Der Wienerwald ist der nordöstliche Ausläufer der nördlichen Kalkalpen in Niederösterreich und Wien. Das 45 km lange und 20–30 km breite Mittelgebirge ist großteils bewaldet und ein beliebtes Naherholungsgebiet der Wiener.
Physische Geographie: Die hügelig bis
mittelgebirgsartig ausgeprägte, 105.645 Hektar umfassende
Region liegt im östlichen Niederösterreich, an der Grenze
zwischen dem Mostviertel (Viertel ober dem Wienerwald) und
dem Industrieviertel (Viertel unter dem Wienerwald) mit
Höhenlagen zwischen 300 und 900 m. Von den östlichen
Randbergen hat man prächtige Tiefblicke auf Wien und das
Wiener Becken.
Im Osten wird der Wienerwald begrenzt durch die Thermenlinie
(tektonische Abbrüche zum Wiener Becken), im Süden durch die
Flüsse Triesting und Gölsen, im Westen durch die Flüsse
Traisen und Große Tulln, im Norden durch das Tullnerfeld und
die Donau bis zur Wiener
Pforte, und im Nordosten – bereits im Stadtgebiet Wiens –
durch den Schwarzenbergpark und den
Lainzer
Tiergarten.
Die Täler des Gebirges verlaufen großteils Ost-West und in
Höhen von 200–400 m. Besonders reizvoll ist der Wechsel
zwischen einsamen und dicht besiedelten Tälern und ihre
stark variierende Hangneigung (etwa 20 % bis 75 %).
Eindrucksvoll auch das vielbesungene Helenental beim Kurort
Baden, und die markante Hagenbachklamm. Geologisch gehört
der Großteil des Wienerwaldes zu den Flyschalpen (vorwiegend
Sandstein), der Südosten hingegen zu den Kalkalpen.
Berge, Fernblicke, Pässe und Höhlen: Die höchsten
Erhebungen im Wienerwald sind mit 893 m ü. A. der zur
Flyschzone Sandstein gehörende Schöpfl mit der Matraswarte
und der benachbarte Mitterschöpfl (882 m ü. A.), auf dem
sich das Leopold Figl-Observatorium der Wiener Universität
befindet. Vom Schöpfl reicht der Blick oft 100 km zum
Ötscher, Schneeberg und weiteren Zweitausendern der
steirisch-niederösterreichen Kalkalpen.
Südwestlich des Schöpfl liegt der Gföhlberg mit 885 m, sowie
im Südosten der Hohe Lindkogel (834 m) und der zu den
nördlichen Kalkalpen gehörende Peilstein (716 m) mit seiner
markanten Kletterwand.
Der höchste Berg auf Wiener Gemeindegebiet ist der
Hermannskogel (542 m ü. A.) mit der
Habsburgwarte, die der
Fundamentalpunkt des Vermessungsnetzes der Monarchie war.
Markant ist auch der Dreimarkstein mit 454 m, der die Grenze
zwischen den Wiener Bezirken Hernals und
Döbling und dem
niederösterreichischen Ort Weidling bildet. Prächtige
Tiefblicke auf Wien bieten die Wiener Hausberge
Leopoldsberg
und Kahlenberg, deren geschichtsträchtige Kirchen von den
Türkenbelagerungen erzählen, sowie die
Jubiläumswarte
(449/480 m) am Heuberg und der Wienerblick im
Lainzer Tiergarten.
Im Wienerwald gibt es nur zwei Berge mit Gipfelkreuz und
Gipfelbuch, beide befinden sich in der Gemeinde Wienerwald.
Es sind dies das Steinplattl (649m, höchste Erhebung der
Gemeinde im äußersten Nordwesten an der Grenze zu
Klausenleopoldsdorf) sowie der Rossgipfel (633m, westlich
von Grub). Beide Berge sind nicht über markierte Wege zu
erreichen und bieten keine Aussicht, da sie bewaldet sind.
Die Wienerwaldtäler liegen großteils in den Bezirken
Wien-Umgebung, Mödling und Baden. Um sie miteinander zu
verbinden, gibt es einige – wenn auch nicht hohe –
Passstraßen wie den
Exelberg (Sofienalpe), den Gerichtsberg,
den Kleinen Semmering, den Hafnerberg, und den Hengstl. Der
Hals und der Hart am Übergang zu den Gutensteiner Alpen
verbinden im Süden das Triestingtal mit dem Piestingtal.
Ferner gibt es einige Höhlen, beispielsweise die
Dreidärrischenhöhle unter dem Aussichtsberg Anninger
(675/514 m), die Elfen- und Einödhöhle zwischen Pfaffstätten
und Gaaden, die Arnsteinhöhle bei Maria Raisenmarkt und die
Tropfsteinhöhle Alland. Erwähnenswert auch die Seegrotte –
der größte unterirdische See der Welt – dessen Besuch sich
gut mit einigen Burgruinen bei Mödling kombinieren lässt.
Neben Burgen ist der Wienerwald auch „klösterreich“: Stift
Heiligenkreuz an der Via Sacra, Kloster Kleinmariazell,
Stift Klosterneuburg und die Kartause Mauerbach; Lilienfeld
liegt nur knapp außerhalb. Von anderen Sehenswürdigkeiten
seien noch einige mit sprechenden Namen genannt: der
Glocknergrat und die Lausbubenwände bei Mödling, das
Matterhörndl, für Kletterer das Jammerwandl, die
Mizzi-Langer-Wand und der überhängende Engelstein bei Baden.
Flüsse: Die wichtigsten Flüsse des Wienerwaldes sind
die Wien, die Liesing,
der Mödlingbach, die Schwechat und die Triesting, die alle
nach Osten entwässern, sowie die große und die kleine Tulln,
der Hagenbach und der Weidlingbach, die alle nach Norden
entwässern und letztlich in die
Donau fließen.
Klima: Im Wesentlichen wird der Wienerwald vom atlantisch geprägten Übergangsklima bestimmt. An der Thermenlinie herrscht pannonisches, im gebirgigen Süden teilweise schon alpines Klima. Speziell der nördliche Wienerwald bildet eine Wetterscheide. So regnen sich am nordwestlichen Rand oft die von Westen kommenden Regenwolken aus. Auch verstärkte Nebelbildung ist dort zu verzeichnen. Speziell auf der Wiener Außenringautobahn bei Hochstraß in 553 m Höhe herrschen des Öfteren schlechte Verkehrsverhältnisse durch Nebel, Schnee oder Glatteis.
Wald: Im Norden (Flysch-Wienerwald) weist der
Wienerwald zu 77 % Laubwaldbestand (vor allem Buche, Eiche
und Hainbuche), im Südosten (Kalk-Wienerwald) zu etwa 46 %
Nadelwaldbestand (Föhre, Fichte, Schwarzkiefer, Tanne und
Lärche) auf; an den Osthängen des Wienerwalds wächst Wein.
Lange Zeit war der Wienerwald Bannwald und landesfürstliches
Jagdrevier; in den Jahren 1870 bis 1872 rettete Josef
Schöffel (gemeinsam mit Karl Petraschek) den Wienerwald vor der Abholzung. Heute ist der
Wienerwald durch die oben erwähnten Gesetze geschützt. Die
Hälfte des Wiener Gemeindegebiets ist bewaldet.
Naturschutz: Der Wienerwald ist durch
Naturwaldreservate, Natura 2000, Naturschutzgesetz,
Landschaftsschutzgesetz geschützt und seit 2005 ein von der
UNESCO anerkanntes Biosphärenreservat. Der
Lainzer
Tiergarten als Teil des Wienerwaldes der Bundeshauptstadt
Wien ist als Naturschutzgebiet geschützt. Zusätzlich gibt es
vier Naturparks, die in Teilgebieten des Wienerwaldes
eingerichtet wurden (von Nord nach Süd): Eichenhain,
Sandsteinwienerwald, Naturpark Sparbach und die Föhrenberge.
Bis 2013 wird in Tullnerbach ein neues Biosphärenparkzentrum Wienerwald (Norbertinum) errichtet.
In dem durch die Witterung pilzreichen Jahr 2014 wurde eine Zählung der im Wienerwald vorkommenden Pilzarten durchgeführt. Dabei wurden 828 Arten gefunden, darunter waren 17 Arten, die bisher im Wienerwald nicht heimisch waren, wie der Gelbflockige Schleimkopf, der Orangebraune Schönkopf oder der Nördliche Höckerrindenpilz.
Wirtschaft: An zahlreichen Stellen wurde und wird Sand und Schotter abgebaut. Der frühere Gipsstollen der Seegrotte in der Hinterbrühl wurde in der Zeit des Nationalsozialismus als Fabrik für Kampfflugzeuge genutzt. Heute ist der entstandene unterirdische See beliebtes Ausflugsziel und Schauhöhle. Die Seegrotte war aber nicht der einzige Gipsabbau. Zahlreiche Abbaustellen, von denen eine bei Preinsfeld nahe Heiligenkreuz die größte war, aber auch von Kalkgewinnungen führten zur Errichtung von Öfen, wo Gips und Kalk gebrannt wurden.
Entlang der Flussläufe entstanden spätestens in der Industriellen Revolution verschiedene Mühlen wie Säge- oder Bandmühlen sowie Schmieden, die teilweise heute als High Tech-Unternehmen (z. B. in Berndorf) erfolgreich tätig sind. Die Bezirke Mödling und Baden zählen mit über 6000 aktiven Betriebsstandorten neben den Bezirken St. Pölten Stadt und Land zu jenen mit den meisten in Niederösterreich. Etwas weniger Unternehmen befinden sich im Bezirk Tulln und sehr wenige in Lilienfeld. Neben Gewerbe, Handel, Handwerk und Dienstleistung gibt es viel Tourismus und Gastronomie – von der Berghütte bis zur Haute Cuisine. In der Biedermeierstadt Baden sind die Spielbank der Casinos Austria und die Kurbäder ein wichtiger Faktor. Aber auch der Tages- und Wochenendtourismus aus Wien spielt eine große Rolle.
Landwirtschaftlich weisen das Voralpengebiet und der Alpenostrand durch ihre Höhenlage (Betriebe bis 1100 m Seehöhe), durch steile Flächen und seichtgründige Böden relativ ungünstige Produktionsbedingungen auf. Bei hohen Niederschlägen handelt es sich daher um typische Grünlandgebiete, nur rund 20 % der landwirtschaftlichen Flächen werden als Äcker genutzt (Voralpengebiet und Wienerwald mit durchwegs Milchvieh). Am Alpenostrand mit weniger Niederschlag dominieren gemischte Betriebe mit höherem Ackeranteil. Hier sind Milchviehbetriebe mit steigendem Mastrinderanteil typisch. Der Streuobstanbau gewinnt in jüngster Zeit wieder an Bedeutung, da die Most- und Safterzeugung, aber vor allem die Ciderproduktion im Triestingtal einen stark steigenden Absatz verzeichnet. An der Thermenlinie, besonders in den Orten Gumpoldskirchen, Sooß und Bad Vöslau, ist der Weinbau von großer Bedeutung. Forstwirtschaft, Pferdesport und biologischer Anbau runden das Leistungsspektrum ab.
Persönlichkeiten:
Gertrud von Babenberg (1226–1288), Titular-Herzogin von Österreich, residierte in Alland, gebar dort
Friedrich I. von Baden (1249–1268), Titular-Herzog von Österreich
Armer Schlucker (1748–1820), Waldamts-Baumeister aus Alland
Josef Schöffel (1832–1910), Journalist, der durch seine Artikel 1873 einen großen Teil des Wienerwaldes vor dem Abholzen rettete
Simon von Wimpffen (1867–1925), Gründer des Kurbetriebs in Neuhaus
Wolfgang Ambros (* 1952), bedeutender Musiker des Austropop aus Wolfsgraben
Quelle: Text: Wikipedia, Bilder: © Bwag/Wikimedia.
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Günter Nikles
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