Die Taborstraße im 2. Wiener Gemeindebezirk,
Leopoldstadt, verläuft zwischen
Donaukanal und
Nordbahnstraße, u.a. im
Karmeliterviertel
und am Rand des Nordbahnviertels und ist etwa 1,9 km lang.
An der westlichen Straßenseite grenzt von der
Nordwestbahnstraße zur Nordbahnstraße, im neuesten Teil der
Straße, seit 1900 der damals von der
Leopoldstadt abgetrennte 20. Bezirk,
Brigittenau, an. Ihren heutigen
Namen trägt die Straße seit dem 18. Jahrhundert. 2011
erhielt die Straße, teilweise noch im Projektstadium, im
Stadtentwicklungsgebiet Nordbahnhof von der Leystraße bis
zur Vorgartenstraße einen neuen Abschnitt, der mit dem
historischen Straßenverlauf noch nicht in Verbindung steht.
Die Taborstraße zählt zu den ältesten Straßen Wiens. Sie
wurde 1406 als Kremser Straße erstmals schriftlich genannt;
diese Bezeichnung war bis zum 16. Jahrhundert in Gebrauch.
Später wurde sie nach den Tabor genannten
Befestigungsanlagen benannt, deren eine sich seit dem 15.
Jahrhundert am heutigen Gaußplatz am Ufer der unregulierten
Donau bzw. am Rand der Donauauen befand. Von dort führten
Brücken bzw. Fähren über die Donauarme Richtung Floridsdorf.
(1698 wurde der Tabor verlegt.)
Die Taborstraße wurde auf Grund ihrer Verkehrsbedeutung zur
Hauptstraße der 1850 in die Stadt Wien eingemeindeten
Leopoldstadt und ist bis heute die wichtigste
Geschäftsstraße des 2. Bezirks.
Geschichte: Der wirtschaftliche Aufstieg begann schon im späten Mittelalter. 1368 wurde etwa dort, wo sich
heute die Schwedenbrücke über den Donaukanal befindet, die so genannte Schlagbrücke (eigentlich Schlachtbrücke, weil
hier die Rinderschlachtungen vorzunehmen waren) erwähnt, Jahrhunderte lang der einzige Donauübergang in dieser
Region. Von dort verlief ein Fahrweg durch den Auwald des Unteren Werds, wie die Insel genannt wurde, zum bis 1698 in
Funktion gebliebenen Alten Tabor, dem heutigen Gaußplatz an
der Bezirksgrenze 2 / 20. Vom Alten Tabor führten ab 1439 Brücken über die anderen Donauarme zu den Fernstraßen nach Prag und Brünn führten.
Herzog Albrecht II. befahl 1433, dass Durchreisende in
Herbergen übernachten müssen, worauf am stadtseitigen Beginn
der Taborstraße, beim heutigen Donaukanal, neue Gasthöfe
entstanden.
Ab 1624 breitete sich westlich der Straße die Siedlung der
aus Wien vertriebenen Juden aus. 1669 / 1670 wurden sie auch
von hier vertrieben, kehrten aber später wieder auf die
Mazzesinsel bei der Taborstraße zurück. Östlich der Straße
siedelten sich 1614 die Barmherzigen Brüder an, die hier
seither ein Spital betreiben.
1698 wurde der Tabor als Befestigungsanlage und Mautstelle
dorthin verlegt, wo sich heute noch das historische Mauthaus (ehem. Amtsgebäude der k.k. Tabormaut)
befindet (Taborstraße 80). Bis etwa 1800 war die Verbauung
links und rechts der Straße bei der Oberen Augartenstraße
angelangt (wo sich der Weg zum Gaußplatz bzw. zum neuen Tabor gabelte).
Im 19. Jh. reduzierte sich die Bedeutung der Taborstraße als
Fernverkehrsweg. Die hier 1838 eröffnete Kaiser
Ferdinands-Nordbahn mit dem Nordbahnhof, bald der wichtigste
Bahnhof der Monarchie, wurde in den Auwald gebaut. Ebenso
entstand später die Nordwestbahn mit dem 1872 eröffneten
Kopfbahnhof direkt an der Taborstraße. 1870–1875 fand eine
große Donauregulierung statt, die der Taborstraße nahe
Wasserwege beseitigte, aber Platz für neue Stadtviertel
schuf.
Die drei Großprojekte veränderten die Stadtlandschaft am
nördlichen Ende der Taborstraße stark und führten dazu, dass
sich Verkehrsströme auf andere Verkehrsmittel und andere
Routen verlagerten. Die Taborstraße war nun vor allem
Hauptstraße eines von starker Bevölkerungszunahme
charakterisierten Stadtteils.
Bauten:
Bemerkenswerte heutige und ehemalige Bauten an der Taborstraße sind unter anderen folgende (ungerade Hausnummern an der westlichen, gerade an der östlichen Straßenseite; die Nummerierung beginnt am Donaukanal):
* Nr. 1: Mediatower der Verlagsgruppe News (Architekt: Hans
Hollein), fertiggestellt 2001. Hier stand bis 1912 das
„Kroatenhaus”, ein kleines Haus, in dem sich ein Café von
Ignaz Wagner, Vater einer Geliebten Ferdinand Raimunds,
befand. Dieser wohnte hier kurz vor seinem Tod. Im 1997
abgerissenen Nachfolgebau („ÖMV-Haus“) befand sich ab 1955
der Mineralölkonzern OMV.
* Nr. 2: Uniqa Hotel- und Geschäftsgebäude (Hotel Sofitel
und Stilwerk, Architekt: Jean Nouvel, Hauptadresse:
Praterstraße 1), eröffnet 2010. 1770 brach hier in der
Herberge zum „Goldenen Lamm” ein Brand aus, bei dem Kaiser
Joseph II. beinahe von einer einstürzenden Mauer erschlagen
worden wäre. Mehrmaliger Besucher im 1873 an diesem Standort
errichteten Hotel Continental, das bis 1945 bestand, war
Otto von Bismarck.
* Nr. 8, 8a und 8b: Hotel Central, errichtet 1914 von
Siegfried Theiss und Hans Jaksch; zuvor Einkehrgasthof, dann
jüdisches Bethaus. Weiters 1916–1996 Tabor-Kino, mit
ursprünglich 1000, später 500 Plätzen eines der größten
Wiens.
* Nr. 10: ehem. Börse für landwirtschaftliche Produkte,
heute Stätte des Serapionstheaters, vorher Einkehrgasthof
* Nr. 12: Hotel Stefanie, seit 1872, benannt nach
Kronprinzessin Stephanie, zuvor Einkehrgasthof
* Nr. 16: Kloster der Barmherzigen Brüder mit Kirche,
Klosterapotheke und Krankenhaus (seit 1614; Spitalseingang:
Große Mohrengasse 9)
* Nr. 17, 17a, 17b: Neubau von 1911; zuvor Großwohnhaus Zum
Goldenen Hirschen, u. a. Wohnsitz von Johann Strauss (Vater)
* zwischen Nr. 17b und 19: Karmeliterkirche St. Josef und
Karmeliterplatz
* Nr. 20: ehemals Einkehrwirtshaus Zum goldenen Brunnen,
1908 demoliert
* Nr. 26: Bärenapotheke, siehe auch Franz Haunold.
* bei Nr. 26: Denkmal für Julius Ofner (1845–1924),
Sozialpolitiker, Reichsratsabgeordneter, 1919 Mitglied der
Konstituierenden Nationalversammlung; von Karl Wollek, 1932
enthüllt, in der NS-Zeit 1943 entfernt, 1948 provisorisch
und 1954 definitiv wieder aufgestellt; siehe auch Ofnergasse
* Nr. 36: ehemals Helios-Kino (1913–1983 / 1988)
* Nr. 39, Ecke Obere Augartenstraße: früher Hotel "Bayrischer Hof" (ehemaliger Besitzer: Stadtrat Karl Meißl) mit Bayrischer Bierstube und Festsaal
* bei Nr. 40: U-Bahn-Station Taborstraße (erbaut 2003–2008)
* Nr. 80: historisches Mauthaus Am Tabor (am einstigen hier
vorbeifließenden Donauarm befand sich lang das nördliche Ende der Taborstraße)
* bei Nr. 89: Johannes-Nepomuk-Kapelle (Am Tabor)
* Nr. 89–93: ehemals Halle des Nordwestbahnhofs (20. Bezirk)
* Nr. 94 / Marinelligasse 1: Gemeindebau Marinellihof,
erbaut 1926 (Arch. Leopold Schulz), benannt nach Karl von
Marinelli, Direktor des Leopoldstädter Theaters
* Nr. 120, Identadresse Leystraße 160: Bildungscampus Christine Nöstlinger im Nordbahnviertel, wegen seiner charakteristischen Grundrissform „Blume" genannt; eröffnet im Herbst 2020.
Verkehr: 17 Jahre nach der Betriebsaufnahme der
ersten Pferdetramway in Wien verkehrte dieses Verkehrsmittel
1882 zum ersten Mal von der Schwedenbrücke durch die
Taborstraße bis zum Nordwestbahnhof. Seit 1869 verkehrte es
aber schon auf dem Franz-Josefs-Kai und seit 1873 kreuzte
die seit 1907 (und bis heute) Linie 5 genannte Strecke, die
mehrere Wiener Kopfbahnhöfe verbindet, die Taborstraße
zwischen Trunnerstraße und Nordwestbahnstraße.
1897 war der 5er die erste elektrische Straßenbahnlinie
Wiens, die Strecke durch die innere Taborstraße folgte im
Jahr 1900. 1901 wurde der Abschnitt vom Nordwestbahnhof zur
Dresdner Straße gebaut und sofort elektrisch betrieben. Im
gleichen Jahr wurden auch Abzweigungen in die Heinestraße
(zum Praterstern; seit 2008 nur bei Umleitungen verwendet)
und in die Obere Augartenstraße (zur Augartenbrücke; im
Personenverkehr bis 1945 genützt, Jahrzehnte später abgetragen) gebaut.
Auf diesen Strecken verkehrten diverse Linien, am längsten
die Linien O (1907–1977) in die Brigittenau und C
(1910–1960) nach Kaisermühlen. Seit 2008 fährt die Linie 2
durch die Taborstraße, die bei der Oberen Augartenstraße auf
die in Tieflage gebaute U-Bahn-Linie U2 mit der
U-Bahn-Station Taborstraße trifft. Der 2er befährt
zentrumsseitig die südliche Hälfte der Ringstraße um die
Altstadt und endet im Norden bei der
Floridsdorfer Brücke im 20. Bezirk.
Am südlichen Ende der Taborstraße befindet sich jenseits des
Donaukanals die U-Bahn-Station Schwedenplatz der Linien U1
und U4.
Dem Individualverkehr bietet die Taborstraße nordwärts mit
der anschließenden Dresdner Straße usw. eine Zufahrt zur
Floridsdorfer
Brücke über die Donau und
zur linksufrigen Donauuferautobahn. Südwärts biegt man von
der Taborstraße stromaufwärts in die Obere Donaustraße und
stromabwärts in den Franz-Josefs-Kai ein. Der Querschnitt
der Fahrbahn der Taborstraße ist allerdings gering; neben
geparkten Fahrzeugen steht dem Autoverkehr zumeist nur der
Fahrbahnteil zur Verfügung, der auch von der Straßenbahn
benützt wird. Nur im nördlichsten Teil ist die Straße etwas breiter.
Quelle: Text: Wikipedia, Bilder: Asio otus unter der Lizenz CC BY-SA 3.0 und gemeinfrei.
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Günter Nikles
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