Person - Vinzenz von Morzin
Vinzenz Reichsgraf von Morzin, * 13. Juni 1803 (Jahresangabe aufgrund des Alters im Totenbeschauprotokoll) in Pilsen, † 19. Mai 1882 Wien,
Bestattungsdatum: 11. Oktober 1891, k.k. Kämmerer und Oberst a.D., Ehrenritter des souveränen Malteser-Ordens (Knight of Malta),
Commandeur des russischen Annen-Ordens und Besitzer der Kriegsmedaille, etc.
Die Familie Morzin war italienischen Ursprungs; der vorherige Name de Mauro wurde im Jahr 1532 auf Morzin abgeändert
(Ritterstand 1562, Freiherrenstand 1632, Grafenstand 1636).
Als letzter seines Geschlechts vermachte er der Gemeinde Wien sein Vermögen in Höhe
von einer Million Gulden (lt. Wiener Allgemeinen Zeitung; mehr als eine halbe Million Gulden) für Arme und Waisen, insbesondere körperbehinderten (epileptischen) Kindern.
Eltern: Vincenz von Morzin, * 1769, † 30.10.1808, verh. 24.02.1801 mit Maria Theresia Künigl, Gräfin von Ehrenburg und Warth (* 17.04.1779, † 21.04.1855)
Ehrungen: Die Benennung des
Morzinplatzes erfolgte
1888 nach Oberst Vinzenz Reichsgraf von Morzin, k.k. Kämmerer und Oberst a.D.
Die Presse vom 21.5.1882, Seite 14:
[Graf Morzin †] Heute wurde folgende Traueranzeige
ausgegeben: Caroline Gräfin Morzin, Stiftsdame des
herzoglich Savoyischen Damenstiftes in Wien, gibt die betrübende
Nachricht von dem Ableben ihres Vetters, des hochgebornen Herrn
Vincenz Reichsgrafen von Morzin, k. k. Kämmerer und
Oberst a. D., Ehrenritter des souveränen Malteser-Ordens,
Commandeur des russischen Annen-Ordens und Besitzer der
Kriegsmedaille ec. ec., welcher Freitag den 19. Mai 1882,
um 3/4 8 Uhr Abends nach längerem Leiden und nach Empfang
der heiligen Sterbesacramente im 79. Lebensjahre selig in dem
Herrn entschlafen ist. Die entseelte Hülle des theuren Verblichenen
wird Sonntag den 21. d. M., präcise 4 Uhr Nachmittags, vom
Trauerhause: 1. Bezirk, Kärntnerring Nr. 15, in die Hof- und
Stadtpfarrkiche zu St. Augustin überführt, daselbst feierlichst eingesegnet
und sodann auf dem
Centralfriedhofe in eigener Gruft
beigesetzt werden.
Wiener Allgemeine Zeitung vom 22.5.1882, Seite 2:
(Leichenbegängniß.) Heute um 4 Uhr hat das
Leichenbegängniß des Kämmerers und Obersten a. D. Vincenz
Reichsgrafen v. Morzin, mit dem der Mannesstamm der
gräflichen Familie erloschen ist, stattgefunden. In der Hof- und
Stadtpfarrkirche zu St. Augustin, woselbst die feierliche Einsegnung
der Leiche vollzogen wurde, hatten sich außer der
Cousine des Verblichenen, Caroline Gräfin Morzin, als Trauergäste
FZM. Graf Huyn, FZM. Ritter v. Schmerling, Reichsraths-Abgeordneter
Graf Hohenwart, der Obersthofmeister des
Erzherzogs Karl Salvator, FML. Graf Attems, der Bürgermeister
von Wien Eduard Uhl, viele Aristokraten und ein zahlreiches
Publicum eingefunden. Nach Vollzug der kirchlichen
Einsegnung wurde der blumengeschmückte Sarg aus den von
acht Rappen gezogenen Gala-Leichenwagen gebracht. Zahlreiche
Diener in altdeutscher Tracht mit brennenden Windlichtern umgaben
denselben, während ein mit Kränzen überdeckter Blumenwagen
ihm voranfuhr. Die Leiche wurde auf den
Central-Friedhof
überführt und dort in eigener Gruft beigesetzt.
Wiener Allgemeine Zeitung vom 23.5.1882, Seite 15:
[Ein hochherziges Testament.] Dem Bürgermeister
Uhl wurde gestern die Mittheilunq, daß der vor einigen
Tagen verstorbene Oberst und Malteser-Ritter Vincenz Graf
Morzin (der Letzte seines Geschlechtes) in seinem Testamente
vom Jahre 1877 [10.10.1877] Folgendes bestimmte: „Mein sämmtliches
Vermögen, mit Ausschluß von mir bestimmter Legate (100,000 fl.)
hinterlasse ich zu Gunsten der Humanitäts- und
Wohlthätigkeits-Anstalten der Stadt Wien.
Die zweckmäßige und richtige Vertheilnng überlasse ich dem
jeweiligen Bürgermeister und dem Wiener Magistrate." Das
Vermögen besteht aus Werthpapieren und drei großen Häusern
im Gesammtwerthc von mehr als einer halben Million.
Neue Freie Presse vom 31.5.1882, Seite 5:
[Testament des Grafen Morzin.] Das Testament
des am 19. d. M. hier verstorbenen Grafen Vincenz Morzin,
welcher, wie schon gemeldet, die Humanitäts- und Wohlthätigkeits-Anstalten
der Stadt Wien zu seinen Universal-Erben
eingesetzt hat, hat folgenden Wortlaut:
Mein letzter Wille, eigenhändig niedergeschrieben am
10. October 1877. Im Namen des Herrn! Da der Tod für
den Menschen ein gewisses Los, und da ein solcher Fall auch plötzlich
und unerwartet eintreten kann, so habe ich für diesen Fall
meine letztwillige Anordnung getroffen. Meine Seele empfehle ich
Gott dem Allmächtigen; möge er selbe gnädig richten. Mein Leichnam
soll nach christkatholischem Gebrauche bestattet und derselbe in
der von mir erbauten Gruft am
Matzleinsdorfer Friedhofe in Wien
an der Seite meiner vielgeliebten verstorbenen Mutter und meines
vielgeliebten verstorbenen Bruders Karl beerdigt und auf dem dort
befindlichen Grabmonumente ersichtlich gemacht werden. Ich wünsche
in der Stille, ohne militärischen Leichenconduct begraben zu werden.
Für mein Seelenheil sollen drei heilige Messen in der betreffenden
Pfarrkirche gelesen werden. Mein sämmtliches Vermögen, mit Ausschluß
der von mir bestimmten Legate, hinterlasse ich zu Gunsten der
Humanitäts- und Wohlthätigkeits-Anstalten der Stadt Wien; die
zweckmäßige und richtige Vertheilung überlasse ich dem jeweiligen
ersten Bürgermeister und dem Wiener Magistrate, und zwar mit
Nachfolgenden Verpflichtungen: 1. Meinem Neffen, Vincenz Grafen
Huyn, Sobn der Gräfin Therese Huyn, gebornen Gräfin Kurzrock,
besten Taufpatbe ich war, hinterlaste ich 50,000, sage fünfzigtausend
Gulden Oesterreichischer Währung. 2. Meinen Cousinen Ernestine und
Caroline Saint-Genois, Töchter des verstorbenen Obersten Rudolph
Grafen Saint-Genois, vermache ich 20,000 fl. Oe. W. zu gleichen
Theilen. 3. Der Freiin Ernestine Schill, gebornen Freiin v. Trenk,
ein Legat von 10,000 fl. (Diese Bestimmung erscheint im Original
durchstrichen.) 4. Meinem Kammerdiener Ernst Vautz für seine langjährigen
Dienste legire ich 10,000 fl. zur freien Verfügung, ferner
meine ganze Garderobe, 5. Meinem im Dienste stehenden jeweiligen
Kutscher einen dreimonatlichen Gehalt, zusammen 150 fl., ferner
sämmtliche Pferde, Wagen, Geschirre und Zugebör. 6. Mein sämmtliches
Silberzeug meiner Nichte Therese Gräfin Huyn, gebornen
Gräfin Kurzrock. 7. Meinen Cousinen Caroline und Marie Gräfin
Morzin sechs Stück Oelgemälde, die sie aus meiner Bildersammlung
frei wählen dürfen. 8. Meiner im Dienste stehenden jeweiligen Wirthschafterin
einen Jahresgehalt im Betrage von 420 fl.; sollte oer
Monatslohn erhöht werden, so ist der Jahresgehalt danach zu bemessen,
desgleichen dem Kutscher bezüglich Nr. 5. Dies ist der volle
Inhalt meines letzten Willens, über welchen ich eine löbliche
Abhandlungs-Instanz eine feste Hand zu halten bitte. Urkund dessen
meine durchgehends eigenhändige Schrift, Unterschrift und Siegel.
Wien, am 10. October 1877. Graf Vincenz Morzin, k. k. Oberst in
Pension. — Da die Freiin Ernestine Schill bereits verschieden ist,
so entfällt die in der dritten Clausel festgestellte Bestimmung. —
Codicill. Der Gräfin Henriette Huyn, Tochter meiner Nichte
Therese Gräfin Huyn, gebornen Gräfin Kurzrock, vermache ich
20,000 fl. Wien, 3. November 1880. Ich ernenne den k. k. Notar
Schiffmann zu meinem Testaments-Executor und Abhandlungspfleger.
Wien, 15. Mai 1882. Graf Vincenz Morzin.
Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe) vom 12.10.1891, Seite 10:
(Ehrengruft des Grafen Morzin.) Die
Leiche des Reichsgrafen Viktor [gemeint wahrsch. Vinzenz oder Doppelname] Morzin (gestorben am
19. Mai 1882) wurde vorgestern auf dem
Zentralfriedhofe,
die Leichen der Gräfin Therese Morzin, des Grafen Karl
Morzin, des Freiherrn Karl und der Freifrau Kornelia
Schell-Bauschlott wurden gestern auf dem
Mahleinsdorfer katholischen Friedhofe
exhumirt. Gestern Vormittags um
11 Uhr fand im Beisein des Kurators Dr. Schiffmann,
Magistratssekretärs Hulka und des Oberbeamten Ruzieka,
der mit der Durchführung der Bestattung betrauten Gesellschaft
»Concordia« die Beisetzung dieser Leichen in dem
von der Kommune Wien gewidmeten Ehrengrabe auf dem
Zentralfriedhofe statt.
Wiener Zeitung vom 19.3.1878, Seite 22:
Schell-Bauschlott Cornelia, Baronin,
k.k. Oberstens-Wittwe, 69 I., I.,
Bauernmarkt 14, Gehirnlähmung.
Morgen-Post vom 21.8.1860, Seite 2:
(Der Herr Reichsgraf Karl von Morzin), k. k. Kämmerer,
General-Major in der Armee und außerordentlicher Gesandter des
souv. Johaniter.Ordens ist in Gmunden gestorben. Der Leichnam wurde
gestern hierher gebracht. Die feierliche Einsegnung findet morgen in der
Kirche zu St. Augustin, die Beerdigung am
Matzleinsdorfer Friedhofe statt.
Wiener Zeitung vom 23.5.1855, Seite 21:
Konvokations-Edikt.
Von dem k. k. Landes-Militärgerichte in Wien wird bekannt
gemacht: Es sei die Frau Theresia Gräfin Morzin,
k. k. Oberstens-Witwe, am 20. April 1855 gestorben. Es
haben demnach alle Jene, welche an diese Verlassenschaft
aus was immer für einem Rechtsgrunde Ansprüche oder
Forderungen zu machen gedenken, dieselben bis den 8. August
1855 entweder persönlich oder durch hinlänglich Bevollmächtigte
hierorts um so gewisser anzumelden, und zu
liquidiren; widrigens diese Verlassenschaft ohne weiters
abgehandelt und damit was Rechtens ist, vorgekehrt werden wird.
Wien den 8. Mai 1855.
Weiters im Grab bestattet:
[Bruder] Karl Graf von Morzin, k.k.Kämmerer, k.k. General-Major in der Armee und außerordentlicher Gesandter des souveränen Johaniter-Ordens, Ritter des Malteser Ordens, * 21.03.1802, † 18.08.1860 in Gmunden (Seestadtl Nr. 18), 58 Jahre, Bestattungsdatum: 11.10.1891, vorher
Matzleinsdorfer Friedhof
[Mutter] Therese von Morzin, geb. Künigl, Gräfin von Ehrenburg und Warth, Obersten-Witwe, * 17.04.1779, + 20.04.1855, Bestattungsdatum: 11.10.1891, vorher
Matzleinsdorfer Friedhof
Cornelia Freifrau von Schell-Bauschlott, geb. Freiin (von der) Trenk, Baronin, k.k. Oberstens-Witwe, * 06.04.1810, † 14.3.1878, 69 Jahre, 1., Bauernmarkt 14, Bestattungsdatum: 11.10.1891, vorher
Matzleinsdorfer Friedhof
Karl Freiherr von Schell-Bauschlott, * 1837 (oder 29.09.1832) in Wien, † vor 06.1877, Bestattungsdatum: 11.10.1891, vorher
Matzleinsdorfer Friedhof
Die Grabstelle (Ehrengrab) befindet sich am
Zentralfriedhof (Gr. 14A, Nr. 25).
Quelle: Text: www.nikles.net, Bilder: www.nikles.net, Die Presse vom 21.5.1882, Seite 14, Wiener Allgemeine Zeitung vom 22.5.1882, Seite 2, Wiener Allgemeine Zeitung vom 23.5.1882, Seite 15, Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe) vom 12.10.1891, Seite 10, Wiener Zeitung vom 19.3.1878, Seite 22, Morgen-Post vom 21.8.1860, Seite 2, Wiener Zeitung vom 23.5.1855, Seite 21.