16. Bezirk - Ottakringer Verschönerungsverein
Die konstituierende Versammlung des Ottakringer Verschönerungsvereines fand am 22. Juli 1875 im Gasthaus von J. Wagner in
Ottakring statt.
Damaliger Vorsitzender war der Vizebürgermeister Franz Vock von
Neulerchenfeld,
einem damals eigenständigen Vorort, der später mit
Ottakring vereinigt wurde.
Chronologie:
22.07.1875: Gründung des Ottakringer Verschönerungsvereines unter dem Vorsitz von Vizebürgermeister Bock.
19.02.1876: Geselligkeitsabend mit Tanzkränzchen im Ottakringer Brauhaussaal.
29.11.1877: Entschluss zur Aufforstung des "Liebhartsthales".
00.00.1886: Bau des
Loiblbrunnens an der Loiblstraße, wurde 1965 neu gebaut.
09.07.1890: Die
Degenruhe an der Haydlergasse 2 wurde 1890 errichtet und am 9. Juli 1890 enthüllt.
19.02.1897: Subvention von der Stadt Wien von 400 fl. sowie einmaliger Betrag von 200 fl.
04.12.1898: Grundsteinlegung zur eisernen Aussichtswarte auf der Vogeltennwiese.
28.01.1899: Verpachtung von ca. 600 qm2 der Vogeltennwiese.
06.07.1899: Eröffnung der
Kaiserjubiläumswarte.
00.00.1900: Der
Kapellenbildstock an der Johann-Staud-Straße wurde um 1900 errichtet.
28.04.1904: Seit der Eröffnung der Warte haben mehr als 172.000 zahlende Besucher den Aufstieg unternommen.
21.07.1906: Pachtverhältnis für einen Teil der Vogeltennwiese bis zum Jahre 1914 verlängert.
01.07.1907: Bericht eines Zubaus an Stelle des Glaspavillion bei der
Kaiserjubiläumswarte.
00.00.1912: Bericht über eine hölzerne Veranda der Aussichtswarte auf der Vogeltennwiese.
00.00.1965: Der
Loiblbrunnen wurde 1965 neu erbaut und ersetzt einen 1886, vom Ottakringer Verschönerungsverein erbauten, älteren Brunnen.
Wiener Vororte-Zeitung vom 1.8.1875, Seite 3:
Ottakringer Verschönerungsverein. Die constituirende
Versammlung desselben fand am 22. Juli in J. Wagners
Gasthaus in
Ottakring statt.
Der Vorsitzende Vice-Bürgermeister Bock, theilt mit,
daß die Statuten bereits die Genehmigung der Statthalterei
erhielten.
Ueber Antrag des Herrn J. Taudinger, wurde ein
Bogen aufgelegt und diejenigen, welche dem Vereine als
Gründer oder Mitglieder beizutreten wünschten, ersucht, ihren
Namen zu unterzeichnen.
Von den Anwesenden traten bei 34 als Gründer mit
dem Jahresbeiträge von je zehn Gulden und 16 als Mitglieder
mit dem Jahresbeiträge von je zwei Gulden. Die
Einberufung einer Generalversammlung wurde einem Comité
bestehend aus den Herren Vock, Binkowsky, Loibl v. Rautenstrauch,
Schröll, Nolbinger, Mandl und Kleiber aufgetragen.
Wir können nicht umhin, diesen Zeilen unsern aufrichtigsten
Wunsch beizufügen für das Prosperiren eines Unternehmens,
durch dessen Ausführung sich die daran betheiligten
wackeren Bürger
Ottakrings gewiß den Beifall um Dank
Vieler erwerben werden.
Illustrirtes Wiener Extrablatt vom 29.11.1877, Seite 14:
(Neuigkeiten vom
Gallizinberge.) Den
zahlreichen Freunden des „Liebhartsthales“ und den
noch zahlreicheren des
Gallitzinberges können wir
frohe Kunde bringen. Sowohl der Ottakringer Verschönerungsverein
als auch die Gemeindevertretung
Ottakring selbst haben den Entschluß gefaßt,
das in so kurzer Zeit so beliebt gewordene Thal, welches
bisher so baum- und buscharm ist und auch an gut
gepflegten Wegen eben keinen Ueberfluß leidet, nach diesen
beiden Richtungen hin thunlichst zu verschönern. Man
rechnet hiebei wohl nicht ohne Berechtigung auf die opferwillige
Mitwirkung aller jener Grund- und Realitäten-Besitzer
des Liebhartsthales, welchen eigentlich in erster
Linie alle die Vortheile zu Gute kommen, welche ein
zahlreicher Besuch des Thales im Gefolge hat. Es sollen
also lauschige Büsche, ein rasches Wachsthum
versprechende Bäume gesetzt, Ruheplätzchen
hergerichtet und Lauben aufgestellt werden,
kurz, für Naturschönheit und für die Bequemlichkeit
der Besucher das Möglichste geschehen. Als Beweis,
wie ernst die Gemeindevertretung von
Ottakrings die Sache
nimmt, möge der Umstand dienen, daß sie sich erst jüngst
einem Parzellirungs- und Bauplane auf's Energischeste
widersetzte, welcher geeignet war, die Verschönerungspläne
zu stören. Aber auch die fürstlich Montlearische
Gutsverwaltung auf dem
Gallizinberge
scheint entschlossen zu sein, ihrerseits auch zu den
Annehmlichkeiten des Thales beizutragen. Die so überaus
nothwendige und so sehnlichst erwartete Eröffnung eines
Durchgangs über den Berg vom Liebhartsthale aus ist so
gut wie gewiß. Nur darf man nicht erwarten, daß hiedurch
der ganze Montlearische Schloßgarten dem Publikum
geöffnet werden wird, das kann Niemand verlangen. Aber
ein Durchgang bis zum großen Waldwege, respektive
bis zum Bieglerhüttenwalde wird es wohl
werden und hiemit können die Freunde des
Gallizinberges
schon mehr als zufriedeu sein. Bis zum
näch?ten Frühling ist Alles gethan.
Der Gebirgsfreund vom Dezember 1898, Seite 8:
Neue Aussichtswarte. Am 4. December wurde der
Grundstein zu der eisernen Warte auf der Vogeltennwiese
des
Galitzynberges gelegt, welche der Ottakringer
Verschönerungsverein dort errichtet; die Vogeltennwiese ist
von der Endstation der Ottakringer Pferdebahnstrecke in
einer leichten Stunde zu erreichen, und wird die neue Aussichtswarte
ein malerisches Uebersichtsbild von Wien und
seiner Umgebung bieten, welches aber auch bis zu den Alpen
reicht. Vom genannten Verschönerungsverein wurde die in
der Jubiläumsausstellung aufgestellt gewesene eiserne
Aussichtswarte angekauft, so daß die Wiederaufrichtung in kurzer
Zeit erfolgen kann.
Der Gebirgsfreund vom Juli 1899, Seite 8:
Kaiserjubiläumswarte in
Ottakring. Die vom
Ottakringer Verschönerungsverein errichtete
Kaiserjubiläumswarte
auf der Vogeltennwiefe 430 M. im Wiener Bezirk
Ottakring wurde am 6. Juli eröffnet. Die Warte, welche
sich bekanntlich in der Jubiläumsausstellung befand und
vom genannten Verschönerungsverein angekauft wurde, ragt
hoch über den Wald hinaus und ist von allen Seiten weit
hin sichtbar. In der Nähe des Wirthshauses am Steinbruch
beginnt eine schwarz-gelbe Markirung, welche in 20 Minuten
zur Warte führt. Zum Steinbruch gelangt man von der
Endstation der Ottakringer Tramway durch das Liebhartsthal
leicht in einer Stunde.
(Salzburger) Fremden-Zeitung vom 15.6.1901, Seite 4:
Ottakring und die
Kaiser-Jubiläumswarte
am
Wilhelminenberg.
Wien, die schöne Kaiserstadt an der blauen
Donau ist von einem
so herrlich grünen Kranz von Naturschönheiten umrahmt, wie ihn nur
wenige Gr0ssstädte Europa's aufzuweisen in der Lage sind. Schon
fast vor den Thoren der Residenz breiten sich meilenweit die
prächtigsten Laub- und Nadelholzwälder aus und wird man anderswo
suchen müssen, bis man so schattige Buchenbestände, so hochstämmige
Eichenhaine findet, wie in unserem gesegneten
Wienerwald. Auch die
Bodengestaltung gibt dem landschaftlichen Charakter unserer Gegend gar
mannigfache Abwechslung, denn unser
Wienerwald
gehört als nordöstlicher Ausläufer den Alpen an.
Sonnige Gelände, steil anstrebende Berge und Thäler
von lieblichster Schönheit wechseln in anmuthiger
Folge. Und was vornehmlichst unsere Waldregion
auszeichnet und eben ihrer Stellung als Glied der
Alpen entspricht: das sind die unvergleichlichen
Fernsichten, die Aussichtsbilder der Wienerwaldhöhen.
Diese umfassen das ganze Grenzgebiet vom
Wechsel angefangen bis zu den Mariazeller und Ennsthaler
Bergen und es ist insbesondere der imposante
Schneeberg, welcher fast immer den gewaltigen Abschluss
der Fernsicht bietet. Und tritt in den Gesichtskreis
noch das krystallene Band unseres unvergleichlichen
Stromes, der
Donau, so muss jeder Einheimische
aufs Neue und jeder Fremde rückhaltslos
bestätigen, dass Wien bezüglich seiner an landschaftlichen
Reizen so reichen Umgebung einzig dasteht.
Dem Ottakringer Verschönerungsverein, unter
Leitung seines rührigen Obmannes
Alexander Ritter von Dornfeld jun., gebürt nun das besondere Verdienst,
auch auf dem höchsten Punkte des
Wilhelminenberges,
auf der Vogeltennwiese im Gemeindegebiete
Ottakring im Juli 1899, die
Kaiser-Jubiläumswarte
erbaut und der öffentlichen Benützung übergeben
zu haben. Diese fast 30 m hohe, ganz aus Eisen construirte Aussichtswarte,
welche ohne Mühe auf bequemen Stiegen erklommen werden kann,
bietet dem bewundernden Beschauer ein unvergessliches Panorama. Ueber
die Baumkronen des herrlichen Waldes hinwegsehend - in dem noch
im 18. Jahrhundert Karl VI., Maria Theresia und selbst noch Josef II.
grosse Hirsch- und Wildschweinjagden abhielten - weiss man anfangs
nicht, wohin man zuerst den Blick wenden soll. Das Häusermeer
Wiens, der
Kahlen- und
Leopoldsberg erscheinen in trügerischer
Nähe, den Lauf der
Donau kann man bis Hainburg verfolgen und das
an Schönheit so arme, an Ruhm so reiche Marchfeld breitet sich vor
uns aus. Ein entzückendes Gebirgspanorama lässt vergessen, dass man sich
auf dem Territorium einer Millionenstadt befindet.
Ostdeutsche Rundschau vom 28.4.1904, Seite 7:
Die
Jubiläumswarte aus der Vogeltennwrese.
Zu den schönsten, dankenswertesten und höchstgelegenen
Ausflugszielen Wiens gehört die vom Ottakringer
Verschönerungsverein 1899 errichtete eiserne Aussichtswarte
auf der Vogeltennwiese. In nächster Nähe
der Stadt gelegen, ist sie vom Endpunkt der städtischen
Straßenbahnen in Stunden auf äußerst gut markierten
und bequem angelegten Wegen leicht zu erreichen
und gewährt namentlich im Frühling und im
Herbst einen Fernblick, wie kaum eine zweite so nahe
einer Stadt gelegene Warte. Für Warte und Schutzhaus
hat der Verein 30.000 K. ausgelegt, abgesehen
von den unentgeltlichen Arbeiten einzelner Geschäftsleute.
Seit der Eröffnung der Warte haben mehr als
172.000 zahlende Besucher den Aufstieg unternommen
und an einem der ersten schönen Sonntage im März
d. J. haben allein über 1000 Personen die Warte
besucht.
Neues Wiener Journal vom 21.7.1906, Seite 4:
(Die
Jubiläumswarte in
Ottakring.) Die Gemeinde Wien
hat im Jahre 1899 dem Ottakringer Verschönerungsverein einen Teil
der sogenannten Vogeltennwiese auf zehn Jahre verpachtet, auf welcher
dann die
Kaiser Jubiläumswarte aufgestellt wurde. Der Stadtrat hat
nun das Pachtverhältnis bis zum Jahre 1914 verlängert und zur
Errichtung eines Zubaues zu den bestehenden Objekten die Zustimmung
erteilt.
Dillinger's Reisezeitung vom 1.7.1907, Seite 9:
Aus alpinen Vereinen und Gesellschaften.
Die Kaiser-Jubilänmswarte, diese Stiftung der Ottakringer Bezirksvertretung,
hat so guten Besuch, daß sie eine große Einnahmsquelle des
Ottakringer Verschönerungsvereines geworden ist und denselben in den Stand
gesetzt hat, den Bedürfnissen der Ausflügler entsprechend, die Warte bedeutend
zu vergrößern, indem an Stelle des Glaspavillons ein solider Zubau ausgeführt
wurde, der im Mai der allgemeinen Benützung übergeben wurde. Der Ottakringer
Verschönerungsverein hat durch einen tüchtigen Wirt für guten Keller und
Küche gesorgt und auch die Wege zur Warte werden jederzeit in gutem Stande
erhalten; diese ist auch per Automobil zu erreichen. Von der Höhe der Warte
aus überblickt man Schneeberg, Rax und Schneealpe, den Unterberg, das
llocheck, Gippel und Göller, die Lilienfelder Alpen, den Oetscher, den Traunstein
und im Hintergrunde über Wien hinweg die Kette der Karpathen. Besonders
lohnend ist ein Nachmittagsausflug von der Endstation der elektrischen
Straßenbahn
Ottakring durch das Liebhartstal über den
Galizynberg
zur
Kaiser-Jubiläumswarte,
wo der Waldweg nach
Hütteldorf und nach
Neuwaldegg
abzweigt. Von den Endstationen
Ottakring Bezirksteil,
Neuwaldegg und
Hütteldorf ist die
Warte in 40 Minuten bequem zu erreichen. Besonderes Interesse erweckt bei
den Besuchern der Warte gegenwärtig der Ausblick auf die nahezu fertige
Anlage der Landes-Heil- und Pflegeanstalt am Eingänge des
Wienerwaldes mit
ihren vielen Pavillons und mit dem imposanten goldglänzenden Kuppelbau der
Kirche. Es wäre zu wünschen, daß den heimkehrenden Besuchern der Warte
auch Rechnung getragen und der Waldweg, entsprechend dem Anträge der
Ottakringer Bezirksvertretung, abends beleuchtet würde.
Wiener Bauindustrie-Zeitung 1912, Nr. 6, Seite 65:
Diverse geringere Bauten:
Hölzerne Veranda, Vogeltennwiese, vom Ottakringer Verschönerungsverein (Bauführer Josef Schwarz).
Quelle: Text: www.nikles.net, Bilder: (Salzburger) Fremden-Zeitung vom 15.6.1901, Seite 4, Wiener Vororte-Zeitung vom 1.8.1875, Seite 3, Ostdeutsche Rundschau vom 28.4.1904, Seite 7, Neues Wiener Journal vom 21.7.1906, Seite 4, Dillinger's Reisezeitung vom 1.7.1907, Seite 9, Wiener Bauindustrie-Zeitung 1912, Nr. 6, Seite 65.