleise auf der Gudrunstraße (ehem. Endstation
der Linie O). An der Gudrunstraße selbst liegen die
Verwaltungs- und Wohnbauten, die eine lange, schlicht
gegliederte Fassade bilden. Daneben liegt das freistehende,
niedrigere Abfertigungsgebäude, das ein markantes Walmdach
aufweist. Am Gebäude befindet sich eine Gedenktafel für
sieben Mitglieder einer kommunistischen Betriebsgruppe unter
Otto Benedikt, die 1942 hingerichtet wurden.
Nr. 187: Ehemalige Brown Boveri-Werke:
Hier befanden sich die Betriebsgebäude der Österreichischen
Brown Boveri-Werke. Sie entstanden ab 1890–1891. Gegründet
wurde die Fabrik von Béla Egger, der eine ursprünglich im 4.
Bezirk befindliche Telegraphenbauanstalt und eine früher im
5. Bezirk gelegene Werkstätte für Starkstrom hier
vereinigte. 1910 wurde sie von Brown Boveri übernommen und
die Anlage bis 1911 durch Zubauten erweitert. Erhalten ist
nur mehr das einstige Verwaltungsgebäude, das in streng historistischer Gliederung in Sichtziegeln gestaltet ist. Am
Gebäude befindet sich eine Gedenktafel für sechs Mitglieder
einer kommunistischen Betriebsgruppe unter Leopold
Weinfurter. Heute ist hier eine Erwachsenenbildungsanstalt.
Quelle: Text: Wikipedia, Bilder: Herzi Pinki unter der Lizenz CC BY-SA 4.0, My Friend unter der Lizenz CC BY-SA 3.0, Linie29 unter der Lizenz CC BY-SA 4.0 und Buchhändler unter der Lizenz CC BY-SA 3.0.
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